DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-08-2021 08:01
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW, vorübergehend Trm

Vor allem im Norden und Westen, mitunter auch in der Mitte und im Osten
bevorzugt in der 2. Tageshälfte Schauer und Gewitter, teils mit stürmischen Böen
und mit Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Der Randtrog eines kräftigen Zentraltiefs bei Schottland schwenkt
heute vom nördlichen und östlichen Deutschland zum Baltikum. Von Frankreich her
folgt aber ein weiterer Kurzwellentrog, in dessen Kern in 300 hPa am Ärmelkanal
sogar ein kleines Höhentief eingelagert ist, das um 18 UTC über dem Emsland
simuliert wird. Zwischen dem Bodentief, das anfangs einen Kerndruck unter 995
hPa aufweist und dem Azorenhochkeil über den Alpen herrscht ein veritabler
Gradient, so dass vor allem bei Schauern von Nordwestdeutschland bis in die
zentralen Mittelgebirge (hier oberhalb von 400 m) steife Windböen auftreten. Mit
dem Übergreifen des neuen Troges und der Tageserwärmung baut sich in weiten
Teilen des Landes ML-Cape auf mit 100 bis 450 J/Kg bei PPWs zwischen 20 und 25
mm und vor allem im Westen, Nordwesten und im Mittelgebirgsraum resultieren
Schauer und bevorzugt nachmittags und abends lokale Gewitter, die vereinzelt
Starkregen über 15 mm und stürmische Böen, ganz vereinzelt auch Sturmböen
produzieren. Die Mittelwinde erreichen in den genannten Regionen nämlich bis zu
30 kt. Im Südosten wird mit Annäherung des Troges die über Österreich
schleifende Kaltfront aktiviert und entsteht Scherung mit Nordwestwind am Boden
und Südwestwind in der Höhe, so dass Aufgleiten die Folge ist mit entsprechendem
Regen. Dabei kann ein eingelagertes Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Somit
ist hier auch mehrstündiger Starkregen möglich.
In der Nacht zum Montag zieht der Trog über den Osten hinweg zur östlichen
Ostsee und nach Polen. Insofern sind vor allem eingangs der Nacht im Osten und
Nordosten, hier vor allem an der Ostsee, noch einzelne Gewitter möglich. In der
2. Nachthälfte folgt im Nordwesten ein vor allem in unteren Schichten
ausgeprägter Kurzwellentrog, der dann im Nordseeküstenbereich neuerlich Gewitter
auslöst. Dabei sind dann mit größerer Wahrscheinlichkeit als am Tage
Starkregenfälle über 20 mm in kurzer Zeit möglich sowie Böen Bft 8 bis 9.
Ansonsten fallen die meisten Schauer in sich zusammen. An der Nordsee sind auch
außerhalb der Gewitter steife Böen, auf exponierten Bergen auch Sturmböen
möglich.

Montag... regeneriert sich der westeuropäische Trog des Zentraltiefs bei
Schottland und ein weiterer Randtrog greift auf den Westen und Norden
Deutschlands über mit Temperaturen in 500 hPa von -18 bis -19 Grad. Entsprechend
entwickelt sich nicht ganz so viel ML-Cape wie am Vortag zwischen 100 und gut
200 J/Kg bei PPWs zwischen 22 und 27 mm. Entsprechend bilden sich besonders im
Westen und Norden im Tagesverlauf Schauer und einzelne kurze Gewitter, die bei
Mittelwinden bis 30 kt in 850 hPa auch stürmische Böen bringen können. Zeitweise
gibt es im Nordwesten auch Warmluftadvektion, so dass man sich auch flächigen
Regen vorstellen kann. Im Südosten reicht die Labilität wahrscheinlich nicht für
Schauer aus, denn hier ist die Schichtung gedeckelt bzw. die Auslösetemperaturen
werden kaum erreicht. Lediglich in den Alpen besteht ein geringes
Gewitterrisiko.
Über dem Nordwesten lebt der Wind wieder auf, weil die weiterhin schwache
Tendenz zu einem Aufweichen des Gradienten von der tagesgangbedingten Konvektion
überkompensiert wird. Somit kommt es am Tage an den Küsten zu Böen Bft 7, im
Landesinneren nur bei Gewittern zu Böen Bft 7 bis 8.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das hochreichende Tief zum Seegebiet
vor Südnorwegen. Ein weiterer Randtrog erreicht im Laufe der 2. Nachthälfte den
Westen und Nordwesten Deutschlands. Der Südwestwind frischt dort etwas auf, für
mehr als Bft 7 dürfte es aber auch im Nordseeumfeld nicht reichen (außer bei
Gewittern).
Mit Annäherung der Trogachse labilisiert die Schichtung durch die Advektion von
Höhenkaltluft (um -20 Grad in 500 hPa) über dem Nordwesten und Westen erneut.
Das hält die Schauertätigkeit vor allem an den Küsten auch die Nacht über hinweg
aufrecht, inklusive kurzer Gewitter. Landeinwärts klingen die Schauer zwar
vorübergehend etwas ab, mit Annäherung des Troges kommt aber dynamischer
Hebungsantrieb ins Spiel und vor allem im Westen lebt die Schauertätigkeit
erneut ein wenig auf, ebenfalls begleitet von kurzen Gewittern.
Im Süden und Osten verläuft die Nacht dagegen wettertechnisch überwiegend ruhig
und vor allem von der Donau bis Main und Mosel sowie im Osten auch teils gering
bewölkt. Die immer noch über dem Alpenraum liegende Luftmassengrenze wird
allerdings etwas aktiviert, so dass sich leichter Regen von den Alpen bis zum
Vorland ausdehnen kann.

Dienstag... bleibt die hochreichende Zyklone vor Südnorwegen liegen und ein
weiteres Höhentiefzentrum befindet sich knapp südöstlich der Färöer-Inseln.
Während der oben erwähnte nächtliche Trog unter Abschwächung über den Nordosten
hinweg zur Ostsee zieht, verlagert sich ein weiterer Randtrog von Benelux nach
Norddeutschland. Am Boden kippt der geostrophische Wind von Südwest auf West, am
Boden resultiert daraus ein Westsüdwestwind am Abend. Gleichzeitig bleibt der
Hochkeil am Alpenrand liegen und kann sich sogar noch etwas verstärken.
Letztlich reicht es aber auch an der Küste außerhalb von Schauern wohl nicht für
eine steife Windbö sondern allenfalls für 5er und 6er Böen.
Mit übergreifen des Troges labilisiert im Norden und in der Mitte sowie im Osten
die Luftmasse im Tagesverlauf (ML-Cape 200 bis gut 500 J/Kg im Osten bei PPWs
zwischen 20 und 27 mm). Die Folge ist ein deutliches Aufleben der Schauer- und
Gewittertätigkeit von West nach Ost in der Mitte und im Norden Deutschlands, die
Begleiterscheinungen sind weiterhin maximal im markanten Bereich angesiedelt.
Ganz im Westen klingen die Schauer gegen Abend mit Durchzug der Trogachse wieder
ab.
Der Wind frischt mit dem Tagesgang erneut auf. Steife, ganz vereinzelt
stürmische Böen treten aber nur bei Gewittern auf.

Im Süden, im Bereich des Hochkeils, verläuft der Tag dagegen wettertechnisch
ruhig. Eventuell reicht es an den Alpen für einzelne Schauer oder Gewitter,
ansonsten scheint dort häufig die Sonne und auch in der Lausitz kann sie sich
länger zeigen. Die Temperatur in 850 hPa verharrt im Norden und in der Mitte
zwischen 7 und 9 Grad, im Süden steigt sie auf 10 bis 14 Grad. Somit wird es
dort mit 25 bis 27 Grad sommerlich warm, sonst liegen die Höchstwerte zwischen
19 und 24 Grad, in der Lausitz etwas darüber.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die großräumige Entwicklung recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden