DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-05-2021 17:01
SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.05.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Freitag im Norden und Osten erneut einzelne Gewitter. Sonst keine
Wettergefahren. Ab Samstag zunehmender Hochdruckeinfluss, aber nur zögernd
wärmer.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... reicht ein Höhentrog von der Barentssee über Finnland hinweg bis zur
Ostsee, von wo er sich in zwei Äste aufteilt. Ein erster und aktuell unser
Wetter bestimmender Randtrog erstreckt sich südwärts über die Osthälfte
Deutschlands und Polen hinweg bis zur Adria. Ein zweiter Randtrog, der - so viel
vorweg - unser Wetter am morgigen Tag gestalten wird, reicht von der Ostsee über
den Süden Schwedens und Norwegens hinweg etwa bis zu den Shetlandinseln. Im
Bodendruckfeld ist an den Höhentrog eine Tiefdruckzone gekoppelt mit Kern über
der mittleren Ostsee und dem Baltikum. An dessen Südwestflanke gelangt mit einer
nordwestlichen Strömung weiterhin kühle Meeresluft zu uns. In dieser Luftmasse
bzw. im Einflussbereich des südwärts reichenden Troges haben sich heute vor
allem im Norden und in der Mitte erneut Schauer und einzelne Gewitter
entwickelt. Etwas skaligere Niederschläge gab es von Sachsen bis in den
Südwesten Deutschlands, die an die Achse des Troges gekoppelt sind, sich aber
aktuelle bereits deutlich abgeschwächt haben. Die Trogachse schwenkt im Laufe
des Abends bzw. der Nacht weiter südostwärts Richtung Polen, wobei sie an Kontur
verliert. Entsprechend kommt auch das Niederschlagsgebiet südostwärts voran und
schwächt sich dabei weiter ab. Nach Abzug des Troges folgt von Westen ein
flacher Höhenrücken, der auch im Bodendruckfeld mit leichtem Druckanstieg
vornehmlich im Westen und Süden Deutschlands verbunden ist. Somit kommt es in
der Nacht zu einer Wetterberuhigung und die Bewölkung lockert stellenweise etwas
auf. Eventuell reicht es dann in der Westhälfte für das ein oder andere
Nebelfeld. Zudem kann es bei länger klaren Verhältnissen sogar ganz lokal Frost
in Bodennähe geben. Im Osten und Südosten dominiert hingegen zunächst noch der
Tiefdruckeinfluss, wenngleich sich das Tief weiter auffüllt. Dennoch wird dort
die Schauertätigkeit nicht gänzlich zum Erliegen kommen. Gewitter sollten dann
aber nicht mehr auftreten. Der Druckgradient fächert mit der weiteren
Abschwächung des Tiefs auf, sodass der Wind insgesamt deutlich nachlässt.

Freitag ... zeigt der Blick auf die Bodenwetterkarte mit dem Hoch WALTRAUD
leicht antizyklonale Verhältnisse über weiten Teilen Deutschlands. Allerdings
kommt recht rasch besagter zweiter Randtrog ins Spiel. Dessen Achse verläuft
Freitagfrüh über Dänemark bis zur mittleren Nordsee und schwenkt im Tagesverlauf
mit der höhenkältesten Luft über den Norden und Osten Deutschlands allmählich
südostwärts. Dort entwickeln sich in der labilen Luftmasse (T850 hPa um +1 Grad,
T500 hPa um -25 Grad) ein weiteres Mal Schauer. Bei CAPE-Werten bis 200 J/kg
sind zudem einzelne Gewitter zu erwarten. Die Scherung und auch die Höhenwinde
sind nur gering, sodass Windböen Bft 7 als Begleiterscheinung nur gering
wahrscheinlich sind. Aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit und PPWs bis 18 mm
besteht allerdings eher die Möglichkeit, dass lokal markanter Starkregen
auftritt.
Richtung Süden und Westen, wo sich der Einfluss des Troges verliert und sich
vermehrt der Hochdruckeinfluss bemerkbar macht, bleibt es trocken und
gebietsweise zeigt sich zunächst auch längere Zeit die Sonne. Allerdings findet
sich in den Prognosesoundings zwischen etwa 800 und 700 hPa eine
Absinkinversion, die eine trockene mittelhohe Schicht oberhalb der Inversion von
einer relativ feuchten Grundschicht trennt. Entsprechend können sich vermehrt
Quellwolken bilden, die sich an der Inversion ausbreiten und somit doch wieder
die Sonne rar werden lassen. Im Vergleich zu heute kann die Temperatur etwas
ansteigen und erreicht Höchstwerte zwischen 13 Grad an der See und 21 Grad im
Oberrheingraben.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog über den Osten und Südosten
Deutschlands hinweg weiter südostwärts, was dort noch für den ein oder anderen
Schauer sorgt. Vielerorts bleibt es aber bereits trocken. Meist hält sich aber
noch dichte Bewölkung. Im Bodendruckfeld reicht weiterhin ein Hochkeil von der
Nordsee Richtung Deutschland, der im Westen und Süden für größere Auflockerungen
sorgt. Die Nacht wird erneut frisch bei Tiefstwerten zwischen 10 und 2 Grad.

Samstag ... möchte der Höhentrog immer noch nicht ganz von uns lassen und
beeinflusst weiterhin vor allem den äußersten Osten und Südosten des Landes.
Somit folgt dort ein weiterer Tag mit Schauern und dichter Bewölkung. Bei CAPE
Werten bis etwa 150 J/kg sind mit dem Tagesgang auch einzelne Gewitter weiterhin
möglich. Dabei sind die Begleiterscheinungen ähnlich zum Vortag. Im Stau des
Erzgebirges und am östlichen Alpenrand kann es auch mal längere Zeit regnen. Die
Regenmengen bleiben aber insgesamt gering.
In den weiteren Landesteilen werden die Sonnenanteile größer, wenngleich die
Absinkinversion und die noch feuchte Grundschicht noch nicht überall ausgeräumt
werden kann. Das soll vornehmlich in den Regionen von der norddeutschen
Tiefebene über Thüringen und Bayern hinweg bis zum Bodensee der Fall sein.
Da der Wind am Rande des Hochs über der Nordsee weiterhin aus nördlicher
Richtung weht, ändert sich an den Temperaturen trotz teils längerem Sonnenschein
wenig. So bleibt es abseits der Küste weiterhin bei Höchstwerten zwischen 16 und
21 Grad.

In der Nacht zum Sonntag verbleibt nur noch der äußerste Südosten Bayerns im
Einflussbereich des sich weiter ostwärts bewegenden Troges. Somit kommt es dort
noch zu einzelnen Schauern. Sonst bleibt es unter dem sich weiter verstärkenden
Hochdruckeinfluss trocken bei vielerorts klaren Verhältnissen. Die Temperatur
geht bei schwachen Winden auf 10 bis 3 Grad zurück. Erneut kann lokaler
Bodenfrost nicht ausgeschlossen werden.

Sonntag ... verliert der Höhentrog weiter seinen Einfluss auf unser Wetter. Ihm
folgt von der Nordsee ein Höhenrücken. Im Bodendruckfeld verbleiben wir am Rande
des Hochs mit Schwerpunkt über der Nordsee in einer nördlichen bis nordöstlichen
Strömung. Entsprechend hält die Zufuhr kühler Luftmassen weiter an, die aber
mehr und mehr abtrocknen. Bei vielfach sonnigem Wetter kann sich die Luft etwas
mehr erwärmen und erreicht Höchstwerte meist zwischen 16 und 22 Grad. Etwas mehr
Wolken gibt es noch im Bereich der leicht zyklonal gekrümmten Höhenströmung über
dem Osten und Südosten Deutschlands, auch dort bleibt es aber trocken.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen keine signifikanten Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger