DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-05-2021 07:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

Kurze Kaltluftgewitter. Starkregen, kleinkörniger Hagel und stürmische Böen
jeweils nicht ausgeschlossen, häufig aber schwächere Entwicklungen. Für die
Jahreszeit kühl.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir unter einem Trog, der sich vom Nordatlantik über West- und
Mitteleuropa nach Osten erstreckt. Die Frontalzone verläuft dabei auf weit
südlicher Bahn vom Atlantik über die Biskaya ins Mittelmeer, was uns die
Position an deren kalter Schulter beschert.
In den Trog eingelagert ist ein kurzwelliger Anteil über Westeuropa, der sich
etwas abschwächt und nach Osten schwenkt. Ein weiteres eingelagertes Drehzentrum
zieht vom Baltikum nach Nordwesten. Dazwischen liegt eine Brücke mit höherem
Geopotential über Ost- und Norddeutschland, die sich vorübergehend kräftigt.
Am Boden liegen wir am Rand einer Tiefdruckzone von Polen bis Südnorwegen in
einer schwachen westnordwestlichen Strömung mit der feucht-kühle Meeresluft zu
uns gelangt. Ein kleines Bodentief über Nordfrankreich, das mit dem Troganteil
über Westeuropa korrespondiert, füllt sich langsam auf und zieht ostwärts,
während die Bodenrinne nordöstlich unseres Raums sich langsam entfernt.

Die Hebungsvorgänge ausgehend vom östlichen Mittelgebirgsraum nach Nordwesten
lassen nach, was dann auch für die Regenfälle gilt, sodass die
Dauerregenwarnungen dort auslaufen konnten. Heute tagsüber können dort aber noch
mal 5 bis vereinzelt 10 mm fallen.
Ansonsten labilisiert die Luftmasse vor dem sich von Westen her nähernden Trog
(T500 -24 bis -26°C) im Tagesverlauf wieder. Die ML Cape Werte, die generiert
werden, sind überschaubar, meist 100 bis 200, örtlich >300 J/kg. Es entstehen
vor allem im Westen, Südwesten und in einem breiten Streifen über der Mitte
wieder Schauer und einzelne Gewitter, wobei Windböen, kleinkörniger Hagel und
bei langsam ziehenden Zellen Starkregen möglich sind. Auch einzelne stürmische
Böen sind nicht ausgeschlossen. Meist handelt es sich bei den Gewittern aber um
schwächere, "gelbe" Entwicklungen.
Abseits der Konvektion spielt der Wind aus warntechnischer Sicht keine Rolle.
Die größten Sonnenanteile sind über dem Süden zu finden. Die Temperatur macht
bei Werten in 850 hPa von +2 bis +6°C auch in 2m Höhe keine großen Sprünge. Bei
starker Bewölkung sind im Norden 10 bis 14 Grad zu erwarten, bei
zwischenzeitlichen Auflockerungen über dem Süden und der Mitte meist 15 bis 19
Grad.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der Trog mit seiner Achse zu uns herein, was
vor allem der westlichen Mitte weitere schwache Schauer beschwert. Ansonsten
klingen die Schauer tagesgangbedingt ab. Die Regenfälle im Norden schwächen sich
weiter ab und ziehen sich zur Ostsee zurück. Dafür kommen im Südosten teils
skalige, teils schauerartig durchsetzte Regenfälle auf, die auf die Annäherung
des Troges und des rechten Jetausgangs zurückzuführen sind. Die Mengen bleiben
deutlich unter den Warnschwellen. Da der Druck im Alpenraum etwas steigt,
während er nach Nordwesten hin etwas fällt, legt der Wind etwas zu und dreht auf
südwestliche Richtungen. Für großartige Böen in den Niederungen reicht es nicht,
dafür sind im höheren Bergland, vor allem auf einigen Gipfeln über dem Südwesten
steife bis stürmische Böen nicht ausgeschlossen, auch das besitzt kaum
Warnrelevanz. Die Temperatur geht bei wahrscheinlich nur vorübergehend mal
geringer Bewölkung auf 9 bis 4 Grad zurück, am Boden vielleicht auch bis nahe
0°C, für Frost in Bodennähe reicht es aber kaum. Stellenweise kann sich Nebel
bilden.


Samstag... wird der Trog über Westeuropa mit einem neuen Drehzentrum bei Irland
regeneriert. An seiner Südflanke verläuft die Frontalzone vom Atlantik kommend
über Frankreich/Nordspanien zum Alpenraum bzw. ins Mittelmeer. Nördlich davon
schwenkt der schwache Trog aus der Nacht über uns nach Nordosten, gefolgt von
einem weiteren kurzwelligen Troganteil, der aus dem Haupttrog nach Osten
herausläuft.
Im Grunde ändert sich somit nicht viel am Wetterablauf. Wir liegen weiterhin im
Zustrom kühler und feuchter Meeresluft, die unter Trogeinfluss leicht instabil
geschichtet ist.
Im Tagesverlauf bilden, oder verstärken sich die Schauer erneut und auch
Gewitter sind wieder mit dabei. Meist dürfte es sich um schwächere Entwicklungen
handeln, einzelne markante Gewitter sind aber dabei mit ähnlichen
Begleiterscheinungen wie am Freitag. Die größte Gewitteraktivität dürfte sich im
Tagesverlauf über dem Norden einfinden, wo sich eine Konvergenz bildet, in deren
Bereich etwas Feuchte akkumuliert wird und die ML Cape Werte bis nahe 400 J/kg
steigen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit für Starkregen auch leicht erhöht.
Im Südwesten kommt bei stabilerer Schichtung wieder Hebung auf der neuen
Trogvorderseite auf, gestützt durch den Jet, was dort zu schauerartigen
Regenfällen führt, die sich nach Osten ausbreiten.
Diesmal sieht es im Südwesten mau aus mit den Sonnenanteilen, hier liegen auch
die Maxima gebietsweise unter 15°C, dafür kann sich die Sonne im Nordosten
besser in Szene setzen bei bis zu 19°C.
Der Druckgradient bleibt alles in allem eher gering, nur im höheren Bergland
über der Mitte und nach Südwesten hin sind steife bis stürmische Böen zu
erwarten. Auf dem Feldberg im Schwarzwald eventuell auch Sturmböen, Bft 9.
In der Nacht zum Sonntag zieht der Regen im Süden ab und die Schauer in den
anderen Landesteilen lassen zumindest nach, bevor im Lauf der Nacht von
Südwesten her erneut Schauer auf die Mitte übergreifen. Die
Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt dann aber gering. Am Alpenrand kann es längere
Zeit regnen, da sich dort der Übergangsbereich zu einer etwas wärmeren Luftmasse
über dem Alpenraum und weiter südlich einfindet.

Sonntag... verlagert sich der Höhentrog ostwärts und erreicht mit seinem
Drehzentrum England. Wir bleiben auf dessen leicht diffluenter Vorderseite
unterhalb einer etwas kräftiger werdenden westsüdwestlichen Höhenströmung. Die
Frontalzone läuft nach wie vor vom Ostatlantik kommend über den Norden der
Iberischen Halbinsel, Südfrankreich, den Alpenraum bzw. Norditalien und dem
nördlichen Mittelmeerraum hinweg ostwärts.

Somit bleibt das gesamte Vorhersagegebiet im Einflussbereich der labil
geschichteten Meereskaltluft (T500 hPa zwischen -24 und -26 Grad, T850 hPa 2 bis
4 Grad).
Im Bodenfeld befindet sich die eine Tiefdruckrinne knapp nördlich des
Vorhersagegebietes, wobei sich über der Nordsee ein flaches Tiefdruckgebiet
etabliert. Vor allem im Südwesten führt das zu einer leichten
Gradientverschärfung, im Hochschwarzwald und auf exponierten Alpengipfeln kann
es stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8 bis 9), im Südwesten sowie im
Alpenvorland eventuell steife Böen (Bft 7) geben.

Die schauerartigen Regenfälle am Alpenrand klingen dabei vorübergehend ab,
während die im Westen sich auf die mittleren Landesteile ausweiten. Aber auch
sonst entwickeln sich Schauer und kurze Gewitter. Insgesamt wird mangels
Einstrahlung etwas niedrigere Cape (50 bis 200 J/kg) bei ähnlichen PPW-Werten
simuliert. Somit dürften die Begleiterscheinungen der Gewitter denen der Vortage
ähneln. Erneut simulieren die Modelle in einigen Regionen Ostdeutschlands, im
Alpenvorland und in einigen Leelagen eine geringere Schaueraktivität als sonst.

Diese Regionen sind auch bzgl. Sonnenschein bevorteilt, aber auch sonst lässt
sich die Sonne zwischen den Schauern auch mal blicken. Mit 13 bis 19 Grad ändert
sich an den Höchstwerten nur wenig.

In der Nacht zum Montag kommt es gestützt durch einen etwas markanteren
Randtrog, nach vorübergehender Wetterberuhigung von Westen her erneut zu
Schauern, eventuell auch zu kurzen Gewittern. Ansonsten ändert sich nicht viel,
frostfrei bleibt es überall und etwas windiger im Südwesten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren insgesamt ähnlich. Unterschiede ergeben sich bei den
Niederschlagsschwerpunkten, was aber bei der konvektiven Lage auch niemanden
verwundern dürfte. Großartig Prognose- oder warnrelevant wird das aber nicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner