DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-05-2021 07:01
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M. Aprilwetter im Mai, wiederholt Schauer und kurze Gewitter, aber kaum
markante Entwicklungen. Erst am Donnerstag Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... wird das Wettergeschehen von einem über Mitteleuropa liegenden Trog
bestimmt. Dieser wird von einem Höhenrücken, der sich vom südlichen Ural bis
nach Lappland erstreckt, blockiert. Hervorzuheben ist die zonal ausgerichtete
Frontalzone über dem Atlantik. Mit dieser werden Kurzwellentröge nach Osten
geführt, die den über Mitteleuropa liegenden Trog regenerieren. In dessen
Bereich hält sich feuchtlabile Luft, so dass, gestützt durch den Tagesgang,
wiederholt Schauer und kurze Gewitter zustande kommen. Die kräftigsten
Entwicklungen (aber nur mit geringer Starkregengefahr) zeichnen sich im Westen
und in Teilen der Mitte ab.
Ausgehend von einem Bodenhoch östlich der Azoren weitet sich ein Keil bis in den
Südwesten Deutschlands aus. In Verbindung mit einem Tiefdruckkomplex über Nord-
und Osteuropa ergibt sich ein nicht allzu ausgeprägter Gradient, so dass
warnrelevante Böen in freien Lagen im Alpenvorland und den dortigen
Mittelgebirgen auftreten können; auch in Verbindung mit stärkeren Schauern oder
kurzen Gewittern sind Böen bis Bft 7 nicht auszuschließen. Eine Windwarnung
drängt sich daher nicht auf. Etwas gedämpft ist die Schauertätigkeit lediglich
in Küstennähe, was aus der relativ kalten See resultiert. Auch in Teilen
Nordostdeutschlands ist dies der Fall (wenn man von den Gebieten in Odernähe
absieht), was auf eine dort weniger ausgeprägte Zyklonalität zurückzuführen ist.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 12 bis 17 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch läuft ein weiterer Kurzwellentrog in den über
Mitteleuropa liegenden Haupttrog hinein. Über dem Atlantik beginnt derweil die
Frontalzone zu mäandrieren, nördlich der Azoren kommt ein flacher Rücken
zustande, der durch Warmluftadvektion gestützt und rasch ostwärts gesteuert
wird. Kaltluftadvektion über den Westalpen bewirkt eine Kräftigung des von
Galizien in den Südwesten Deutschlands reichenden Bodenhochkeils, was in
Verbindung mit dem nachlassenden Tagesgang die Schauertätigkeit, abgesehen vom
östlichen Mittelgebirgsraum und vom Südosten, dämpft. Im Bereich des Keils kann
es gebietsweise aufklaren, so dass sich dort niedrige einstellige
Temperaturminima abzeichnen*

Mittwoch... läuft ein kräftigerer Trog in den über Mitteleuropa liegenden Trog
hinein, so dass bei nahezu unveränderter Luftmasse die Labilität etwas zulegt.
Verbreitet sind Schauer und kurze Gewitter zu erwarten. Aufgrund kaum
vorhandener Scherung handelt es sich meist um unorganisierte Einzelzellen, was
für Kaltluftgewitter typisch ist. Möglicherweise weist dieser Trog eine
Doppelstruktur mit einem schwachen vorlaufenden Keil auf, der vor allem in
unteren Troposphärenschichten (700 hPa) ausgeprägt ist, was die Dämpfung der
Schauertätigkeit im Nordosten Deutschlands erklärt. Im Westen und Südwesten
würde demnach verstärkt Hebung zustande kommen, so dass dort etwas kräftigere
Entwicklungen (mit geringer Wahrscheinlichkeit auch Starkregen um 15 mm sowie
Windböen bis Bft 7) erwarten lässt. Die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen
ist jedoch nur gering. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich kaum.

In der Nacht zum Donnerstag greift der o.g. Rücken vom nahen Ostatlantik kommend
und unter Verkürzung der Wellenlänge auf die Britischen Inseln über. Dies stützt
den von der Biskaya in den Südwesten Deutschlands reichenden Bodenhochkeil, der
sich noch kräftigt. Da der Trog über Mitteleuropa bestehen bleibt, kommt die
Konvektion nur sehr zögernd zum Erliegen. Im Bereich dieses Troges erfolgt auch
in der unteren Troposphäre (850 hPa) ein Temperaturrückgang auf Werte nahe null
Grad. Etwas Gradient sowie zumeist mehrschichtige Bewölkung verhindern jedoch
eine Abkühlung in den Bereich leichten Frostes.

Donnerstag... wird der Rücken unter beginnender Abflachung nach Mitteleuropa
geführt. Dessen Achse erreicht am Abend den Westen Deutschlands. Hierdurch
begünstigt stellt sich ein Zwischenhoch ein, dessen Schwerpunkt sich über das
Alpenvorland hinweg bis zum Abend zum östlichen Alpenrand verlagert. Das
nachfolgende Tief intensiviert sich zu einer Sturmzyklone, die auf Irland
übergreift, deren Starkwindfeld aber Mitteleuropa nicht erfasst.
Im Osten und Südosten sorgt der ab Mittag über die Oder hinweg ostwärts
schwenkende Trog für eine rege Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern,
bevor auch dort, wie zuvor bereits in den anderen Gebieten, Stabilisierung in
Verbindung mit Absinken im Bereich des Rückens die Konvektion weitgehend zum
Erliegen bringt. Dies lässt zudem Auflockerungen wahrscheinlicher werden. Für
längere sonnige Abschnitte reicht es jedoch nicht. Einerseits lässt Absinken die
Konvektionsbewölkung sc-artig auseinanderfließen, zum anderen lässt im Westen
einsetzende Warmluftadvektion dort mittelhohe und hohe Bewölkung aufziehen.
Somit dürften die Tageshöchsttemperaturen nach wie vor unter der 20 Grad-Marke
verbleiben.

In der Nacht zum Freitag überquert der Rücken weitgehend das Vorhersagegebiet,
das korrespondierende Bodenhoch verabschiedet sich nach Südosteuropa. An der
Vorderseite des sich nunmehr nach Schottland verlagernden Sturmtiefs stellt sich
eine südwestliche Strömung ein. Das darin eingelagerte, mittlerweile okkludierte
Frontensystem dieses Tiefs nähert sich schleifend mit geringen Niederschlägen
dem Nordwesten Deutschlands. Hierdurch legt der Gradient zu, so dass in
exponierten Berglagen Wind- und einzelne stürmische Böen aufkommen können.
Ansonsten ist der Wind vorerst noch nicht warnrelevant. Im Osten und Südosten,
wo dir Wahrscheinlichkeit für Aufklaren am ehesten gegeben ist und es noch
windschwach bleibt, dürfte die Temperatur erneut auf niedrige einstellige Minima
zurückgehen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann