DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-05-2021 08:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Tr M zu NEa

Zunächst kühle Troglage, vor allem im Nordosten einzelne Gewitter.
Ab Samstag von Westen und Nordwesten her langsam zunehmender Hochdruckeinfluss,
aber nur zögernd wärmer.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Der Höhentrog eines Höhentiefs über der Ostsee vor Stockholm
schwenkt heute vom westlichen Deutschland zur Oder und Neiße sowie nach
Südbayern. Im Zentrum des Troges befindet sich ein kleines Höhentief, das von
Schleswig-Holstein bis zum Abend nach Nordwestpolen wandert. Dabei beeinflusst
höhenkalte Luft die Nordhälfte Deutschlands mit Werten zwischen -24 und -27
Grad, wobei sich die kühlste Luft am Nachmittag in den Nordosten zurückzieht. Im
Nordwesten kommt es durch WLA im Tagesverlauf zu einer Stabilisierung.
Niedertroposphärisch ist Meeresluft polaren Ursprungs angesagt mit Werten
zwischen 1 und 3 Grad in 850 hPa. Mit Anstieg der Temperatur im Tagesverlauf
baut sich etwas Cape-ML auf mit Werten knapp über 50 J/Kg. Die Quellungen können
vor allem im Nordosten bis -20 Grad reichen, während es im Nordwesten zur
Entwicklung einer Inversion bei -10 Grad kommt mit entsprechender Stabilisierung
und auch im Süden existiert eine Inversion in einem ähnlichen Höhenbereich.
Bei Gewittern ist Starkregen um 15 mm durch geringe Zuggeschwindigkeit der
Zellen nicht ausgeschlossen. Dafür ist bei Mittelwinden zwischen 15 und 20 kt
eher eine steife Gewitterböe zu erwarten als eine stürmische. Allein aus dem
Gradienten heraus sind von der Deutschen Bucht bis zum Erzgebirge meist 5er und
6er Böen unterwegs. In freien oder bevorzugten Lagen kann auch mal eine steife
Böe während eines Schauers dabei sein (z. B. Raum Harz). Die direkten Outputs
der Modelle zeigen eher in Lagen über 400 m 7er Böen und auch die EPS-Ergebnisse
deuten in tiefen Lagen kaum auf steife Windböen hin. Nur Mosmix hat vom Raum
Harz bis nach Sachsen öfter mal die Bft 7 ´in der Planung´.
Angesichts der niedrigen Temperatur in 850 hPa bleibt es heute kühl mit
Tageshöchstwerten zwischen 12 Grad in den Regengebieten Thüringens und 17,
vielleicht 18 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhentrog des Tiefs südlich von Stockholm
über Polen ostwärts, wobei sich in 500 hPa das in ihm befindliche Höhentief
weitgehend auflöst. Von Westen her nähert sich der von Südwesteuropa nach
Großbritannien gerichtete Höhenkeil nur geringfügig an. Dabei wird die von
Frankreich bis zum Nordmeer reichende Hochdruckzone gestützt, die sich infolge
KLA nach Deutschland ausweitet.
Das Wetter beruhigt sich mit Unterstützung des Tagesgangs, sowohl was den Wind
als auch die Niederschläge und Gewitter betrifft. Übrig bleiben ein paar
schwache Stauregenfälle an den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen sowie
am östlichen Alpenrand, wobei das Erzgebirge mit bis zu 3 l/qm als Sieger
hervorgeht. Im Westen und Südwesten hingegen lockert die Wolkendecke vielerorts
auf, was die Temperatur teilweise auf unter 5°C sinken lässt. Vor allem im
Bergland ist lokal leichter Frost in Bodennähe nicht ausgeschlossen. Darüber
hinaus können sich in relativ feuchter Grundschicht Nebelfelder bilden.

Freitag... schwenkt der Höhentiefkern von der südostschwedischen Küste nach
Nordwestpolen, wobei sein Randtrog von Norden her auf den Norden und Osten
Deutschlands übergreif. Dabei gelangt noch einmal etwas kältere Luft in der Höhe
in den Nordosten Deutschlands mit Werten um -25 oder etwas darunter in 500 hPa.
Ein Höhenrücken über dem Nordmeer lässt dort auch bodennah den Druck steigen und
Deutschland liegt bodennah dann zunehmend im (Rand)Bereich einer flachen
Hochdruckzone, die das Nordmeerhoch mit dem Azorenhoch verbindet. Da der
Hochschwerpunkt aber weiterhin westlich unseres Land liegt, kommt der Wind
weiter aus Nordwest, im Süden aus Nordost und frischt tagesgangbedingt auch
wieder etwas auf. Zudem lässt der Tagesgang im Norden und Nordosten auch wieder
etwas CAPE entstehen (100 bis 200 J/kg), so dass es dort zu Schauern und
einzelnen Gewittern kommt. Diese fallen bei schwacher Scherung meist nicht sehr
stark aus, steife Windböen oder etwas Graupel kann es aber geben. Starkregen um
15 mm kann bei schwacher bis mäßiger Zuggeschwindigkeit nicht ausgeschlossen
werden (Mittelwinde in 850 hPa zwischen 15 und 20 kt). Im Süden, Südwesten und
in der Mitte macht sich dagegen schon der Hochdruckeinfluss bemerkbar. Dort
scheint ab und zu die Sonne, allerdings bilden sich gegen Mittag und am
Nachmittag unter einer Absinkinversion auch mal eine gewisse Zeit dichtere
Stratocumuluswolken, die aber kaum einen Schauer zurücklassen, so dass es ein
halbwegs freundlicher Tag wird. Etwas Sonne lässt die Temperatur dann auch schon
auf 17 bis 20 Grad steigen, während es im Norden und Nordosten eher nur 13 bis
17 Grad werden, da die Temperatur in 850 hPa ähnlich wie am Vortag ist.

In der Nacht zum Samstag zieht der Höhentiefkern weiter Richtung Zentralpolen.
Die Höhenkaltluft streift dabei vom Nordosten kommend den Südosten Deutschlands.
Damit verlagert sich die schwächer werdenden Schauer vom Nordosten in den
Südosten, Gewitter gibt es in der Nacht wohl kaum noch. Die Mengen bleiben in
den Simulationen meist unter 5 mm innerhalb von 12 Stunden. Je weiter wir nach
Westen kommen, desto größer werden die Wolkenlücken, desto schwächer wird der
meist nördliche Wind am Rande der Hochdruckzone und desto größer wird die
Neigung zu einzelnen Nebelfeldern. Dort bleibt es auch meist trocken. Die
Tiefstwerte werden wieder allgemein zwischen 9 und 4 Grad erwartet. Bei längerem
Aufklaren sind in den Mittelgebirgen auch noch niedrigere Tiefstwerte drin mit
marginaler Bodenfrostgefahr.


Samstag... verbleiben wir am Rande der umfangreichen, sich vom Nordmeer bis zum
Azorenraum und noch darüber hinaus erstreckenden Bodenhochdruckzone. Sie wird
gestützt von einem vom nahen Atlantik bzw. UK bis zum Europäischen Nordmeer
reichenden Rücken, dessen Expansion nach Osten aber vom o. e. Höhentrog bzw. dem
mittlerweile im Grenzbereich Polen/Slowakei angelangten Höhentief blockiert
wird. Das merkt auch Deutschland, wo das Wetter noch immer nicht besonders
stabil ist.

Insbesondere im Osten und Südosten sollte man sich am Samstag auf weitere
Schauer, im Nordweststau der Gebirge gar auf etwas längeren Regen einstellen,
während die Chancen trocken zu bleiben im Norden und Westen höher sind. Gewitter
sind im östlichen und südöstlichen Grenzbereich nicht ganz ausgeschlossen.
An der See, im küstennahen Binnenland und in Schleswig-Holstein sowie in den
grenznahen Regionen zu Benelux nimmt die Wahrscheinlichkeit für längeren
Sonnenschein zu, was aber nur bedingte Auswirkungen auf die
Temperaturentwicklung hat. Noch immer führt der nördliche Wind relativ kühle
Luftmassen ins Land (T850 1 bis 4°C, nur im äußersten Südwesten etwas darüber),
die sich trotz des hohen Sonnenstands nur schwerfällig erwärmen lassen. So
müssen sich weite Landesteile weiterhin mit Werten unter 20°C begnügen,
lediglich im Westen und Südwesten geht es in den bevorzugten Flusstälern örtlich
auf 20 bis 21 Grad. Der Nordwest- bis Nordostwind kommt schwach bis mäßig daher,
so dass Windwarnungen kein Thema sind.
In der wolkigen, örtlich klaren Nacht zum Sonntag gibt es erneut meist
einstellige Tiefstwerte und bei längerem Aufklaren sind in den Mittelgebirgen
örtlich Werte um 3 Grad möglich, so dass Bodenfrost erneut nicht ausgeschlossen
werden kann. Nur vereinzelt bildet sich Nebel.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum sehr ähnlich. Geringe
Differenzen sind nicht warnrelevant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden