DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-05-2021 08:30
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von Wz zu TrM

Am Dienstag markante Sturmlage, teils mit schweren Sturmböen, auf den bergen mit
Orkanböen. In der Nordhälfte einzelne Gewitter, teils mit Böen Bft 9 bis 10.
Am Mittwoch im Norden einzelne stürmische Böen, an der See Sturmböen. Bei
Gewittern bis zur Mitte Böen Bft 8 bis 9.
Im Schwarzwald ab morgen Nachmittag mit geringer Wahrscheinlichkeit Dauerregen.



Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Der Höhentrog eines Höhentiefkomplexes über Nordeuropa hat Polen
erreicht und an seinem Rand weist noch ein Randtrog nach Süddeutschland, der
aber bis Mittag ostwärts abzieht. Von Westen folgt ein Höhenrücken, der um 18
UTC über den Osten und Süden Deutschlands anlangt. Dieser wird im Norden und in
der Mitte von WLA überlaufen, so dass dort mehrschichtige Bewölkung durchzieht.
Unterhalb von 600 m ist die Troposphäre aber anfangs noch labil geschichtet, so
dass auch einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen werden können. Dabei sind meist
steife, nur vereinzelt stürmische Böen zu erwarten (Mittelwind in 850 hPa
lediglich bei 25 bis 30 kt). Am östlichen Alpenrand kann es im Verbindung mit
dem Trog anfangs noch zu leichten Schneefällen oberhalb von 900 bis 1000 m
kommen. Im Südwesten ist am meisten Sonnenschein zu erwarten. Im Randbereich des
von den westlichen Alpen zum nordwestlichen Balkan wandernden Hochs dreht die
niedertroposphärische Strömung auf Südwest, so dass allmählich mildere Luft zu
uns kommt mit Temperaturen zwischen 0 und +2 Grad in Südwestdeutschland. So
werden heute Höchstwerte zwischen 10 Grad an der See und 17 Grad am Oberrhein
erreicht. Der Wind weht heute schwach bis mäßig, in Böen im Norden frisch bis
stark aus West bis Südwest.

In der Nacht zum Montag erreicht die Vorderseite eines umfangreichen
westeuropäischen Höhentroges, dessen Kern von den Hebriden zur Nordsee zieht,
den Westen Deutschlands. Das zugehörige Bodentief gliedert sich dem Höhentief an
und erreicht um 06 UTC einen Kerndruck von fast 980 hPa. Die teilokkludierte
Front erreicht Nordwestdeutschland und der kräftige Gradient sorgt in der 2.
Nachthälfte für Windzunahme und in den Frühstunden für erste 8er Böen im Westen
und Nordwesten. An der Nordsee und auf den Bergen kann es Sturmböen geben. Auf
dem Brocken auch Böen Bft 11 bis 12. Während im Westen und Nordwesten Regen
aufkommt, ist es im Südosten noch häufig klar, so dass örtlich leichter Frost
und verbreitet Bodenfrost auftritt. Ansonsten liegen die Tiefstwerte zwischen 2
und 8 Grad mit den höchsten Werten im Rheinland.

Dienstag... zieht das hoch reichende Sturmtief ´Eugen´ von der Nordsee bis zum
Abend nach Nordjütland, wobei sich sein Kerndruck kaum erhöht. Seine Kaltfront
kommt nur langsam voran und erreicht Süddeutschland, wo Regen aufkommt. Nur ganz
im Südosten ist es präfrontal noch meist trocken. Die Höhenkaltluft in 500 hPa
erreicht lediglich die holländische Küste, aber unterhalb von 600 hPa ist die
Troposphäre doch recht labil geschichtet mit Cape-Werten um 50 J/Kg. So muss
postfrontal vor allem in der Nordhälfte ab Mittag mit einzelnen Gewittern
gerechnet werden und vor allem in NRW und in Niedersachsen muss dabei mit
schweren Sturmböen gerechnet werden (Mittelwind in 850 hPa bei 55 bis 60 kt).
Selbst eine orkanartige Böe kann nicht ganz ausgeschlossen werden (von CosmoLEPS
marginal angedeutet, von IFS eher im Bergland gezeigt). Ansonsten sind im Westen
und Norden verbreitet Sturmböen zu erwarten und nach Südosten hin stürmische
Böen. Auf exponierten Bergen treten 10er bis 12er Böen auf.
Im Süden beginnt die Front gegen Abend zu Schleifen und so verstärken sich ab
dem Spätnachmittag die Regensignale im Schwarzwald. Bis Mittwoch, 12 bis 18 UTC
können dort in Staulagen über 30 mm fallen. Ansonsten stehen 12stg. meist 2 bis
9 mm, im Südwesten örtlich 10 bis 20 mm auf der Karte.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt das hochreichende Tief EUGEN an der Nordspitze
Jütlands liegen. Der Kurzwellentrog bei den Britischen Inseln schwenkt nach
Frankreich. Die über Deutschland weiterhin zyklonal konturierte Höhenströmung
steil somit etwas nach Südwest auf.
Im Bodenfeld stützt der Kurzwellentrog eine Frontalwelle, die nach ICON von der
Bretagne bis 00 UTC zum Oberrhein und bis 06 UTC nach Zentralbayern zieht.
Insgesamt ist die Welle aber sehr flach strukturiert.
An der Nordflanke der Welle fächert der Gradient deutlich und zügig auf, sodass
im breiten Streifen quer über der Mitte kaum warnwürdige Böen mehr zu erwarten
sind. Im Norden bleibt dagegen ein kräftiger Gradient erhalten, sodass an der
See Sturmböen Bft 9, anfangs auch 10, im angrenzenden Binnenland stürmische Böen
und über der Norddeutschen Tiefebene steife Böen Bft 7 auf dem Plan stehen.
Südlich des Wellenscheitels frischt der Wind nach vorübergehender Abschwächung
im Verlauf der Nacht von Frankreich und der Schweiz her wieder stark bis
stürmisch auf, im Schwarzwald drohen schwere Sturmböen Bft 10.
Zudem intensivieren sich die frontalen Regenfälle im Süden mit Annäherung des
Troges bzw. der Welle wieder. Dabei werden in den Staulagen des Schwarzwaldes
12stg. 15 bis 25 mm simuliert. 24-stündige Dauerregenwarnschwellen könnten so in
den Fokus des Warnmanagements rücken.
Im Norden herrscht unter der Höhenkaltluft zum Teil noch rege Schauertätigkeit,
zwischen der Schauerzone und den frontalen Regenfällen bleibt es trocken und
teils aufgelockert bewölkt mit nur geringer Bodenfrostgefahr in den nördlichen
Mittelgebirgen.


Mittwoch... schwächt sich das steuernde Tief EUGEN über dem Kattegat nur
langsam ab. Derweil schwenkt der Kurzwellentrog mit reichlich Höhenkaltluft
(T500 -30 bis -34 Grad in der Mitte und im Norden) nach Deutschland.
Im Bodenfeld zieht die Frontalwelle über den Süden Deutschlands nach Tschechien
und Polen ab, gefolgt von einem Hochkeil. Zwischen dem Keil und dem alternden
Tief EUGEN stellt sich eine recht stramme westnordwestliche Strömung ein, in der
sich auch im Süden wieder maritime Subpolarluft durchsetzt (T850 zwischen +1 und
-4 Grad mit den tiefen Werten im Emsland).
Nach der ICON/IFS-Variante müsste im Süden südlich der Donau (südlich des
Scheitels) zunächst verbreitet mit Böen Bft 8 bis 9 gerechnet werden. Auch an
der See und im angrenzenden Binnenland bleibt es zeitweise stürmisch. Ansonsten
frischt der Wind im Tagesverlauf auf und erreicht in Böen zumindest gebietsweise
Bft 7, im Norden lokal auch die Bft 8.
Der frontale Regen im Süden zieht sich im Tagesverlauf in die Alpen zurück. Dort
fallen gebietsweise nochmal um die 10 mm, die Schneefallgrenze sinkt auf 1500
bis 1300 m.
Im übrigen Land wird die Schichtung mit dem Höhentrog hochreichend labilisiert,
sodass es zu reger Schauer- und Gewittertätigkeit kommt. In den synoptischen
Basisfeldern fallen dabei vor allem über den mittleren Landesteilen
beachtenswerte kinematischen Bedingungen ins Auge (sowohl hochreichende als auch
bodennahe Scherung, "left exit" des nach Süddeutschland gerichteten, starken
Jet-Streaks (nach ICON bis knapp 110 Knoten in 300 hPa)). Organisierte
Konvektion mit lokalem Starkregen, Hagel und Sturmböen müssen demnach in
Betracht gezogen werden.
In der maritimen Kaltluft steht ein weiterer unterkühlter Frühlingstag ins Haus
mit Höchstwerte zwischen 9 Grad auf Sylt und bis 14 Grad in der Lausitz.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Tief unter weiterer Abschwächung
in den Raum Stockholm und der Gradient fächert in weiten Landesteilen auf. Nur
an der See verbleibt noch ein veritabler Gradient mit 8er und 9er Böen. Mit der
Windabnahme und der Wolkenauflösung muss wieder recht verbreitet mit Bodenfrost
gerechnet werden. Vereinzelt tritt auch Luftfrost auf.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder werden im Kurzfristzeitraum recht ähnlich simuliert.

Was den Sturm morgen angeht so kristallisiert sich das Windmaximum nach
CosmoLEPS/IFS-EPS und ICON-EPS im nördlichen NRW sowie im Südlichen und
zentralen Niedersachsen sowie an der Nordsee ab mit 10er Böen
(Wahrscheinlichkeiten zwischen 10 und 60 Prozent). Sturmböen sind nördlich und
westlich der Linien vom Pfälzer Wald bis Berlin und nach Rostock am
wahrscheinlichsten sowie in den Höhenlagen südöstlich davon. Dabei wird das
Maximum zwischen spätem Vormittag und dem Spätnachmittag simuliert, an der
Nordsee am Abend mit 10er Böen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden