DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-05-2021 09:01
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz

Heute und morgen abgesehen vom Westen örtlich Gewitter, vor allem morgen im
Osten mit Unwetterpotential.
Vor allem in der Nacht zum Mittwoch im Osten und im Alpenraum örtlich Dauerregen
möglich.
Anfangs auf Alpengipfeln noch Föhnsturm.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Zwischen einem hoch reichenden Tief knapp nördlich von Irland und
einem Höhenrücken über Osteuropa liegt Deutschland in einer süd- bis
südwestlichen Höhenströmung. In unteren Schichten gelangt von Süden vor der
Kaltfront des Tiefs sehr warme Luft nach Deutschland. Allerdings gibt es außer
im Osten Deutschlands gebietsweise schon stärkere Bewölkung, so dass eine
Aufheizung außer im Osten schwierig wird. Die Kaltfront des Tiefs erreicht
mittags etwa eine Linie Bremen-Alb, so dass die Höchstwerte in der Westhälfte
nur noch 20 bis 24 Grad erreichen, bei längerem Regen ganz im Westen auch nur 18
Grad. In der Osthälfte können dagegen Sommertemperaturen zwischen 25 und 30 Grad
mit den höchsten Werten in Ostbrandenburg erreicht werden. Damit ergeben sich
heute Nachmittag CapeML-Werte zwischen 200 und 500, ganz vereinzelt etwa 700
J/Kg. Die nicht besonders hohen Werte sind unter anderem der trockenen Luft mit
Taupunkten unter 10 Grad geschuldet. Entsprechend liegen die PPW-Werte Auch gibt
es zunächst von der Höhe her kaum Antriebe und die KLA eilt der Kaltfront
voraus, so dass die Front an Wetteraktivität verliert. So tröpfelt es heute
Vormittag in der Westhälfte örtlich nur leicht und es gibt kaum Gewitter. Am
Nachmittag könnten dann örtlich Gewitter an der Front, vor allem im Westen
Bayerns über der Fränkischen Alb, eventuell auch von Thüringen bis nach
Mecklenburg zünden. Dabei entwickelt sich knapp östlich der Front eine flache
Tiefdruckrinne vom Osten Deutschlands bis nach Südostbayern. Östlich der Rinne
passiert gewittertechnisch dank der trockenen Luft wahrscheinlich nichts. Wegen
der mäßigen Scherung (rund 25 m/s) sollten die Gewitter eher der markanten Sorte
sein, da die übrigen Zutaten nicht auf Unwetter hindeuten. Wegen der trockenen
unteren Schichten können sich stürmische Böen und Sturmböen entwickeln. Deutlich
stärkere Böen dürfte es nicht geben angesichts von Mittelwinden bis 25 kt in 850
hPa. Im Bereich der Kaltfront frischt im Westen und Nordwesten sowie in den
zentralen Mittelgebirgen der Wind vorübergehend etwas auf und bringt
vorübergehend 5er und 6er Böen, exponiert auch eine steife Bö, die gegen Abend
nachlassend. Auf Alpengipfeln dauert der Föhn mit Böen bft 8 bis 9 auf den
Gipfeln noch an. In den Tälern treten örtlich 7er Böen auf.

In der kommenden Nacht bildet sich auf der Vorderseite des zum westlichen
Mittelmeer schwenkenden Troges ein Leetief über Bayern und auf seiner Nordseite
wird die Kaltfront im Norden eher rückläufig. Im Bereich der Front werden in
einem Streifen von Hessen bis nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg stärkere
schauerartige Regenfälle simuliert, wobei die Mengen teils bei 15 bis 20 mm,
lokal auch bei 20 bis über 30 mm liegen, wobei sich ein Regenschwerpunkt über
Niedersachsen abzeichnet. Örtlich muss somit mehrstündiger Starkregen
einkalkuliert werden, der teils durch Gewitter verstärkt wird, was vor allem
ICON-D2 andeutet. Das EPS von ICON-D2 zeigt erhöhte
Starkregenwahrscheinlichkeiten in einem Streifen von Nordhessen bis nach
Schleswig-Holstein

Dienstag... verkürzt der Trog seine Wellenlänge, vergrößert seine Amplitude und
schwenkt mit zunehmender Geschwindigkeit von Südwesten in Richtung Deutschland.
Seine Achse liegt am Abend ausgehend vom hoch reichenden Tief ´Hubertus´ bei
Irland über die Westalpen bis zum Tyrrhenischen Meer. Diese Konstellation
begünstigt die Vertiefung des Leetiefs über Bayern und dessen Ablösung nach
Tschechien ab Mittag. Zwischen diesem Tief und dem Tief über der Irischen See
bildet sich ein flacher Hochdruckrücken über dem Westen unseres Landes aus, so
dass der wieder etwas auffrischende Wind meist auf Nordwest dreht. Damit bricht
in der zweiten Tageshälfte auch der Föhn rasch zusammen und die Kaltfront kommt
jetzt im Süden schneller nach Osten voran, so dass sie ihre Lage der
Höhenströmung entsprechend in Richtung von Südsüdost nach Nordnordwest ändert,
zumal sie im Norden auch anfangs auch noch rückläufig ist. Westlich der Front
kommt es wiederholt zu schauerartigen Regenfällen, wobei die Mengen meist
zwischen 4 und 15 mm liegen. Im Westen und in der Mitte bleibt es dabei mit nur
noch 15 bis 20 Grad recht kühl. Im Osten braut sich dagegen eine
Gewitterluftmasse zusammen. Mit jedem Kilometer nach Osten nehmen tagsüber die
Sonnenanteile zu und es wird auch zunehmend wärmer (Maxima bis nahe 30 Grad).
Damit baut sich von Brandenburg bis nach Ostbayern ordentlich CAPE auf, zumal
auch die Feuchte weiter ansteigt und PPWss teils über 30 l/qm erwartet werden.
Am Westrand des nordwärts ziehenden Tief herrscht auch hohe hochreichende
Scherung (über 20 m/s, auch starke Richtungsscherung) und für die Auslösung von
Gewittern ist in dem zyklonalen Umfeld sowieso gesorgt. Alles in Allem könnte
sich damit am Dienstag im Osten des Landes eine Unwetterlage einstellen. Nach
derzeitigem Modellstand kristallisiert sich eine Unwetterzone, die von
Westsachsen und Nordostbayern bis nach Westbrandenburg reicht.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog weiter nordostwärts und bei Venedig
schnürt sich ein Höhentief ab. Damit verbleiben wir im Bereich einer
südsüdöstlichen Höhenströmung, aber bei weiterem Potentialverlust. Der stärksten
PVA folgend zieht das Bodentief zur schwedischen Kattegatküste und Richtung
Westpolen weist ein scharfer Bodentrog. An der Westflanke des Troges soll in der
Nacht die Gewittertätigkeit anhalten und durch Verclusterung steigt die Gefahr
von mehrstündigen Starkregenereignissen, wobei durchaus auch mal über 35 l/qm
möglich sind und damit die Unwetterschwelle überschritten wird (s. u.). Die
betroffene Region wird von den Modellen von Sachsen nordwärts nach
Mecklenburg-Vorpommern simuliert, wobei die größten Mengen von EURO4 berechnet
werden (bis 50 mm/12 Stunden). Vor allem nach Euro4 kann es auch an den Alpen
recht hohe Niederschlagssummen geben. Nach Westen hin ist die Wetterlage ruhig.
Dort lassen die Regenfälle nach bzw. ziehen ostwärts ab und ganz im Westen kann
es auch Wolkenauflockerungen geben. Die rückseitig der Kaltfront einfließende
Luftmasse soll in 850 hPa nur noch um 2 Grad aufweisen, was einen Rückgang von
12 bis 14 Grad bedeutet. Damit wird die Nacht im Westen kühl, aber wir bleiben
dank stärkerer Bewölkung weit weg von der Frostmarke. Vielleicht wird es aber
etwas kälter als die 8 Grad, die MOSMIX derzeit anbietet. Im Osten bleibt die
Temperatur noch über 10 Grad.

Mittwoch... ändert sich gar nicht allzu viel an der Großwetterlage. Die
Höhenströmung wird etwas schwächer, ändert ihre Lage aber kaum. Auch die
Kaltfront bleibt knapp östlich unseres Landes liegen, bringt aber an ihrer
Westflanke über dem Osten und Südosten Deutschlands noch zeitweise Regen, wobei
12stg. Regensummen zwischen 2 und 9 mm, ganz im Südosten auch 10 bis 15 mm, an
den Alpen auch gut 20 mm simuliert werden. Die Gewitter trächtige Luft wird mit
einem Westnordwestwind nach Polen abgedrängt. Von Westen schiebt sich alsbald
ein flaches Zwischenhoch nach Deutschland, so dass auch der Wind keine große
Rolle mehr spielt. Der bodennahe Hochdruckeinfluss sollte aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass wir auf der Vorderseite des Langwellentroges in einem
zyklonalen Umfeld liegen. Dank etwas kälterer Luft in der mittleren Troposphäre
kann sich in der feuchten Atlantikluft über dem Westen Deutschlands etwas
Labilität aufbauen, so dass es dort zu einigen Schauern reichen sollte. Viel
Sonne ist am Mittwoch nirgends zu erwarten und was die Höchsttemperaturen
angeht, so müssen wir uns wieder mit 14 bis 18 Grad zufriedengeben.

In der Nacht zum Donnerstag könnte es im Westen größere Wolkenlücken gebe, so
dass die Temperatur auf 5 bis 2 Grad zurück gehen kann mit Bodenfrostgefahr in
der Eifel. Sonst ist es mit 6 bis 10 Grad milder.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Basisfelder werden bis Mittwoch ähnlich simuliert.

Was den Starkregen/Dauerregen in der Nacht zum Mittwoch im Osten angeht, so sind
die Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 25 mm im 12stg. Zeitraum bis
Mittwoch 06 UTC von Sachsen bis Nordwestbrandenburg und im Alpenraum geringfügig
erhöht (meist unter 10 Prozent).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden