DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-05-2021 07:01
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M. Kühles Aprilwetter Mitte Mai, kurze Gewitter, dabei heute im Westen, Süden
und in Teilen der Mitte Gefahr stürmischer Böen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Südostflanke eines Höhentiefkomplexes, dessen
Zentrum über der Nordsee zu finden ist. Ein hiervon ausgehender Trog erstreckt
sich über Deutschland hinweg in den Alpenraum und schwenkt allmählich in
Richtung Südosteuropa. Dieser Trog wird von Westen her durch kurzwellige Anteile
regeneriert. Nach Osten hin wird dieser Trog durch einen Keil, der sich um
südlichen Ural bis nach Lappland erstreckt, blockiert, wodurch die Troglage über
Mitteleuropa längere Zeit bestehen bleibt. Die Frontalzone liegt relativ weit
südlich und verläuft vom nördlichen Azorenraum über die Iberische Halbinsel
hinweg zum östlichen Mittelmeer.
Das mit dem Trog korrespondierende Tiefdrucksystem liegt über der Nordsee,
Mittel- und Südskandinavien sowie über dem nördlichen Mitteleuropa. An dessen
Südflanke erstreckt sich ein Keil, der von Galizien bis in den Südwesten
Deutschlands reicht. In Verbindung mit einem Bodentief über der Doggerbank, das
sich unter beginnender Auffüllung in den Norden Deutschlands verlagert, ergibt
sich eine Gradientverschärfung. Im Westen, Süden und in Teilen der Mitte sind
Windböen bis Bft 7, in Verbindung mit Konvektion stürmische und im Süden im
Bergland und in Alpennähe (Leitplankeneffekt!) auch Sturmböen bis Bft 9 zu
erwarten. Dabei wird der Effekt der Auffüllung dieses Tiefs, der eigentlich für
eine Abschwächung der Böen sprechen dürfte, durch den Tagesgang kompensiert. Zum
Abend hin dürfte daher der Wind weitgehend abflauen.
Im Bereich des Troges hat sich deutschlandweit feuchtlabile Luft durchgesetzt,
so dass landesweit wiederholt Schauer und auch kurze Gewitter zu erwarten sind.
Mit dem einzigen Unterschied, dass im Norden und Nordosten der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser (und auch CAPE) geringfügig höher sind als sonst, so
dass Starkregen nicht ganz auszuschließen ist. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 12 bis 17, im Osten bis 19 Grad.

In der Nacht zum Dienstag wird der Norden zyklonal beeinflusst, im Süden macht
sich vorübergehend ein flacher Rücken bemerkbar, der dort zumindest zeitweise
die Schauertätigkeit etwas dämpft. Allerdings lebt mit einem Kurzwellentrog, der
in den Trog über der Nordsee hineinläuft, die Konvektion alsbald wieder auf. Der
Gradient wird schwächer, so dass dann warnrelevante Böen auf höhere Gerblagen
Süddeutschlands beschränkt sind. Abgesehen von einigen tieferen Lagen
Südwestdeutschlands sind sonst überall einstellige Temperaturminima zu erwarten.


Dienstag... wird das Wettergeschehen weiterhin von einem über Mitteleuropa
liegenden Trog bestimmt. Bemerkenswert ist die zonal ausgerichtete Frontalzone
über dem Atlantik. Mit dieser werden Kurzwellentröge nach Osten geführt, die den
über Mitteleuropa liegenden Trog regenerieren. In dessen Bereich hält sich
feuchtlabile Luft, so dass, gestützt durch den Tagesgang, deutschlandweit
wiederholt kräftigere Schauer und kurze Gewitter zustande kommen. Als einziger
Unterschied zur heutigen Lage ergibt sich im Bodendruckfeld ein schwächerer
Gradient, so dass warnrelevante Böen auf freie Lagen Süddeutschlands und die
dortigen Mittelgebirge beschränkt sind; auch in Verbindung mit kräftigeren
Schauern oder kurzen Gewittern sind Böen bis Bft 7 nicht auszuschließen.
Stürmische Böen sind wahrscheinlich auf exponierte Berglagen beschränkt. Etwas
gedämpft ist die Schauertätigkeit lediglich in Küstennähe, was aus der noch
relativ kalten See resultiert. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 12 bis 17
Grad.

In der Nacht zum Mittwoch läuft ein weiterer Kurzwellentrog in den über
Mitteleuropa liegenden Haupttrog hinein. Hierdurch wird die Frontalzone ein
wenig nach Süden gedrückt. Über dem Atlantik beginnt derweil die Frontalzone
etwas zu mäandrieren, nördlich der Azoren kommt ein flacher Rücken zustande, der
durch Warmluftadvektion gestützt und rasch ostwärts gesteuert wird.
Kaltluftadvektion über dem südlichen Mitteleuropa bewirkt eine Kräftigung des
von Galizien in den Südwesten Deutschlands reichenden Bodenhochkeils, was in
Verbindung mit dem nachlassenden Tagesgang die Schauertätigkeit, abgesehen vom
östlichen Mittelgebirgsraum und vom Südosten, dämpft. Im Bereich des Keils kann
es gebietsweise aufklaren, so dass sich dort niedrige einstellige
Temperaturminima abzeichnen.

Mittwoch... läuft ein kräftigerer Trog in den über Mitteleuropa liegenden Trog
hinein, so dass bei nahezu unveränderter Luftmasse die Labilität noch etwas
zulegt. Verbreitet sind Schauer und kurze Gewitter zu erwarten. Aufgrund kaum
vorhandener Scherung handelt es sich hierbei weitgehend um unorganisierte
Einzelzellen, was für Kaltluftgewitter typisch ist. Möglicherweise handelt es
sich bei diesem Trog um eine Doppelstruktur mit einem schwachen vorlaufenden
Keil, was die von ICON und EZMW prognostizierte Dämpfung der Schauertätigkeit im
Nordosten Deutschlands erklärt. Im Westen und Südwesten würde demnach verstärkt
Hebung zustande kommen, so dass dort die kräftigsten konvektiven Entwicklungen
(bis hin zu kleinkörnigem Hagel) erwarten lässt. In diesen Gebieten können
Starkregen um 15 mm innerhalb kurzer Zeit sowie Windböen bis Bft 7 nicht ganz
ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen ist jedoch nur
gering. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen kaum.

In der Nacht zum Donnerstag greift der o.g. Rücken vom nahen Ostatlantik kommend
auf die Britischen Inseln über. Dies stützt den von der Biskaya in den Südwesten
Deutschlands reichenden Bodenhochkeil, der sich hierdurch weiter kräftigt. Da
der Trog über Mitteleuropa bestehen bleibt, kommt die Konvektion nur sehr
zögernd zum Erliegen. Im Bereich dieses Troges erfolgt auch in der unteren
Troposphäre (850 hPa) ein Temperaturrückgang auf Werte um null Grad. Etwas
Gradient sowie zumeist mehrschichtige Bewölkung verhindern jedoch eine Abkühlung
in den Bereich leichten Frostes.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann