DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.05.2021 um 10.30 UTC



Weiterhin wechselhaft und kühl mit einzelnen Gewittern. Am Samstag teils
stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.05.2021


Das Pfingstwochenende steht weiterhin voll und ganz im Zeichen von
Tiefdruckeinfluss und damit wechselhaftem und kühlem Wetter. Und damit nicht
genug, denn gleich zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag erwartet uns
zudem ein teils stürmischer Tag.

Ein Blick auf das Geopotential in 500 hPa zeigt am Samstag einen langgestreckten
Höhentrog, der vom Norden Europas südwestwärts über die Britischen Inseln hinweg
Richtung Ostatlantik gerichtet ist. Davon ausgehend schwenkt ein Randtrog über
die Nordsee hinweg Richtung Südnorwegen. Damit korrespondiert im Bodendruckfeld
ein Sturmtief (Kerndruck knapp unter 990 hPa), das mit seinem Kern auf ähnlicher
Zugbahn unter leichter Abschwächung nordostwärts zieht. Das Frontensystem des
Tiefs hat uns bereits am Vortag ostwärts überquert. Forciert durch weitere
Randtröge greifen allerdings auf den Nordwesten und Westen weitere anhaltende
Niederschläge über. An der Südflanke des Tiefs hält die Zufuhr kühler Meeresluft
bei teils kräftigem Wind weiter an (T850 hPa 1 bis 5 Grad). Durch eine
Gradientverschärfung muss insbesondere in der Westhälfte und im Norden mit teils
stürmischem Wind gerechnet werden, bevor mit Abzug des Tiefs in der Nacht zum
Sonntag der Wind deutlich nachlässt. Nachfolgend sorgt leichter Druckanstieg für
eine Wetterberuhigung.

Dieser Druckanstieg ist aber nicht nachhaltig, denn schon am Pfingstsonntag
erreicht uns ein weiterer Randtrog. Allerdings hat er uns bis zum Nachmittag
bereits weitgehend ostwärts überquert, gefolgt von einem flachen Höhenrücken.
Insofern muss in der weiterhin recht kühlen Luftmasse zwar abermals mit Schauern
und einzelnen Gewittern gerechnet werden, diese lassen aber am Nachmittag von
Westen wieder nach.

Am Pfingstmontag schwenkt ein neuer Höhentrog von Großbritannien allmählich
Richtung Nordsee. Das zugehörige Bodentief liegt Montagmittag mit seinem Kern
über Schottland. Davon ausgehend greift ein teilokkludiertes Frontensystem von
Nordwesten auf Deutschland über. Aufgrund seiner strömungsparallelen Ausrichtung
kommt es nur langsam südostwärts voran, zeigt allerdings zunächst nur wenig
Wetteraktivität.
Dies ändert sich ab der Nacht zum Dienstag, wenn sich von Westpolen über
Tschechien hinweg bis nach Österreich eine Tiefdruckrinne ausbildet.
Frontogenese bzw. eine Gegenstromlage sorgen nun für die Entstehung skaliger und
teils kräftiger Niederschläge (ohne Überschreiten von Warnschwellen), die sich
vom äußersten Südwesten über den gesamten Süden hinweg bis in den Osten
Deutschlands ausweiten.
Bereits am Dienstag verlagert sich die Rinne weiter ostwärts, sodass auch der
Regen allmählich ostwärts abzieht. Der nachfolgende Höhentrog greift aber von
Nordwesten auf Deutschland über, sodass es in dessen Einflussbereich zu Schauern
kommt.

Der Einfluss des Höhentroges hält nicht nur am Mittwoch, sondern auch in die
erweiterte Mittelfrist hinein an, sodass sich das zu Schauern neigende Wetter
bei uns fortsetzt. Und auch am Temperaturniveau ändert sich dadurch wenig.

Aber wie lautet doch so schön eine alte Bauernweisheit: "Mairegen bringt Segen,
da wächst jedes Kind, da wachsen die Blätter und Blumen geschwind."
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann insgesamt als gut bezeichnet werden, sodass
das gestrige Vorhersagekonzept weitgehend beibehalten werden kann.
Einen größeren Unterschied zwischen den letzten Modellläufen gibt es am
kommenden Dienstag. Bereits der gestrige 00 UTC Lauf zeigte, dass es durch die
Bildung der Tiefdruckrinne vor allem im Süden und Osten längere Zeit regnen soll
(ohne Überschreitung von Warnschwellen). Im gestrigen 12 UTC Lauf wurde die
Rinne deutlich weiter östlich prognostiziert, sodass auch die
Niederschlagsbilanz hierzulande deutlich geringer ausfiel. Der heutige 00 UTC
Lauf ähnelt wieder mehr dem gestrigen 00 UTC Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit anderen Globalmodellen zeigt zunächst keine signifikanten
Unterschiede. Diese ergeben sich aber ab Pfingstmontag. So zeigt sich sowohl
beim Höhentrog als auch beim Bodentief eine deutliche Phasenverschiebung
zwischen ICON, GFS und EZMW. So liegt beispielsweise das Bodentief Montagmittag
bei ICON über Schottland bzw. den Hebriden, EZMW weicht davon nur wenig ab und
hat den Kern über dem Osten Schottlands. GFS dagegen prognostiziert den Kern
bereits vor der Südspitze Norwegens, wobei das Tief auch schwächer ausgeprägt
ist. Diese Unterschiede setzen sich im weiteren Verlauf fort. Entsprechend
findet auch die Frontpassage bei GFS deutlich rascher statt, während die Front
bei EZ und ICON ins Schleifen gelangt. Bezüglich der Tiefdruckrinne gibt es aber
zwischen ICON und EZ ebenfalls Unterschiede. So bleibt die Rinne bei ICON
aufgrund der langsameren Verlagerung von Trog und Bodentief etwas weiter
westlich als bei EZ und verläuft über den Osten und Südosten Deutschlands
hinweg. Somit sind auch die skaligen Niederschläge etwas weiter nach Westen bzw.
Nordwesten ausgedehnt. Zudem zieht die Rinne - aus der sich bei ICON am Mittwoch
ein abgeschlossenes Tief über der Ostsee entwickeln soll - langsamer ostwärts
ab, sodass die skaligen Niederschläge auf dessen Basis auch am Mittwoch im
äußersten Osten und im Südosten Deutschlands anhalten. Dann gibt es im
Berchtesgadener Land auch Hinweise auf markante Regenmengen nahe 40 mm in 24 h.
EZ zeigt hierfür keine Hinweise, bei GFS sind die Regenmengen ohnehin geringer.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW für diverse deutsche Städte zeigt über nahezu den
gesamten Vorhersagezeitraum hinweg eine sehr enge Bündelung der Ensemblemember,
sowohl für das Geopotential in 500 hPa als auch für die Temperatur in 850 hPa.
Letztere pendelt meist zwischen 0 und knapp 5 Grad, für Stationen im Osten und
Südosten am Montag im Vorfeld der nächsten Front vorübergehend sogar bis 9 Grad
oder noch etwas höher. Entsprechend kann die Fortdauer des wechselhaften
(häufige Niederschlagssignale in der Rauchfahne) und kühlen Wetters als sehr
sicher bezeichnet werden.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum von +72 bis 96 Stunden drei
Cluster, die kaum Unterschiede aufweisen und die von tiefem Luftdruck dominierte
Wetterlage bestätigen. Für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch gibt es vier
Cluster, zu dem beschriebenen Szenario mit dem übergreifenden Höhentrog gibt es
in den Clustern aber keine Alternative.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag frischt der Südwestwind deutlich auf. Mit Ausnahme des Südostens und
Nordostens sind verbreitet stürmische Böen Bft 8 wahrscheinlich. Im höheren
Bergland treten Sturmböen Bft 9 auf, im Hochschwarzwald sowie auf dem Brocken
besteht die Gefahr von schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen (Bft 10 bis
11). Einzelne Gewitter treten zunächst im Osten, am Nachmittag vornehmlich im
Westen und Südwesten auf, teils mit Sturmböen. Starkregen ist nur gering
wahrscheinlich.
In der Nacht zum Sonntag lässt der Wind deutlich nach.

Am Sonntag ist es im Norden Schleswig-Holsteins noch stürmisch mit Böen Bft 8
bis 9 aus Südwest. Im Südosten und Osten gibt es noch vereinzelt Gewitter. Dabei
sind Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Am Montag muss in Nordfriesland noch vereinzelt mit stürmischen Böen Bft 8 aus
Südwest gerechnet werden. Sonst sind voraussichtlich keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.

Am Dienstag und Mittwoch sind im Nordwesten und Westen einzelne Gewitter
möglich. Im Berchtesgadener Land besteht aus Basis des ICON eine geringe
Wahrscheinlichkeit für markanten Dauerregen bis 40 l/qm in 24 Stunden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger