DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-09-2016 09:00
SXEU31 DWAV 030800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.09.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a, Übergang zu W z
Heute keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Am Sonntag von Nordwesten
her schauerartiger Regen und Gewitter, dabei in der Mitte, im Osten und im
Südosten Gefahr von Sturmböen. Ab dem Abend an den Alpen einsetzende Dauerregen.
Am Montag vor allem im Osten noch einmal Schauer und Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland an der Nordwestabdachung eines flachen Höhenrückens
und somit in der Nähe der Frontalzone, aber noch deutlich an deren warmer Seite.
Diese macht sich in Form von hohen und zum Teil bereits mittelhohen
Wolkenfeldern bemerkbar, die nahezu ganz Deutschland bereits erfasst haben. Eine
schwache Okklusionsfront mit Kaltfrontcharakter konnte bereits bis etwa zur
Mitte Deutschlands vordringen. Diese Front lässt sich kaum analysieren; ohnehin
sind an diese Front keine nennenswerten Niederschläge gekoppelt. Am
Niederschlagsgeschehen wird sich heute im Tagesverlauf ohnehin nicht allzu viel
ändern. Allenfalls in Nordseenähe und ganz im Nordwesten kann es aufgrund der
Nähe zur Frontalzone ein wenig Regen geben. In diesen Gebieten hält sich auch
meist stärkere Bewölkung.
Ansonsten sorgt die Hochbrücke, die sich, ausgehend vom Azorenhoch, über den
Alpenraum hinweg bis zum Donezkbecken erstreckt, für Auflockerungen und auch
Aufheiterungen. Absinken sollte trotz der im Süden zunehmenden Labilisierung die
Gewitterneigung gering halten. Allenfalls über den Alpen können sich später am
Tag einzelne Wärmegewitter entladen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch
gering.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 24 bis 29, in den tieferen Lagen
Südwestdeutschlands bis 30 Grad. Im Norden und Nordwesten unter Wolken sowie in
den Hochlagen der Mittelgebirge sind 19 bis 23 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag greift ein Trog von den Britischen Inseln kommend auf
die Nordsee über. Die Warmfront des korrespondierenden Tiefs erfasst den Norden
und Westen Deutschlands. Bis Sonntagfrüh setzt dann auch in den mittleren
Regionen Deutschlands Regen ein. Warnrelevante Niederschlagssummen sind jedoch
nicht zu erwarten. Im Warmsektor dieses Tiefs verschärft sich der Gradient
etwas, so dass zumindest an Teilen der Nordseeküste und auf höheren Berggipfeln
warnrelevante Böen auftreten können.
Südlich der Mittelgebirge und vor allem nach Südosten hin kann es noch einmal
aufklaren. Die Nebelneigung sollte aber aufgrund der bisherigen Trockenheit
gering bleiben.


Sonntag... greift der o.g. Trog auf den Nordwesten Deutschlands über. Die
zunächst gut definierte Kaltfront des korrespondierenden Bodentiefs, das dann
die mittlere Nordsee erreicht, kommt bis Sonntagabend etwa bis zu einer Linie
Oderhaff - Rhön - Saarland voran.
Der Trog, der zwar keine eindeutig definierte Achse aufweist, sorgt mit
kurzwelligen, herauslaufenden Anteilen für Hebung, die durchaus hochreichende
Konvektion auslösen kann. Dies kann zum einen in der präfrontal noch vorhandenen
feuchtlabil geschichteten Warmluft vonstattengehen. CAPE erreicht bis 500 J/kg,
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 25 bis etwa 35 mm, die
niedertroposphärische Scherung (0 bis 1 km) bis 20 m/s (das ist viel!). Im 850
hPa-Niveau sind bis 35 kt, in 700 hPa bis 45 kt Windgeschwindigkeit zu erwarten.
Die Voraussetzungen für organisierte Konvektion (möglicherweise mit teils
schweren Sturmböen, vielleicht sogar bis hin zu unwetterartigen Entwicklungen)
wären somit gegeben. Am wahrscheinlichsten wäre dies nördlich des Erzgebirges
und am Alpennordrand bis vielleicht nach Niederbayern, wo föhnbedingt die
Chancen für Auflockerungen am größten sind.
Die unbekannte Größe ist jedoch die Einstrahlung. Sollte diese fehlen, kann auch
der Tagesgang nicht allzu viel ausrichten. Dann greifen in Verbindung mit der
Kaltfront schauerartige und vereinzelt gewittrige Niederschläge auf diese
Regionen über.
Postfrontal zeichnet sich eine vorübergehende leichte Stabilisieurng ab, bevor
mit Annäherung des Troges die Schichtung erneut labiler wird, was zuallererst im
Nordwesten der Fall sein dürfte. In Verbindung mit diesem Trog wird auch in
diesen Gebieten Konvektion ausgelöst. Allerdings handelt es sich hierbei um
typische Kaltluftgewitter, die zum einen weniger organisiert und bei weitem
nicht so hochreichend sind wie die Gewitter in der Warmluft.
Mit der Annäherung des Troges verschärft sich der Gradient noch etwas, so dass
auch abseits der Front und außerhalb von Gewittern in Küstennähe sowie im
Bergland, im Westen und Südwesten Deutschlands und in Teilen der Mitte
zusätzlich in freien Lagen Windböen und im Bergland West- und
Südwestdeutschlands stürmische Böen auftreten können. Auf höheren Berggipfeln
sind dann Böen bis Sturmstärke möglich.
Auflockerungen sind am ehesten noch im Südosten und ganz im Osten möglich. Dort
sowie in tieferen Lagen Südwestdeutschlands sind noch einmal 24 bis 27 Grad zu
erwarten. Ansonsten bewegen sich die Temperaturen in der gut durchmischten
Luftmasse zwischen 18 und 23 Grad.
In der Nacht zum Montag beginnt der Trog über dem Nordosten Deutschlands und
Nordwestpolen auszutropfen. Mit der Drehung der Strömung auf Nordwest und dem
Vordringen der Kaltfront bis zu den Alpen setzen zunächst entlang vom Hochrhein
und im Allgäu, ausgangs der Nacht dann am gesamten Alpenrand Niederschläge ein,
wobei in Staulagen bereits die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden
können.
Ansonsten kommt es, bedingt durch die warme Meeresoberflächentemperatur in
Küstennähe und durch das austropfende Höhentief im gesamten Nordosten bis hin
zum Erzgebirgsraum noch zu weiteren Schauern, die vor allem an der Küste auch
noch gewittrig sein können. In den anderen Gebieten sollte eine Wetterberuhigung
einsetzen, wobei aufgrund des weiter vorhandenen kräftigen Gradienten Nebel kaum
auftreten dürfte.

Montag... verlagert sich das Cut-Off-Tief nach Südostpolen und macht den Weg
frei für einen Höhenkeil, der sich, ausgehend vom dem Höhenhoch über der
Iberischen Halbinsel, über die Nordsee hinweg bis zu den Baltischen Staaten
ausweitet. Hierdurch nimmt das korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über
der Biskaya Verbindung mit dem über der Norwegischen See liegenden Hoch auf.
Im Nordosten und im Osten Deutschlands ist vorerst noch das o.g. Cut-Off-Tief
wetterwirksam. Die Schichtung ist dort hinreichend labil, das Höhentief steuert
die entsprechende Hebung bei, so dass in diesen Gebieten wiederholt Schauer und,
gestützt durch den Tagesgang, auch kurze Gewitter auftreten können. Da es sich
hierbei um typische Kaltluftgewitter handelt, sollte der markante Warnstatus
wohl eher nicht erreicht werden.
Mit der Verlagerung des Cut-Off-Tiefs nach Südosten stellt sich eine steile
nordwestliche Strömung ein, was die Stausituation an den Alpen verschärft. Daher
wird sich an der Dauerregenlage an den Alpen nicht allzu viel ändern.
Mit der Kräftigung des Hochs kommen im Norden und später auch im Westen mehr und
mehr Auflockerungen und auch Aufheiterungen in Gang, wobei zunächst allerdings
noch mit der nordwestlichen Strömung teils mehrschichtige Sc-Felder eingesteuert
werden. Hierdurch dürfte die Temperaturentwicklung gedämpft werden. Während im
weitaus größten Teil Deutschlands nur 16 bis 21 Grad zu erwarten sind, werden
mit Hilfe der Sonne bis 23 Grad erreicht. Im Dauerregen an den Alpen sind nur
wenig mehr als 10 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich das über dem östlichen Polen liegende
Höhentief eher nach Süden aus als dass es nach Osten vorankommt. Folglich dreht
die Strömung auf Nord, wodurch an ein Aufhören der Niederschläge an den Alpen
noch nicht zu denken ist. Vielmehr sind dort noch Niederschläge zu erwarten, die
zumindest die markante Warnschwelle erreichen. In Staulagen sind vor allem nach
Osten hin sogar unwetterartige Niederschlagssummen vorstellbar.
Im Norden und Westen und zum Teil auch in den mittleren Gebieten dürfte es dann
aufgrund der Nähe zum o.g. Hoch verbreitet aufklaren. Da sich in diesen Gebieten
eine ausgesprochen gradientschwache Lage einstellt, ist die Nebelneigung größer
werden als in den Nächten zuvor.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich nur geringe Unterschiede ableiten. So
lassen EZMW und GFS (jeweils 12 UTC) das Cut-Off-Tief zum einen etwas rascher
und zum anderen auch weiter westlich nach Süden ziehen als die deutsche
Modellkette, was die höheren Niederschlagssummen dieser beiden Modelle an den
Alpen erklärt. GFS nähert sich mit seinem 00 UTC-Lauf nur geringfügig der
deutschen Modellkette. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes zeigt eine
ähnliche Version.
Hinsichtlich der am Alpenrand zu erwartenden Niederschläge sind bis Dienstagfrüh
50 bis 90 mm Niederschlag vorstellbar, was sowohl durch das ENS des EZMW als
auch durch COSMO-LEPS gestützt wird. Nach der deutschen Modellkette würde sich
noch nicht einmal die Notwendigkeit einer Dauerregenwarnung ergeben.
Allerdings nähert sich die Version des aktuellsten EZMW-Laufes deutlich der oben
beschriebenen Entwicklung und damit den Ergebnissen der deutschen Modellkette.
Die zu erwartenden Niederschläge würden hierdurch signifikant reduziert.
Unwetterartige Dauerregenfälle wären demnach allenfalls noch am östlichen
Alpenrand (Berchtesgadener Alpen) vorstellbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann