DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.05.2021 um 10.30 UTC



Zunächst kühl und wechselhaft, zum nächsten Wochenende langsam etwas wärmer und
leichte Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 30.05.2021


Am Mittwoch überdeckt ein Trog mit Drehzentrum über Dänemark weite Teile Nord-
und Mitteleuropas. An seiner Südflanke gelangt mit einer westlichen Strömung
kühle und feuchte Meeresluft nach Deutschland in der es bei instabiler
Schichtung über dem Norden zu Schauern und Gewittern kommt. Im Süden und der
Mitte regnet es zeitweise im Bereich einer von Westen her durchziehenden Welle.
In Staulagen des Südwestens und an den Alpen sind ergiebige Regenfälle möglich,
südlich der Welle frischt der Wind merklich auf.
Am Donnerstag schwächt sich der Trog etwas ab und verlagert seine Achse nach
Osten, während sich von Westen her ein Höhenrücken nähert, der den Bodendruck
über dem Westen und Nordwesten Europas steigen lässt. Die Strömung dreht über
uns nach Nordwest, was die Zufuhr der kühlen Meeresluft am Rand eines Bodentiefs
nahe der deutschen Ostseeküste andauern lässt. Es bleibt unbeständig mit
Schauern und kurzen Gewittern über der Nordhälfte, der Regen über dem Süden wird
langsam Richtung Alpen gedrängt. In Staulagen kann es weiter recht kräftig
regnen. Warnschwellen vor Dauerregen könnten zumindest in greifbare Nähe
gelangen.
Am Freitag greift der Höhenrücken auf die Britischen Inseln und das Europäische
Nordmeer über, während sich aus dem Trog ein Höhentief mit Zentrum über der
südwestlichen Ostsee formiert. Da das Bodentief dann mehr und mehr verschwindet,
kann von einem Kaltlufttropfen gesprochen werden. Der Zustrom frischer
Meeresluft ebbt langsam ab und während im Westen der Trend zu ruhigerem Wetter
geht mit größeren Sonnenanteilen, bleibt es vor allem im Osten und Norden
unbeständig mit Schauern und kurzen Gewittern.
Am Samstag wird die Ost- bis Südostprogression des Höhenrückens durch den
Kaltlufttropfen gebremst, dessen Schwerpunkt sich nach Böhmen verlagert.
Höhenrücken und Bodenhochdruckgebiet über Nordwesteuropa können sich dort weiter
kräftigen, ihr Einfluss auf unser Wetter nimmt aber nur zögernd zu, da das
Höhentief vor allem über der Südosthälfte Deutschlands mit feuchter und
instabiler Luft dagegen hält. In den genannten Regionen kommt es zu weiteren
schauerartigen Regenfällen, inklusive einzelner Gewitter.
Am Sonntag gerät die Verlagerung des Kaltlufttropfens ins Stocken. An seinem
Rand werden unter Einbeziehung von etwas wärmeren, aber nach wie vor feuchten
Luftmassen von Polen und Tschechien her teils ergiebige Regenfälle ausgelöst,
die auch auf den Südosten und Osten Deutschlands übergreifen können. Über der
Nordwesthälfte wirkt sich das kräftige blockierende Hochdruckgebiet, dann mit
Schwerpunkt bei Schottland, mit größeren Auflockerungen und geringer
Niederschlagsneigung aus. Der Temperaturtrend zeigt bei längerer Einstrahlung
etwas nach oben und es sind um 20°C zu erwarten, bei längerem Regen im Südosten
werden die 15°C wohl eher nicht erreicht.
In der erweiterten Mittelfrist entfernt sich der Kaltlufttropfen weiter zum
Balkan und der Einfluss des dann über Skandinavien liegenden Hochs verstärkt
sich. Wir gelangen in eine etwas trocknere östliche Strömung mit leicht
steigenden Temperaturen. Inwieweit die teils leicht zyklonale obere Troposphäre
eine leichte Schauerneigung bringt, ist unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist eingangs der Mittefrist gut, auch
wenn sich im Detail, was beispielsweise die Bahn und Timing der am Mittwoch
durchschwenkenden Welle angeht, auch dann schon Unterschiede zu den Vorläufen
zeigen. Mit Übergang des Troges zum Kaltlufttropfen in der zweiten Wochenhälfte
wird die Konsistenz schlechter. Die Vorläufe hatten das Höhentief teilweise
direkt über Deutschland im Programm bei deutlich verzögertem Abzug des Tiefs
nach Südosten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle, ICON, GFS simulieren anfangs ähnlich. Die Welle
haben sie mit leichten Abweichungen auch im Programm. Ab Freitag werden die
Unterschiede größer. ICON und GFS zeigen den Rücken näher und lassen
entsprechend den Hochdruckeinfluss rascher bei uns zunehmen. ICON sieht am
kommenden Wochenende den Höhenrücken genau über uns, im GFS bleibt er etwas
weiter westlich und wir liegen in einer nördlichen Strömung mit der am Rand
eines Höhentiefs über Osteuropa kurzwellige Tröge nach Süden ziehen. Diese haben
vor allem im Osten und Südosten leicht wechselhaftes Wetter zur Folge,
allerdings ohne die kräftigen Regenfälle des IFS, hinter denen somit ein großes
Fragezeichen gehört.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen zunächst anhand der Rauchfahnen die Aussagen des
deterministischen Laufs. Ab Freitag wird der Spread in den Kurven deutlich
größer und die Unsicherheiten nehmen zu. Vor allem nach Südosten hin verlaufen
die Kurven des Geopotentials der meisten Ensembles über denen des Hauptlaufs,
was darauf hin deutet, das der Kaltlufttropfen zunächst mal rascher abgedrängt
wird, als es der Hauptlauf simuliert. Auch die 850er Temperaturkurven der
meisten Ensembles verlaufen über denen des Hauptlaufs und alles in allem mit
einem leichten, aber stetigen Trend zur Erwärmung. Die Niederschlagssignale
nehmen Freitag, Samstag deutlich ab um ab Sonntag wieder vermehrt aufzukommen,
was trotz Übergang zu einem Blocking auf weitere zyklonale Strukturen in der
Höhenströmung mit etwas Hebung und leichter Labilisierung der Schichtung
zurückzuführen ist.

Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt bis +96h unterscheiden sich nicht groß und
werden in den Topf mit der Aufschrift negative NAO geworfen. Danach bis +168h
werden 6 Cluster gebildet, die alle den Übergang zu einem Blocking zeigen. Trotz
der ausgeprägten positiven Geopotentialanomalie über Nordwest- und Nordeuropa
sind über Mitteleuropa in vielen Clustern Ansätze von Trögen und Höhentiefs zu
finden. Das deutet darauf hin, dass es eben kein durchweg ruhiges und trockenes
Hochdruckwetter gibt, sondern trotz der Tendenz zur Beruhigung und leichten
Erwärmung ein leicht wechselhafter Touch übrigbleibt. Das gilt auch für die
erweiterte Mittelfrist. Die Blockinglage mit hohem Druck über Nordeuropa geht
weiter, über Mitteleuropa ist die Höhenströmung aber eher zyklonal aufgestellt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Den kräftigeren Regen in Staulagen des Südwestens am kommenden Mittwoch würdigen
ICON EPS und Cosmo Leps mit 10 bis 30% Wahrscheinlichkeiten für markanten
Dauerregen.
Die kräftigen Regenfälle des Hauptlaufs am kommenden Sonntag werden von den
Ensembles nicht gestützt. Selbst das 90% Perzentil liegt dort, wo der Hauptlauf
30 bis 40 mm Regen in 24 Stunden anbietet, nur bei ca. 10 mm.

Vor allem in Verbindung mit Schauern sind am Mittwoch Wind- und stürmische Böen
zu erwarten, im Bergland eventuell auch Sturmböen. EFI liefert Hinweise auf eine
Windlage und unterdurchschnittliche Temperaturen für diesen Tag. In der Folge
fächert der Gradient über Mitteleuropa immer mehr auf, so dass bei den weiterhin
möglichen Schauern und einzelnen Gewittern der Wind nur noch eine untergeordnete
Rolle spielt und bei langsamerer Verlagerung der Zellen Starkregen zumindest
nicht ausgeschlossen ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner