DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-05-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.05.2021 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft, kühl und mitunter stürmisch. Ab Sonntag deutliche
Erwärmung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.05.2021


Am Mittwoch zieht das Sturmtief vom Dienstag über Südschweden weiter nach
Nordosten in den Raum Stockholm. Der zugehörige Höhentrog wandert über
Deutschland hinweg ostwärts. Dabei strömt von Westen und Nordwesten kühle
subpolare Meeresluft mit 850-hPa-Temepraturen zwischen 0 Grad in den Alpen und
-4 Grad an der holländischen Grenze. In 500 hPa sinken die Temperaturen im
Westen und Norden auf -30 bis -34 Grad. Entsprechend sind bis zur Mitte auch
Gewitter möglich.
Am Donnerstag folgt am Südrand des nordeuropäischen Tiefdrucksystems ein flacher
Höhenkeil nach, aber das zugehörige Bodenhoch wandert rasch von Süddeutschland
nach Osteuropa. Von Westen greift in der 2. Tageshälfte die Vorderseite eines
neuen Kurzwellentroges über und das korrespondierende Tief erreicht zum
Tagesende NRW. Sein Regengebiet erfasst in der 2. Tageshälfte die Gebiete
südwestlich der Elbe.

Diese Tief zieht am Freitag zur polnischen Küste und rückseitig gelangt von
Westen und Nordwesten erneut ein Schwall subpolarer Meeresluft nach Deutschland.
Auf der Vorderseite des zu den Britischen Inseln wandernden Höhenrückens
erreicht das Bodenhoch zum Tagesende den Alpennordrand.

Die Achse des sich durch WLA verstärkenden Höhenrückens kommt am Samstagabend im
äußersten Westen Deutschlands an und das Hoch erreicht mit mehr als 1025 hPa die
Slowakei. Damit setzt von Süden die Zufuhr deutlich wärmere Luft ein.

Am Sonntag erreicht der Höhenkeil mit seiner Achse Westpolen und vom Baltikum
bis zum Balkan bildet sich eine Bodenhochdruckzone. Zwischen dem Tief bei Irland
und dem Hoch strömt von Süden warme Luft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen 15 Grad am Oberrhein und 10 Grad im Raum Rügen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf zeigt bereits am Donnerstag einig Differenzen.
In der Westdrift zieht nämlich ein Kurzwellentrog von Westeuropa nach
Frankreich. Das zugehörige Bodentief wird dann über NRW simuliert. Deutlich
schneller wird das Tief in den gestrigen Simulationen nach Osten geführt: Im
00-UTC-Lauf erreicht es Westpolen und in der Mittags-Simulation den Nordosten
Deutschlands. Entsprechend schneller wird auch der zugehörige Regen nach Osten
transportiert. In den gestrigen Runs erreicht er bis 18 UTC die Elbe und in der
aktuellen Berechnung nur den Westen und Südwesten Deutschlands. Entsprechend
erreicht der Trog am Freitag 18 UTC erst Mecklenburg und Süddeutschland und das
Tief erst Nordwestpolen. Insofern kommt es in den Versionen von gestern bereits
am Freitag im Westen und Südwesten schnell zu einer Wetterberuhigung, da von
Westen das neue Hoch übergreift und es fallen kaum noch Schauer. In der
aktuellen Berechnung regnet es im Nordosten noch lange und auch im Westen fallen
bis in den Nachmittag noch Schauer.
Am Wochenende gleichen sich die Modellläufe jedoch wieder an. Ein kräftiger
werdender Höhenrücken wandert langsam über uns hinweg nach Osten, wobei das nach
Osteuropa wanderndes Bodenhoch gestützt wird. Somit kommen wir
niedertroposphärisch in eine warme südliche Strömung. Einen kleinen Abstrich
gibt es in den alten Versionen doch: Die von Westen sich annähernde Kaltfront
sorgt bereits im äußersten Nordwesten für einzelne Schauer oder Gewitter,
während es im aktuellen Lauf trocken bleibt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei GFS ist die Entwicklung am kommenden Wochenende schneller, die wärmere Luft
kommt mit einem kräftigen Südwind bereits am Samstag und sorgt abgesehen von
Norddeutschland für Temperaturen zwischen 20 und 26 Grad. Am Sonntag erreicht
das Tief bereits die westliche Nordsee und seine Kaltfront überquert Deutschland
im Tagesverlauf ostwärts. Zuvor kann es nur noch im Osten und Südosten über 20
Grad warm werden. Ähnlich schnell ist das chinesische Modell.
Ansonsten simulieren die anderen Modelle einschließlich ICON recht ähnlich und
bringen alle die deutliche Erwärmung am Sonntag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse von heute zeigt 3 Cluster, wobei Cluster 1 und Cluster 4 mit
insgesamt 31 Modellläufen sich recht ähnlich sind und einen späten
Frontdurchgang zu Wochenbeginn bringen. Im 2. Cluster herrscht ein kräftiger
SSW-Wind mit einer Höhenkeilachse am Sonntag 00 UTC an der polnischen Grenze.
Entsprechend würde die Kaltfront schon am Sonntag durchgehen (ähnlich wie bei
GFS). Insofern ist die warme bis sehr warme Lösung bei weitem noch nicht sicher.


In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man bis Freitag recht niedrige
850-hPa-Temperaturen um oder leicht unter dem Gefrierpunkt. Am Samstag steigen
die Temperaturen mit Warmfrontdurchgang rasch an auf meist über 10 Grad C und
diese hohen Temperaturen gibt es dann meist auch am Sonntag, nur einige wenige
Modellruns bringen bereits einen Temperaturrückgang. Rund ein Drittel der
Lösungen gehen erst in der Nacht zum Montag runter mit der Temperatur. Gut die
Hälfte der Modellläufe bleiben auch Anfang der Folgewoche noch warm mit Werten
bei 10 Grad oder wärmer und das Geopotential sinkt auch nur zögerlich ab. Dies
deutet darauf hin, dass wir es nicht mit einer nachhaltigen Abkühlung zu tun
haben.

Dies erkennt man auch an den EPS-Meteogrammen. Hier geht die Temperatur erst am
Dienstag im Mittel etwas zurück und ab Mittwoch sind nur gut 25 Prozent der
Modellläufe zeigen Temperaturen unter dem Modellklimamittelwert. In der
erweiterten Mittelfrist ist erneut ein Blocking möglich, da der o. e. Höhentrog
Abtropftendenz hat. Hinweise hierfür findet man auch in der Windrose, in der die
nördlichen Windkomponenten in der neuen Woche gut vertreten sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch ist immer noch das langsam nordostwärts abziehende Sturmtief
wirksam, denn nach CosmoLEPS/EZMW-EPS und ICON-EPS sind im Norden und Osten
sowie im Südwesten stürmische Böen noch recht wahrscheinlich. An der See liegen
die Wahrscheinlichkeiten hierfür bei über 70 Prozent. Zudem sind bis in die
Mitte Deutschlands Gewitter mit Sturmböen möglich.
Außerdem kann es im Bereich einer schleifenden Front im Schwarzwald und im
Allgäu Dauerregen geben.
Das nächste Tief folgt am Donnerstag, wobei Timing und Lage noch unsicher sind.
Damit ist in den Staulagen einzelner Mittelgebirge und im Allgäu Dauerregen
nicht ganz ausgeschlossen. Außerdem kann es auf der Südseite des Tiefs ab dem
Abend im Südwesten und Süden stürmische Böen geben.
Am Freitag kann es anfangs im Süden und Südosten vor allem in höheren Lagen noch
Böen Bft 8 bis 9 geben. Ansonsten beruhigt sich das Wetter. Erste Gewitter sind
dann erst Sonntagabend im Westen und Nordwesten möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden