DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.05.2021 um 10.30 UTC



Troglage mit kühlem, unbeständigem und anfangs auch windigem Wetter. Immer
wieder Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.05.2021


Am Pfingstmontag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, zeigt das IFS nach wie
vor einen recht weit südlichen Verlauf der Frontalzone mit zwei Trögen über der
Iberischen Halbinsel und über Osteuropa, während sich über dem östlichen
Mitteleuropa ein Höhenrücken aufwölbt. Über dem Bereich der Britischen Inseln
befindet sich ein hochreichendes Tief, auf dessen Vorderseite zunächst etwas
wärmere Luft (T850 6 bis 10 Grad) in die Südosthälfte gesteuert wird, bevor am
Nachmittag die Kaltfront des Tiefs auf den Nordwesten übergreift, mit
Regenfällen und Gewittern. Diese schwenkt in der Nacht zum Dienstag bis in den
Südosten durch, wobei noch ein Kurzwellentrog über die Alpen läuft, der die
Regenfälle im Südosten etwas intensiviert.
Am Dienstag nistet sich das hochreichende Tief über der Nordsee ein und mit
flotter westlicher Strömung (in 10 m Südwestwind) wird Deutschland wieder
komplett mit einer labil geschichteten polaren Meeresluft (T850 0 bis 4 Grad,
T500 -20 bis -29 Grad) geflutet, so dass es kühl bleibt mit zahlreichen Schauern
und Gewittern (wir kennen das ja mittlerweile). Auch am Mittwoch ändert sich aus
deutscher Sicht daran nichts Substanzielles. Blickt man jetzt auf das
Geopotentialfeld, so liegen Mittel- und Nordeuropa und Teile Westeuropas unter
einem breiten Langwellentrog, der auf beiden Seiten von hohem Potential
flankiert ist, das sehr weit in den Norden reicht. Nachdem es sich aus heutiger
Sicht noch nicht so wirklich lohnt, über jeden Kurzwellentrog oder über
kleinräumige Höhentiefkerne zu spekulieren, lässt sich zusammenfassend sagen,
dass sich an der Lage auch am Donnerstag und Freitag nicht viel ändert.
Allerdings steigt der Druck nördlich unseres Landes, so dass das Tief allmählich
schwächer wird und sich ein recht kräftiges Hoch im Seegebiet zwischen
Schottland und Island aufbaut, wobei bei uns der Wind dann nur noch schwach aus
West bis Nordwest dreht. Damit gelangt aber tendenziell noch etwas kühlere Luft
(0 bis -2 Grad in 850 hPa) in den Nordwesten Deutschlands.
Blicken wir auf das nächste Wochenende und damit die letzten Maitage, so zeigt
sich, dass der Trog sich etwas abschwächt und langsam nach Osten wandert.
Gleichzeitig wird der Keil im Bereich Britische Inseln und Island immer
dominanter und mit ihm das Bodenhoch, das sich nördlich von Schottland auf über
1035 hPa aufbläht. Damit sollte zumindest die Schauerneigung nachlassen. Da es
aber erstmal nicht wärmer wird, müsste man sich bei dieser Konstellation nochmal
hier und da auf Bodenfrost einstellen, in ganz ungünstigen Lagen auch Frost in 2
m Höhe.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist - von
Kleinigkeiten wie der genauen Lage von Randtrögen abgesehen - sehr gut. Die
mittelfristige Entwicklung steht damit aus Sicht des IFS auf sicheren Beinen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum kommenden Mittwoch ähneln sich die vorliegenden Modelle. Auffällig ist
aber, dass GFS das Tief über Skandinavien durchwegs etwas kräftiger simuliert,
was zumindest in Norddeutschland mehr Wind zur Folge hätte. Zum
Donnerstag/Freitag lassen GFS und ICON den Trog etwas schneller nach Osten
abziehen und bei uns schwachen Hochdruckeinfluss entstehen. Dabei ist am Freitag
bei ICON sogar eine noch etwas kühlere Luftmasse im Spiel als bei IFS. GEM lässt
dagegen das Potential im Nordmeer etwas stärker steigen, während bei uns noch
der Trog liegt. Dadurch würde die Strömung noch etwas mehr Richtung Nordwest bis
Nord drehen. Allerdings würde die Luftmasse dadurch auch nicht kälter.
Zum nächsten Wochenende werden die Unterschiede erheblich. GFS zeigt zunächst
eine zyklonale Nordwestlage, später wird es dann zunehmend antizyklonaler.
Dagegen simulieren die Kanadier weiterhin hohes Potential nordwestlich unseres
Landes, uns dagegen im Bereich eines Troges, der von Osten her zu uns gerichtet
ist (HNz).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Mittwoch bis Freitag verteilt sich das IFS auf immerhin 5
Cluster, die sich aber in Mitteleuropa nicht grundlegend unterscheiden, auch
wenn der Trog immer etwas anders aussieht. Lediglich Cluster 4 (mit 8
Mitgliedern) zeigt zum Freitag das etwas schnellere Abziehen des Troges nach
Osten, ähnlich wie ICON. Für die erweiterte Mittelfrist werden dann durchaus
unterschiedliche Szenarien angeboten, vor einer Hitzewelle braucht sich aber
zunächst niemand zu fürchten.
Die Rauchfahnen für diverse Städte Deutschlands spiegeln dies auch wider. Nach
einem kleinen Temperaturnstieg zum Montag (der im Norden etwas geringer ausfällt
als im Süden) pendelt sich das Temperaturniveau in 850 hPa bei 0 bis 3 Grad ein
- mit geringer Streuung. Ab nächsten Freitag steigt die Unsicherheit, die
Mehrzahl der Läufe bleibt aber auf niedrigem Temperaturniveau, lediglich einige
wenige tendieren zu einem verhalten sommerlichen Temperaturniveau. Immerhin soll
das Geopotential etwas ansteigen und die Niederschlagssignale nehmen etwas ab.
Ähnlich sieht es auch bei GFS aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Dauerregen:
Nach Cosmo-LEPS gibt es ein sehr schwaches Signal für Dauerregen über 30 l/qm
innerhalb von 24 Stunden am Dienstag im westlichen Oberallgäu. An den Folgetagen
wird zwar immer wieder Regen simuliert, für Dauerregen reicht es aber wohl
nicht.

Wind:
Am Montag und Dienstag gibt es im Westen und Norden Deutschlands bei Cosmo-LEPS
und IFS-EPS Signale für stürmische Böen, eventuell auch außerhalb von Gewittern.


Gewitter:
An allen Tagen besteht Gewitterneigung, wobei von Montag bis Mittwoch durchaus
noch Dynamik mit Spiel ist, so dass markante Gewitter wahrscheinlicher sind. Am
Donnerstag und Freitag sollten markante Gewitter dann eher die Ausnahme sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann