DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-07-2021 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.07.2021 um 10.30 UTC



Ruhiges Sommerwetter. Wahrscheinlich erst zum Wochenende hin wieder zunehmende
Gewitterneigung bis hin zum Unwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.07.2021


Von Mittwoch bis Freitag liegt Deutschland unter einem breiten Höhenrücken,
dessen Hauptachse sich vom westlichen Mittelmeer über Westeuropa hinweg bis ins
Nordmeer erstreckt und somit westlich von Deutschland verbleibt. Über Osteuropa
hält sich ein Langwellentrog. In der über Mitteleuropa resultierenden schwachen
nordwestlichen Strömung laufen Kurzwellentröge nach Südosten ab, die vor allem
am Mittwoch, in abgeschwächter Form vielleicht auch noch am Donnerstag im Norden
und Nordosten für mehrschichtige Bewölkung und geringe Niederschläge sorgen. Am
Freitag stellt sich auch dort wie bereits in den anderen Gebieten zuvor Absinken
und hierdurch sonnenscheinreiches Wetter ein. Dabei zeichnet sich ein
Temperaturanstieg ab, am Freitag kann im Südwesten und Süden die 30 Grad-Marke
leicht überschritten werden.
Bis Samstag überquert die Hauptachse des Rückens den größten Teil Deutschlands.
An der Vorderseite eines dann auf Westeuropa übergreifenden Troges (der
wahrscheinlich austropft) stellt sich eine südwestliche Strömung ein, mit
welcher feuchtwarme Subtropikluft aus dem westlichen Mittelmeerraum herangeführt
wird. Vor allem über dem westlichen und südwestdeutschen Bergland können sich
dann wieder Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln, wobei hinsichtlich der
Unwettergefahr das komplette Spektrum ausgeschöpft werden kann. In der
einfließenden schwülwarmen Luft steigt die Temperatur weiter an, bis in die
Mitte hinein werden Maxima über 30 Grad erreicht. Am Sonntag läuft an der
Vorderseite des über Westeuropa liegenden Troges ein kurzwelliger Anteil nach
Norden ab, was dann Schauer und Gewitter bis hin zum Unwetter auch über die
Mitte hinweg weiter nordostwärts ausgreifen lässt. Zuvor werden dort wie auch im
Südosten noch einmal Höchstwerte über 30 Grad erreicht. Aber auch sonst bleibt
es mit Temperaturmaxima zwischen 24 und 29 Grad schwülwarm. Vor allem in
größeren Städten hat dies wieder Tropennächte mit Temperaturminima über 20 Grad
zur Folge.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weitet sich der über
Westeuropa liegend Trog eher nach Süden aus als dass er nach Osten vorankommt.
Hierdurch steilt die Strömung auf und dreht nahezu auf Süd, bevor die Trogachse
in der Nacht zum Mittwoch dann den Westen Deutschlands erreicht. Dabei besteht
erneut die Unwettergefahr durch größere Regenmengen. Von Westen her erfolgt ein
leichter Temperaturrückgang.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen konsistent. Am Samstag dürfte dann nach der
aktuellsten Simulation von Südwesten her der Druckfall rascher einsetzen.
Demzufolge ist es wahrscheinlicher als nach den beiden Modellläufen des
Vortages, dass dann vor allem bereits über dem westlichen und südwestdeutschen
Bergland bereits wieder Gewitter einsetzen. Am Sonntag wird der aus dem
westeuropäischen Trog herauslaufende Kurzwellentrog weiter ostwärts ausgreifend
simuliert. Dies würde Gewitter rascher nordostwärts ausgreifen lassen als dass
dies am Vortag noch zu sehen war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird konsistent eine steile
Trogvorderseite verfolgt. Mit dem neuerdings simulierten flachen Bodentief
werden regional unwetterartige Regenmengen wahrscheinlicher als anhand der
bisherigen Modellrechnungen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den
Simulationen der verfügbaren Modelle. Lediglich GFS lässt am Freitag bereits
eine flache Tiefdruckrinne auf den Südwesten Deutschlands übergreifen (was
vermehrt die Auslösung hochreichender Konvektion bis hin zum Unwetter zur Folge
hätte). Die anderen Modelle lassen gerade mal den Rücken mit seiner Achse bis an
die deutsche Westgrenze vorankommen. Danach haben alle Modelle den übe
Westeuropa austropfenden Trog im Programm. Bis Sonntag verlagert sich das
Cut-Off-Tief mit seinem Zentrum in die Region zwischen Mittelengland und der
Bretagne. Nach GFS liegt dieses Tief bereits ca. 500 km weiter östlich, was zwar
noch im Bereich der Prognoseunschärfe liegt, aber ein deutlich rascheres
Übergreifen der Gewittertätigkeit nach Osten zur Folge hat wie nach den anderen
Modellen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum läuft nach allen Modellen in
der Frontalzone ein Trog nach Osten ab, der das o.g. Höhentief in seine
Zirkulation einbezieht. Der resultierende Trog verlagert sich nach Deutschland.
Ob sich im Norden und in der Mitte dann ein eher zyklonaler Wettercharakter
einstellt (EZMW, kanadisches Modell) oder ob dies im Süden der Fall wäre (GFS),
ist noch unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS belässt den Haupttrog noch leicht westlich von Deutschland, was
aber letztendlich auf eine Troglage hinausläuft. Über Island und Grönland finden
sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum Ansätze zu einer
Blockierung, wogegen das blockierende Hoch über Fennoskandien weitgehend
abgebaut wird. Der Spread ist über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg
relativ gering. Der Höhepunkt der Erwärmung wird am Freitag/Samstag, im Osten
etwa einen Tag später, erreicht. Signale für größere Niederschlagssummen abseits
der Alpen sowie für Großhagel lassen sich nicht finden.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend die oben beschriebene Entwicklung, hält
jedoch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wie das EPS des GFS den
Trog noch etwas zurück, so dass Deutschland unter einer süd- bis südwestlichen
Strömung verbleibt. Ansätze zu einer Blockierung im Raum Island/Grönland sin
hier nicht zu finden. Bemerkenswert ist, dass nur ein Cluster zustande kommt,
das die Version des Hauptlaufes (mit dem Trog über Mitteleuropa) stützt. Wie
beim EPS des GFS ist auch beim EPS des EZMW der Spread relativ gering.
Ausreißerlösungen lassen sich kaum finden. Zudem werden Signale für
Starkniederschläge auch nur von einzelnen Membern und dazu regional eng begrenzt
simuliert. Als wahrscheinlichstes Szenario stellt sich eine Großwetterlage "Trog
Westeuropa" ein, die im Süden leicht antizyklkonal geprägt ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Donnerstag sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse
zu erwarten. Am Freitag entwickeln sich über dem südwestdeutschen Bergland sowie
dem Allgäu bereits erste Gewitter, die rasch Unwettercharakter annehmen können.
Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist zunächst noch gering.
Am Samstag sind derartige Gewitter im gesamten südwest- und westdeutschen
Bergland vorstellbar, wobei Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, Hagel und
(schwere) Sturmböen besteht. Im Laufe des Sonntags weiten sich diese Gewitter
über die mittleren Landesteile hinweg nord- und ostwärts aus.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS (maximal frühe Mittelfrist) + EPS (EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann