DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-07-2021 08:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von TN zu NEz

Heute im Tagesverlauf vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum lokale Gewitter
mit Starkregen, vereinzelt unwetterartig.
Morgen von der westlichen Ostsee bis nach NRW kaum noch Gewitter. Ansonsten
erneut örtlich Gewitterbildung. Dabei Starkregen möglich, Unwetter nicht
ausgeschlossen.
Am Samstag wahrscheinlich nur noch von Oder und Neiße bis zu den Alpen und zum
Hochrhein Gewitter. Ab der Nacht zum Sonntag am östlichen Alpenrand Dauerregen.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Ein Höhentief mit Kern über Bayern bleibt heute dort nahezu
ortsfest liegen und sorgt für leicht unbeständiges Wetter. Über dem Nordwesten
Deutschlands und über dem westlichen Grenzgebiet liegt eine Tiefdruckrinne, die
sich aber bis zum Abend mehr und mehr auflöst. Ein kleines Regengebiet ganz im
Süden wird nach Südostbayern geführt, löst sich aber weitgehend auf. So kommt
die Sonne nicht nur im Norden und Osten zum Vorschein, sondern auch zögerlich im
Südwesten. Damit entwickelt sich heute ML-Cape meist zwischen 300 und 900, im
Osten bis 1200 J/Kg bei dort auch mäßig erhöhter Scherung. So entwickeln sich
erneut lokale Schauer und Gewitter mit Starkregen, da der Gradient nur schwach
ausgeprägt ist. Die stärkste Aktivität dürften wir heute in den zentralen und
östlichen Mittelgebirgen haben, da hier sowohl die externen Modelle Signale für
Starkregen setzten als auch die EPS-Ergebnisse auf Starkregen hindeuten. Die 2.
Zone ist Südwestdeutschland. Hier muss sich allerdings die tiefe Bewölkung
erstmal auflockern und daher dürfte es hier etwas später losgehen. Eine weitere
Zone ist der Streifen vom südlichen Schleswig-Holstein bis zum nördlichen NRW
(IFS, GFS, Euro4 und ICON-D2, aber kaum ICON). Unsicher ist auch die
Gewitterentwicklung im Osten und Nordosten, wo ICON-D2 keine Signale hat, aber
die anderen Modelle, vor allem Euro4. Wenig passieren sollte von Mecklenburg bis
nach Ostwestfalen. Wenn eine Entwicklung stattfindet, ist auch unwetterartiger
Starkregen möglich. Die Höchstwerte liegen im Norden und Osten bei 25 bis 29
Grad. Ansonsten sorgt Bewölkung für etwas angenehmere 20 bis 24 Grad. Am
Alpenrand werden nur 18 oder 19 Grad erreicht. Der Wind ist an der Nordsee recht
kräftig mit einzelnen 7er Böen aus Nord bis Nordwest. Ansonsten ist es abgesehen
von Gewitterböen schwachwindig.


In der Nacht zum Freitag breiten sich die Gewitter gebietsweise in
schauerartigen Regen aus, vereinzelt noch mit Blitz und Donner. Lokal kann es
vor allem in der ersten Nachthälfte noch Starkregen geben. In den Nordwesten
sickert stabilere Luft ein, so dass es kaum noch Niederschlag gibt. Bei längeren
Auflockerungen kann sich Nebel bilden.

Freitag... zieht das Höhentief nach Norditalien, wir bleiben aber an seinem
zyklonalen Nordrand, an dem ein Randtrog über Deutschland nach Südwesten zieht.
Im Bodendruckfeld steigt von Westen her der Druck, so dass am Rande des
stationären Hochs bei Irland eine schwache nördliche Strömung entsteht.

Mit dem langsamen Einsickern stabilerer Luft im Westen und Nordwesten sind dort
kaum mehr konvektive Umlagerungen zu erwarten. Ansonsten ist die Luft noch
deutlich feuchter und labiler und gebietsweise muss vor allem in der 2.
Tageshälfte wieder mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Die Zutaten für
kräftige Gewitter sind nicht schlecht: Die PPWs liegen zwischen 30 und 35, im
Nordosten um 40 mm und in der Mitte, im Osten sowie im Süden werden
ML-Cape-Werte zwischen 300 und 900, im Nordosten örtlich um 1200 berechnet. So
entwickeln sich im Tagesverlauf erneut Gewitter. Wegen der geringen
Zuggeschwindigkeit steht erneut Starkregen im Focus, vereinzelt wieder bis in
den Unwetterbereich.
Nach derzeitigem Stand sind markante Gewitter mit Unwettergefahr am
wahrscheinlichsten im zentralen Mittelgebirgsraum und im Südwesten (ICON-D2-EPS)
sowie im Nordosten (ICON, Euro4, GFS).

Mit längerer Einstrahlung sind im Nordosten wieder knapp 30 Grad möglich.
Ansonsten lässt sich die Sonne wenigstens ab und zu blicken, sodass meist
zwischen 20 und 25 Grad auf der Karte stehen.

In der Nacht zum Samstag bleibt trotz langsam steigenden Geopotentials die
Höhenströmung zyklonal konturiert, lediglich den Norden erreicht der Keil eines
kräftigen Höhenhochs über der Biskaya. Die stabilere Luft kommt bei nur sehr
schwacher nördlicher bodennaher Strömung nur wenig weiter nach Südosten voran.
Die Schauer und örtlichen Gewitter lassen dem Tagesgang folgend langsam nach,
vor allem im Süden stauen sich die Schauer aber an den Alpen und lassen es dort
noch längere Zeit regnen. Erneut bleibt die Nacht im Nordosten eher warm mit
wenig unter 20 Grad, sonst wird es (vor allem im Südwesten) mit 11 bis 15 Grad
sogar angenehm kühl.

Samstag... Schwenkt der oben erwähnte Höhenkeil zum nördlichen
Mittelgebirgsraum und am Rande des Bodenhochs bei Irland strömt von Nordwesten
trockenere Luft zu uns, die die mittleren Landesteile erreicht.

Im Südosten sowie im äußersten Osten und Nordosten lagert aber noch die
feucht-instabile Warmluft mit PPWs zwischen 33 und 40 mm und ML-Cape-Werten von
300 bis 900 J/Kg, in der nach wie vor einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen
ausgelöst werden. Unwetter sind dabei nicht mehr so wahrscheinlich, da die
Mittelwinde in 850 hPa auf 15 bis 20 kt zunehmen und somit die Gewitter deutlich
schneller ziehen als am Vortag. In Alpennähe können die Gewitter verclustern und
sich an den Alpen stauen, so dass auch mehrstündiger Starkregen auftreten kann.

Bei nun auch im Süden zunehmenden Sonnenanteilen steigen die Temperaturen auf 23
bis 28 Grad, ganz im Osten auch auf Werte um 29 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich.

Was den gewittrigen Starkregen angeht so zeigt CosmoLEPS (Lauf von 12 UTC
gestern) den Schwerpunkt im östlichen NRW, was im Widerspruch steht zu den
meisten anderen Modellaussagen. IFS-EPS zeigt den Starkregenschwerpunkt in
Brandenburg. Insgesamt gibt es heute sehr unterschiedliche Modellaussagen, was
es schwer macht, eine Vorabinformation Unwetter herauszugeben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden