DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2021 17:01
SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.05.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Troglage mit vor allem tagsüber zahlreichen Schauern und Gewittern, dabei lokal
Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... geht ein weiterer Tag voller Konvektion mit Schauern und Gewittern
langsam seinem Ende entgegen. Möglich wird dies durch einen Langwellentrog, der
fast den gesamten Nordostatlantik von Neufundland bis zum Nordmeer sowie bis
nach Südwestskandinavien und bis nach Mitteleuropa überdeckt. Die Frontalzone
liegt folglich in ostsüdöstlicher Orientierung südlich von uns. In der
westlichen Strömung am Südrand des derzeit zweikernigen Tiefs LOTHAR mit Zentrum
über der Nordsee gelangen feuchtkühle Meeresluft mit T850 hPa von 0 bis 2 Grad
und wiederholt Randtröge nach Deutschland. Damit gestaltet sich das Wetter auch
in den nächsten Tagen anhaltend wechselhaft.
Ein erster solcher Randtrog (Nr. 1) liegt in den jetzigen Abendstunden über
Deutschland, wobei seine Achse von einem Drehzentrum über der Nordsee ausgehend
etwa die Mitte des Landes erreicht hat. In der Nacht verliert er auf seinem Weg
nach Nordosten nicht nur an Geschwindigkeit, sondern mehr und mehr auch an
Struktur, sodass die Konvektion bei zusätzlich noch fehlendem Tagesgang
nachlässt und im Nordosten nur noch einzelne leichte Schauer mit Mengen von 1
bis 4 l/qm zu erwarten sind.
Hinter diesem Trog ist ein kleiner flacher Rücken erkennbar, der hintern den
Schauern eine kurze Wetterberuhigung mit nachlassenden Niederschlägen bringt.
Dieser Streifen liegt morgen früh zwischen der Deutschen Bucht und dem
West-Erzgebirge.
Weiter südwestlich dagegen rückt ein weiterer Randtrog (Nr. 2) in den
Blickpunkt. Seine Achse liegt morgens von der Nordsee über Benelux bis in den
Nordosten Frankreich und für uns daher knapp ante portas. Er facht die
Konvektion wieder an, wodurch im Südwesten zeitweilig schauerartige Regenfälle
aufkommen. Die Gewittertätigkeit ist allerdings wegen ebenfalls fehlender
Sonneneinstrahlung auch nicht sehr stark ausgeprägt. Die Regenmengen betragen
zwischen 1 und 8 l/qm, lokal kann es etwas mehr geben. Zwischen den
schauerartigen Niederschlägen bleibt es zeitweise trocken und es kommt
vorübergehend zu Auflockerungen.
Der tagsüber in der Südhälfte beachtliche Wind schwächt sich in der Nacht bei
nachlassendem Gradienten ab, bringt im Bergland aber noch stürmische Böen bzw.
exponiert Sturmböen (Feldberg/Alpengipfel).
Die Temperaturen sinken auf 11 bis 4 Grad.

Dienstag ... bleiben der Trog und seine Randtröge das Maß der Dinge. Auch am
Boden herrscht fortwährend Tiefdruckeinfluss, wobei sich LOTHAR nun mit drei
Zentren zwischen den Britischen Inseln, Südnorwegen und der Nordwestküste
Norwegens wiederfindet. Zwar sind weiterhin keine Fronten bei uns unterwegs, der
Tagesgang und die beiden Randtröge (Nr. 1 und 2) kurbeln die Konvektion und das
daraus resultierende "Streuselkuchen"-Wetter jedoch erneut an. Randtrog Nr. 1
sorgt von Vorpommern bis zur Lausitz noch für Schauer und vereinzelte Gewitter,
nachmittags geht dem wenig beweglichen Randtrog jedoch die Puste aus, weshalb er
zusehends abflacht und die Schauer und Gewitter nachlassen. Die Gewitter dürften
sich größtenteils im "gelben" Warnbereich abspielen, weil erstens die
vormittägliche Depression die Gewitteraktivität dämpft und zweitens die anderen
Parameter wie ML-CAPE (bis 200 J/kg) und schwache Oberwinde auch nicht gerade
üppig ausgestattet sind.
Randtrog Nr. 2 flacht ebenfalls ab, dringt aber noch bis in die Westhälfte
Deutschlands vor. PVA sorgt dann für die entsprechende Hebung, womit häufige
Schauer und Gewitter auftreten. Die Konvektionsparameter sind mit ML-CAPE bis
300 J/kg, nur schwachen Oberwinden bis 20 kn in 850 hPa und Scherung nur in den
tiefsten Schichten ebenfalls nicht stärker ausgeprägt. Die PPW's liegen bei 15
mm, was zumindest lokal Starkregen möglich machen könnte. Die meisten Gewitter
bleiben aber voraussichtlich auch dort im "gelben" Bereich.
Aus dem Gradienten ist morgen ebenfalls nicht mehr viel zu holen, sodass
stürmische Böen bei Gewittern die Ausnahme bleiben.
Ansonsten sorgt der Gradient im südlichen Bergland noch für starke bis
stürmische Böen, exponiert für Sturmböen aus westlichen Richtungen.
Die Temperaturen erreichen nur magere 10 bis 17 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der Langwellentrog durch einen weiteren,
etwas größeren Randtrog (Nr. 3) nach Frankreich und Oberitalien aus und
induziert am zentralen Mittelmeer eine Zyklogenese. Das zugehörige Bodentief
sorgt für Hebung bis ins südöstliche Bayern, dort kommen im Laufe der Nacht
zeitweilige Regenfälle auf, wobei keine größeren Mengen zu erwarten sind.
Ansonsten macht sich ein Keil eines Azorenhochs, das durch einen sich
aufwölbenden Rücken über dem Nordostatlantik gestützt wird, bei uns von
Südwesten her bemerkbar. Auch in der Höhe wird die Strömung hinter dem nach
Osten abziehenden und weiter abflachenden Randtrog Nr. 2 leicht antizyklonal.
Durch den wieder fehlenden Tagesgang kommt die Konvektion vielerorts zum
Erliegen. Vor allem im Osten treten durch Randtrog Nr. 2 aber noch einzelne
Schauer auf, selbst vereinzelte Gewitter werden noch simuliert.
Ansonsten bleibt es häufig trocken und zeitweise lockern die Wolken auf.
Die Temperaturen gehen auf 9 bis 3 Grad zurück, bei längerem Aufklaren und
häufig nur noch schwachem Westwind kann sich hier und da ein Nebelfeld bilden.

Mittwoch ... verbleiben wir unter dem Langwellentrog, der durch einen weiteren
Randtrog (Nr. 4) regeneriert wird. Dieser erreicht am Mittag Nordwestfrankreich,
am Nachmittag dann Benelux und besitzt am Boden ein Pendant. Trogvorderseitige
Hebung (PVA) lässt die Konvektion erneut aufflammen, die erneut vor allem den
Westen und Süden betrifft. Im Norden und Nordosten dagegen sorgen die
antizyklonale Krümmung des Isohypsenfeldes und die Reste des Azorenhochkeils
vielerorts für einen trockenen Tag, wobei zeitweise auch die Sonne scheint.
Bei den Schauern und Gewittern in den anderen Landesteilen stellt sich erneut
die Frage nach der Stärke. Die PPW's liegen bei 12 bis 18 mm, ML-CAPE erneut bei
bis zu 300 J/kg, die Oberwinde bleiben mit maximal 15 kn in 850 hPa gering und
Scherung ist weit und breit nicht zu sehen. Das lässt wieder Gewitter der Marke
"Gelb" erwarten, bei eher langsamer Zuggeschwindigkeit der Zellen durch den
schwachen Gradienten kann es aber natürlich lokal für Starkregen reichen.
In Südostbayern sorgt das Tief über dem zentralen Mittelmeer, das zum Balkan
weiterzieht, anfangs noch für skalige Regenfälle, bevor am Nachmittag auch dort
die Konvektion die Regie übernimmt.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus westlichen Richtungen.
Die Höchstwerte liegen bei anhaltender Zufuhr kühler Atlantikluft erneut nur bei
10 bis 17 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag dringt Randtrog Nr. 4 langsam bis in die Mitte vor
und führt das schwach ausgeprägte und frontenlose Bodentief nach
Norddeutschland. Im Zuge dessen kommt die Konvektion nicht komplett zum
Erliegen, sodass es weitere Schauer gibt, die zum Teil verclustern. Gewitter
bleiben bei fehlendem Tagesgang selten.
Nach Westen hin setzt im Laufe der Nacht hinter dem Randtrog eine Stabilisierung
ein, womit es dort dann meist trocken bleibt und die Wolken örtlich ein wenig
auflockern.
Auch im Nordosten zeigt Randtrog Nr. 4 keine Wirkung, weil dort der
antizyklonale Touch sowie der Azorenhochkeil noch wetterbestimmend sind.
Folglich bleibt es größtenteils trocken mit einzelnen Auflockerungen.
Die Temperaturen gehen auf 9 bis 3 Grad zurück.

Donnerstag ... wird Randtrog Nr. 4 schnell Geschichte, womit auch das kleine
Bodentief über Norddeutschland bald nicht mehr im Druckfeld zu erkennen ist.
Vielmehr nähert sich von Westen ein Rücken, der mittags von der Iberischen
Halbinsel bis zu den Britischen Inseln reicht und erneut einen Keil des
Azorenhochs nach Deutschland schiebt. Lediglich im Südosten wird die Konvektion
durch einen neuen, sehr flachen Randtrog (Nr. 5) noch aufrechterhalten. Dort
kommt es also erneut zu Schauern und einzelnen Gewittern mit ähnlichen
Begleitumständen wie in den Vortagen.
In den anderen Regionen bleibt es dagegen weitgehend trocken und zeitweise zeigt
sich die Sonne.
Der Wind weht erneut schwach bis mäßig um West.
Die Temperaturen steigen erneut nur auf 11 bis 18 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die anstehende Wetterlage im Konsens gleich. Unterschiede
in den Details der konvektiven Niederschläge sind normal, womit das
Nowcast-Warnen weiterhin Tagesgeschäft bleibt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler