DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-05-2021 07:30
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Na
Heute im Osten und Südosten nochmal Schauer und Gewitter, lokal mit Starkregen
und kleinkörnigem Hagel. Ansonsten Hochdruckwetter mit in den Nächten örtlichem
Nebel und lokal leichtem Frost in Bodennähe.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... hat sich ein Höhenkeil von den Britischen Inseln bis ins Nordmeer
aufgewölbt und unterstützt am Boden Hoch WALTRAUD mit Schwerpunkt über der
Nordsee. Beide zusammen wirken blockierend für progressive Verlagerungen von
Trögen und Tiefdruckgebieten vom Atlantik. Hoch WALTRAUD hat sich nun auch schon
nach Deutschland getraut, womit am gestrigen Freitag bereits eine Stabilisierung
im Westen und Süden erfolgte und die Sonne schon vermehrt zum Zuge kam. Der
Prozess setzt sich heute fort, ein Höhentief fungiert aber noch als "Störsender"
für die aufkommende "Hochdruckwelle". Dieser Störsender befindet sich in den
Morgenstunden über dem Osten Deutschlands und Polen, wobei das Drehzentrum nahe
Posen in Position gegangen ist. Im Tagesverlauf wandert das Höhentief langsam
nach Südosten weiter, womit das Drehzentrum abends die Westkarpaten erreicht. Um
das Höhentief herumwandernde kleine Randtröge sorgen noch für PVA, die auf etwas
feuchtere Luft mit PPW's von 12 bis 17 mm trifft. Da auch die Lapse Rates noch
leicht erhöht sind (-0,6 bis -0,65 K/100 m) und ein wenig ML-CAPE (bis 150 J/kg)
zur Verfügung steht, bilden sich im Osten und Südosten vor allem mit der
Sonneneinstrahlung und daher insbesondere am Nachmittag Schauer und lokale
Gewitter. Die Modelle zeigen Schauer von Thüringen bis ins südliche Brandenburg
und bis nach Sachsen sowie in Bayern und ganz vereinzelt in Baden-Württemberg.
Gemäß "Zutatenmethode" (Überlappung Feuchte/Labilität/Hebung) gibt es Gewitter
dabei am ehesten in Richtung polnische Grenze, am Erzgebirge und im östlichen
und südöstlichen Bayern. Schwache Scherung ist im Osten Deutschlands zu sehen,
sodass die Gewitter dort etwas organisierter auftreten können. Bei den
Begleiterscheinungen sind starke Böen Bft 7, bei den PPW's und nicht allzu
mobilen Zellen lokaler Starkregen sowie kleinkörniger Hagel möglich, wobei sich
die meisten Gewitter aber auf der untersten Warnstufe ("Gelb") abspielen
dürften.
Ansonsten sorgt Hoch WALTRAUD für zunehmend sonnige Momente in Deutschland. Im
Norden zieht gebietsweise allerdings dichter niedriger Nordseestratus durch, der
sich zumindest an der Nordseeküste trotz des Hochs bei nordwestlicher Anströmung
vom feuchten Meer noch länger unter der Absinkinversion halten könnte.
Der Wind weht außerhalb von Schauern und Gewittern schwach bis mäßig aus
Nordwest bis Nordost, am Oberrheingraben ist bei nordöstlichen Wind ein
Kanalisierungseffekt zu sehen, der lokal starke Böen Bft 7 möglich machen könnte
(Bise).
Die Temperaturen steigen auf 11 bis 15 Grad unter dichten Wolken an der Nordsee
und im Bergland, sonst von Nordost nach Südwest auf 15 bis 22 Grad.

In der Nacht zum Sonntag dehnt sich der Einfluss des Höhenrückens, der dann auch
wieder über eine eigenständige Zelle über der Nordsee verfügt, weiter nach
Deutschland aus und verdrängt das Höhentief mehr und mehr nach Südosten. So wird
dieses bis Sonntagmorgen in die Westukraine geführt und verliert mehr und mehr
seinen Einfluss auf Deutschland.
Bei fehlendem Tagesgang dürften Schauer und Gewitter daher auch im äußersten
Südosten des Landes bald Geschichte sein.
Ansonsten steht eine gering bewölkte oder klare Nacht an, in der sich lokal
Nebelfelder bilden. Der dichte Nordseestratus hat allerdings wieder die Chance,
etwas ins Landesinnere vorzustoßen, wobei das polnische Modell dies
beispielsweise recht verbreitet über Schleswig-Holstein und dem westlichen
Niedersachsen zeigt. ICON und EZMW ziehen bedingt mit.
Die Temperaturen gehen bei schwachem Wind und T850 hPa von 1 bis 4 Grad in 2 m
auf 10 bis 1 Grad zurück, am Boden muss gebietsweise mit leichtem Frost bis -2
Grad gerechnet werden.

Sonntag... macht der Tag seinem Namen alle Ehre, verbringen wir ihn doch bei
meist viel Sonnenschein unter der Ägide von Hoch WALTRAUD, die kräftigen Support
durch das Höhenhoch erhält. Damit dominiert überall das Absinken, Schauersignale
lassen sich kaum finden, auch wenn im Norden durch die nordöstliche Anströmung
von leicht feuchterer Ostseeluft ein paar Quellwolken entstehen. Das sehr
konvektionslastige GFS zeigt nachmittags von Nordfriesland bis in den Bremer
Raum und bis nach Ostwestfalen sogar ganz schwache Schauer an, wobei diese dort
auch aus dem tagsüber gehobenen niedrigen Stratus entspringen könnten.
Allerdings erscheinen Schauer bei den Rahmenbedingungen doch als ziemlich
unwahrscheinlich.
An der Nordsee könnte sich der niedrige SC jedoch erneut länger halten, womit
die Temperaturen auch durch das kalte Meer bei 13 bis 18 Grad "hängen bleiben",
während sonst 16 Grad an der Ostsee bis 23 Grad im Westen erreicht werden.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nord bis Nordost, im Südwesten frischt er
neuerlich böig auf, ohne warnwürdig zu werden (etwas stärkerer Gradient durch
eine Tiefdruckentwicklung über der Iberischen Halbinsel).

In der Nacht zum Montag ändert sich nicht viel an der Wetterlage.
Damit steht eine gering bewölkte bis klare Nacht an, lokaler Nebel nicht ganz
ausgeschlossen. Der niedrige SC an der Nordsee breitet sich diesmal kaum ins
Landesinnere aus, weil die Strömung dort auf Ost bis Nordost dreht.
Die Temperaturen sinken auf 11 bis 3 Grad, im Südosten auf 7 bis 1 Grad. Vor
allem dort ist wieder leichter Frost in Bodennähe zu erwarten.

Montag... verharrt das Höhenhoch fast an Ort und Stelle, womit auch Hoch
WALTRAUD weiter von der Nordsee ihre Strippen zieht. Folglich scheint zum
Wochenbeginn bei nur wenigen Quellwolken weiterhin häufig die Sonne. Nach allen
vorliegenden Modellen bleibt es trocken - halt Stopp, da ist ja noch GFS! Ok, am
Mittag im Thüringer Becken minimale Signale für schlappe Schauer, wo die bei
einem solch starken Deckel aber herkommen sollen, bleibt fraglich. Geht man auf
Spurensuche, erkennt man über Ostpolen ein nach Süden ziehendes kleines
Höhentief, das sich in Verbindung setzt mit unserem heutigen Höhentief. Die
daraus resultierende PVA dürfte jedoch für die Konvektion kaum ausreichen.
Der Nordostwind weht schwach bis mäßig ohne größere Auffälligkeiten in Sachen
Böen.
Die Temperaturen steigen auf 15 Grad an der See bis 24 Grad im Westen.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich das Höhentief durch einen neuen Randtrog
bis in den Nordosten Deutschlands aus. So nimmt die Bewölkung dort zu und gegen
Morgen kann es an der Grenze zu Polen auch Schauer geben.
Weiter nach Westen bleibt die Dominanz von Hoch WALTRAUD erhalten, sodass es
wieder gering bewölkt oder klar ist. Die Nebelneigung ist nur noch gering.
Die Temperaturen sinken auf 13 Grad an der See bis 2 Grad im Südosten. Im Süden
ist örtlich leichter Frost in Bodennähe möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Die Theorien des sehr konvektionslastigen
GFS wurden im obigen Text bereits beschrieben und quasi verworfen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler