DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-06-2021 08:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.06.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM

Heute nur vereinzelt markante Gewitter.

Am Sonntag vor allem im Westen und Südwesten etwas häufiger markante Gewitter,
Unwetter nicht ganz ausgeschlossen. Am Montag von Baden-Württemberg bis zum
südwestlichen Niedersachsen vermehrt aufkommende Gewitter mit erhöhtem
Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... Der bisher wetterwirksame Trog über dem Ostseeraum mit
Höhentiefzentren über Vorpommern und bei Stockholm verlagert sich etwas nach
Osten und schwächt sich nur wenig ab. An seiner Westflanke ist bereits gestern
durch einen Kaltluftvorstoß ein Höhentief zu den Britischen Inseln abgetropft,
das heute früh die Keltische See erreicht hat. Es verlagert sich zur nördlichen
Biskaya. Zwischen dem alten Trog und dem Höhentief liegt bei uns ein Höhenkeil,
welcher bis zum Abend den Osten erreicht. Von Ostfrankreich folgt in 300 hPa ein
kleinräumiger Höhentrog, dessen Achse abends über dem Westen liegt. Damit wird
zwar die obere Troposphäre labilisiert, in rund 700 hPa gibt es aber eine
sperrende isotherme Schicht, die die Gewitterbildung erschwert. Nach Südwesten
hin, sprich im Schwarzwald könnte die Orographie bei der Auslösung helfen. Von
den Zutaten her sollte es am ehesten im Nordwesten losgehen, da dort die
PPW-Werte bei 32 mm liegen und auch CapeML die 500 J/Kg überschreitet. Ansonsten
liegen die PPWs meist bei 20 bis 29 mm und CapeML erreicht im Süden und in den
östlichen Mittelgebirgen meist 200 bis 500 J/Kg. Mit Hilfe der Orographie könnte
es heute vor allem in den östlichen Mittelgebirgen und bedingt auch in den Alpen
für Schauer und einzelne Gewitter reichen, die aufgrund geringer
Zuggeschwindigkeit Starkregen bringen können. Der Wind weht heute abseits der
Gewitter bei weiter nur geringem Gradienten schwach aus unterschiedlichen
Richtungen.
Bei Sonnenanteilen um 50 Prozent (im Südosten bis an die 80 Prozent) werden
heute Werte zwischen 23 Grad im Norden und 27 Grad im Osten und am Oberrhein
erreicht. Bei Seewind liegen die Temperaturen vor allem an der Nordsee nur um 20
Grad.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das westeuropäische nunmehr hoch
reichende Tief zur zentralen Biskaya. Dies führt über Frankreich zu WLA zwischen
1000 und 500 hPa und damit auch zu einem weiteren Aufwölben des anfangs flachen
Rückens über Benelux, so dass der kleine Randtrog in 300 hPa über dem Westen
Deutschlands zugeschüttet wird. Die WLA greift in den Frühstunden auf den
Südwesten über. Ob aber wie bei Euro4 bereits Schauer und Gewitter übergreifen,
bleibt fraglich. Antizyklonaler Einfluss hält sich noch im Osten, Süden und
Norden, was dort die Konvektion ab dem Abend rasch in sich zusammenfallen lässt.
Erneut können sich flache Nebelfelder bilden, die Temperaturen sinken auf 16 bis
8 Grad.

Sonntag... und in der Nacht zum Montag kommt das hochreichende Tief über der
Biskaya kaum nach Osten voran und liegt am Montag, 06 UTC vor der Loiremündung.
Auf seiner WLA-geprägten Ostflanke wölbt sich der mitteleuropäische Höhenkeil
etwas auf, vor allem vergrößert sich seine Amplitude, so dass die 576er Isohypse
von Sonntagfrüh bis Montagfrüh vom Hochrhein bis zum südlichen Niedersachsen
vorankommt. Dies sorgt zunächst noch für meist antizyklonalen Einfluss über
Deutschland, was aber nicht bedeutet, dass nicht im Westen, vorderseitig des
Höhentiefs, der Druck leicht fällt. Zwar steilt die südwestliche Strömung über
dem Westen und Südwesten Deutschlands noch etwas auf, wodurch sich die Zufuhr
von Subtropikluft aus dem westlichen Mittelmeerraum eher noch verstärkt (die
850er Temperaturen steigen im Südwesten bis zum Abend auf 15 auf 17 Grad). Dabei
wird die Luft feuchter und labiler. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser
steigt auf 30 bis 35 mm, CAPE_ML örtlich über 1000 J/kg. Die Scherung ist dabei
nur leicht erhöht. Insgesamt werden aber vom Schwarzwald bis zum Niederrhein bis
18 UTC von den Modellen nur geringe Regensignale simuliert mit isolierten
Gewittern. Auch im östlichen Mittelgebirgsraum und ganz im Norden werden Schauer
simuliert und ein Gewitter kann nicht ausgeschlossen werden. Hier zieht ein vor
allem in 300 hPa sichtbarer Sekundärtog des Nordosteuropa-Troges durch. Bei
geringer Zuggeschwindigkeit kann es leicht Starkregen geben und Hagel bis 3 cm
ist im Westen und Südwesten möglich, vereinzelt auch eine stürmische Bö.
Heftiger Starkregen kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Der weitaus größte
Teil Deutschlands sollte von derartigen Entwicklungen noch verschont bleiben.
Großräumiges Absinken auf der Vorderseite des Keils sorgt für längeren
Sonnenschein vor allem im Osten und Südosten Deutschlands. Das hat auch einen
weiteren leichten Temperaturanstieg auf 25 bis 31 Grad zur Folge, an der See und
im höheren Bergland auf Werte um 22 Grad.
In der Nacht werden im Westen hinter der Keilachse noch einzelne Schauer oder
Gewitter simuliert. Hier bleibt die Luft recht labil. Ansonsten wird eine
weitgehend ruhige Nacht mit ein paar flachen Nebelfeldern erwartet. Die
Tiefstwerte liegen dann meist zwischen 19 und 12 Grad.

Montag... wölbt sich über Mitteleuropa anfangs weiterhin der Höhenkeil vom
Alpenraum bis hin zur Nordsee auf, seine Achse wandert aber allmählich nach
Osten und erreicht ausgangs der Nacht zum Dienstag Ostsachsen und die westliche
Ostsee. Der Keil wird weiterhin nach Osten hin durch den Langwellentrog, im
Westen jedoch durch das weiterhin kräftig ausgeprägte Höhentief flankiert, das
nach Nordwestfrankreich zieht. Es lenkt an seiner Vorderseite nochmals wärmere
Luft nach Mitteleuropa (T850 meist 15 bis 20 Grad). Diese ist auch feuchtere und
potentiell instabil geschichtet.
Die labile Luft setzt sich im gesamten Süden und Westen sowie in der Mitte durch
mit CapeML-Werten zwischen 500 und gut 2000 J/Kg bei PPW-Werten zwischen 30 und
40 mm. So entwickeln sich ab Mittag von Baden bis zum südwestlichen
Niedersachsen Schauer und teils kräftige Gewitter. Dabei nimmt wegen der
steigenden Labilität das Unwetterpotential zu. Wegen geringer Zuggeschwindigkeit
kommt es schnell zu Starkregen bis in den Unwetterbereich. Auch kann es
Großhagel und Sturmböen geben. Hilfreich für die Gewitterentwicklung ist die
Bildung eines thermischen Tiefs im Vorfeld der Kaltfront des Tiefs über
Nordwestfrankreich. Dieses Tief wird mittags an der holländischen Grenze
erwartet mit einer Konvergenz, die zum Oberrhein reicht. Im Nordosten und Osten
bleibt es dagegen noch weitegehend trocken (GFS und IFS zeigen allerdings
geringe Schauer- und Gewittersignale). Mit dieser wärmeren Luftmasse ist ein
Temperaturanstieg auf Werte zwischen 28 und 32, vielleicht 33 Grad zu erwarten
mit den höchsten Werten am Main und örtlich im Osten.

In der Nacht zum Dienstag zieht von Süden ein Randtrog über die Westhälfte
hinweg nach Norden. Mit der aufkommenden Hebung können sich die Gewitter im
Westen sogar verstärken und unter Umständen entwickelt sich sogar ein größerer
Gewittercluster, der von der Oberrheinregion nach NRW zieht. Insofern bleibt die
Unwettergefahr im Westen auch nachts recht groß. Bei GFS breiten sich die
Gewitter weit in den Osten aus, da die Keilachse leicht nach Osten verschoben
ist.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Vor allem am Montag gibt es kleine Differenzen, die bereits oben erwähnt wurden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden