DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-05-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.05.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft und relativ kühl. Gebietsweise Regen, anfangs Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.05.2021


Der Mittelfristzeitraum startet am Dienstag mit einer Tiefdruckrinne und einer
darin eingelagerten Luftmassengrenze über dem Osten unseres Landes. Sie trennt
warme Luft im Osten von feuchtkühler Meeresluft westlich davon. So sind von
Niederbayern bis zur Ostsee bei sommerlichen Temperaturen teils kräftige
Gewitter möglich, eventuell mit Unwetterpotential. Daran schließt sich ein
breiter Streifen mit schauerartigen und teils ergiebigen Regenfällen vom Süden
bis in den Norden an. Hier überlagern sich eine trogvorderseitige Südströmung
mit niedertroposphärischen Nordwestwinden zu einer Gegenstromlage mit der
Möglichkeit von Stark- und Dauerregen. Ganz im Westen sind in kühler Meeresluft
nahe dem Trog über Westeuropa einzelne Schauer zu erwarten.
Am Mittwoch tropft der Trog Richtung Adria ab, was die Höhenströmung nach Südost
drehen lässt. Die Luftmassengrenze verschiebt sich nach Osten, sodass die
kühlere Meeresluft auch im Osten mehr und mehr die Oberhand gewinnt. Da die
Gegenstromlage aber weitergeht, treten vor allem im Süden und Osten weitere,
teils auch recht kräftige Regenfälle auf mit Potential für mehrstündigen
Starkregen, oder auch Dauerregen. Anfangs können in den Regen ganz im Osten auch
noch Gewitter eingelagert sein, insgesamt nimmt die Gewitterneigung aber auch
dort ab.
Nach Westen und Nordwesten hin ist die Regenwahrscheinlichkeit geringer, trocken
bleibt es aber auch dort wahrscheinlich nicht.
Am Donnerstag befindet sich der Osten am Rand eines Tiefs über Polen zumindest
nahe dem Übergangsbereich zu etwas wärmerer Luft östlich von uns. Hier sowie im
Süden fällt gebietsweise schauerartiger Regen. Die Intensitäten nehmen aber ab,
sodass warnwürdige Regenfälle eher nicht mehr auf der Agenda stehen. Ansonsten
sind bei geringen Druck- und Geopotentialunterschieden, beides aber auf eher
niedrigem Niveau, in relativ kühler Luft ab und zu Schauer zu erwarten, die aber
meist nicht sonderlich ergiebig sein sollten.
Am Freitag steigt der Luftdruck von Südwesten her etwas an. Das Tief östlich von
uns schwächt sich ab und verlagert sich langsam nordwärts. Von so etwas wie
Zwischenhocheinfluss mag man aber kaum reden, weil in der Höhe weiter zyklonale
Strukturen in Form eines Troges über Mitteleuropa, in den kurzwellige Anteile
eingelagert sind, überwiegen. Letztlich setzt sich das wechselhafte und recht
kühle Wetter fort mit einzelnen Schauern und schauerartigen Regenfällen, die
aber auch Platz für Auflockerungen lassen.
Am Samstag wird das niedrige Geopotential über Zentraleuropa durch
Warmluftadvektion vor einem Sturmtief über dem Nordatlantik von Südwesten her,
aber auch von Südosten abgebaut. Auch der Luftdruck am Boden steigt dadurch,
letztlich verbleibt aber noch ein Trogrest über Deutschland. Trotz zunehmender
Sonnenanteile und etwas steigendem Temperaturniveau bleibt es leicht
wechselhaft.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich der Übergang zu einer westlichen
Strömung an, die im Norden zyklonal, nach Süden eher antizyklonal geprägt ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen IFS Modells ist eingangs der Mittelfrist gut,
lässt dann aber nach. Die Modellaussagen bleiben aber im Großen und Ganzen
brauchbar. Die Verlagerung der Luftmassengrenze nach Osten zu Beginn wird im
neuesten Lauf etwas langsamer simuliert. In der Folge setzen sich wieder recht
kühle Luftmassen bei uns durch, wobei das Temperaturniveau nicht mehr auf so
tiefe Werte, wie in der vergangenen Woche zurückfällt. Die
Niederschlagsschwerpunkte gerade zu Beginn werden immer wieder unterschiedlich
gesetzt und auch die kleinräumigen Strukturen im Verlauf der nächsten Woche
sehen von Lauf zu Lauf unterschiedlich aus. Der grobe Fahrplan, wechselhaft und
recht kühl bis durchschnittlich temperiert steht aber.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle haben zunächst auch keine alternativen Lösungen
parat. Interessant dürfte werden, die die Passage der Luftmassengrenze im Detail
abläuft. Beim Timing und der Bildung kleinräumiger Tiefs in der Bodenrinne haben
GFS und ICON schon leicht abweichende Varianten zu bieten. Auch wenn die
Strukturen danach je nach Modell leicht divergieren, wird der Wetterablauf
ähnlich simuliert. Zum Ende werden die Unterschiede dann deutlicher. ICON
produziert nächsten Samstag ein kräftiges Sturmtief bei Irland, GFS lässt den
Trog über Westeuropa regenerieren.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Raufahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Haupt- und des Kontrolllaufs. Die Kurven für T850 und Geopot500
verlaufen mit nur langsam zunehmendem Spread bis zum Ende der Mittelfrist, wobei
der Hauptlauf dem Median der Ensembles weitgehend folgt. Auffällig ist
lediglich, dass die meisten Ensemblemember, die Passage der Luftmassengrenze
etwas schneller vollziehen, sichtbar am rascheren Rückgang der Temperaturen in
der unteren Troposphäre nach Osten hin. Markantere Niederschlagssignale sind
über der Mitte und nach Osten hin vor allem am Dienstag und Mittwoch vorhanden.
Sie werden danach schwächer, sie verschwinden allerdings auch nicht.
Die Clusterung zeigt mittelfristig überwiegend zyklonale Strukturen über
Mitteleuropa.
Im ersten Zeitschritt liegt der Hauptlauf in Cluster 1 (von 4) die sich für
Mitteleuropa nicht viel unterscheiden. Im Zeitraum bis +168h werden 3 Cluster
gebildet. Der Hauptlauf liegt in Cluster 2 (17 Member). Cluster 1 (21 Member)
ähnelt eher dem GFS, was sich aber erst zum der Mittelfrist richtig auswirkt,
davor sind die Unterschiede ja nicht so groß.
In der erweiterten Mittelfrist wird das Spektrum der Lösungen größer und
belastbare Aussagen gestalten sich schwierig. Am ehesten lässt sich in den
meisten Lösungen ein Trend hin zu zonalerem Geschehen ausmachen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs sind im Osten teils schwere Gewitter (teils Unwetter) möglich, was aus
synoptischen Überlegungen folgt, von EFI, Cape Shear aber auch gestützt wird. Am
Mittwoch könnte noch der äußerste Nordosten betroffen sein.

Bis in den Mittwoch sind auf der kalten Seite der Luftmassengrenze teils
kräftige Regenfälle möglich, die Stark- oder Dauerregenpotential besitzen.
Entsprechende Signale sind im EFI zu finden, aber auch in den probabilistischen
Verfahren, auch wenn sie dort nicht überbordend stark ausgeprägt sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner