DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-06-2021 08:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.06.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von NEz zu BM.

Heute vor allem in Nord- und Zentralbayern sowie in Thüringen und im Grenzgebiet
Brandenburg/Sachsen-A. Gewitter mit lokaler Unwettergefahr durch Starkregen. Am
Montag und Dienstag bevorzugt im Süden Gewitter mit Starkregen, vereinzelt
unwetterartig.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt im Bereich eines Höhenkeiles, der von
Südwesteuropa ausgeht und der sich bis zum Abend in eine abgeschlossenes
Höhenhoch im Osten und im südlichen Norddeutschland abspaltet. Allerdings ist
dieser Rücken schwachgradientig aufgestellt und praktisch ortsfest, so dass er
kaum Absinken bringt. Zudem ist gestern ein schwacher Höhentrog über Frankreich
zu den Alpen abgetropft, wo sich heute Morgen ein flaches Höhentief zeigt, das
einen Trog nach Süddeutschland besitzt. Der Resttrog des Abtropfprozesses ist
ansatzweise noch über dem Küstengebiet erkennbar, schwenkt aber heute unter
Auflösung nach Nordwestpolen. Entscheidender sind hingegen die Verhältnisse in
der unteren Troposphäre. Hier ist mit einer Konvergenz, die in der Nähe der Elbe
liegt, feuchte Luft mit westlichen Winden eingesickert und mit einer Kaltfront
ist in den Westen bereits etwas kühlere Luft eingeströmt. Das führt zu viel
Bewölkung in weiten Teilen Deutschlands und vor allem in einem Streifen vom
östlichen Niedersachsen bis zum östlichen Bayern regnet es auch noch örtlich, in
Südbayern und in Thüringen teils auch noch intensiver. Von
Mecklenburg-Vorpommern bis zur Lausitz ist es dagegen meist noch aufgeheitert
und weitgehend trocken. Die Konvergenz zeigt nämlich kaum Verlagerungstendenz,
ja sie bewegt sich sogar eher ein paar Kilometer nach Westen. Angesichts der
doch dichteren Bewölkung kann sich heute nicht besonders viel CapeML entwickeln,
am ehesten in einem streifen von Niederbayern bis nach Mecklenburg (aber nur
Werte zwischen 200 und knapp 600 J/Kg). In diesem Streifen entwickeln sich heute
erneut Schauer und lokale Gewitter, wobei der Schwerpunkt nach ICON-D2-EPS etwa
in Nord- und Mittelbayern sowie in Thüringen liegt. Erneut gibt es hier erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen bis in den (isoliert extremen)
Unwetterbereich. Dicht westlich schließt sich ein Streifen mit örtlich skaligem
Regen an, der vom Hamburger Raum bis nach Württemberg reicht. Weiter nach Westen
hin gibt es häufig starke Bewölkung und es regnet kaum. Der Wind weht schwach
bis mäßig aus West bis Nordwest, im Osten und Nordosten aus Ost- bis Nordost. In
den bewölkten gebieten werden lediglich 18 bis 22 Grad erreicht und im Osten und
Nordosten bleibt es noch sommerlich bei 23 bis 28 Grad.


In der Nacht zum Montag bewegt sich das kleine, aber zähe Höhentief von
Österreich ins Dreiländereck CH-A-D, von wo aus es in Süddeutschland gegen den
Tagesgang für leichte Hebungsprozesse und schauerartige, teils bis in die Mitte
ausgreifende Regenfälle sorgt. Gewitter sind zunächst auch noch mit von der
Partie, sollten im Verlauf aber weitgehend abklingen. Weiter im Norden und
Nordwesten bleibt die Wolkendecke weiterhin meist geschlossen, ein paar Tropfen
fallen aber nur sporadisch. Dagegen klart es zwischen Erzgebirge und Ostsee
erneut auf, wobei sich im Grenzbereich zur feuchteren Luft weiter westlich
flache Nebelfelder bilden können.


Montag... verlagert sich das Höhenhoch vom östlichen Deutschland nach
Tschechien. Gleichzeitig läuft an der Westflanke des Rückens ein flacher
Kurzwellentrog über die Ärmelkanalregion langsam nach Nordosten. Dieser
interagiert im Alpenraum mit dem kleinen Höhentief, das sich nach
Baden-Württemberg verlagert und im Westen und Südwesten etwas Hebung produziert.
An der über Deutschland liegenden Luftmasse hat sich bis dahin nicht allzu viel
geändert, so dass in einem breiten Streifen von Schleswig-H. und der Nordsee bis
nach Baden-Württemberg starke Bewölkung überwiegt und über Süddeutschland fängt
es in der Nähe des kleinen Höhentiefs an zu brodeln mit lokalen Gewittern bis
hin zum Unwetter (vor allem durch heftigen Starkregen). Im Westen und Nordwesten
gibt es in der in unteren Schichten eingeströmten kühleren Luft stabile
Bedingungen.
Der Bereich höchster CAPE-Werte (die durch Einstrahlung vor allem in Bayern
generiert werden) fällt nicht mit der feuchtesten Luftmasse und mit der
aufkommenden Hebung zusammen, aber in diesen Gebieten lassen sich Strukturen
finden, die auf eine flache Tiefdruckrinne hindeuten könnten oder zumindest eine
bodennahe Feuchtekonvergenz herbeiführen dürften. Insofern dürfte der
Gewitterschwerpunktbereich im westlichen Bayern und in Württemberg liegen.

Wie bereits an den Tagen zuvor hält sich im Nordosten und Osten trockenere Luft,
was hochreichende Konvektion zumindest bei ICON unterbindet. Lediglich GFS und
IFS zeigen leichte Schauer- und Gewitteraktivität in Sachsen und im Südosten
Brandenburgs. Die Tageshöchsttemperaturen liegen im Westen wieder etwas höher,
so dass eine Spanne zwischen 19 und 23 Grad dort besteht und die 24 bis 28 Grad-
Zone dehnt sich etwas nach Westen aus, so dass fast der gesamte Osten und auch
Niederbayern davon profitiert.

In der Nacht zum Dienstag verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster
geringfügig nach Osten, wodurch der Kurzwellentrog von der Nordsee her verstärkt
auf den Nordwesten und Westen Deutschlands übergreifen kann. Durch diesen wird
die Konvektion in einem Streifen von der Unterelbe bis in die mittleren Teile
Deutschlands hinein am Leben gehalten (zumindest nach ICON).
Ähnliches (in Bezug auf die Andauer der Konvektion) trifft auch für die
alpennahen Gebiete zu, was der Trogspitze zuzuschreiben ist. Da, wo es
auflockert und zuvor Regen gefallen ist, kann sich Nebel bilden.

Dienstag... kommt der negativ geneigte Trog etwas nach Osten voran und erreicht
mit seiner Achse etwa das zentrale Deutschland. Entsprechend der vorderseitigen
schwachen PVA lässt sich ein Bereich von Schleswig-Holstein bis nach
Süddeutschland festmachen, wo die haupt Schauer- und Gewitteraktivität zu finden
ist. Bei IFS liegt die Aktivität im Osten und in den östlichen Mittelgebirgen
und in Süddeutschland. GFS hat eine Zwischenlösung. Von den Zutaten für Gewitter
hat sich die Luft kaum verändert. Die PPWs liegen meist um 30 mm und CapeML ist
mit 300 bis 700 im Osten und Südosten mäßig erhöht. Eine Konvergenz lässt sich
mit etwas Mühe etwa von Franken bis nach Hessen ausmachen. Ähnlich wie an den
Vortagen dürfte auch mehrstündiger Starkregen eine Rolle spielen. Für Details,
auch hinsichtlich von Überlappungen bei der Zutatenmethode, ist es definitiv
noch zu früh.

Fakt ist, dass es im äußersten Osten und Nordosten wahrscheinlich trocken und
sehr warm (24 bis 28°C) bleibt, auch wenn IFS die Schauer- und Gewitterzone
recht progressiv simuliert. Im äußersten Westen und Nordwesten besteht ebenfalls
die Chance für auflockernde Bewölkung ohne Niederschlag, das Ganze aber auf
niedrigerem Temperaturniveau (20 bis 23°C).

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der schwachgradientige Trog zum
östlichen Deutschland und entsprechend breiten sich die Schauer und anfänglichen
Gewitter weiter nach Osten aus. Tendenziell nimmt die Wahrscheinlichkeit für
Unwetter deutlich ab. Vereinzelt bilden sich Nebelfelder.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bei der flauen Bodendruck- und Potentialverteilung ergeben sich naturgemäß
einige Unterschiede, die auch zu unterschiedlichen Regenschwerpunkten führen.
Einige Modellunterschiede wurden oben beschrieben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden