DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-08-2021 08:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wa

Im Süden einzelne markante Gewitter. Unwetter nicht ganz ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... In einer lebhaften Westströmung zieht heute ein vor allem in 300 hPa
ausgeprägter flacher Höhentrog von Bayern rasch nach Osteuropa. Der nachfolgende
flache Keil schwenkt bereits bis Mittag über weite Teile Deutschlands hinweg und
erreicht um 12 UTC bereits den Südosten. Nachfolgend greift ein flacher
Kurzwellentrog auf den Westen und Norden über, an den eine Kaltfront gekoppelt
ist, die bis 18 UTC Nordwestdeutschland überquert. Kaltluftadvektion überläuft
jedoch die Kaltfront, so dass die Wetteraktivität an der Front nur gering ist.
Zuvor entwickelt sich in Südwürttemberg und in Zentral- und Südbayern ML-Cape
zwischen 500 und 1500, in der Spitze in Südostbayern auch gut 2000 J/Kg bei
Auslösetemperaturen um 30 Grad. Hier sorgt allerdings die aufkommende KLA und
auch negative Vorticityadvektion eher für Absinkprozesse. Insofern sind die
Signale für Schauer und Gewitter bei den Modellen nur schwach ausgeprägt. Der
oper. Lauf von ICON-D2 zeigt gegen Abend nur eine Gewitterzelle knapp südlich
der Donau, Euro 4 bringt im Donaugebiet Gewitter im markanten Bereich und
punktuell sogar mit Unwetter-Regenmengen. Die Globalmodelle haben im Südosten
Regenmengen nur zwischen 0,1 und 5 mm, ICON meist unter 1 mm im Programm. GFS
zeigt auch im östlichen Mittelgebirgsraum einzelne Schauer oder Gewitter.
Insofern sollten Gewitter heute wegen des fehlenden dynamischen Antriebs von den
Mittelgebirgen ausgehen. Die Gewitter können sich dann aber von den Höhenzügen
ablösen.
Am Rande des langsam ins Seegebiet nördlich von Schottland ziehenden
Zentraltiefs frischt der Wind im Norden im Bereich der Kaltfront und dahinter
auf, so dass es am Nachmittag und Abend an der Nordsee und im nördlichen
Schleswig-Holstein steife Windböen geben kann. Ansonsten ist der Südwestwind
abgesehen von Gewitterböen nur schwach bis mäßig unterwegs. Die Temperaturen
sind heute nochmals sommerlich mit Werten zwischen 25 Grad im südlichen Emsland
und örtlich 32 Grad im Süden und Osten Deutschlands. Im äußersten Nordwesten ist
es mit 21 bis 24 Grad etwas frischer.




In der Nacht zum Samstag kommt die Kaltfront in allgemein stabilem Umfeld weiter
südostwärts voran und bringt dem Norden und der Mitte zwar viele Wolken, aber
wohl kaum Regen. In den Nordwesten gelangt aber im Nachtverlauf schon das
nächste Frontensystem, dass zumindest im Nordseeumfeld für einige Schauer sorgen
dürfte. Da sich der Gradient über Südskandinavien eher noch verstärkt, bleibt
der Wind auch in der Nacht im Norden lebhaft (aus Südwest), für warnwürdige Böen
dürfte es aber allenfalls an der Nordfriesischen Küste exponiert reichen. Im
Süden bleibt es im Bereich des Hochs über den Alpen windschwach. Mangels
externer Antriebe lässt die Gewittertätigkeit im Nachtverlauf nach und zieht
sich wahrscheinlich an die Alpen zurück. Die meisten Wolkenauflockerungen dürfte
es rückseitig der Kaltfront im Westen geben und zwischen Main und Donau.
Vereinzelt entstehen auch wieder flache Nebelfelder. Im Nordwesten wird die
Nacht mit Tiefstwerten zwischen 13 und 10 Grad etwas kühler als bisher, im
Südosten sind es dagegen 18 bis 14 Grad.

Samstag... bleibt die Kaltfront knapp südlich des Mains liegen und löst sich
auf. Es bleibt aber ein deutlicher Luftmassenunterschied mit 14 bis 18°C in 850
hPa südlich des Mains und 10 bis 7°C in der Norddeutschen Tiefebene bestehen.
Der Norden wird zudem von dem zweiten Frontensystem touchiert, das viele Wolken
und ganz im Norden auch Schauer bringt. Dort bleibt der Gradient auch
unverändert stark, so dass mit dem Tagesgang der Südwestwind auffrischt und in
Böen an der Küste und im Landesteil Schleswig steif weht, in exponierten Lagen
sind sogar stürmische Böen drin. Der Süden befindet sich in der Nähe der
Hochdruckzone, die von den Azoren bis zu den Alpen reicht. Hier ist der Wind nur
schwach und dreht auf West. Dies erklärt auch, warum die Luftmassengrenze so
stationär bleibt. Von Südbaden bis nach Südostbayern gibt es nach wie vor eine
sehr feuchte Luftmasse mit PPW´s zwischen 30 und 35 l/m². Dort wird bei
reichlich Sonnenschein trotz relative schwachem vertikalem Temperaturgradienten
(bodennahe KLA vor der ehemaligen Kaltfront) trotzdem einiges an CAPE generiert,
zwischen 700 und 1500 J/kg werden hier simuliert. Hebungsantriebe sind aber im
Bereich des sich vorübergehend verstärkenden Azorenhochkeils kaum vorhanden, so
dass die Orographie einmal mehr für die Auslösung von Gewittern sorgen muss.
Allerdings zeigen die feinmaschigen Modelle lediglich im Alpenraum
Gewittersignale (ICON-D2-EPS auch im Donaugebiet von Württemberg).
Unwetterregenmengen können dabei nicht ganz ausgeschlossen werden. Am stabilsten
ist das Wetter auf der Rückseite der ehemaligen Kaltfront in einigen Regionen
der Mitte Deutschlands. Dort scheint lange die Sonne und es bleibt
flächendeckend trocken. Entsprechend des Luftmassenunterschiedes und der
Bewölkung verteilen sich die Höchstwerte zwischen 28 und 32 Grad in weiten
Teilen des Südens und der Mitte und 21 bis 26 Grad im Nordwesten und Norden mit
den niedrigsten Werten an der Nordsee.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Zentraltief nach Mittelschweden,
dementsprechend verringert sich der Druckgradient im Nordwesten, bleibt aber im
Ostseeraum anfangs stark, so dass der westsüdwestliche Wind im Bereich der
Nordsee im Nachtverlauf sich abschwächt, an der Ostsee aber bis zum Morgen
steife Böen zu erwarten sind. Zum Binnenland hin schwächt sich der Wind deutlich
ab, dort dominiert die Hochdruckzone. Die Gewitter im Süden sollten mangels
Antriebs in der Nacht wieder zusammenfallen. Dann wird es in der Mitte und im
Süden oft klar. Bei schwachem Wind kann auch wieder in einigen Flussniederungen
flacher Nebel entstehen. Über den Norden schleift dagegen die Front und bringt
weiter viele Wolken und meist leichte schauerartige Regenfälle. Die Tiefstwerte
liegen zwischen 16 und 8 Grad mit den tiefen Werten in einigen
Mittelgebirgstälern.

Sonntag... schwenkt der Kurzwellentrog eines neuen Höhentiefs über dem südlichen
Nordmeer über die Britischen Inseln südostwärts. In der Folge dreht die
Höhenströmung bei uns leicht Richtung Südwest und wird auch vorübergehend etwas
antizyklonaler. Das Zentraltief über Westfinnland füllt sich langsam auf, so
dass sich das Bodenhoch etwas nach Norden ausdehnen kann und der Südwestwind im
Norden wieder schwächer wird. Das schleifende Frontensystem werden wir aber
nicht los, so dass im Norden weiter die dichten Wolken dominieren, aus denen
auch wieder schauerartiger Regen fallen kann. Auch die feuchtheiße Luft ganz im
Süden bleibt dort liegen und weitet sich eher sogar etwas nach Norden aus (mit
ähnlichen Zutaten wie am Vortag). Damit dürfte es - ähnlich wie am Samstag - im
Umfeld der Alpen und südlichen Mittelgebirge wieder einzelne Gewitter geben,
auch deren Stärke dürfte sich an den Vortagen orientieren. In der Mitte bleibt
es dagegen trocken, allerdings machen sich in der nördlichen Mitte die Wolken
der Frontalzone etwas mehr bemerkbar. Weiterhin ist es in vielen Teilen
Deutschlands sommerlich warm mit 27 bis 31 Grad, im Norden mit 21 bis 26 Grad
weiterhin deutlich kühler.
In der Nacht zum Montag schwenkt der oben erwähnte Höhentrog zur südlichen
Nordsee und somit verstärken sich auf seiner Vorderseite die Schauer in
Nordwestdeutschland. An der Nordsee sind einzelne Gewitter möglich. Auch im
Süden wird die Höhenströmung zyklonaler, so dass die Gewitter vom Abend teils
bis in die 2. Nachthälfte aktiv sein können bzw. sich sogar neu entwickeln
können.

Modellvergleich und -einschätzung
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Großräumig simulieren die Modelle recht ähnlich. In den Niederschlagssignalen
gibt es Unterschiede, die ober behandelt wurden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden