DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-06-2021 07:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.06.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HB/BM
Ruhiges Hochdruckwetter mit steigenden Temperaturen, am Dienstag über
Norddeutschland Passage einer kaum wetterwirksamen Kaltfront. Keine
signifikanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... befindet sich Deutschland unmittelbar auf der Vorderseite eines
umfangreichen Höhenrückens, der sich vom westlichen Mittelmeerraum über
Frankreich und die Nordsee bis nach Süd- bzw. Mittelskandinavien erstreckt,
unterhalb einer sich noch etwas aufsteilenden nordnordwestlichen Höhenströmung.
Weiter westlich verlagert sich, eingebettet in die recht weit nördlich
verlaufende Frontalzone, ein Höhentrog in den nahen Ostatlantik, so dass der
Rücken im Tagesverlauf unter Verkürzung seiner Wellenlänge allmählich etwas nach
Südosten abgedrängt wird und dessen Achse in den Abendstunden über den
Nordwesten Deutschlands hinweg nordostwärts verläuft.
Im Bodenfeld stützt der Rücken eine Hochdruckzone, die sich von den Azoren über
den Süden der Britischen Inseln bis nach West- bzw. Südwestdeutschland
erstreckt. Diese weitet sich noch etwas weiter nach Osten aus, wobei sich bis
zum Abend ein eigenständiges Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über
Nordwestdeutschland etabliert. An dessen Ostflanke reicht der Gradient im
Nordosten des Landes zunächst noch für spürbaren Nordwestwind, der im
Tagesverlauf auch im Binnenland tagesgangbedingt vorübergehend ein wenig
auffrischt. Entlang der nordfriesischen Küste und an der Ostsee gibt es vor
allem bis um die Mittagszeit noch recht verbreitet steife, entlang der
vorpommerschen Küste anfangs auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8), eventuell
reicht es auch im Binnenland hier und da für vereinzelte steife Böen. Bis zum
Nachmittag fächert der Gradient aber so weit auf, dass der Wind warntechnisch
keine Rolle mehr spielen sollte.
Im Rest des Landes dominiert dagegen bei großräumigen Absinken ruhiges und
störungs- bzw. warnfreies Wetter. Die Kaltfront eines Tiefs über der Barentssee
hat inzwischen die Alpen überquert und weist deutliche Auflösungstendenzen auf.
Reste der Front hängen anfangs noch an den Alpen, so dass sich die dort dichte
Bewölkung im Vormittagsverlauf nur langsam auflösen. Nördlich der Hochdruckzone
wird die Warmfront eines mit dem Höhentrog korrespondierenden Tiefs bei Island
über die Norwegische See Richtung Südwestnorwegen geführt. An deren Südflanke
verstärkt sich auch über dem Norden und Nordostend es Landes die WLA und somit
auch die Absinkinversion, die sich über Nordwestdeutschland bereits auf etwa 900
hPa befindet, im Nordosten aber noch bei 800 hPa. Mit der dort vorherrschenden
nordwestlichen Grundströmung werden unterhalb dieser Inversion noch etwas
feuchtere Luftmassen landeinwärts geführt, wobei sich etwa östlich von Weser und
Werra vielerorts recht dichte Sc-Bewölkung ausgebreitet hat, die im Tagesverlauf
teilweise nur zögernd Lücken bekommt. Vor allem von Sachsen-Anhalt und
Brandenburg an südostwärts macht sich die Sonne gebietsweise rar, während die
Wolken weiter nördlich vor allem mittags und nachmittags weiter auflockern.
Im Rest des Landes scheint aber bei nur wenigen flachen Quellwolken überwiegend
die Sonne. Die postfrontal eingeflossene kühlere Meeresluft kann sich dabei vor
allem im Südwesten nach frischer Nacht kräftig erwärmen, während es im Nordosten
noch recht kühl bleibt. In 850 hPa steigen die Temperaturen bis zum 18
UTC-Termin auf 13 Grad im Südwesten und auf 4 Grad unterhalb der Inversion an
der Oder. Entsprechend werden Höchstwerte zwischen 17 und 22 Grad im Norden und
Osten erreicht, während es im Süden und Westen mit 22 bis 26 Grad, am Oberrhein
vielleicht schon etwas darüber, angenehm warm wird.

In der Nacht zum Montag überquert der Höhentrog Schottland und greift auf die
nordwestliche Nordsee bzw. die Norwegische See über. Der vorgelagerte
Höhenrücken flacht weiter ab, wird nach Südosten abgedrängt und erstreckt sich
morgens mit seiner Achse bereits über die Mitte des Landes hinweg nordostwärts.
Dadurch stellt sich über dem Norden und Nordwesten des Landes eine
gradientschwache westsüdwestliche Höhenströmung ein.
Das Bodenhoch verlagert sich unter beginnender Abschwächung nach Tschechien, so
dass auch der Bodendruckgradient weiter auffächert. Die Kaltfront des sich zur
Norwegischen See verlagernden Tiefs greift derweil auf Südwestnorwegen und die
nördliche Nordsee über, beeinflusst das Wetter im Vorhersagegebiet aber zunächst
noch nicht weiter.
Die noch gebietsweise stärkere Sc-Bewölkung über dem Osten des Landes löst sich
nachts weiter auf bzw. wird nach Osten abgedrängt, etwas Warmfrontbewölkung kann
sich dann in Schleswig-Holstein und Vorpommern bemerkbar machen. Ansonsten
verläuft die Nacht aber wolkenlos oder nur gering bewölkt und auch die
Nebelneigung bleibt gering. Somit kann die trockene Luftmasse kräftig auskühlen,
verbreitet gibt es einstellige Tiefstwerte. Lediglich ganz im Nordosten, an den
Küsten, entlang des Oberrheins und in einigen Ballungszentren bleibt es etwas
milder. In einigen Tälern der ostbayerischen, westlichen und zentralen
Mittelgebirge kühlt es dagegen auf unter 5 Grad ab.

Montag... überquert der Höhentrog die Nordsee und greift auf Südskandinavien
über. Der Höhenrücken verliert weiter an Wellenlänge, übrig bleibt ein schmaler
Höhenkeil, der vom westlichen Mittelmeer über Südwestdeutschland und Polen bis
ins Baltikum gerichtet ist. Nördlich davon kann sich die westsüdwestliche
Höhenströmung über Norddeutschland weiter verstärken, bleibt aber recht glatt
bzw. nur leicht zyklonal konturiert.
Die Kaltfront des sich Richtung Mittelschweden verlagernden Tiefs dringt leicht
schleifend bis zum Abend zur mittleren Nordsee vor. Sie wird bereits von KLA
überlaufen und erweist sich als stabil aktiv. Präfrontal greifen zwar
mehrschichtige Wolkenfelder auf den äußersten Norden Deutschlands über, es
bleibt aber, bis auf gebietsweise auftretenden unergiebigen Nieselregen
weitestgehend trocken. Der Gradient verschärft sich ganz im Norden und der Wind
dreht bereits präfrontal auf West bis Nordwest. Für einzelne Böen Bft 7 reicht
es aber - wenn überhaupt - wohl nur in Nordfriesland.
Im übrigen Land schwächt sich die Hochdruckzone zwar weiter ab, bleibt aber als
flache Brücke weiter wetterbestimmend und postfrontal verstärkt sich auch schon
wieder zum Süden der Britischen Inseln gerichteter Hochkeil. Die Erwärmung macht
- präfrontal auch advektiv unterstützt - vor allem im Südwesten deutliche
Fortschritte, die 850 hPa-Temperatur steigt auf Werte zwischen 10 Grad ganz im
Norden und 16 Grad im Südwesten. Dabei scheint zumindest in der Mitte und im
Süden die Sonne von einem vielerorts wolkenlosen Himmel, während sich nach Osten
zu sowie an den Alpen und über einigen Mittelgebirgen nochmals flache
Quellwolken bilden können. Somit werden allgemein Höchstwerte zwischen 24 und 29
Grad erreicht, entlang des Rheins und seinen Nebenflüssen auch um oder knapp
über 30 Grad. Im äußersten Norden, im höheren Alpenvorland sowie in einigen
Mittelgebirgen wird es nicht ganz so warm, an den Küsten werden bei auflandigem
Wind örtlich kaum 20 Grad erreicht.

In der Nacht zum Dienstag wird der schmale Höhenkeil nach Süddeutschland
abgedrängt und die glatte, nahezu zonal ausgerichtete Höhenströmung weitet sich
auf die gesamte Nordhälfte aus. Strömungsparallel darin eingebettet, arbeitet
sich die wenig wetterwirksame Kaltfront nur langsam südwärts vor und greift auf
die Norddeutsche Tiefebene über. Sie macht sich lediglich in Form einer
Winddrehung auf West bis Nordwest und dichter, mehrschichtiger Wolkenfelder
bemerkbar, die in etwa bis NRW, Nordhessen und Brandenburg vordringen und
postfrontal im Norden wieder auflockern. Regnen sollte es nicht oder höchstens
nur ein paar Tropfen und auch der Wind ist wohl nicht mehr warnrelevant. KLA und
Druckanstiegt lassen unmittelbar postfrontal den Hochkeil über England rasch
nach Osten ausweiten und auf Nordwestdeutschland übergreifen. Gestützt wird
dieser zudem noch durch einen flachen Höhenrücken, der vom nahen Ostatlantik her
morgens auf den Westen der Britischen Inseln übergreift.
Weiter südlich bleibt es gering bewölkt oder wolkenlos. Dort fällt die Nacht mit
Minima zwischen 12 und 7 Grad - in einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern auch
darunter - nochmals recht frisch aus, sonst bleibt es mit 15 bis 10 Grad etwas
milder.

Dienstag... wölbt sich der breit angelegte Höhenrücken über den Britischen
Inseln aufgrund kräftiger WLA vorderseitig eines vom mittleren Nordatlantik zum
Ostatlantik gerichteten Trogvorstoßes weit nach Norden auf und kommt allmählich
ostwärts, zur Nordsee, voran, während der schmale Höhenkeil über die Alpen
ostnordostwärts Richtung Ukraine und Weißrussland gerichtet bleibt. Dazwischen
stellt über dem Vorhersagegebiet eine flache, eher antizyklonal konturierte
nordwestliche Höhenströmung ein.
Durch den Rücken gestützt, kann sich der nach Norddeutschland gerichtete
Bodenhochkeil verstärken und bis zum Abend etabliert sich ein eigenständiges
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt in etwa über der Deutschen Bucht. Die Kaltfront
dringt noch in etwa bis zu den nördlichen oder zentralen Mittelgebirgen vor,
löst sich dann aber mehr oder weniger auf. Somit lockert die frontale Bewölkung
mehr und mehr auf, Niederschläge sind eh keine zu erwarten (lediglich GFS hat
schwache Signale dafür auf der Agenda). Postfrontal dringen unterhalb der
Absinkinversion in etwa 850 bis 800 hPa noch einmal Stratocumulusfelder in die
Norddeutsche Tiefebene vor, die im Tagesverlauf aber ebenfalls auflockern
sollten.
In der Südhälfte scheint dagegen erneut bei nur wenigen Wolken die Sonne. Mit
der Kaltfront dringt etwas kühlere Luft nach Norddeutschland vor und lässt dort
die 850 hPa-Temperatur auf 5 bis 8 Grad sinken, während sie im Süden bei 12 bis
17 Grad verharrt. Somit liegen die Höchstwerte an den Küsten um oder knapp unter
20 Grad, sonst in Norddeutschland zwischen 20 und 24 Grad, in der Mitte und im
Süden zwischen 24 und 30 Grad, im Südwesten werden bereits bis zu 32 oder gar 33
Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der Höhenrücken allmählich nach Osten voran und
erstreckt sich Mittwochfrüh mit seiner Achse direkt über das Vorhersagegebiet
hinweg nordwärts. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt über
Norddeutschland hinweg ostwärts nach Nordpolen. Das frontale Gewölk über der
Mitte und auch die Sc-Felder über Norddeutschland lösen sich allmählich auf,
vielerorts verläuft die Nacht dann wolkenlos oder gering bewölkt. Somit kann es
im Norden und Nordosten innerhalb der eingeflossenen, etwas kühleren Luftmasse
mit Tiefstwerten zwischen 11 und 7 Grad nochmals recht frisch werden, im Westen
und Süden bleibt es dagegen mit 18 bis 10 Grad bereits recht mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Signifikante, prognose- und warnrelevante Unterschiede zwischen den Modellen
lassen sich keine ausmachen. GFS simuliert die Kaltfront am Dienstag geringfügig
wetteraktiver und hat in den mittleren Landesteilen auch geringe Niederschläge
auf der Agenda.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff