DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-07-2021 09:01
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TM

Heute und anfangs morgen im Westen teils extremer Dauerregen, sonst örtlich
Starkregen und Gewitter bis in den Unwetterbereich.
Am Freitag bevorzugt in der Südosthälfte örtlich markante Gewitter. Örtlich eng
begrenzt schwere Gewitter (Unwetter).

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... Ein Höhentief mit Kern über den Alpen verlagert sich langsam nach
Süddeutschland. Auf seiner Nordseite befindet sich über dem Norddeutschen
Tiefland ein flaches Tiefdruckgebiet, das über eine Tiefdruckrinne über dem
nahen Osteuropa Verbindung hat zum Bodentief über Oberitalien. Auf der Südseite
des Tiefs über dem Norden gelangt von Westen und Südwesten relativ kühle, aber
feuchte Luft (Temperatur in 850 hPa bei 8 oder 9 Grad) in unteren Schichten zu
uns. Die kühlere Luft stößt im Nordosten und im äußersten Norden auf die dort
noch liegende sehr warme und potentiell instabile Luft. Hier entwickelt sich im
Tagesverlauf auch ML-Cape zwischen 400 und 900, vereinzelt auch gut 1100 J/Kg
bei sehr hohen PPWs zwischen 40 und 48 mm, aber meist nur schwacher Scherung. So
entwickeln sich im Tagesverlauf vermehrt Schauer und Gewitter, die bei nur
geringer Zuggeschwindigkeit häufig Starkregen bringen. Von
Mecklenburg-Vorpommern bis zum Emsland deuten die feinmaschigen Modelle örtlich
eng begrenzt heftigen Starkregen über 25 mm in kurzer Zeit an (auch ICON-D2-EPS
zeigt 10 bis 25 Prozent Wahrscheinlichkeit für Regenmengen über 35 mm in 6
Stunden). Die Gewitter verclustern auf ihrem Weg nach Westen und steuern als
Starkregenbänder auf das nördliche und westliche NRW zu und ziehen weiter ins
westliche Rheinland-Pfalz. ICON-D2-EPS zeigt in diesem Zusammenhang hohe
Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 35 mm von 12 bis 18 UTC in weiten
Teilen NRWs und im westlichen Rheinland-Pfalz (häufig 50 bis 90 Prozent). Im
Zeitraum 18 bis 24 UTC ist das südwestliche NRW und das westliche
Rheinland-Pfalz betroffen. Auch die Globalmodelle haben teils unwetterartige
Regenmengen im Programm im westlichen NRW und im westlichen Rheinland-Pfalz.
Einige Modelle zeigen noch im Raum Hessen (vor allem Süden) Schauer und Gewitter
(vor allem ICON und Euro4). Wenig passieren dürfte heute in weiten Teilen von
Sachsen, Brandenburg, Thüringen und Bayern.
Im Nordosten und Norden gibt es heute nochmals sommerliche Temperaturen zwischen
25 und 29 Grad. Ansonsten werden 20 bis 24 Grad erwartet und im Süden und
Südwesten gebietsweise nur 18 oder 19 Grad.
Der Wind frischt im Südwesten vorübergehend auf und bringt in freien Lagen am
Nachmittag und Abend 6er und 7er Böen.

In der kommenden Nacht beeinfluss das Dauerregengebiet zunächst noch das
westlichen NRW und den äußersten Westen von Rheinland-Pfalz. Vereinzelt können
auch Gewitter eingelagert sein. Die Niederschläge drehen über Baden-Württemberg
nach Süden und Südosten ein, da sich das Höhentief in den Nordwesten von Bayern
verlagert. So tauchen bei den Modellen erneut Dauerregensignale vor allem im
Raum Schwarzwald (Euro4, GFS und IFS) und im nördlichen Württemberg auf (GFS,
EZMW). Die kräftigen Regenfälle greifen in den Frühstunden auf den Südwesten
über. Die Schwarzwaldregion wird auch durch die ICON-D2-EPS-Ergebnisse gestützt.
Im Norden werden die Schauer und Gewitter zur Nordsee und nach Holland
abgedrängt.
Der Südwestwind bleibt in Südwestdeutschland recht kräftig.


Donnerstag... Das Höhentief bleibt tagsüber quasistationär im Grenzebereich
Nordwürttemberg/Bayern liegen und schwächt sich etwas ab. Die meridional im
Westen verlaufende Tiefdruckrinne verliert ihre Konturen, so dass in der 2.
Tageshälfte über Deutschland ein ´Tiefdrucksumpf´ entsteht mit nur geringen
Luftdruckgegensätzen. Lediglich im äußersten Westen und Nordwesten nimmt der
Gradient zu, da der Druck über der Nordsee und Benelux ansteigt. Hier sorgt der
auf Nord drehende Wind für eine Stabilisierung durch Einsteuerung von
Nordseeluft in die untere Troposphäre. In der Südhälfte Deutschlands treffen wir
die höhenkälteste Luft an mit rund -15 Grad in 500 hPa. So entwickelt sich im
Tagesverlauf vor allem im Westen und Süden, aber auch im Nordosten ML-Cape
zwischen 300 und 800, vereinzelt an die 1000 J/Kg. Entsprechend bilden sich im
Süden und Westen im Tagesverlauf vermehrt Schauer und Gewitter, die meist auch
nur eine geringe Zuggeschwindigkeit aufweisen und insofern auch wieder
Starkregen bringen. Erneut zeigt ICON-D2-EPS in der Mitte und im Süden mäßig
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 20 bzw. über 35 mm innerhalb
von 6 Stunden. Euro4 lässt auch noch schwere Gewitter im südlichen Vorpommern
und im Osten Brandenburgs zu. Einzelne ICON-D2-Läufe lassen auch im Hamburger
Raum und in Schleswig-Holstein einzelne Schwergewitter entstehe, was bedingt
durch Euro4 gestützt wird. Bei den nur schwachen Höhenwinden sind maximal
stürmische Böen und beim Hagel Größen bis 2 cm zu erwarten. Nur ganz im Süden
herrscht stärkerer Westwind. Hier ist der Regen allerdings anfangs eher scalig
und geht erst am Nachmittag in Schauer und Gewitter über.

In der Nacht zum Freitag verclustern die Regenfälle und betreffen nach ICON dann
hauptsächlich Südwestdeutschland. Die Mengen dürften sich in der Fläche auf 3
bis 10 mm, örtlich auf 10 bis 20 mm einpendeln. Anfangs ist auch Starkregen
möglich. IFS zeigt über Norddeutschland noch eine Bodentiefentwicklung mit teils
kräftigen Regenfällen von Holstein bis nach NRW. GFS simuliert über
Nordwestpolen noch ein kleines Randtief mit einer Regenschliere auch im
Nordosten.

Freitag... zieht das Höhentief nach Norditalien, wir bleiben aber an seinem
zyklonalen Nordrand, an dem zunächst ein Randtrog nach Südwesten abzieht, zum
Abend von Südosten sich ein neuer Randtrog nähert. Im Bodendruckfeld steigt von
Westen her der Druck, so dass am Rande des stationären Hochs bei Irland eine
schwache nördliche Strömung entsteht.

Mit dem langsamen Einsickern stabilerer Luft im Westen und Nordwesten sind dort
kaum mehr konvektive Umlagerungen zu erwarten (zumindest bei ICON und GFS; IFS
lässt Konvektion auch in Nordwestdeutschland zu). In der Südosthälfte ist die
Luft noch deutlich feuchter und labiler und gebietsweise muss vor allem am
Nachmittag und Abend wieder mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Diese
ziehen meist langsam und PPWs um 30 mm, kaum Scherung deuten auf Starkregen bis
in den Unwetterbereich hin.

Mit längerer Einstrahlung sind im Osten und Nordosten wieder sommerliche 26 bis
29 Grad möglich, im Westen und Süden lässt sich die Sonne wenigstens ab und zu
blicken, sodass meist zwischen 20 und 25 Grad auf der Karte stehen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Einige Differenzen wurden oben bereits beschrieben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden