DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-08-2021 07:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W, Übergang zu Tr M
Heute im Südosten Dauerregen, Unwetter nur wenig wahrscheinlich. Im Tagesverlauf
im Norden und Nordwesten kurze Gewitter, stürmische Böen nicht ausgeschlossen.
Am Montag in der Mitte und im Süden kurze Gewitter mit stürmischen Böen.
Außerdem mit geringer Wahrscheinlichkeit an der Ostseeküste stürmische Böen. Am
Dienstag in der Mitte und im Süden erneut kurze Gewitter, nach Südosten hin
geringe Wahrscheinlichkeit für Unwetter durch (schwere) Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der sich vom
Nordmeer über Südnorwegen und Frankreich hinweg bis nach Marokko erstreckt.
Kurzwellige, nach Nordosten ablaufende Anteile gestalten den Wettercharakter
wechselhaft. Die trogvorderseitig über dem Südosten Deutschlands schleifende
Kaltfront wird durch einen dieser kurzwelligen Tröge aktiviert, kräftige Hebung
sorgt dort zunächst noch für länger andauernde Niederschläge (und in der
vorgelagerten Warmluft für einzelne starke Gewitter). Mit der Passage des
Kurzwellentroges sollte ab dem Nachmittag die Hebung und auch der Niederschlag
allmählich nachlassen.
Ansonsten stellt sich das für eine Trograndlage typische Wetter ein. Im Norden
und Nordwesten entwickeln sich im Tagesverlauf kurze (Kaltluft)gewitter, die mit
stürmischen Böen einhergehen können. Bei wiederholten kräftigeren Schauern oder
kurzen Gewittern kann vor allem in Nordseenähe Starkregen nicht ganz
ausgeschlossen werden. Diese treten in Verbindung mit einer zweiten, auf den
Nordwesten übergreifenden Kaltfront gehäuft auf.
Dazwischen ergibt sich ein Bereich, der durch kompensierendes Absinken geprägt
ist. Dies betrifft die Gebiete von Rheinland-Pfalz bis Brandenburg und zur
Lausitz. Schauer kommen dort kaum zustande; größere Auflockerungen zeichnen sich
ab, wodurch Höchsttemperaturen bis 24 Grad erreicht werden. Ansonsten bewegen
sich die Temperaturen zwischen 17 und 22 Grad.

In der Nacht zum Montag greift der Trog mit seiner Hauptachse auf den Norden
Deutschlands über, wobei der südliche Teil des Troges weiterhin bis zur
Iberischen Halbinsel zurückhängt. Das darin eingelagerte Tief verlagert sich
nebst korrespondierendem Bodentief nach Südschweden, wodurch der Wind an der
Ostsee auffrischt und in der zweiten Nachthälfte mit Böen bis Bft 7 warnrelevant
wird.
Das Zurückhängen des Troges lässt die zweite Kaltfront zwar bis in die Mitte
Deutschlands vordringen, aber danach setzt Schleifen ein, wobei die Bildung
einer Welle nicht auszuschließen ist. Ohnehin wird die Kaltfront von
Kaltluftadvektion überlaufen, so dass die Wetterwirksamkeit dieser Front nicht
allzu ausgeprägt ist. Vorderseitig sind noch konvektive Umlagerungen
vorstellbar; etwas Labilität ist noch vorhanden. Unwetter sind unwahrscheinlich.
In der zweiten Nachthälfte sollte auch dort Wetterberuhigung erfolgen. Aufgrund
des vorhandenen Gradienten ist die Nebelneigung nur gering.

Montag... verlagert sich der Nordteil des wetterbestimmenden Troges weiter nach
Osten über Polen hinweg zu den Baltischen Staaten, wogegen dessen südlicher Teil
von der Bretagne zum Hohen Atlas reicht, d.h. der Trog faktisch
auseinandergerissen wird. Dies hat über Mitteleuropa eine westliche zyklonale
und leicht mäandrierende Strömung zur Folge. Das in diesen Trog eingelagerte
Tief beginnt sich zwar aufzufüllen, verlagert sich aber auf südlicher Zugbahn
etwa über Bornholm hinweg ostwärts. Hierdurch kann im Nordosten und im äußersten
Norden der Gradient noch etwas zulegen, wodurch, gestützt zudem durch den
Tagesgang, bis ins Binnenland hinein Windböen bis Bft 7 und vor allem an der
Vorpommerschen Ostseeküste stürmische Böen auftreten können. Außerdem entwickeln
sich im Küstenbereich, getriggert durch die relativ warme See und die
ausgeprägtere Zyklonalität, Schauer. Für Gewitter ist die Labilität nicht
hinreichend.
Ein weiterer, in der westlichen Strömung über den Süden Deutschlands hinweg nach
Osten ablaufender kurzwelliger Trog lässt vom Mittelgebirgsrau aus südwärts die
Konvektion bis hin zu kurzen Gewittern mit Starkregen und stürmischen Böen
aufleben.
Wie bereits am Vortag zeichnet sich dazwischen ein Bereich kompensierenden
Absinkens ab, der sich nunmehr über das Norddeutsche Tiefland hinweg bis hin zu
den nördlichen Mittelgebirgen ostwärts erstreckt. In diesen Gebieten dürfte es
weitgehend trocken bleiben. Die Temperaturen ändern sich gegenüber heute nur
unwesentlich.

In der Nacht zum Dienstag wird in der zyklonalen Westströmung ein weiterer Trog
nach Frankreich gesteuert. Zwischen diesem Trog und dem nach Osteuropa
abziehenden Trog stellt sich eine leicht antizyklonal geprägte Strömung ein. Die
Konvektion im Süden und in Teilen der Mitte sollte daher alsbald in sich
zusammenfallen. Im Süden und Südosten weicht zudem der Gradient auf, so dass
sich flache Nebelfelder bilden können.

Dienstag... greift der vor allem in höheren Troposphärenschichten ausgeprägte,
von Frankreich kommende Trog auf Deutschland über. In der mittleren und unteren
Troposphäre zeichnet sich bislang keine eindeutige Trogachse ab. Vielmehr
ergibt sich ein leichtes Rückdrehen der Strömung auf Südwest, wodurch in den
Süden und Südosten Deutschlands dann wieder wärmere (und vor allem labilere)
Luft gelangt. Das Rückdrehen der Strömung lässt dann diese Luftmasse etwas nach
Norden bis etwa zu den nördlichen Mittelgebirgen ausgreifen. Hierdurch
verschiebt sich auch der Bereich kompensierenden Absinkens weiter nach Norden.
Allerdings sind unmittelbar an der Küste einzelne Schauer nicht ganz
auszuschließen.
Die Entwicklung im Süden und Südosten sowie über dem Mittelgebirgsraum gilt es,
im Auge zu behalten. CAPE erreicht in diesen Gebieten ca. 1000 J/kg, der Gehalt
an niederschlagbarem Wasser Werte um 25 mm. Zudem kommt in Verbindung mit dem
übergreifenden Trog im Süden und Südosten verstärkt Scherung auf. Dies lässt
sich als Indiz für organisiertere Entwicklungen hochreichender Konvektion sehen.
In Verbindung mit Gewittern, die durchaus staffelartig auftreten können, besteht
Gefahr von Starkregen, Hagel und (schweren) Sturmböen, wobei Unwetter nicht
ausgeschlossen werden. Weiter nach Norden hin, d.h. über dem Mittelgebirgsraum,
sollte die Konvektion mangels Scherung eher unorganisiert vonstattengehen.
Allerdings ist dieses Szenario noch mit Unsicherheiten behaftet. Fraglich ist,
ob der von Frankreich kommende Trog so weit südlich oder vielleicht etwas weiter
nördlich ansetzt, was dann für den Mittelgebirgsraum eine ausgeprägtere Scherung
bedeuten würde. Außerdem ist der Zeitraum der Trogpassage unsicher. Wenn der
Tagesgang nicht unterstützend wirken kann, dürften sich die konvektiven
Umlagerungen in Grenzen halten. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 18 und 24
Grad bleibt es meist mäßig warm.

In der Nacht zum Mittwoch wird der Kurzwellentrog vom Süden Deutschlands rasch
nach Osten gesteuert, nachfolgend stellt sich vorübergehend eine eher westliche
und leicht antizyklonale Strömung ein. Das mit dem Trog korrespondierende flache
Tief gelangt in den Nordosten Deutschlands. In dessen Bereich kommt die
Konvektion nicht so recht zur Ruhe. Dort ist die Schichtung nach wie vor leicht
labil, ein Gehalt an niederschlagbarem Wasser bis 30 mm birgt ein Potential für
Starkregen in sich. Ob hierdurch Unwettergefahr besteht, lässt sich noch nicht
abschätzen.
Mit der Annäherung eines nachfolgenden, auf Frankreich übergreifenden Troges
dreht diese Strömung erneut leicht zurück und ist dann eher antizyklonal
geprägt. Der Gradient wird auseinandergezogen, so dass sich flache Nebelfelder
bilden können.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich kaum ableiten. Diese liegen im
Bereich der Prognoseunschärfe und beziehen sich vor allem ab Dienstag auf die
Passage und Ausprägung der o.g. Kurzwellentröge.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann*