DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-08-2016 09:00
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 27.08.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HM vorübergehend in SW zyklonal
Heute im Westen und Nordwesten ganz vereinzelt markante Gewitter möglich,
Unwetter nicht ausgeschlossen.
Morgen im tagesverlauf recht verbreitet Gewitter, teils mit Starkregen.
Vereinzelt unwetterartige Entwicklungen.
Am Montag im Südosten noch teils kräftige Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... Nach Abzug eines flachen Höhentroges Richtung Ostsee schwenkt im
Randbereich eines Höhenhochs über Österreich (mit Kernisohypse von 592 gpdm) ein
Höhenkeil von Benelux her kommend über Deutschland hinweg langsam nach
Nordosten. Das damit verbundene Bodenhoch wandert über die deutschen
Küstengebiete nach Osten. Knapp südlich der Küste liegt noch eine Kaltfront, die
aber auf der Rückseite des Hochs rückläufig wird. Die heiße Luftmasse bestimmt
heute das Wettergeschehen fast im gesamten Land mit Tageshöchstwerten von 30 bis
36 Grad, am Oberrhein auch mit Werte bei 37 Grad, was teilweise Dekadenrekorde
bedeuten würde. Lediglich im Küstengebiet ist es bei lockerer Bewölkung mit 24
bis 29 Grad nicht so warm.
Im Westen und Süden ist die Luft potentiell instabil mit Cape-ML-Werten von 1000
bis gut 3000 J/Kg bei PPW-Werten von 30 bis 43 mm im Westen. Im Süden hat die
Luftmasse dagegen nur 20 bis 29 mm Feuchtegehalt. Da tagsüber von der Höhe
praktisch kein Antrieb zur Verfügung steht, dürften vereinzelte Schauer und
Gewitter besonders über den Bergen ausgelöst werden. Die Auslösetemperaturen
werden am ehesten im Westen erreicht (teils nur 34 Grad). Bei nur rund 10 kt
Mittelwind in 850 hPa dürften dabei schnell auch teils heftiger Starkregen mit
dabei sein und bei den hohen Cape-Werten auch großer Hagel. Im Süden wird die
Auslösung bei 36 bis 38 Grad schwierig.
Abends und in der Nacht zum Sonntag nähert sich von Westen der Höhentrog und
sorgt allmählich für leichte PVA auf seiner Vorderseite. Damit gibt es vom
nördlichen Rheinland-Pfalz bis zur westlichen Ostsee deutlichere Regensignale
mit örtlich 1 bis gut 10 mm. Teils heftigen Starkregen gibt es bei Euro4 an der
deutschen Bucht und bei CosmoDE im Grenzgebiet zu Benelux, in der 2. Nachhälfte
dann im westlichen Niedersachsen und im nördlichen Schleswig-Holstein.


Sonntag... Auf der Vorderseite des nur sehr langsam von Westeuropa zu uns
ziehenden Höhentroges bildet sich bereits zu Tagesbeginn vor Ostengland ein
Wellentief, das mittags mit einem Kerndruck von ca. 1007 hPa über der südlichen
Nordsee erwartet wird und zum Tagesende über dem Skagerrak. Dabei liegt ganz
Deutschland bis Mittag noch im Warmsektor des Tiefs und erst am Nachmittag
greift seine Kaltfront auf den Westen Deutschlands über. Vorlaufend ist noch
eine Konvergenz im Spiel. Rein synoptische also eine fast ideale Konstellation
für die Entwicklung teils unwetterartiger Gewitter. Auch die Labilität erreicht
verbreitet Werte über 1000 J/kg (Cape-ML) und vereinzelt sogar über 2500 J/Kg.
Von den Modellen gibt es aber am Vormittag im Westen und Nordwesten zwar lokal
Regensignale, aber noch keinen Starkregen (außer CosmoDe im Hamburger Raum). Am
Nachmittag werden höhere Regenmengen berechnet im gesamten Westen und Nordwesten
mit 1 bis 10, örtlich auch mit gut 15 mm. Starkregenmengen über 30 mm sind
ebenfalls vorhanden (außer bei GFS). In der Fläche halten sich aber die
Regenmengen in Grenzen. Die stärksten Unwettersignale gibt es bei Euro4 und
CosmoDe im Bereich der Kaltfront und kurz davor in einem Streifen von
Rheinland-Pfalz bis nach Mecklenburg und Schleswig-Holstein sowie an der
deutschen Bucht. Abends verschieben sich die Starkregensignale in den Nordosten
und Osten von Deutschland. In der 2. Nachhälfte verlagern sich Schauer und
Gewitter in den Südosten von Deutschland. Unwetterregenmengen zeigt dabei
lediglich Euro4 im nördlichen Allgäu. Montagfrüh lebt aber an der Nordsee die
Schauertätigkeit im Bereich der Höhentrogachse und am Bodentrog wieder auf.
Gewitter sind bei Cape-Werten bis gut 50 nicht ganz auszuschließen (hohe
Wassertemperaturen!)

Montag... zieht der Trog rasch über Norddeutschland nach Osten, während ein
Teiltrog über Frankreich zurückhängt, auf dessen Vorderseite die südlichen Teile
verbleiben. Das Bodentief entfernt sich über Südschweden und der nördlichen
Ostsee.

Dabei gelangt postfrontal ein Schwall erwärmter Meeresluft in die größten Teile
unseres Landes, wobei durch nachfolgende schwache Randtröge noch einige Schauer
über dem Norden und der Mitte ausgelöst werden können. Für Gewitter sollte es
nicht mehr reichen, da die Konvektion nicht mehr hochreichend genug wird. Zudem
sorgt Kaltluftadvektion für steigenden Druck von Westen her und den Aufbau eines
Hochkeils Richtung Nordwesten. Dabei wird einen Teil des Hebungsantriebs
kompensiert und die Schichtung stabilisiert.

Im Südosten wird die feuchtlabile Luft zunächst nicht vollständig ausgeräumt, so
dass die Schichtung südlich der Donau potentiell instabil bleibt und dort
weitere teils kräftige Schauer und Gewitter möglich sind, teilweise mit
Starkregen (ppw um 35 mm).
Im Norden und Westen werden in der einfließenden Meeresluft 19 bis 25 Grad
erreicht, in den anderen Teilen 24 bis 28 Grad.

Der Wind der gradientbedingt zunächst an einigen Küstenabschnitten in Böen Bft 7
erreicht hat, flaut im Tagesverlauf von Westen her ab.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren die großräumige Entwicklung sehr ähnlich.

Nach dem 3-UTC-Lauf von CosmoDe gibt es erst in der 2. Nachthälfte auf den
Nordseeinseln die Wahrscheinlichkeit für heftigen Starkregen. Nach dem
06-UTC-Lauf aber auch im südlichen NRW!
Morgen Nachmittag gibt es dann erhöhte Wahrscheinlichkeit für heftigen
Starkregen vom Rothaargebirge bis ins südliche Schleswig-Holstein, in der Nacht
zum Montag (1. Hälfte) dann vom östlichen Niedersachsen bis nach Rügen und
Fischland/Darß.
CosmoLEPS stützt den heftigen Starkregen am Sonntag nicht!


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden