DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-07-2021 07:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz Übergang zu TrW
Gebietsweise teils kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen, im Süden
Bayerns mit erhöhter Unwettergefahr. Am Montag und Dienstag weitere Schauer und
Gewitter mit lokalem Unwetterpotenzial.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... serviert uns die Höhenkonstellation weiterhin eine Trogvorderseite,
wobei der Trog weite Teile Nord-, West- und Mitteleuropas überdeckt. In diesem
Trog ist ein Drehzentrum über dem Ärmelkanal involviert, das im Tagesverlauf
aber kaum Anstalten zeigt, seinen angestammten Platz zu verlassen. Es legt nur
eine Strecke von rund 100 km in östliche Richtung zurück. Um den Trog
herumlaufende kurzwellige Anteile sorgen über Deutschland punktuell für Hebung
durch PVA. Über Oberösterreich lässt sich am späten Nachmittag ein größeres
PVA-Signal ausmachen, dass auch Bayern touchiert.
Als Pendant zum Höhentief gibt es am Boden ein Tiefdrucksystem namens DIRK, dass
derzeit mit zwei Kernen ausgestattet ist. Eins davon befindet sich ebenfalls
über dem Ärmelkanal, das andere über den nördlichen Niederlanden. Das zugehörige
Frontensystem liegt in einem Bogen über der nördlichen Mitte bis zum westlichen
Alpenhauptkamm, etwas nördlich davon ist über Norddeutschland auch noch eine
Konvergenzlinie aktiv. Das Frontensystem kommt im Tagesverlauf ost- und
nordostwärts voran.
Vor allem im Bereich dieser am Nachmittag etwa parallel zur Elbe über dem Osten
Deutschlands liegenden und bis in den Süden Bayerns reichende Tiefdruckrinne
gibt es gute Bedingungen für Schauer und Gewitter, da dort hohe PPW's von 35 bis
40 mm und ML-CAPE bis etwa 1500 J/Kg vorhanden sind. Allerdings ist die Scherung
dürftig. Die konvektionserlaubenden Modelle simulieren lokal teils kräftige
Schauer und Gewitter mit Starkregen bis in den Unwetterbereich, zudem sind
kleinkörniger Hagel und stürmische Böen Bft 8 bzw. ganz vereinzelt Sturmböen Bft
9 möglich. Über dem Süden Bayerns wird am Nachmittag ein größerer
Gewittercluster aus zusammenschmelzenden Einzelzellen aus den Alpen heraus
prognostiziert. Ein wenig dagegen spricht allerdings die derzeit starke
Bewölkung mit schon einzelnen Gewittern, was die Einstrahlung mindern könnte.
Scherung ist dort am Nachmittag ebenfalls kaum noch zu sehen, sodass stärkere
Entwicklungen vornehmlich den Starkregen betreffen, schwere Sturmböen Bft 9 und
größerer Hagel aber auch einkalkuliert werden müssen. Im Alpenvorland zeigt
ICON-D2-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen Bft 10, und mit
sehr geringen Wahrscheinlichkeiten sogar für orkanartige Böen Bft 11.
Während es im äußersten Nordosten etwa von Vorpommern bis zur Uckermark meist
noch trocken bleibt, muss nach Westen hin in der leidlich labil geschichteten
und feuchten Luft mit weiteren lokalen Schauern und Gewittern gerechnet werden.
Diese können bei PPW's von 26 bis 32 mm ebenso mit punktuellem Starkregen bis in
den Unwetterbereich und vereinzelt mit stürmischen Böen Bft 8 einhergehen.
Die Temperaturen steigen auf 21 Grad im Süden bis 31 Grad im Berliner Raum.
Der Wind weht abseits von Schauern und Gewittern überwiegend nur schwach um Süd.


In der Nacht zum Montag erreicht das Höhentief das westliche Belgien und bekommt
einen Ableger über der nördlichen Nordsee. Beide zusammen nehmen Kontakt auf zu
einem neuen Höhentief bei Island. Im Zuge dessen verlegt Tief DIRK seinen
Schwerpunkt in die Nordsee. Die Tiefdruckrinne zieht damit in den Nordosten von
Deutschland. Bei allerdings nachlassender PVA werden dort nur noch vereinzelte
Schauer und Gewitter simuliert. Der Gewitterkomplex über dem südlichen Bayern
zieht nach Osten ab. Im Rest des Landes lassen die Schauer und Gewitter
größtenteils nach und die Wolken lockern zum Teil auf. Lokal kann sich dann
Nebel bilden.
Die Temperaturen gehen auf 19 Grad an der Oder bis 11 Grad im Schwarzwald
zurück.



Montag... werden die beiden Höhentiefs im Trog von dem neuen Höhentief bei
Island eingefangen, sodass der Trog abflacht und seine Struktur verliert. Die
verbleibende Achse erreicht am Abend jedoch Benelux. Bodentief DIRK zieht es
nach Schottland, die Tiefdruckrinne verlässt Deutschland nach Osten hin.
Weiterhin sorgen kurzwellige, um den Trog laufende Anteile für PVA, wobei über
dem Norden und dem Süden Maxima auszumachen sind und auch der Westen nicht leer
ausgeht.
So werden gebietsweise Schauer und Gewitter ausgelöst. Die PPW's sind mit 35 bis
43 mm im Nordosten am höchsten, dort gibt es mit bis zu 1500 J/kg außerdem
reichlich ML-CAPE, Scherung fehlt hingegen weiterhin. So rückt erneut der
Starkregen in den Blickpunkt, der lokal bis in den Unwetterbereich gehen kann.
Aber auch Hagel um 2 cm und Sturmböen Bft 9 bzw. ganz vereinzelt schwere
Sturmböen Bft 10 sind denkbar (ICON-D2 mit Signalen dafür). Im Westen und Süden
sind die PPW's und CAPE nicht so hoch, ganz im Süden gibt es dafür aber ein
wenig Scherung. Starkregen, stürmische Böen und kleinkörniger Hagel müssen dort
ebenfalls einkalkuliert werden.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 21 Grad im Schwarzwald und 28 Grad in der
Lausitz.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südwest.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der weiter abflachende Randtrog über dem
Nordwesten Deutschlands hinweg und wird mehr und mehr in den neuen
Langwellentrog integriert.
Aufgrund fehlenden Tagesganges und nachlassender PVA klingen Schauer und
Gewitter meist ab, am längsten halten sie sich direkt am Alpenrand.
Ansonsten lockern die Wolken auf, lokal bildet sich wieder Nebel.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 18 und 10 Grad.


Dienstag... spielt sich das Höhentief, das von Island ins Seegebiet nordwestlich
von Irland zieht, als neuer Hauptakteur auf. Folglich bleibt uns die
Trogvorderseite erhalten, die immer noch eine südwestliche Strömung mit der
Zufuhr feuchtwarmer Subtropikluft mit T850 hPa von 9 Grad im Nordwesten bis 15
Grad im Südosten generiert.
Hebung wird vor allem im Westen durch PVA erzeugt, diese resultiert aus einem
neuen Randtrog, der abends Benelux erreicht.
So werden vor allem im Westen, Nordwesten, über dem Schwarzwald und am Alpenrand
Schauer und vereinzelte Gewitter ausgelöst. Dabei ist die Luftmasse nicht mehr
ganz so feucht, die PPW's betragen 26 bis 34 mm. Für Starkregen, der lokal
wieder unwetterartig ausfällt, reicht dies aber schon. Nach Süden hin ist etwas
Scherung vorhanden, sodass dort Sturmböen und Hagel infrage kommen.
Der Wind weht abseits der Gewitter meist mäßig aus Südwest.
Die Luft erwärmt sich auf 20 Grad im Westen bis 29 Grad im Osten.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Höhentief ins Seegebiet knapp westlich von
Irland. Es unterstützt ein neues Tief über Schottland, dessen Frontensystem von
Westen her auf Deutschland übergreift und bis in die Mitte schauerartigen,
anfangs auch gewittrigen Regen bringt. Im Osten bleibt es aber noch trocken. Im
Südosten bleibt es auch trocken, anfängliche Schauer und Gewitter am Alpenrand
lassen bald nach.
Es kühlt sich auf 18 bis 12 Grad ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Prinzip sind sich die Modelle einig. Allerdings werden wie bei solchen
Wetterlagen üblich die Niederschlagsschwerpunkte nicht kongruent gerechnet. Ein
Schwerpunkt dürfte am heutigen Sonntag jedoch das südliche Bayern sein, für das
eine Vorabinformation ausgegeben wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler