DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-08-2021 07:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z Übergang zu H M

Heute und morgen in der Nordhälfte Schauer und kurze Gewitter, vereinzelt mit
Starkregen und stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegen wir an der Südflanke eines Troges über Nord- und Nordwesteuropa
in einer westsüdwestlichen Strömung. Das korrespondierende Bodentiefdruckgebiet
liegt über der nördlichen Nordsee. Dabei gelangt mäßig warme bis warme
Meeresluft nach Mitteleuropa. An einer Konvergenz treten anfangs im
Nordseeumfeld schauerartige Regenfälle auf, mit geringen Starkregenpotential
laut ICON D2, diese ziehen aber recht rasch nach Nordosten ab. Ansonsten greift
ein Randtrog auf den Nordwesten Deutschlands über, womit die Schichtung wieder
labilisiert. Die Temperatur geht in 500 hPa auf nahe -20°C zurück, bei 850 hPa
Werten um +7°C. Entsprechend kann sich wieder ML-Cape bis 500 J/Kg aufbauen bei
einem Wassergehalt der Luft von ca. 25 mm und es bilden sich in der
Nordwesthälfte wieder Schauer und einzelne kurze Gewitter, die bei Mittelwinden
bis 30 kt in 850 hPa stürmische Böen bringen können.
In der Südosthälfte ist die Schichtung im Bereich einer Hochdruckzone, die von
der Biskaya bis nach Osteuropa reicht, stabiler und die Luftmasse trocknet etwas
ab. Es bilden sich lediglich flachere Quellwolken, die an der Absinkinversion in
ca. 750 hPa auseinanderlaufen. Lediglich in den Alpen besteht durch die
Orografie eine leichte Schauerneigung, für Gewitter sollte es nicht reichen.
Über dem Nordwesten lebt der Wind mit dem Tagesgang wieder auf, weil das leichte
Aufweichen des Gradienten von der Tagesböigkeit überkompensiert wird. Somit
kommt es an den Küsten zu Böen Bft 7, im Landesinneren bei Schauern und
Gewittern zu Böen Bft 7 bis 8.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Tiefschwerpunkt nur wenig nach
Osten und liegt weiter über der Nordsee. Eine neue Kurzwelle erreicht im Laufe
der 2. Nachthälfte den Westen Deutschlands und löst dort Schauer, vereinzelt
auch Gewitter, zum Teil aber auch nichtgewittrigen Starkregen aus. Auch an den
Küsten, vor allem an der Nordsee hält Schauerneigung an, inklusive kurzer
Gewitter.
Der Südwestwind frischt dort etwas auf, für mehr als Bft 7 dürfte es aber auch
im Nordseeumfeld nicht reichen (außer bei Gewittern).
Ansonsten verläuft die Nacht ruhig und vor allem im Süden und Osten gebietsweise
auch gering bewölkt. In und an den Alpen kann es durch leichte PVA einige
Schauer oder etwas Regen geben, mengenmäßig bleibt der Regen überschaubar und
auch die Gewitterneigung eher gering.


Dienstag... verschiebt sich der Tiefschwerpunkt langsam weiter nach Osten womit
die Strömung am Boden und in der Höhe etwas nach West dreht. Während der oben
erwähnte nächtliche Trog unter Abschwächung über den Nordosten zur Ostsee
abzieht, verlagert sich ein weiterer Randtrog am Nachmittag von Benelux nach
Norddeutschland.
Mit Übergreifen des Troges labilisiert im Norden und in der Mitte die Schichtung
noch etwas (ML-Cape auch etwas über 500 J/Kg bei PPWs um 25 mm).
Die Folge ist ein erneutes Aufleben der Schauer- und Gewittertätigkeit von West
nach Ost, die Begleiterscheinungen sind maximal im markanten Bereich
angesiedelt, leichtes Potential für Starkregen und stürmische Böen. Häufig
bleiben die Gewitter sogar "gelb". Ganz im Westen klingen die Schauer abends mit
Durchzug der Trogachse wieder ab.
Der Wind frischt tagsüber erneut auf. Steife, ganz vereinzelt stürmische Böen
treten - wie erwähnt - nur bei Gewittern auf.
Abseits der Schauer reicht es höchstens an den Küsten für starke bis steife
Böen.

Über dem Süden hält sich weiter ein Hochkeil der für leichtes Absinken und
weitgehend niederschlagsfreies Wetter sorgt. Vor allem südlich des Mains und
über der östlichen Mitte scheint längere Zeit die Sonne und die Temperaturen
steigen über 25°C, vereinzelt bis 28°C im Süden, während sie bei den Schauern
zwischen 20 und 25°C liegen.

Eine leichte Schauer- und Gewitterneigung gibt es dann erst wieder ganz im
Süden, vor allem an und in den Alpen, wo mit Hilfe der Orografie hochreichende
Konvektion in Gang kommen kann.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Trog über den Nordosten ab, gefolgt
möglicherweise von einer weiteren Kurzwelle, die dann aber nur noch den
äußersten Nordosten tangiert. Die Schauer und Gewitter klingen ab, im Nordosten
verzögert und das Wetter beruhigt sich zusehends, da von Westen her ein
Höhenrücken näherkommt, der mit seiner Achse zum Morgen Frankreich und die
Nordsee erreicht. Über Süddeutschland und dem Alpenraum baut sich vorderseitig
ein Bodenhochdruckgebiet auf. Die Schichtung stabilisiert deutlich, von
Südwesten her klart es auf und gebietsweise bildet sich Dunst oder Nebel. Die
Temperatur geht auf 14 bis 9°C.


Mittwoch... kommt der Höhenrücken über der Nordsee und Frankreich allmählich
nach Osten voran, bleibt aber mit seiner Achse noch westlich des
Vorhersagegebietes. Somit kann sich im Bodenfeld der Hochdruckeinfluss noch
etwas verstärken und in etwa über der Mitte und dem Süden Deutschlands etabliert
sich eine abgeschlossene Hochdruckparzelle. An dessen Nordostflanke bleibt es im
Norden und Nordosten des Landes unterhalb einer Absinkinversion in 700 hPa
wolkig, für
Schauer sollten die Quellwolken aber auch an den Küsten nicht hochreichend genug
sein, eventuell können hier und da aus dichterer SC-Bewölkung ein paar Tropfen
fallen.

Ansonsten scheint im Einflussbereich des Hochs meist die Sonne, im Tagesverlauf
entwickeln sich flache Quellwolken. Ob es im Grenzbereich zur potenziell
instabileren Luftmasse an den Alpen bzw. im angrenzenden Alpenvorland für
einzelne Gewitter reicht, ist unklar, sonst bleibt es aber trocken.
Die Luftmasse erwärmt sich langsam, in 850 hPa bis zum Abend auf Werte zwischen
8 Grad im Nordosten und 15 Grad an den Alpen. In der Nordhälfte werden somit
Höchstwerte zwischen 20 und 25 Grad, im Süden zwischen 24 und 28 Grad erreicht,
im südlichen Oberrheingraben nahe 30 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag greift der Höhenrücken mit seiner Achse auf
Deutschland über, während das Bodenhochdruckgebiet sich langsam über
Mitteleuropa nach Osten verlagert. Die Nacht verläuft unter leichtem Absinken
ruhig, häufig gering bewölkt mit örtlichem Dunst oder Nebel, der aber wohl nicht
warnrelevant wird. Die Temperatur geht auf 14 bis 9 Grad zurück. Der Wind ist
meist nur schwach unterwegs.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich, ohne größere Unterschiede. Die Starkregengefahr
für die kommende Nacht im Westen dürfte trotz der Signale im ICON D2 (auch EPS)
eher gering sein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner