DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-07-2021 07:01
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HB bzw. Na
Ruhige Hochdruckrandlage, überwiegend ohne signifikante Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland zwischen einem Höhenrücken, der sich vom
westlichen Mittelmeerraum über Frankreich und die Britischen Inseln hinweg
nordwestwärts bis ins Seegebiet südlich von Island erstreckt und einem von der
Barentssee bis zum Balkan bzw. Ionischen Meer reichenden Langwellentrog
unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung. Darin eingebettet, hat ein recht
markant ausgeprägter Kurzwellentrog das Vorhersagegebiet südostwärts überquert
und dem Südosten des Landes noch eine relativ rege Gewitternacht beschert.
Rückseitig folgt ein flacher und ebenfalls kurzwelliger Höhenrücken, der im
Tagesverlauf auf die Nordhälfte übergreift.
Mit dieser Konstellation überwiegt großräumig Absinken und somit steht ein
wettertechnisch halbwegs ruhiger Tag ins Haus.
Im Bodenfeld stützt der Höhenrücken eine Hochdruckzone, die sich vom mittleren
Nordatlantik über die Britischen Inseln und die südwestliche Nordsee bzw. dem
Ostausgang des Ärmelkanals bis in den Westen bzw. die Mitte des
Vorhersagegebietes erstreckt. Sie wird flankiert von einem Bodentrog über
Südskandinavien, der sich mit etwas zunehmender nordwestlicher Überströmung des
Norwegischen Küstengebirges im Tagesverlauf noch ein wenig vertieft. Somit
dominiert im Norden und Osten des Landes nördlich der Divergenzachse des Hochs
eine nordwestliche Bodenströmung, deren Gradient sich am Nachmittag und Abend
vor allem in Mecklenburg-Vorpommern sowie an der Ostküste Schleswig-Holsteins
noch etwas verschärft, für warnrelevante Böen (Bft 7) dürfte es aber nicht
reichen.
Mit ihr gelangen allerdings niedertroposphärisch maximal nur mäßig warme, eher
maritim geprägte Luftmassen (T850 hPa zwischen 5 und 8 Grad) in die betroffenen
Regionen, zudem hat sich unterhalb einer in etwa 800 hPa gelegenen
Absinkinversion in einigen Regionen teils recht dichte SC-Bewölkung
ausgebreitet, die im Tagesverlauf nur zögernd auflockert. Somit macht sich vor
allem vom Weser-Ems-Gebiet bis nach Brandenburg und Sachsen die Sonne eher rar,
während der äußerste Nordosten vom Skandenlee profitiert, so dass vor allem die
Ostseeurlauber meist doch in den Genuss einiger Sonnenstunden kommen.
Im Westen und Süden - also südlich der Divergenzachse - scheint dagegen bei
meist nur flacher Quellbewölkung die Sonne. Allerdings befinden sich noch im
äußersten Süden/Südostend es Landes die Reste der ehemals labil geschichteten
Luftmasse, die mit schwacher nordöstlicher Bodenströmung gegen die Alpen
gedrückt hat. Zwar deuten auch dort die Prognosetemps eine flache Sperrschicht
in etwa 700 hPa an, diese könnte aber direkt an den Alpen durchbrochen werden.
Dort bildet sich somit vermehrt Quellbewölkung und eventuell reicht es auch für
einen Schauer oder gar ein kurzes Gewitter, wenngleich die Konvektion
erlaubenden Modelle diesbezüglich sehr zurückhaltend agieren. Immerhin werden
direkt am Alpenrand vom ICON-D2 vom späten Vormittag bis zum Nachmittag mehrere
100 J/kg ML-Cape simuliert, bei PPW-Werten von unter 20 mm reicht es aber,
sollte es tatsächlich ein Gewitter geben, kaum für einen Starkregen als
Begleiterscheinung.
Das Temperaturniveau präsentiert sich zweigeteilt: Im oft bewölkten Norden und
Osten werden meist Höchstwerte zwischen 19 und 23 Grad erreicht, während es in
der Südwesthälfte mit 23 bis 28 Grad sommerlich warm wird.

In der Nacht zum Mittwoch ändert sich an der großräumigen Konstellation nur
wenig: Ein in die nordwestliche Höhenströmung eingebetteter kurzwelliger
Troganteil greift in den Frühstunden auf Benelux über, zeigt aber kaum
Wetterwirksamkeit.
Im Bodenfeld kann sich die Hochdruckzone sogar noch etwas verstärken und weitet
sich südostwärts Richtung Ungarn aus. An der Lage der Divergenzachse ändert sich
nur wenig. Nördlich davon bleibt es im Norden und Osten oft stark bewölkt, wobei
sich unterhalb der auf etwas über 800 hPa steigenden Absinkinversion die Zufuhr
feuchter Nordseeluft mit etwas zunehmenden Gradienten (aber selbst entlang der
vorpommerschen Ostseeküste wohl weiterhin nicht warnrelevanten Böen) noch
verstärkt und es vor allem von der Deutschen Bucht bis nach Ostvorpommern bzw.
Nordbrandenburg auch gebietsweise etwas regnen oder nieseln kann.
Im Südwesten und Süden ist es dagegen überwiegend gering bewölkt oder klar, vor
allem im Übergangsbereich zur feuchteren Luftmasse sowie in einigen Flusstälern
kann sich Nebel bilden. Die Temperaturen sinken auf recht frische 14 bis 7 Grad,
lediglich an den Küsten sowie im angrenzenden Binnenland bleibt es mit 17 bis 14
Grad milder.

Mittwoch... erweist sich das großräumige Geopotenzialmuster nach wie vor als
wenig progressiv. Der Höhenrücken westlich von uns kann sich etwas besser
formieren, dessen Achse nimmt nun eine komplett meridionale Ausrichtung an und
erstreckt sich über die Iberische Halbinsel bzw. GB bis nach Island, während die
Achse des Langwellentroges über Nordeuropa etwas nach Osten vorankommt und
abends Nordwestrussland erreicht. Innerhalb der nordwestlichen Höhenströmung
über Mitteleuropa wird der kurzwellige Troganteil über Benelux quasistationär.
Von ihm geht nach wie vor wenig Hebungsimpuls aus; letztendlich kann sich sogar
auf dessen Vorderseite ein flacher Keil aufwölben, der über die Mitte
Deutschlands hinweg nordwärts reicht.
Somit ändert sich an der Hochdruckzone im Bodenfeld nur wenig. Tagesgangbedingt
fällt der Luftdruck über dem Binnenland geringfügig, während er über der Nordsee
etwas steigt und auch der Bodentrog über Südskandinavien füllt sich mit Abzug
der Trogachse allmählich auf. Somit fächert der Gradient vor allem über dem
Nordosten des Landes auf und die Zufuhr feuchter Nordseeluft unterhalb der auf
etwa 850 hPa sinkenden Absinkinversion schwächt sich ab. Zwar kann sich vor
allem über dem Norddeutschen Tiefland nach wie vor vielerorts SC-Bewölkung
halten, die nur zögernd Lücken bekommt, aus der sollte es aber kaum mehr
Nieselregen geben und vor allem im Bereich der Ostseeküste nehmen die
Sonnenanteile wieder zu.
Südlich der Divergenzachse ändert sich nur wenig. Dort scheint bei maximal nur
flacher Quellbewölkung allgemein die Sonne. Die niedere Troposphäre kann sich
allmählich erwärmen, die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen knapp 8
Grad im Nordosten und 14 Grad im Südwesten bzw. an den Alpen. Im Norden und
Osten sind somit Höchstwerte zwischen 20 und 24 Grad zu erwarten, im Süden und
Westen dagegen sommerliche 25 bis 29 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag tropft der kurzwellige Troganteil endgültig über
Belgien ab und verlagert sich als flacher, kleinräumiger Kaltlufttropfen in etwa
zur Eifel. Nach wie vor geht nur wenig Hebungsimpuls von ihm aus, immerhin wird
der vorgelagerte flache Höhenkeil abgebaut und die Absinkinversion über dem
Norden und der Mitte Deutschlands ein wenig angehoben. Die Divergenzachse der
Hochdruckzone wird geringfügig nach Süden gedrückt und nördlich davon kann sich
wieder verstärkt SC-Bewölkung ausbreiten, stellenweise fällt daraus auch etwas
Nieselregen.
In der Südhälfte bleibt es dagegen gering bewölkt oder klar, im Übergangsbereich
zur feuchteren Luftmasse kann sich erneut gebietsweise Nebel bilden.
Insgesamt fällt die Nacht mit Tiefstwerten zwischen 16 und 10 Grad, an den
Küsten auch darüber, etwas milder aus als die Vornacht.

Donnerstag... kommt unser eigentlich nur in 300 und 500 hPa in hoher
Isohypsenauflösung einigermaßen gut auszumachender Kaltlufttropfen ein wenig
nach Süden voran und erreicht abends nach Lesart des ICON-EU die Pfalz, während
GFS ihn nach Nordhessen verlagern lässt.
So oder so - er erweist sich nach wie vor als wenig wetterwirksam. Immerhin
setzt im Bodenfeld leichter Druckfall ein, eine flache Hochdruckbrücke reicht
aber nach wie vor vom sich etwas verstärkenden Hochdruckgebiet über der Nordsee
über den Westen und die Mitte Deutschlands hinweg ostsüdostwärts. Mit dem
Kaltlufttropfen sinkt die Temperatur in 300 bzw. 500 hPa vor allem über
Südwesten bzw. der Mitte des Landes etwas ab (auf etwa -12 bis -15 Grad in 500
hPa), während sie sich in 850 hPa nur wenig ändert (12 bis 15 Grad). Die Folge
ist eine Labilisierung der Luftmasse, wobei in erster Linie über den
südwestdeutschen Mittelgebirgen auch bis an die 500 J/kg ML-Cape generiert
werden kann. Ob es dort aber für einzelne Schauer und Gewitter reicht, ist
fraglich. GFS simuliert dort immerhin Niederschläge, die Konvektion erlaubenden
Modelle (SuperHD bzw. ECMWFbase Swiss HD) haben dort so gut wie keine Konvektion
auf der Agenda. Sollte es aber dennoch für ein Gewitter reichen, kommen als
Begleiterscheinung mangels Zuggeschwindigkeit in erster Linie Starkregen, aber
auch kleinkörniger Hagel in Frage.
Ansonsten steht aber in der gesamten Südhälfte erneut ein relativ sonniger Tag
ins Haus, wobei mit dem Höhentief die Tendenz zu hohen und mittelhohen
Wolkenfeldern etwas zunimmt. Über Norddeutschland, vor allem auch über den
mittleren Landesteilen wird die Absinkinversion durch den geringfügig
vorhandenen Hebungsimpuls an der Nordflanke des Kaltlufttropfens etwas
angehoben. Durch Entrainmentprozesse mit der trockenen Luftmasse darüber zeigt
die SC-Bewölkung über dem Norddeutschen Tiefland eventuell größere
Auflockerungstendenzen bzw. geht in Quellbewölkung über, vor allem nach Lesart
des GFS mit dem weiter über der Mitte des Landes gelegenen Höhentiefs kann es
über den westlichen und zentralen Mittelgebirgen und deren Umgebung vielleicht
sogar für einen kurzen Schauer reichen.
Am Temperaturniveau ändert sich im Großen und Ganzen nur wenig. In
Norddeutschland werden 20 bis 24 Grad erreicht, ansonsten 24 bis 29 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Kaltlufttropfen nach Südostbayern
(lt. GFS nach Böhmen) und verliert an Kontur. Ansonsten ändert sich nur wenig,
auch an der Ausrichtung der Hochdruckbrücke im Bodenfeld, die sich nach wie vor
von der Nordsee über den Westen und die Mitte Deutschlands hinweg südostwärts
erstreckt. Im Norden und Nordosten des Landes kann sich gebietsweise wieder
dichtere SC-Bewölkung ausbreiten, die eventuell auch noch bis in die mittleren
Landesteile reicht, ansonsten bleibt es gering bewölkt oder klar. Abgesehen von
ein paar Nebelfeldern sind keine warnrelevanten Wetterereignisse zu erwarten.
Auch an den Tiefstwerten ändert sich nur wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Abgesehen von der Lage bzw. Zugbahn des Höhentiefs, respektive Kaltlufttropfens
am Donnerstag, was aber kaum Prognoserelevanz hat, sind keine signifikanten
Modellunterschiede auszumachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff