DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-05-2021 08:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Trog Mitteleuropa (TrM)
Unbeständig mit schauerartigen Regenfällen und Gewittern. Vor allem anfangs noch
windig, bei Schauern teils stürmisch. Weiterhin kühl.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Am heutigen Mittwoch... bestimmt ein Langwellentrog das Wetter in Deutschland.
Dabei hat sich im Bereich Jütlands ein Höhentiefkern eingenistet. Dort ist auch
bodennah ein Tiefdruckgebiet zu finden, in dessen Einflussbereich mit einer nur
noch mäßig starken westlichen Strömung kühle Atlantikluft in unser Land gelangt.
Ein kurzwelliger Troganteil schwenkt heute von den Britischen Inseln Richtung
Benelux. Er sorgt durch PVA auf seiner Vorderseite für Vertikalbewegung, was im
Bereich einer schwachen Luftmassengrenze zur Bildung einer flachen Welle geführt
hat. Diese Welle wird heute mit der schwachen Strömung ostwärts gesteuert und
erreicht bis zum Abend in etwa das Erzgebirge, ohne sich zu entwickeln. Auf
ihrer Vorderseite kommt es zu WLA, so dass im Bereich einer stabil geschichteten
Luftmasse über Südwestdeutschland teils mäßiger stratiformer Regen eingesetzt
hat. Dieser verlagert sich heute im Tagesverlauf über der Südhälfte langsam
ostwärts. Dabei können gebietsweise 5 bis 10 l/qm fallen, in den Mittelgebirgen
lokal auch bis zu 15 l/qm. Ganz im Südosten bleibt es bis zum Abend noch
niederschlagsfrei, dort kann vor allem in der ersten Tageshälfte noch etwas die
Sonne scheinen, so dass dort die Temperatur auf bis zu 20 Grad ansteigen kann.
In der Nordhälfte Deutschlands, nördlich der Welle, bestimmt der Trog das
Wettergeschehen. Dort ist die Luftmasse kühl (um 0 Grad in 850 hPa) und die
Atmosphäre leicht labil geschichtet, so dass es mit dem Tagesgang wieder zu
auflebender Schauertätigkeit kommt und auch vereinzelte Gewitter dabei sein
können. Dabei steht aber weder viel Energie zur Verfügung, noch gibt es viel
Windscherung, so dass es allgemein nur schwache Gewitter gibt. Die noch recht
kräftige Strömung (dazu noch später) sorgt aber für steife bis stürmische Böen.
Wenn zum Abend die Welle nach Osten zieht kommt in der südwestlichen Mitte die
labile Luft etwas südwärts voran, so dass es auch dort zu Gewittern kommen kann.
Dort gibt es deutlich mehr Scherung (Richtungsscherung, durchaus bis 30 m/s bis
6 km). Somit kann es dort organisierte Konvektion geben, vor allem Super HD und
Arome zeigen Gewitterlinien. An diesen sollte auf jeden Fall mit Sturmböen und
auch Hagel gerechnet werden. Und nun noch ganz in den Norden, nach Südschleswig.
Dort kommt es in der Nähe des Höhentiefs auch zu länger anhaltenden Regenfällen,
so dass auch dort teils über 10 l/qm erwartet werden. Bei der Sonnenausbeute
darf dagegen (abgesehen vom schon genannten äußersten Südosten) nicht viel
erwartet werden. Dies erlaubt dann meist auch nur Höchstwerte zwischen 10 Grad
im Dauerregen und 16 Grad mit einigen Auflockerungen. Der südwestliche Wind weht
landesweit durchaus mäßig, wobei sowohl in Teilen der Nordhälfte, als auch
südlich der Welle der Gradient durchaus steife Böen hergibt, im Norden vor allem
mit Schauern. Stürmische Böen gibt es im Bergland und an der Nordsee, Sturmböen
auf exponierten Bergen.

In der Nacht zum Donnerstag zieht die Welle nach Osten ab. Ihre Kaltfront zieht
in den Süden und legt sich an die Alpen. Vor allem im Alpenvorland fallen
deshalb in der Nacht meist 5 bis 10, kleinräumig auch 15 l/qm. Die Gewitter in
der südlichen Mitte lassen in der Nacht rasch nach. Das Höhen- und Bodentief
kommen in der Nacht noch etwas nach Süden Richtung Schleswig-Holstein voran. In
der Nacht nimmt aber die Labilität ab, so dass im Norden Deutschlands in erster
Linie noch Bänder mit schauerartigen Regenfälle erwartet werden. Auch dort kann
es regional 5 bis 10 l/qm Regen geben. Der Wind schwächt sich in allen
Landesteilen ab. Nur unmittelbar an der Südwestflanke des Bodentiefs kommt es an
der Nordsee noch zu starken bist stürmischen Böen, zunehmend aus nordwestlicher
Richtung. Auf dem Brocken legt dagegen der Wind sogar noch einmal zu und kann in
der Nacht wieder zunehmend mit schweren Sturmböen wehen. Bei meist bewölktem
Himmel liegen die Tiefstwerte meist bei 9 bis 6 Grad. Bei Auflockerungen, vor
allem im Südwesten, kann es im Bergland auch bis 3 Grad runter gehen.

Am Donnerstag... wird in unserem Trogsystem zunehmend ein im Raum Stockholm
liegendes Höhentief dominant, so dass "unser" Höhentiefkern im Laufe des Tages
ostwärts Richtung Mecklenburg-Vorpommern zieht und sich zunehmend abschwächt.
Auch das Bodentief zieht ostwärts und wandelt sich bis zum Abend in einen
Bodentrog um, der dann etwa die Oder erreicht. Vor allem an der Südwestflanke
des Bodentiefs, in einem breiten Streifen von der Nordsee bis zum Erzgebirge ist
es noch recht windig. Dort kann es noch zu einzelnen steifen Böen aus West
kommen. Auf dem Brocken, der ja auch in diesem Streifen liegt, gibt es weiterhin
Sturmböen. In den übrigen Regionen weht der meist westliche Wind schwächer. Das
Niederschlagsgeschehen ist weiterhin von Schauern und schauerartigen Regenfällen
geprägt, wobei diese sich zunächst auf den Norden beschränken, am Nachmittag
aber bis zum Main vorankommen und am Abend unter Abschwächung sogar die Donau
erreichen. Zumindest regional kann es auch wieder über 5 l/qm regnen, in einigen
Weststaulagen (Rothaargebirge, Eggegebirge) auch über 10 l/qm. Ein paar Gewitter
können auch dabei sein, allerdings fallen weder Labilität noch Scherung
überbordend aus, so dass es allenfalls zu steifen bis stürmischen Böen
(teilweise gibt es immerhin Höhenwind in 850 hPa um 30 kt) und mal etwas Graupel
kommt. An den Alpen schleift in der ersten Tageshälfte noch die Front und bringt
noch einmal einige Millimeter Regen. Etwas Sonne zeigt sich am ehesten in der
ersten Tageshälfte im Südwesten und in der zweiten Tageshälfte an der Nordsee.
Bei weiterhin kühlen 0 bis 4 Grad in 850 hPa erreicht die Temperatur am
Oberrhein bis 18 Grad, sonst - je nach Bewölkung - meist 13 bis 16 Grad.

In der Nacht zum Freitag zieht der Höhentiefkern etwas südwärts Richtung
Südschweden, an seiner Westflanke wird ein weiteres Minimum zur Nordsee
gesteuert. Das bodennahe Tief (jetzt wieder mit abgeschlossener Isobare) liegt
dann über der mittleren Ostsee. Gleichzeitig schiebt sich langsam - gestützt von
einem Rücken über Frankreich und Großbritannien - ein Hochkeil Richtung
Westdeutschland. Damit weht der Wind weiterhin aus westlichen bis nordwestlichen
Richtung, im Nordosten mäßig, im Südwesten nur noch schwach. Das
Niederschlagsgeschehen soll sich in der Nacht deutlich abschwächen und im Westen
sind sogar größere Wolkenauflockerungen zu erwarten. Dies spiegelt sich auch im
Temperaturniveau wider, das im Westen und Südwesten mit Tiefstwerten zwischen 6
und 3 Grad aufwartet. Im Bergland kann es sogar noch etwas kühler werden, so
dass auch örtlicher Bodenfrost ein Thema ist. Zudem ist bei der ruhigen Lage
ganz im Westen in Kombination mit nassem Boden auch Nebelbildung möglich. Im
übrigen Land ist es einfach nur bewölkt und die Temperatur geht auf 8 bis 5 Grad
runter.

Am Freitag... schwenkt der Höhentiefkern von Südschweden nach Westpommern, wobei
sogar noch einmal etwas kältere Luft in der Höhe in den Nordosten Deutschlands
gelangt. Dort werden es wieder vielfach unter -25 Grad in 500 hPa. Ein
Höhenrücken über dem Nordmeer lässt dort auch bodennah den Druck steigen und
Deutschland liegt bodennah dann zunehmend im Bereich einer flachen
Hochdruckzone, die das Nordmeerhoch mit dem Azorenhoch verbindet. Da der
Hochschwerpunkt aber weiterhin westlich unseres Land liegt, kommt der Wind
weiter aus Nordwest und frischt tagesgangsbedingt auch wieder auf. Zudem lässt
der Tagesgang im Norden und Nordosten auch wieder etwas CAPE entstehen (100 bis
200 J/kg), so dass es dort zu Schauern und Gewittern kommt. Diese fallen bei
schwacher Scherung meist nicht sehr stark aus, einzelne Windböen oder etwas
Graupel kann es aber geben. Lediglich ganz im Nordwesten ist die Scherung
stärker, dort könnten auch mal etwas organisierte Strukturen entstehen. Im
Süden, Südwesten und in der Mitte macht sich dagegen schon der Hochdruckeinfluss
bemerkbar. Dort scheint länger die Sonne, allerdings bilden sich am Mittag und
Nachmittag unter einer Absinkinversion auch mal eine zeitlang dichtere
Quellwolken, die aber das Wasser weitgehend halten können, so dass es ein
einigermaßen freundlicher Tag wird. Etwas Sonne lässt die Temperatur dann auch
schon auf 17 bis 21 Grad steigen, während es im Norden und Nordosten eher nur 13
bis 17 Grad werden.

In der Nacht zum Samstag zieht der Höhentiefkern weiter Richtung Südpolen. Die
Höhenkaltluft gelangt dabei vom Nordosten in den Südosten Deutschlands. Damit
verlagert sich die - etwas nachlassende - Schauertätigkeit vom Nordosten in den
Südosten, Gewitter gibt es in der Nacht wohl nur noch ganz vereinzelt. Etwas
ergiebiger (vielleicht wieder 5 bis 10 l/qm) kann es dank Nordwestwinds in den
Staulagen vom Erzgebirge und des östlichen Alpengebiets regnen. Je weiter wir
nach Westen kommen, desto größer werden die Wolkenlücken, desto schwächer wird
der meist nördliche Wind am Rande der Hochdruckzone, desto größer wird die
Neigung zu einzelnen Nebelfeldern. Dort bleibt es auch "von oben her" überall
trocken. Die Tiefstwerte werden wieder allgemein zwischen 8 und 4 Grad erwartet,
wobei bei längerem Aufklaren in den Mittelgebirgen auch noch tiefere Tiefstwerte
drin sind. Somit ist auch in dieser Nacht Bodenfrost noch nicht ganz vom Tisch.

Modellvergleich und -einschätzung
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GFS zeigt bei der Simulation des Höhenfeldes deutliche Unterschiede zu IFS und
ICON. Schon morgen ist das Höhentief deutlich nach Südwesten verschoben, am
Freitag sieht die Struktur ebenso deutlich anders aus als bei ICON und IFS,
wobei auch diese Unterschiede aufweisen. Dies spiegelt sich auch in
unterschiedlichen Niederschlagsprognosen wider. Wir setzen aber auf jeden Fall
auf die ICON/IFS-Lösung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann