DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-07-2021 08:30
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 31.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Heute Nachmittag aus den Alpen heraus kräftige Gewitter mit Sturmböen und Hagel
möglich, Unwetter nicht ausgeschlossen.
Ab dem Abend bis in den Sonntag hinein im Allgäu und in Südostbayern (anfangs
teils gewittriger) Stark- und Dauerregen, Unwetter möglich. Morgen Nachmittag
abnehmende Regenmengen.
Heute im Norden vorübergehend bis ins Binnenland stürmische Böen.
Heute vom Niederrhein und Emsland bis ins nördliche Vorpommern, morgen etwas
weiter nach Südosten sowie in Teilen Baden-Württembergs einzelne markante
Gewitter mit stürmischen Böen und Starkregen.
Am Montag bevorzugt in der Mitte einzelne Gewitter mit Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... In der umfangreichen Trogformation, die von Nordosteuropa bis zur
Iberischen Halbinsel reicht, ist ein Höhentief eingelagert, das unter
Abschwächung vom Seegebiet dicht nördlich der Emsmündung über das nördliche
Schleswig-Holstein (12 UTC) zur Südspitze Schweden zieht und mit einem Bodentief
korrespondiert. Seine noch über Südostbayern liegende Kaltfront wird
vorübergehend nach Österreich abgedrängt und Deutschland kommt in den Bereich
von Westen einströmender mäßig warmer Meeresluft mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen 10 und 8 Grad. Nur im Südosten bleibt es mit Werten bei 11 Grad noch
etwas wärmer. Mit Temperaturen von etwa -17 Grad ist die Luft in 500 hPa nicht
sonderlich kalt und so entwickelt sich dort im Tagesverlauf lediglich ein
ML-Cape zwischen 100 und 250 J/Kg. Entsprechend bilden sich etwa vom Niederrhein
und Emsland bis nach Nordvorpommern Schauer und einzelne kurze Gewitter, die mit
stürmischen Böen einhergehen können. Auch im Umfeld des Harzes sind durch
Umströmungseffekte einzelne 8er Böen möglich. Ansonsten reichen die steifen
Windböen bis in die nördlichen und westlichen Mittelgebirge sowie im Osten bis
nach Sachsen. Auch in Südostbayern gibt es noch restliche Labilität und hier ist
die Scherung so groß, dass einzelne kräftige Gewitter aus den Alpen heraus nach
Südbayern ziehen können. Unwetter sind hier nicht ganz ausgeschlossen. Die
Höchstwerte liegen meist zwischen 20 Grad an der Nordsee und 24 Grad im Süden.
Im Südosten können sommerliche Werte um 25 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Sonntag kommt der Südteil des Höhentroges über Frankreich
langsam ostwärts voran und vorderseitig dreht die Höhenströmung über dem Süden
auf SSW zurück. Damit kann sich an der Kaltfront über den Alpen ein Wellentief
bilden, das um 06 UTC über Niederösterreich simuliert wird. In der Folge regnet
es auf der kalten Seite vor allem südlich der Donau wieder kräftiger, teils
konvektiv (auch mit Gewittern/Starkregen) durchsetzt und ergiebig. ICON hat im
Süden bis Sonntagmittag in einem Streifen vom Allgäu bis zum südlichen
Bayerischen Wald 25 bis 40 mm in 12 Stunden im Programm, örtlich sogar
Unwettermengen über 40 mm (ICON-EU). Nach Cosmo-Leps und ICON EU EPS sind vor
allem im Alpenraum unwetterartige Mengen möglich (zu 5 bis 25 Prozent). Im
Zeitraum bis morgen 12 UTC sind die Wahrscheinlichkeiten für unwetterartgien
Dauerregen vor allem bei ICON-EU-EPS noch größer und sogar ICON hat einen
Streifen mit Regenmengen über 40 mm (Unwetter) im Programm.
Der Norden und Westen Deutschlands verbleiben im Trogbereich, wobei sich das
Bodentief über Südskandinavien auffüllt und der Gradient auffächert, so dass
sich der Wind rasch abschwächt. Vor allem im Küstenbereich gibt es Schauer,
vereinzelt auch noch kurze Gewitter. Im breiten Streifen dazwischen verläuft die
Nacht dagegen ruhig.

Sonntag... schon in der Nacht zum Sonntag wird ein weiteres Höhentief über
Südnorwegen, das in den oben beschriebenen Trog eingelagert ist, dominant und
verlagert sich zusammen mit dem darunterliegenden Bodentief zum Skagerrak. Der
breite Südteil des Troges verlagert sich von Frankreich etwas nach Osten und
erfasst damit auch weite Teile Deutschlands. Vorderseitig liegt Deutschland
zunächst in einer südwestlichen, ganz im Süden sogar in einer SSW-Strömung. Im
Tagesverlauf schwenkt ein kurzwelliger Anteil über die Alpen ostwärts.

Das hochreichende Tief im Raum Skagerrak hält auf seiner Südseite die Zufuhr
mäßig warmer, im Nordwesten gar kühler Meeresluft nach Deutschland aufrecht
(Temperatur in 850 hPa zwischen 6 Grad an der Nordsee und 9 Grad im Osten, 18
UTC). Schwerpunktmäßig über dem nordwestlichen Drittel von Deutschland treten im
Trogbereich Schauer und einzelne Gewitter auf, die örtlich eng begrenzt mit
Starkregen und stürmischen Böen verbunden sein können.Auch in Teilen von Baden
sind einzelne Gewitter möglich.

Die instabile Luft wird zwar aus dem Südosten verdrängt, die Regenfälle dort
gehen aber anfangs weiter, da das Wellentief nach Südpolen zieht und in unteren
Schichten für NNW-Winde sorgt. In der Höhe herrscht zunächst noch SSW-Wind und
somit gehet die Gegenstromlage zunächst weiter.
12-stündig sind in SE Bayern weitere 10 bis 20 mm Regen möglich, in 18 bis 24
Stunden am Alpenrand bis 50 mm. Vor allem ICON-EU hat auch Unwettermengen
zwischen 50 und 65 mm vor allem im Allgäu im Programm. Auch im Tagesintervall
liefern die Ensembles Hinweise auf unwetterartige Mengen in diesem Bereich (s.
unten). Eine Dauerregenlage dort darf somit als wahrscheinlich gelten, lokal
kann auch Unwetter Dauerregen anstehen.

Zwischen den Schauern im Nordwesten und dem Regen erstreckt sich ein Streifen
von Südwest nach Nordost (etwa von Rheinland-Pfalz und dem südlichen NRW bis
nach Brandenburg und Nordsachsen), wo nur vereinzelte Schauer fallen und
Aufheiterungen häufiger sind. Diese Zone wird durch leichtes kompensatorisches
Absinken hervorgerufen.

In der Nacht zum Montag zieht das kleinräumige Höhentief samt des
korrespondierenden Bodentiefs langsam über Kattegat nach Südschweden. An dessen
Südwestflanke verschärft sich der Gradient im Küstenbereich und der West- bis
Nordwestwind frischt dort auf mit einzelnen steife Böen.
Von Nordwesten her gelangt gleichzeitig etwas kühlere und stabiler geschichtete
Luft in die Norddeutsche Tiefebene, so dass die Schauer dort rasch nachlassen
und sich weitestgehend noch auf das Nordseeumfeld beschränken. Die instabilste
Luftmasse wird in die mittleren Landesteile abgedrängt, dort kann es auch die
Nacht über einzelne Schauer geben, allerdings bleibt die
Gewitterwahrscheinlichkeit gering.
In den Süden schiebt sich dagegen nach Abzug des Regens ein flacher
Bodenhochkeil, so dass die Wolken vor allem in BaWü sowie im Westen und Süden
Bayerns auflockern, auch dort bleibt es vielerorts trocken.
Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 14 Grad an der Küste und 8 Grad in BaWü.


Montag... verlagert sich das Höhentief zunehmend als kurzwelliger Randtrog zur
nördlichen Ostsee und somit schwenkt auch die Haupttrogachse langsam über
Deutschland ostwärts. Rückseitig schwenkt ein flacher Höhenkeil nach
Deutschland.
Derweil zieht ein kurzwelliger Randtrog vom Seegebiet südwestlich von England
zur Biskaya, wo es sogar zu einem Abtropfprozess kommt.
Insgesamt kann die stabiler geschichtete und etwas kühlere Meeresluft somit nur
noch wenig weiter südwärts vordringen. Die Mitte und mit zunehmender
Einstrahlung auch der Süden bleiben im Einflussbereich potenziell instabiler
Meeresluft. Dabei können erneut 100 bis 300 J/kg ML-Cape generiert werden,
allerdings sinkt der Gehalt niederschlagbaren Wassers in der von Nordwesten und
Westen einströmenden Luft auf 17 bis 25 mm. Während es in der Nordhälfte somit
weitgehend trocken bleibt - dort wirkt auch eine Absinkinversion in 700 hPa
etwas dämpfend - und es am ehesten noch Richtung Küsten einzelne kurze Schauer
geben kann, entwickeln sich vor allem in den mittleren Landesteilen erneut
Schauer und auch einzelne kurze Gewitter (Starkregen, kleinkörniger Hagel und
Böen Bft 7 bis 8 nicht ausgeschlossen), die sich im Tagesverlauf noch etwas nach
Süden ausweiten, im Alpenvorland bleibt es aber voraussichtlich vielerorts
trocken.
An der Südwestflanke des Bodentiefs bleibt vor allem im Nordosten Deutschlands
noch ein scharfer Gradient bestehen. Dort gibt es in erster Linie wohl in
Ostseenähe, vielleicht auch noch in Nordfriesland, steife Böen aus west bis
Nordwest, entlang der vorpommerschen Küste exponiert auch stürmische Böen.
Die Temperatur in 850 hPa steigt im Süden im Einflussbereich des Hochkeils
wieder etwas an und liegt zwischen 6 Grad über der Nordsee und 11 Grad am
Alpenrand. Das lässt Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad erwarten, im südlichen
Oberrheingraben und in der Lausitz vielleicht knapp darüber.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder im
Kurzfristzeitraum recht ähnlich.

Was den Dauerregen angeht so gibt es sowohl für den 12stg. Zeitraum als auch für
den 24stg. Zeitraum bei ICON-EU-EPS als auch bei CosmoLEPS erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Unwetter-Regenmengen über 40 bzw. über 50 mm im
Alpenraum außer ganz im Osten und bedingt auch im südlichen Alpenvorland. Sehr
geringe signale kann man auch in der Donauregion und im südlichen Bayerischen
Wald erkennen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden