DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-09-2016 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.09.2016 um 10.30 UTC



Nach einem vorübergehendem Tiefdruckeinfluss ab Dienstag Wetterbesserung und
danach erneut spätsommerlich warm und weitgehend niederschlagsfrei.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 09.09.2016


Deutschland liegt anfangs noch im Bereich eines Troges, der im Tagesverlauf über
das östliche Mitteleuropa hinweg südwärts austropft. Hierdurch sind bevorzugt im
Süden und Osten sowie an den Nordrändern der Mittelgebirge Schauer und
vereinzelt kurze Gewitter zu erwarten. Zu den Alpen hin regnet es längere Zeit,
am Alpenrand deutet sich eine Dauerregenlage an. In Staulagen können die
Warnschwellen für Unwetter überschritten werden. Erst später am Tag setzten,
bedingt durch einen sich nähernden Höhenkeil, im Nordwesten und Westen Absinken
und hierdurch Auflockerungen ein. Das Temperaturniveau bleibt verhalten; die 20
Grad-Marke wird sehr wahrscheinlich nur mit Hilfe der Sonne überschritten.
Am Dienstag verlagert sich das Cut-Off-Tief nach Mittelitalien und macht den Weg
frei für einen Höhenkeil, der sich nach Südskandinavien und zum östlichen
Mitteleuropa ausweitet. Das korrespondierende Bodenhoch greift auf
Norddeutschland über. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Hochbrücke, an
deren Südflanke Deutschland verbleibt, woraus sich eine schwache nordöstliche
bodennahe Windkomponente ergibt. An der Nordflanke des Cut-Off-Tiefs gelangt
feuchte Luft in den Südosten Deutschlands, die vor allem in Donaunähe und
südlich davon noch für Niederschläge sorgt. Diese sollten im Tagesverlauf aber
auch dort allmählich nachlassen. Warnschwellen werden dann selbst am östlichen
Alpenrand sehr wahrscheinlich nicht mehr erreicht.
In den anderen Gebieten sorgt das Hoch für Absinken, im Norden und Westen wird
hierdurch die Wolkenbildung weitgehend unterbunden. Die Temperaturen steigen
wieder etwas an; bei längerem Sonnenschein sind Maxima um 25 Grad möglich.
Am Mittwoch kräftigt sich der Höhenkeil weiter, so dass sich eine
Blockierungslage ergibt. Diese wird durch das weiterhin über Südeuropa liegend
Höhentief gestützt. Daran ändert sich bis Freitag nicht allzu viel. Großräumiges
Absinken sorgt für ein gesamttroposphärische Austrocknung und Erwärmung, so dass
einem spätsommerlichen und trockenen Witterungsabschnitt nichts mehr im Wege
steht. Die Temperatur steigt weiter an, so dass erneut die 30 Grad-Marke
erreicht werden kann. Erst am Freitag deutet sich die Bildung einer flachen
Tiefdruckrinne an. Bedingt durch die vorherige Austrocknung und die weiterhin
sehr ausgeprägte Antizyklonalität bleibt die Gewitterneigung vorerst gering.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum greift zwar auf die Britischen
Inseln ein Trog über. Dieser tropft jedoch rasch aus. Immerhin verschiebt sich
das gesamte Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten, so dass in den Südwesten
und Westen Deutschlands etwas feuchtere Luft gelangt. Hierdurch könnte in diese
Gebiete die Schwüle und somit die Gewitterneigung zunehmen. Dabei bleibt es
sommerlich warm.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag sind die Unterschiede zwischen dem aktuellsten
Modelllauf und weiter zurückliegenden Läufen gering. Lediglich für die flache
Tiefdruckrinne am Freitag gibt es leicht unterschiedliche Versionen. Auch wird
das blockierende Höhenhoch nicht mehr ganz so kräftig simuliert wie bei
Modellläufen des Vortages.
Auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich keine
prognoserelevanten Unterschiede zwischen den einzelnen Modellläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Modelle der externen Vorhersagezentren zeigen gegenüber der oben
beschriebenen Entwicklung nur geringe Abweichungen. ICON lässt den o.g. Trog
etwas langsamer austropfen, wodurch die Zyklonalität über dem Südosten
Deutschlands länger erhalten bliebe. Als Folge würde die Erwärmung leicht
verzögert einsetzen.
Auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich keine
prognoserelevanten Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen, so dass einer
Fortdauer der spätsommerlichen Witterung nicht viel im Wege stehen sollte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Die Rauchfahnen weisen
einen geringen Spread auf. Lediglich Einzellösungen (nicht mehr als 2) tendieren
zu einem kühleren Szenario. Im Norden deutet sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein leichter Temperaturrückgang an. Dabei ist zum Wochenende
hin eine Zunahme der Gewitterneigung (erkennbar an höheren Wahrscheinlichkeiten
für Niederschläge und CAPE) sehr wahrscheinlich auf den Südwesten und Westen
sowie auf die alpennahen Gebiete beschränkt.
Das ENS des EZMW stützt die oben getroffenen Aussagen, wenngleich hier der
Spread etwas höher ist als beim EPS des GFS. Bemerkenswert ist, dass der Median
der Temperaturen im 850 hPa-Niveau von Mittwoch bis Sonntag kommender Woche,
d.h. bi in die zweite Septemberdekade hinein, zwischen 13 und 15 Grad liegt.
Dies hält die Chance für Tageshöchsttemperaturen bi 30 Grad bis dahin offen.
Dabei sind nur wenige Niederschlagssignale zu sehen, was auf eine geringere
Niederschlags- und Gewitterneigung als beim EPS des GFS hindeutet.
Beim Clustering sind die Weichen auf eine Andauer der Blockierungslage gestellt.
Zwar deutet eines der Cluster ein vorsichtiges Durchsetzen der Frontalzone an,
diesem stehen aber 30 Einzellösungen entgegen, die bis zum Ende des erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraumes das blockierende Hoch über Fennoskandien
stützen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Beginnend bereits am Sonntag kommt es im Südosten Deutschlands zu länger
andauernden Niederschlägen, die erst im Laufe des Dienstags allmählich
nachlassen. Am Alpenrand werden sehr wahrscheinlich die Warnschwellen für
Dauerregen überschritten; auch in den Staulagen des Schwarzwaldes ist das
möglich. In Staulagen muss mit unwetterartigen Regenmengen gerechnet werden. Am
wahrscheinlichsten ist dies am östlichen Alpenrand sowie im Allgäu. In den
Berchtesgadener Alpen können dabei 70 bis 90 mm innerhalb von 48 Stunden
zusammenkommen.
Außerdem besteht am Montag die Gefahr von Windböen, die bevorzugt an der Küste
und in freien Lagen Westdeutschlands auftreten können. In exponierten Lagen sind
am Montag im Tagesverlauf stürmische Böen möglich.
Ansonsten sind sehr wahrscheinlich keine wetterbedingten Gefahren zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ENS (EZMW) + MOS, allerdings ist MOS bzgl. der Tageshöchsttemperaturen etwas zu
zaghaft.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann