DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-05-2021 17:30
SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 22.05.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Werder mit Direktabflug, Lewa mit 41 Buden und die Eisernen europäisch. Beim
Wetter MARCO (geht) und NATHAN (kommt) mit reichlich Abwechslung, aber kaum
Frühling.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland nach wie vor auf der kalten Seite der
Frontalzone, die sich relativ glatt von der Iberischen Halbinsel bis nach
Tschechien bzw. zur Slowakei erstreckt. Im Laufe der Nacht "kippt" sie leicht
gegen den Uhrzeigersinn, wodurch es am Alpenrand sowie im südlichen Vorland
wieder etwas stärker regnen kann (stellenweise bis zu 10 l/qm). Ansonsten
passiert ein schwacher Randtrog Deutschland von West nach Ost, der vor allem NRW
und dem südlichen Niedersachsen, aber auch noch etwas weiter südlich
schauerartigen Regen bringt (lokal um 5 l/qm, meist weniger). Vor allem am Abend
und in der ersten Nachthälfte sind auch einzelne Gewitter am Start mit Böen 8
Bft und kleinkörnigem Hagel.

Und was macht MARCO? Der (ehemalige) Sturmstratege kringelt sich im Laufe der
Nacht über dem Skagerrak ein, wobei er sich weiter auffüllt. Um 06 UTC dürfte
der Kerndruck nur noch bei 1000 hPa liegen. Südlich davon fächert der Gradient
auf, so dass der Südwestwind kaum noch Akzente zu setzen vermag. Lediglich an
der Küste sowie im höheren Bergland reicht es noch für Böen 7-8 Bft, Brocken 9
Bft.

Sonntag ... schwenkt besagter Randtrog mit pfingstsonntagangemessener
Gemächlichkeit ostwärts über den Vorhersageraum hinweg. Ihm folgt ein relativ
flacher und kurzer Rücken, der am Boden für leichten Druckanstieg sorgt. Derweil
zieht es MARCO auf seine letzten Stunden zum Holmenkollen, so dass er gänzlich
den Zugriff auf unser Wetter verliert. Entsprechend kann man - wenn man sich nur
das Isobarenfeld für morgen anschaut - von leichtem Zwischenhocheinfluss
sprechen.

Wettertechnisch wird dem am ehesten der Südwesten gerecht, wo es nicht nur
weitgehend trocken bleibt (anfangs noch einzelne Schauer), sondern sich
zeitweise auch die Sonne zeigt. Allerdings bilden sich in der bis etwa 700 hPa
reichenden Grundschicht einige Quellungen. Auch in den übrigen Landesteilen sind
Quellungen ein Thema, weil die Stabilisierung von Westen nur zögerlich
übergreift und sich die zuvor eingeflossene, labil geschichtete subpolare
Meeresluft (T850 0 bis +4°C, T500 -23 bis -27°C) ebenfalls nur langsam nach
Osten abdrängen lässt. So entwickeln sich mit Unterstützung des Tagesgangs sowie
des durchschwenkenden Troges Schauer und einzelne Gewitter, die mit Böen 7-8 Bft
einhergehen können. Am Alpenrand bzw. im südlichen Vorland ziehen sich die
Niederschläge im Tagesverlauf in den inneralpinen Bereich zurück.

Abseits der Konvektion vermag der Wind morgen nicht mehr so recht zu überzeugen.
Zwar lässt sich ein gewisses Aufflammen nicht wegdiskutieren, der große
Farbeimer muss aber nicht auf die Warnkarte geschüttet werden. Am ehesten kommt
eine kleine Warnung (7, anfangs 8 Bft) noch von Nordfriesland bis hinüber nach
Rügen in Frage mit am Nachmittag abnehmender Tendenz. Die einzelnen 7er-Böen,
die weiter südlich mal auftreten, müssen nicht zwingend abgewarnt werden und im
höheren Bergland gilt die Einzelfallentscheidung. Mit 13 bis 19°C
Höchsttemperatur wird es nicht viel wärmer als heute.

In der Nacht zum Montag gelangen wir ganz allmählich auf die Vorderseite eines
neuen hochreichenden Tiefs (NATHAN), das von Westen her UK/Irland ansteuert. Der
Rücken wird nach Osten durchgewunken und die Höhenströmung dreht zurück auf
Südwest. Die letzten Schauer des Tages fallen rasch zusammen und besonders im
Süden und Südosten klart es vielerorts auf, wobei die Temperatur in Erdbodennähe
stellenweise auf etwas unter den Gefrierpunkt sinkt.

Milder bleibt es im Westen und Nordwesten, wo die langsame Annäherung der zu
NATHAN gehörenden Okklusion mehrschichtige Bewölkung übergreifen lässt, aus
denen in den frühen Morgenstunden die ersten Tropfen fallen. Außerdem lebt der
auf Süd-Südost rückdrehende Wind über der Deutschen Bucht allmählich auf mit
ersten zaghaften Böen 7 Bft.

Montag ... überqueren das hochreichende Tief und der dazugehörige Trog UK/Irland
langsam ostwärts. Zum Tagesende liegt das Bodentief mit rund 1005 hPa irgendwo
über der südwestlichen Nordsee. Vorderseitig des Troges dreht die Höhenströmung
weiter zurück auf fast Süd, was zur Folge hat, dass die Okklusion nur mit
angezogener Handbremse ostwärts vorankommt. So konzentrieren sich die frontalen
Regenfälle im Wesentlichen auf den Westen und Nordwesten, wo über den Tag 1 bis
5 l/qm, nur örtlich etwas mehr Niederschlag fällt. Postfrontal strömt im
Tagesverlauf labil geschichtete Meeresluft subpolaren Ursprungs ein (T850 um
+3°C, T500 um -25°C), so dass sich in gut geschertem Umfeld (DLS teils über 30
m/s, LLS teils bis zu 15 m/s) einige organisierte Gewitter mit stürmischen Böen
8 Bft und kleinkörnigem Hagel entwickeln können. Darüber hinaus frischt der
südliche, später mehr auf Südwest drehende Wind mitunter böig auf mit Spitzen 7
Bft, in höheren Lagen 8 Bft.

Während der Pfingstmontag im Westen also mehr oder weniger ins Wasser fällt,
dürfen sich der Osten und die Mitte sowie Teile Süddeutschlands über einen
passablen Frühlingstag freuen, was heuer ja nicht so häufig der Fall war. Mit
der rückdrehenden Strömung wird präfrontal ein Schwall wärmerer Luft (T850 5 bis
9°C) advehiert, in der mit Hilfe der durchaus für längere Zeit zum Zuge
kommenden Sonne 19 bis 24°C angesteuert werden. Ausgenommen davon bleiben die
südlichen Teile von BW und Bayern, wo die über den Alpen liegende Frontalzone
durch einen ostwärts schwenkenden Randtrog aktiviert wird. Die Folge sind mehr
Wolken als weiter nördlich, niedrigere Temperaturen und am Nachmittag und Abend
gebietsweise etwas Regen.

In der Nacht zum Dienstag kommen die Okklusion und der zugehörige Regen unter
Abschwächung soweit ostwärts voran, dass der gesamte Vorhersageraum am Morgen
auf der Rückseite liegt. Dahinter breitet sich zum x-ten Mal in diesem Monat
subpolare Meeresluft aus, in der T850 auf Werte um 0°C zurückgeht. Der meiste
Regen fällt übrigens im Südosten Bayerns, wo die etwas zurückhängende Front mit
dem o.e. Randtrog interagiert. Warnschwellen werden aber nicht erreicht.

Ansonsten bleibt mit Übergreifen des Höhentroges die Konvektion am Köcheln,
wobei neben Schauern auch einzelne Gewitter möglich sind. Mit Annäherung des
Bodentroges von NATHAN frischt der Südwestwind im Westen und in der Mitte
zeitweise auf mit Böen 7 Bft, in höheren Lagen bis 8 Bft.

Dienstag ... heißt es mal wieder tapfer sein, wenn nämlich NATHAN der Weise über
die Nordsee hinweg nach Südskandinavien zieht und uns nicht nur kühle maritime
Polarluft, sondern auch noch den zugehörigen veritablen Höhentrog kredenzt. TrM
(Trog Mitteleuropa), da ist die Erwartungshaltung in Sachen Frühling alles
andere als euphorisch. Und tatsächlich präsentiert sich das Wetter wechselhaft
mit Schauern und einzelnen Gewittern, windig mit Böen 7-8 Bft und Temperaturen,
die größtenteils weit entfernt sind von 20°C (meist 12 bis 17°C). Na denn,
herzlichen Glückwunsch...


Modellvergleich und -einschätzung
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Es herrscht weitgehend Einigkeit.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann