DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-06-2021 07:01
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.06.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM

Abgesehen von einer wetterinaktiven Kaltfrontpassage zum Dienstag dominiert
ruhiges Hochdruckwetter. Von Südwesten immer heißer.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... präsentiert sich von seiner strahlenden und sommerlichen Seite. Neben
dem Bodenhoch YONA, dessen diffuses Zentrum über dem Böhmischen Becken liegt,
überdeckt zudem in 500 hPa ein Nordost gerichteter Keil weite Bereiche
Mitteleuropas. Mit Blick auf Deutschland liegt die Keilachse vom Saarland in
Richtung Oder geneigt mit von Südwest nach Nordost abnehmender Schichtdickte.
Bis zum Abend ist einzig im äußersten Norden (Deutsche Bucht,
Schleswig-Holstein) mit einem geringen Geopotenzialrückgang zu rechnen,
ansonsten ändert sich nichts.

Mit diesen Rahmenbedingungen verwundert es nicht, dass der Tag abgesehen von
einzelnen dünnen Schleierwolken mit viel Sonnenschein startet. Daran ändert sich
auch den restlichen Tag wenig, wenngleich zum Abend im äußersten Norden dichte
Cirrenfelder aufziehen und das Nahen einer wenig wetteraktiven Kaltfront
verkünden (wobei dieser Wolkenaufzug innerhalb der Numerik etwas zu aggressiv
sein könnte, wenn man aktuelle Satellitenbilder mit der Numerik vergleicht).
Übrigens wird diese Front von Tief ROBERT II (über Norwegen/Schweden gelegen) zu
uns gelenkt.

Trocken bleibt es überall, denn die vertikale Schichtung ist stabil (advektiv
und dank vorherrschendem Absinken) und weist zumeist einen T-Td spread von 10
bis mehr als 20 Kelvin auf. Dank ungehinderter Einstrahlung überschreiten die
Höchstwerte heute beinahe überall die Sommermarke von 25 Grad und liegen zum
späten Nachmittag bei 25 bis 28 Grad, entlang des Oberrheins auch 1 bis 2 Grad
darüber (sodass ein lokaler Hitzetag zu erwarten ist). Kühler bleibt es im
Umfeld von Ost- und Nordsee, wobei die zunächst überwiegend ablandige Komponente
die Höchstwerte nur etwas auf 22 bis 24 Grad drückt, während es auf den Inseln
mit 20 Grad oder etwas darunter doch spürbar frischer bleibt. Auch im
Osten/Südosten von Deutschland wird es etwas schwer mit der Sommermarke, da dort
noch mit dominanter Ostwindkomponente etwas trockenere und geringfügig kühlere
Luft aus der Antizyklone ausfließt. Bei 21 bis 24 Grad, in Richtung Unterfranken
auch mal die 25 Grad, kann man jetzt jedoch nicht von einer argen
Benachteiligung sprechen.
Der Wind weht um das Bodenhoch mit einer östlichen Komponente im Süden und einer
südlichen bis südwestlichen im übrigen Deutschland. Meist handelt es sich dabei
nur um eine schwache Windbewegung. Etwas stärker weht der Südwestwind präfrontal
einer Kaltfront dank gutem "fetch" über der Deutschen Bucht und einem "noch"
markanten thermischen Gradienten entlang der Kaltfront. ICON-D2 EPS springt vor
allem nördlich von Husum in Nordfriesland mit Bft 7 Böen aus West bis Südwest an
und auch mit geringen Signalen von Borkum bis Wangerooge. Allerdings stehen
unterhalb einer Inversion bei rund 950-975 hPa maximal 25kn zur Verfügung,
sodass eine Warnausgabe aus aktueller Sicht grenzwertig erscheint bzw. nur
regional begrenzt ausgegeben wird. Abends/postfrontal schwächt sich der Wind
bereits wieder ab.

In der Nacht zum Dienstag schwächen besonders ICON und GFS den Keil von Norden
etwas stärker ab, was sich auch durch ein geringfügig schnelleres Vordringen der
Kaltfront nach Süden im Vergleich zum IFS äußert (rund 50 km Diskrepanz um 00
UTC). Wetteraktiv kann man diese Kaltfront nicht bezeichnen, läuft sie doch
recht seicht herein (mit kaum einer Luftmassenänderung oberhalb von rund 800 bis
850 hPa). Daher kommt es zu einer beträchtlichen Inversionsbildung und bei
gleichzeitig nachlassenden cross-frontalem Temperaturgradienten nimmt auch die
Querzirkulation immer weiter ab, sodass die Kaltfront an sich wohl nur durch
eine Zunahme der Bewölkung, einer Winddrehung auf Nordwest mit einer
Abkühlung/Durchmischung und einer Zunahme der Taupunkte bemerkt werden dürfte.
Anafrontal könnte es über dem Norden regional zu einzelnen Tropfen reichen,
meist bleibt es jedoch trocken. Warnwürdig sollte nun nichts mehr sein.

Präfrontal über der Mitte und dem Süden bleibt es meist klar und trocken. Je
nach Bewölkungsverteilung liegen die Tiefstwerte im Norden zwischen 15 und 11
Grad und gehen im Süden auf 12 bis 7 Grad zurück. Örtlich können sich flache
Dunstfelder bilden.

Dienstag... baut sich im Zuge einer kräftigen Zyklogenese südlich von Island
erneut ein Keil auf, bzw. stützt den über Mitteleuropa liegenden mit kräftiger
WLA. Diesmal ist die Stoßrichtung über den Ärmelkanal in Richtung Deutsche Bucht
gerichtet und geht dort auch mit dem kräftigsten Geopotenzialanstieg einher.

Die Kaltfront über Deutschland kommt noch bis zur Mitte voran, bevor sie sich
allmählich auflöst bzw. ihr thermischer Gradient immer weiter aufweicht. Die
Folge: Eine umfangreiche Schliere dichter Cirren kommt im Tagesverlauf bis zu
den Alpen voran, sodass im Süden vorübergehend mal die Sonne etwas milchiger
scheint, bevor diese Wolkendecke zum Nachmittag/Abend von Norden abreißt und die
Sonne erneut von einem wolkenlosen Himmel strahlt. Unterhalb davon bleibt die
Troposphäre sehr trocken mit einem T-Td spread von teils mehr als 30 Kelvin!
Im Nordosten und über der Mitte feuchtet die Troposphäre vertikal gesehen mehr
an bzw. kühlt es hier effektiver ab, sodass sich dort mehrschichtige und vor
allem nach Nordosten/Osten zu auch dichte Bewölkung in Richtung Erzgebirgskamm
verlagert, um jedoch im Tagesverlauf sukzessive aufzubrechen. Der Fokus liegt
ein bisschen auf den Nachmittagsstunden, wenn die Restfeuchte im
Mittelgebirgsraum mit Hilfe der Orografie und Einstrahlung vermehrt die Bildung
etwas hochreichenderer Haufenwolken ermöglicht, die jedoch meist bei einer
Sperrschicht in rund 700 hPa ihr Wachstumsende finden. Daher sollte es, wenn
überhaupt, nur einzelne schwache Schauer geben. Nach ICON-D2 fallen noch nicht
mal diese. In Richtung Sachsen zeigt sich zum Nachmittag eine Schliere mit etwas
MUCAPE und hier hängt es davon ab, wie schnell die Bewölkung aufbricht, denn mit
bis zu 300 J/kg MUCAPE kann man sich den ein oder anderen Schauer vorstellen
(inklusive einer vertikalen CAPE-verteilung bis regional 400 hPa, womit man in
den Bereich gelangen würde, wo es für einen Blitz reichen könnte). Von Schauern
will die Numerik etwas wissen, von Gewittern nur GFS und daher wird die späte
Bewölkungsauflösung bzw. fehlende Einstrahlung momentan stärker gewichtet,
sodass nur Schauer erwartet werden.

Mit der quer über Deutschland stehenden Front stellt sich auch ein veritabler
zonaler Temperaturgradient Temperaturwerten ein. Mit Temperaturwerten
(postfrontal) in 850 hPa von rund 6 bis 10 Grad erwärmt sich die Luftmasse im
gesamten Norden auf rund 20 bis 24 Grad, entlang der Küsten dank auflandiger
Windkomponente auf 15 bis 19 Grad. Südlich der zentralen Mittelgebirge hingegen
liegt weiterhin eine gealterte subtropische Luftmasse mit 850 hPa
Temperaturwerten von 14 bis 17 Grad, sodass hier mit 25 bis 31 Grad erneut ein
sommerlicher Tag zu erwarten ist (die höchsten Werte entlang des Oberrheins).
Der aus Nord bis Nordwest wehende Wind spielt keine größere Rolle.

In der Nacht zum Mittwoch baut sich über Deutschland die Keilachse weiter auf,
nun mit einer meridionalen Ausrichtung. Abgesehen von teils dichten
Cirrenfeldern, die von Südwest nach Nordost über Deutschland ziehen, wird dies
eine ereignislose und warnfreie Nacht. Lokal bilden sich einzelne Dunstfelder
und die Temperaturwerte gehen in der marinen Luftmasse im Nordosten auf 10 bis 7
Grad zurück und verbleibe sonst bei 16 bis 12 Grad.

Mittwoch... steht ganz im Zeichen eines immer kräftiger werdenden Höhenkeils
über Deutschland/Polen, während sich ein umfangreiches Bodenhoch über dem
Baltikum etabliert. Somit setzt sich eine östliche bis südöstliche
Bodenwindkomponente durch und bei kräftigem Absinken dominiert vielerorts die
Sonne. Allerdings quillt es im Tagesverlauf dank der noch vorhandenen
Restfeuchte, doch eine insgesamt sehr trockene vertikale Schichtung und die
höhenmilde Luftmasse mit 600 hPa Temperaturwerten von nur etwas unter 0 Grad
sollten höchstens für ein geringes Schauerrisiko im Bergland gut sein. Einige
Modelle setzen auf einzelne Schauer im Nordwesten (inklusive eines geringen
Gewitterrisikos). Hier werden die Reste der Kaltfront in der südwestlichen
Höhenströmung als Warmfront nach Norden geführt. Je nach Feuchteanreicherung
kann die Inversion im mittleren Niveau der Troposphäre in der Tat überwunden
werden, aber hier gibt es noch viele Fragezeichen bezüglich der endgültigen
Feuchteverteilung. Daher werden auch im Nordwesten am späten Nachmittag einzelne
Schauer zugelassen, für Gewitter sollte es jedoch aus aktueller Sicht nicht
reichen. Warten wir mal den Feuchteeintrag der Kaltfront erst einmal ab.
Bei Temperaturwerten in 850 hPa von 12 bis 17 Grad wird es meist ein
sommerlicher bis hochsommerlicher Tag mit Höchstwerten von 26 bis 33 Grad, wobei
die höchsten Werte in Richtung Niederrhein erwartet werden (zunehmende
Wärmebelastung). Küstennah bleibt es etwas kühler. Der Wind weht meist schwach
aus Ost bis Südost und beginnt zum Nachmittag im äußersten Nordwesten zunehmend
auf Süd zur drehen. Diese zunehmende niedertroposphärische Konvergenz könnte das
bereits erwähnte lokale Schauerrisiko ebenfalls stützen.

Die Nacht zum Donnerstag verläuft unter Hochdruckeinfluss meist klar und trocken
bei 19 bis 12 Grad. In einigen Ballungsräumen des Westens sind bereits die
ersten tropischen Nächte mit Minima von mehr als 20 Grad möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung während der Kurzfrist wird innerhalb der Numerik sehr
einheitlich gesehen. Auch ein Abgleich mit der Lauf-zu-Lauf Konsistenz bei
IFS/GFS/ICON mit Blick auf die Druck-/Geopotenzialfelder zeigt ein ruhiges
Verhalten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy