DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-05-2021 17:30
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.05.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonale Nordlage dank Hoch WALTRAUD - vermehrt heiter oder sonnig, trocken
und wärmer.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... steht es im Relegationsspiel zwischen den Holzbeinen und Kölle zur
Halbzeit - Achtung, nicht geflunkert - 1:4! Sieht also so aus, dass auch nächste
Saison nach FC-Toren "et Trömmelche jeiht" und "Kölle Alaaf" in der Bundesliga
geschmettert wird. Nun gut.
Beim Wetter dreht sich, sofern es uns hier in Deutschland betrifft, derzeit
alles um eine einzige "Person" - WALTRAUD. WALTRAUD holde WALTRAUD, Du bist
diejenige, der es gelungen ist, dem flegelhaften Gebaren deiner zahlreichen
männlichen Widerparts von EUGEN über HUBERTUS und IMMANUEL bis zu NATHAN (um nur
einige zu nennen) ein Ende zu setzen und dem Monat Mai, der uns einiges
abverlangt hat, einen versöhnlichen Ausklang zu verpassen. Dass dabei nicht
alles von Anfang zu 100% klappt, geschenkt. Quellwolken, im Osten und Südosten
ein paar Schauer oder Gewitter und im Nordwesten zäher Nordseestratus respektive
-stratocumulus, dazu gebietsweise noch etwas dürftige Temperaturen. Kein
Problem, all das wirst Du zeitnah in den Griff bekommen.

Starten wir mit der Ausgangslage heute Abend, wo das Hoch WALTRAUD weite Teile
des Europäischen Nordmeers und der Nordsee überdeckt. Verbunden ist sie mit dem
nach Westen verschobenen Azorenhoch, gestützt wird sie von einer abgeschlossenen
Höhenantizyklone mit Zentrum über der nördlichen Nordsee. Den zyklonalen
Widerpart mimt ein positiv geneigter Höhentrog, der von der Barentssee bis
hinunter zum östlichen Mitteleuropa reicht, wo er im Bereich des Dreiländerecks
Polen/Tschechien/Slowakei ein eigenständiges Drehzentrum aufweist. Im
Randbereich des Troges hat es heute vor allem in Sachsen und Bayern noch mal für
einige Schauer und vereinzelte Gewitter gereicht (Inversion bei 700 bis 650
hPa), die nun aber rasch dem Tagesgang zum Opfer fallen, was allgemein für die
in Deutschland beobachtete Quellbewölkung gilt.

Ansonsten gilt es noch zu erwähnen, dass am Rande der Hochdruckzone mit
nordwestlichem Wind relativ kühle und feuchte Nordseeluft in den Nordwesten und
sogar noch etwas darüber hinaus (Ostwestfalen, Nordhessen, Sachsen-Anhalt)
geflossen ist. Dabei hat sich unterhalb von 950 bis 900 hPa (Inversion)
ST-/SC-Bewölkung ausgebreitet, die heute Nachmittag aber erst perforiert und
danach zusehends getilgt wurde. Die im Binnenland noch vorhandenen wenigen Reste
dürften sich in den nächsten Stunden weitgehend auflösen, einzig im nordseenahen
Niedersachsen sowie später auch noch mal in Teilen SHs dürfte sich das "Zeug"
von der Deutschen Bucht her als sehr zäh entpuppen.

Der Rest ist kurz erzählt. Bei klarem oder nur gering bewölktem Himmel kühlt es
noch mal verbreitet in den einstelligen Bereich ab und in ungünstigen Lagen
reicht es bei längerem Aufklaren für einen kurzen Peak mit leichtem Frost in
Bodennähe.

Sonntag ... pumpt sich Hoch WALTRAUD über der Nordsee auf etwas über 1030 hPa
auf, wobei sie weiterhin von einem Höhenhoch überlagert wird. Dieses bzw. der
ganze Rücken dehnen sich geringfügig nach Osten aus, so dass der o.e. Trog etwas
zurückweichen muss. Am Rande der Bodenhochdruckzone strömt mit nordwestlichen
bis nordöstlichen Winden mäßig warme (T850 3 bis 8°C) und zunehmend kontinental
geprägte Luft nach Deutschland, die mit Ausnahme des Nordwestens in der
Grundschicht immer weiter abtrocknet. Am Nachmittag liegt die spezifische
Grundschichtfeuchte verbreitet unter 5 g/kg.

Das ist wenig, aber noch genug, um in der labil geschichteten Grenzschicht (die
tiefe Inversion bei 950 bis 900 hPa wird getilgt, stattdessen etabliert sich
landesweit bei 800 bis 750, ganz im Südosten bei 700 hPa eine Sperrschicht) mit
Hilfe des Tagesgangs einige Quellungen zu generieren. Zwischen dem östlichen
Alpenrand und dem Bayerischen Wald könnte es sogar noch mal für einen schlappen
Schauer reichen, ansonsten dürfte es aber meist trocken bleiben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings die Prognose von IFS und GFS
sowie SuperHD, die in einem von Mecklenburg und SH bis in die nördliche Mitte
reichenden Korridor schwache Niederschlagssignale simulieren. Die deutsche
Modellkette und EURO4 setzen hingegen auf "trocken". Auch wenn die
Wolkenobergrenze in diesen Regionen teilweise im leicht negativ temperierten
Bereich um -1/-2°C liegt, dürfte das eigentlich nicht für Schauer reichen. Hier
schlägt offensichtlich die individuelle Wolken- respektive Niederschlagsphysik
durch, wobei man weiß, dass ICON schwache Niederschläge eher unter-, IFS und GFS
eher überschätzt. Eine mögliche Begründung für die Schauer könnte in einer
schwachen Wind- respektive Feuchteflusskonvergenz liegen, bei der von der
Nordsee nordwestliche Wind auf nordöstliche von der Ostsee her treffen. Mal
sehen, welches Modell sich morgen durchsetzt.

Fakt ist, dass der heute noch so ausladende Nordsee-ST/SC am morgigen Sonntag
deutlich kleinere Brötchen backt und von der Deutschen Bucht her kaum aufs
Festland übergreift. Knapper könnte es da schon für die vorgelagerten Inseln
werden. Die Temperatur erreicht unmittelbar an der See 14 bis 18°C, sonst 18 bis
23°C. Dazu gibt´s im Südwesten ´ne Prise Bise, für mehr als Böen 7 Bft,
vielleicht mal ´ne zarte 8 Bft auf einigen Schwarzwaldhöhen reicht es aber
nicht.

In der Nacht zum Montag tut sich wenig an der Wetterlage, dafür schlägt der
Tagesgang zu. Die abendliche Restbewölkung löst sich weitgehend auf, hie und da
bildet sich ein Nebelfeld. Mit Winddrehung auf Nordost bis Ost entfernt sich das
tiefe Nordsee-Gewölk zunehmend von der deutschen Küste. Im Süden und Südosten,
wo die Temperatur vielerorts auf unter 5°C sinkt, ist lokal leichter Frost in
Bodennähe möglich.

Montag ... verschieben Boden- und Höhenhoch ihren Schwerpunkt etwas nach Osten,
was für den Vorhersageraum zwei Konsequenzen hat. Zum einen verstärkt sich das
Absinken, wodurch die Inversion auf 800 bis 900 hPa runtergedrückt wird. Zum
anderen dreht der Wind auf östliche Richtungen, was den Kontinentalfaktor noch
etwas erhöht. Mit T850 zwischen 3 und 8°C wird die Luftmasse aber zumindest
niedertroposphärisch nicht wärmer. Da insgesamt aber weniger Quellungen am Start
sind, gibt es in 2 m Höhe gegenüber Sonntag einen kleinen Aufschlag, so dass es
am Rhein und seinen Zuflüssen für rund 24°C, lokal vielleicht knappe 25°C (das
wäre per definitionem ein Sommertag) reicht.

In der Nacht zum Dienstag tut sich weiterhin nicht viel, meist zeigt sich der
Himmel gering bewölkt oder klar. Inwieweit ein kleines Höhentief bzw. ein
Randtrog über dem Baltikum und der südöstlichen Ostsee schon Wolkenfelder in den
Nordosten des Landes lenkt, ist noch unsicher. Auf alle Fälle ist die Luftmasse
so trocken, dass es im südlichen und südöstlichen Bergland sowie im höheren
Alpenvorland punktuell für 0°C oder etwas darunter in Erdbodennähe reicht, wenn
auch nur kurzzeitig. Herzlich Willkommen im Sommer 2021.

Dienstag ... nähert sich der o.e. Randtrog bzw. das kleine Höhentief der
westlichen Ostsee an. Damit wird es tatsächlich wolkiger in den östlichen und
nordöstlichen Landesteilen. Ob es aus den Wolken gebietsweise leicht
(schauerartig) regnet, wird von der Numerik derzeit noch unterschiedlich
beantwortet. Wieder verfolgt ICON eine defensive Strategie, während IFS und GFS
etwas forscher zur Sache gehen. Demnach wäre vielleicht sogar schon ein Gewitter
dabei.

In den meisten Landesteilen bestimmen nach wie vor die umfangreiche
Bodenhochdruckzone über Nordeuropa sowie der vom westlichen Mittelmeer bis nach
Skandinavien reichende Höhenrücken das Geschehen. Unter dem Strich bedeutet das
viel Sonnenschein, meist nur lockere Wolken und noch etwas steigende
850-hPa-Temperaturen. Bei rund 10°C im Westen und Südwesten bedeutet das dort
Höchstwerte von 25 oder 26°C, was für den offiziellen Beginn des
meteorologischen Sommers mehr als standesgemäß ist.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die ganz großen Unterschiede zwischen den Modellen sind nicht erkennbar. Die
Unschärfen beim Niederschlag wurden im Text erörtert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann