DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-07-2021 07:01
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HB
Unter Hochdruckeinfluss weitgehend ruhiges Wetter. Einzig im Bayerischen Wald
und am östlichen Alpenrand heute und in der Nacht zum Dienstag einzelne Schauer
und Gewitter in Verbindung mit lokalem Starkregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland am Rande eines umfangreichen Hochdruckgebietes
(DANA) mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln. Es wird gestützt durch einen
Höhenrücken, der sich über West- und Nordwesteuropa aufwölbt. Ausgehend von dem
Bodenhoch ist ein Keil Richtung Deutschland gerichtet, der in weiten Teilen des
Landes für eine Wetterberuhigung gesorgt hat.
Allerdings schwenkt heute an der Ostflanke des Höhenrückens ein Randtrog von der
südlichen Nordsee und Skandinavien über den Norden und Osten Deutschlands hinweg
südostwärts und erreicht in der Nacht zum Dienstag Polen und Tschechien. Dem
Trog vorgelagert ist die Kaltfront eines Tiefs (CHRISTOPH) mit Kern über der
Barentssee. Sie hat bereits in der Nacht von Norden auf Deutschland
übergegriffen und erstreckt sich aktuell etwa vom südlichen NRW bis in die
Lausitz. Sie kommt im Tagesverlauf noch etwas weiter nach Süden voran und
erreicht am Abend etwa die südliche Mitte. Da die Atmosphäre hierzulande im
Bereich des Hochkeils relativ stabil geschichtet ist, die eingeflossene maritime
Luftmasse deutlich abgetrocknet ist und von dem Höhentrog keine nennenswerten
Hebungsantriebe ausgehen, bleibt die Wetterwirksamkeit der Kaltfront stark
begrenzt. Somit erfolgt die Frontpassage abgesehen von gebietsweise dichteren
Wolkenfeldern weitgehend trocken. Allerdings zeigen sich in der Nordhälfte heute
auch rückseitig viele Wolken, die sich unterhalb einer Absinkinversion auf etwa
750 hPa ausbreiten. Postfrontal gelangt zudem mit einer nordwestlichen bis
nördlichen Strömung ein Schwall kühlerer Luft zu uns. So sinkt die Temperatur in
850 hPa auf etwa 8 bis 5 Grad ab. Entsprechend sind Höchstwerte zwischen 18 Grad
an der Nordsee und 24 Grad am Niederrhein zu erwarten. Rückseitig sind im
Trogbereich insbesondere an den Küsten einzelne schwache Schauer nicht
ausgeschlossen.
Präfrontal hingegen befindet sich noch eine wärmere (T850 hpa 9 bis 15 Grad) und
zudem auch noch etwas feuchtere Luftmasse (PPW bis 28 mm). Zudem wird mithilfe
der Sonne, die in der Südhälfte verbreitet scheint, etwas CAPE (100 bis 300
J/kg, ganz lokal bis 500 J/kg) generiert. Somit könnte es mit Annäherung des
Troges und mithilfe der Orographie insbesondere im Osten und Süden Bayerns für
einzelne Schauer und ganz lokale Gewitter reichen. Meist wird aber wohl die
Schichtung zu trocken oder die Konvektion für Gewitter nicht hochreichend genug
sein. Die hochauflösenden Modelle sind diesbezüglich sehr zurückhaltend und
zeigen einzig im Bayerischen Wald, am Abend auch vom Berchtesgadener Land bis zu
den Chiemgauer Alpen einzelne Signale. Wenn Schauer und Gewitter auftreten,
können Starkregen um 15 l/m² oder etwas darüber, kleinkörniger Hagel und Böen
Bft 7 bis 8 mögliche Begleiterscheinungen sein. Die Luft erwärmt sich dort auf
24 bis 29 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verläuft die Achse des Höhentroges über Polen und
Tschechien hinweg Richtung Südostbayern bzw. Österreich. Auch die Kaltfront
kommt noch weiter Richtung Süden voran und erreicht Dienstagfrüh etwa das
Alpenvorland, wo sie weiter an Struktur verliert. Etwaige Schauer ziehen sich an
die Alpen zurück, wobei vor allem vom Berchtesgadener Land bis in das
Werdenfelser Land noch Niederschläge auftreten können. Während das ICON-D2
deterministisch bezüglich Starkregen sehr zurückhaltend ist, liefert das ICON-D2
EPS (03 UTC Lauf) durchaus in der ersten Nachthälfte noch in den genannten
Regionen Wahrscheinlichkeiten bis 25 %, im Berchtesgadener Land sogar bis 70 %
für Mengen > 20 mm in 6 Stunden und dort immerhin bis 35 % für Mengen > 35 mm in
6 Stunden. Hinweise auf Starkregen zeigt auch das EURO4, das aber für häufig
übertriebene Niederschlagsmengen bekannt ist. Insofern ist die Gefahr von
Starkregen in diesen Regionen noch nicht vorüber.
Sonst kommt es im Bereich des sich regenerierenden Hochkeils zu größeren
Auflockerungen. Insbesondere im Nordwesten und bis in das norddeutsche Tiefland
allerdings können sich von der Nordsee kommende dichtere Wolkenfelder weiterhin
halten. Auch sonst kann sich stellenweise etwas Nebel oder Dunst bilden.
Zwischen dem Hochkeil und einem sich durch das Überströmen der norwegischen
Gebirge entstandenen flachen Tiefs im Bereich des Skagerrak nimmt der
Druckgradient im äußersten Norden und Nordosten des Landes etwas zu, sodass der
Nordwestwind wieder etwas auflebt. Für warnwürdige Böen sollte es aber nicht
reichen.


Dienstag... erreicht der Randtrog das östliche Mitteleuropa. Zwischen dem Trog
und dem sich nach wie vor über West- und Nordwesteuropa befindlichen Rücken
stellt sich bei uns eine relativ glatte, leicht antizyklonal konturierte
nordwestliche Höhenströmung ein. Im Bodendruckfeld reicht weiterhin ein Hochkeil
Richtung Deutschland. Die Kaltfront hat die Alpen erreicht, wo sie sich
weitgehend auflöst.
Die Divergenzachse des Hochs verläuft etwa von Nordwest nach Südost über die
Mitte Deutschlands hinweg. So ergeben sich zwei unterschiedliche
Wettercharaktere. Im Norden und Osten zeigt sich eine kühlere Luft bei
Höchstwerten von 18 bis 23 Grad, wobei von der Nordsee weiterhin tiefe
Stratusbewölkung ins Landesinnere driftet. Dabei kann es im Küstenumfeld
vereinzelte Schauer oder etwas Sprühregen geben. Im Westen und Süden hingegen
zeigt sich erneut häufig die Sonne bei Höchsttemperaturen bis 28 Grad.
Unmittelbar an den Alpen ist die Luft etwas labiler, sodass bei Erreichen der
Auslösetemperatur von etwa 22 Grad Quellwolken und vereinzelte flache Schauer
entstehen können. Da die mittlere und obere Troposphäre aber deutlich
abgetrocknet ist, bleibt es wohl bei Wolken.
Der Druckgradient bleibt im äußersten Norden und Nordosten leicht erhöht. In
Nordfriesland und entlang der Ostseeküste kann es vereinzelte Böen Bft 7 aus
Nordwest geben.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der Höhenrücken ein klein wenig ostwärts voran
und auch das Bodenhoch weitet seinen Einfluss noch weiter über Deutschland
hinweg Richtung Südosteuropa aus. Entsprechend erwartet uns eine weitgehend
ruhige Nacht, die in der Mitte und im Süden oft klar verläuft. Im Norden
hingegen hält sich gebietsweise weiterhin tiefe Stratusbewölkung aus der es hier
und da etwas nieseln kann. Es kühlt auf etwa 15 Grad an der Nordsee und bis 6
Grad in der Eifel ab.

Mittwoch... ändert sich an der großräumigen Konstellation wenig, wenngleich die
Höhenströmung über Mitteleuropa leicht zyklonale Konturen annimmt. Im
Bodendruckfeld bleibt weiterhin das Bodenhoch mit Schwerpunkt bei den Britischen
Inseln wetterbestimmend. Auch die Zweiteilung des Wetters bleibt erhalten mit
einem wolkenreicheren und kühleren Norden und Osten (ganz vereinzelt etwas
Sprühregen) und einem sonnigen und sommerlich warmen Westen und Süden. An den
Alpen wird zwar weiterhin etwas CAPE generiert, die Luftmasse trocknet aber
weiter ab, sodass Schauer nahezu ausgeschlossen sind. Der Gradient fächert
wieder auf, sodass der Wind insgesamt nachlässt.
In der Nacht zum Donnerstag gestaltet sich das Wetter weiterhin ruhig bei meist
klaren Verhältnissen. Die Luft kühlt auf 16 bis 8 Grad ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Signifikante Modellunterschiede sind für die kommenden Tage nicht vorhanden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger