DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-07-2021 08:30
SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.07.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW

Heute im äußersten Nordwesten Gewitter mit stürmischen Böen gering
wahrscheinlich.

Nachts und morgen Vormittag im Süden örtlich gewittriger Starkregen, Unwetter
nicht ganz ausgeschlossen. Ab Mittag von Baden über den Westen bis zur Nordsee
und nach Schleswig-H. lokal Gewitter mit Starkregen, örtlich eng begrenzt
Unwetter durch heftigen Starkregen. Nachmittags in Ostbayern, abends im Raum
Lausitz gewittriger Starkregen, Mengen über 35 mm in wenigen Stunden möglich.

Am Freitag vor allem in der Mitte und im Norddeutschen Tiefland örtlich Gewitter
mit Starkregen wahrscheinlich. Vereinzelt auch heftiger Starkregen (Unwetter).



Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... Am Ostsüdostrand eines langgestreckten, vom Zentraltief über der
nördlichen Nordsee ausgehenden und bis zur Iberischen Halbinsel reichenden
Höhentroges liegt Deutschland in einer kräftigen Südsüdwestströmung, wobei ein
flacher Randtrog nordostwärts abzieht und die Höhenströmung leicht antizyklonal
wird. Damit lassen die Regenfälle am Westrand der knapp östlich von uns
liegenden quasistationären Kaltfront im Tagesverlauf weitgehend nach. Gegen
Abend allerdings kommen auf der Vorderseite des langsam näher rückenden
Haupttroges im südliche Baden-Württemberg und im Allgäu neuerliche Regenfälle
auf, die teils von Gewittern durchsetzt sind. Im Westen und Nordwesten gibt es
anfangs gebietsweise geringe Bewölkung und im Tagesverlauf bildet sich
Quellbewölkung und es entwickeln sich einzelne Schauer. Vom nördlichen Emsland
bis nach Nordfriesland können die Quellungen bis etwa -20 Grad hoch reichen, so
dass auch ein kurzes Gewitter möglich ist. Die Zutaten deuten eher auf gelbe
Gewitter hin bei PPWs um 26 und Cape-Werten von 200 bis 350 J/Kg. Lediglich
stürmische Böen könnten bei Mittelwinden um 25 kt in 700 hPa auftreten. Die von
Südwesten einströmende Luft ist nur mäßig warm bis warm mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen 8 Grad ganz im Westen und 11 Grad im Südosten, die sich am Nachmittag
noch etwas erwärmen kann. So stehen heute immerhin Höchstwerte zwischen 19 bis
20 Grad im Allgäu und 26 Grad am Nordrand der westlichen Mittelgebirge auf der
Karte. Der Süd- bis Südwestwind ist meist schwach, im Westen und Nordwesten
mäßig, in Böen frisch unterwegs.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht der scharfe Trog über Westeuropa eine Linie
Pyrenäen - Ostausgang Ärmelkanal. Damit gerät der Süden auf die zyklonale
Vorderseite des Troges und die Front über den Alpen wird wieder regeneriert. So
breiten sich die Regenfälle vom südlichen Baden-Württemberg und vom Allgäu bis
zum Vogtland hin aus. Vom Bodensee bis zur Alb ist sogar Starkregen respektive
Dauerregen über 25 mm möglich. Vor allem Icon D2 deutet auch eingelagerte
Gewitter mit Starkregen an und selbst heftiger Starkregen ist möglich (s. u.).
Im Westen und Nordwesten ist es dagegen örtlich klar. Hier ist es mit 8 bis 10
Grad am kühlsten. Ansonsten geht die Temperatur auf 11 bis 17 Grad zurück mit
den höchsten Werten an der Ostsee.

Donnerstag... schwenkt der Trog des Zentraltiefs vor Südnorwegen nach Benelux
und zu den Westalpen. Auf der Vorderseite bleibt weiterhin die Kaltfront etwa
von den Zentralalpen bis zum Baltikum schleifend liegen und es bildet sich am
Nordrand der Alpen ein Tief knapp östlich von Salzburg, das nach Südpolen zieht.
Es liegt zunächst auf der warmen Seite der Front und ist teils thermisch
getriggert. In seinem Bereich entwickeln sich teils schwere Gewitter, die auf
den Südosten Bayerns und gegen Abend auf Ostsachsen übergreifen können (vor
allem von ICON-D2 simuliert, teils mit Starkregen bis in den Unwetterbereich).
Die Globalmodelle haben allerdings nur Mengen zwischen 4 und 15 mm, vereinzelt
auch etwas über 25 mm (Alb, Donaugebiet) im Programm. Euro4 setzt den Hauptregen
ins Allgäu.
Von Baden über den Westen bis in den Nordwesten entwickelt sich im Tagesverlauf
CapeML zwischen 300 und 750 J/Kg bei PPWs zwischen 26 und 30, vereinzelt bis 35
mm, so dass sich ab Mittag Schauer und Gewitter entwickeln. Hier ist es in der
unteren Troposphäre schwachgradientig und so ziehen diese nur langsam, so dass
Starkregen recht wahrscheinlich ist. Selbst unwetterartige Mengen können
auftreten (s. u.)
Relativ wenig dürfte in einem Streifen zwischen der wetteraktiven Zone im
Südosten und den Gewittern im Westen und Nordwesten passieren (Teile von
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und eventuell Sachsen-Anhalt).

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhentrog in seinem Südteil weiter nach
Osten, was ihm eine zunehmend negative Achsstellung einbringt. Möglicherweise
tropft er aber auch über den Zentralalpen ab. Im Südosten und ganz im Osten
kommt es bei nach wie vor guten Gegenstrombedingungen (West/Nordwest unten vs.
Süd oben) zu schauerartig verstärkten, teils auch gewittrigen Regenfällen mit
Starkregenpotenzial. Und auch im Bereich der weiter nach Osten fortschreitenden
Höhentrogachse sind weitere Schauer oder Gewitter zu erwarten. Ob es, wie von
IFS und GFS, bedingt auch bei ICON-Nest simuliert, in Teilen Bayerns und
Württembergs für unwetterartige Regenfälle langt, hängt stark vom möglichen
Abtropfprozess bzw. von der Geometrie und Lage der Trogspitze ab.


Freitag... schwenkt der Trog langsam über uns hinweg nach Nordosten, wobei der
Trog zum Tagesende eine Linie Ostsachsen-Westliche Ostsee erreicht. Rückseitig
erfolgt eine Zonalisierung der recht schwachen Höhenströmung. Bei geringen
Luftdruckgegensätzen bleibt die Luft bei uns feucht (PPWs zwischen 25 bis 33 mm)
und vor allem im Trogbereich, also im Norden und in der Mitte auch labil
geschichtet (CapeML 300 bis 700 J/Kg). So können sich im Tagesverlauf vor allem
in der Mitte und im Norddeutschen Tiefland erneut Schauer und Gewitter
entwickeln, die bei nur 5 bis 10 kt Mittelwind in 700 hPa nur sehr langsam
ziehen. So kann örtlich eng begrenzt unwetterartgier Starkregen auftreten. Im
Westen und Südwesten, wo die Höhenströmung langsam antizyklonal wird, findet
eine Stabilisierung statt, so dass kaum noch Regen fällt. Auch an der
Nordseeküste wird es infolge von nordwestlichen Winden im Bereich eines kleinen
Hochs über der Deutschen Bucht stabiler. Mit 19 bis 25°C wird es tendenziell
wieder etwas kühler, wobei die niedrigsten Werte in den mittleren Lagen der
östlichen Mittelgebirge zu erwarten sind.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog zur mittleren Ostsee und nach
Nordwestpolen. Rückseitig lassen Schauer und Gewitter nach und gebietsweise
lockert die Bewölkung auf. Es kühlt auf 8 bis 15 Grad ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Strukturen werden im Kurzfristzeitraum recht ähnlich simuliert.


Was den teils gewittrigen Starkregen heute Nacht anlangt, so zeigt ICON-EPS in
einem Streifen vom Bodensee/Westallgäu bis in den Nordosten von Bayern vor allem
in der 2. Nachthälfte. Selbst unwettermengen über 35 mm sind nicht
ausgeschlossen.
Morgen Vormittag schwächt sich der Streifen ab und mit Verlagerung des Regens
zum östlichen Deutschland nimmt die Starkregengefahr zunächst ab. Dafür steigt
im Tagesverlauf von Baden über den Westen bis hin zur Nordsee und nach
Schleswig-Holstein die Starkregengefahr durch Schauer und Gewitter wieder an.
Dabei sind Unwettermengen sogar wahrscheinlicher als in der Nacht (20 bis über
60 Prozent). Am Nachmittag nimmt dann auch in Ostbayern, am Abend auch im Raum
Lausitz die Gefahr von gewittrigem Starkregen zu. Auch in diesen Bereichen ist
heftiger Starkregen über 35 mm durchaus möglich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden