DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-05-2021 08:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.05.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: TrM
Abklingende Dauerniederschläge. Im Südwesten und Nordosten teils markante
Gewitter. Nach ruhigem Montag am Dienstag markantes Sturmtief mit (schweren)
Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... ist zu Tagesbeginn noch das Tief wetterbestimmend, welches sich von
Österreich über Tschechien und die Slowakei in den Vormittagsstunden weiter nach
Polen verlagert und im Tagesverlauf in Richtung Baltische Staaten abzieht.

Das Tief brachte dem Süden bis hoch zur Lausitz einiges an Regen. Der meiste
Niederschlag fiel von der Fränkischen Alb bis zum Oberpfälzer Wald mit Mengen
vereinzelt über 40 l/qm in 12 h. Während die Niederschläge an den Alpen und bis
hoch zur Fränkischen Alb bereits deutlich nachlasen, regnet es am kräftigsten
noch vom Oberpfälzer Wald bis zur Lausitz. Mit der Verlagerung des Bodentiefs
wird der Niederschlagschwerpunkt im Laufe des Vormittags immer mehr in Richtung
Polen abziehen, sodass zum Nachmittag keine Dauerregenwarnungen mehr notwendig
sind.
Das Nachlasen gilt damit auch für die Schneefälle, die oberhalb von etwa 1000 m
aufgetreten sind sowie den Luftdruckgradienten geschuldeten Windböen (bzw.
Sturmböen im höheren Bergland). Beides ist bereits in den Morgenstunden im
Abklingen begriffen und bedarf keiner weiteren Verlängerung.

Für den weiteren Tagesverlauf wird dann der von Westen nachfolgende Höhentrog
interessant. Dieser ist angereichert mit Höhenkaltluft. So gehen die Werte in
500 hPa im Nordwesten auf unter -32 Grad zurück. Dies führt natürlich zu einer
entsprechenden Labilisierung, wie schön den Lapse Rate Tendenzen zu entnehmen
ist. Daneben findet aber im allgemeine auch ein Rückgang der bodennahen
Feuchtewerte statt.

Beides in Kombination führt zwar dazu, dass im Tagesverlauf vornehmlich im
Nordwesen ausgreifend bis zur Mitte sowie im Süden einige Schauer zu erwarten
sind, aber im Allgemeinen keine Gewitter. Zwei Ausnahmen gibt es aber. So zeigen
die Tendenzen der spezifischen Feuchte eine gewisse Feuchteanreicherung im
Südwesten, genauer gesagt im südlichen Baden-Württemberg. In der Folge ergibt
sich mit der zunehmenden Labilität auch etwas CAPE, sodass am Nachmittag in der
angesprochenen Region mit einzelnen Gewittern zu rechnen ist. Starkregen sollte
kein Thema sein. Da die hochreichende Scherung noch um 15 m/s liegt, können sich
einzelne Gewitter aber besser organisieren, sodass kleinkörniger Hagel und eine
einzelne Sturmböe nicht ausgeschlossen werden können.

Eine zweite Region, wo sich bodennah im Tagesverlauf etwas Feuchte anreichert
ist der trogvorderseitig liegende Nordosten, ausgehend vom Oderbruch bis nach
Ostholstein kommt die Labilisierung zwar erst am Nachmittag so richtig an, dann
sollte die Schauertätigkeit aber ordentlich aufleben. Viel CAPE wird nicht
gerechnet, vereinzelt Blitz und Donner muss aber eingeplant werden (etwas
MUCAPE).
Im Feuchteflussdivergenzfeld ist ein gut definiertes Maximum zu erkennen, dass
in Verbindung mit einer sich entwickelnden Windkonvergenz am Boden steht. Über
Schleswig kann sich sogar ein eigenständiges flaches Bodentief entwickeln. Das
große Problem sind vor allem die geringen Zuggeschwindigkeiten, die mit den
ebenfalls nur schwachen Höhenwinden verbunden sind. So werden von Schleswig über
Ostholstein bis nach Mecklenburg nur 5 kn oder weniger als
Verlagerungsgeschwindigkeit der Zellen prognostiziert. Die sich verclusternden
Schauer verlagern sich als kaum und über einen 6 Stunden-Zeitraum bis 18 UTC
sind Mengen im Starkregenbereich möglich. Darauf springt auch das CD2-EPS mit
hohen Wahrscheinlichkeiten für markanten Starkregen von mehr als 50 % an!

Für den Tag relevant ist auch noch der Wind. In einem Streifen ausgehend von den
Ostfriesen über Niedersachsen, Teilen NRWs bis nach Thüringen und Westsachsen
wird ein Maximum im 925 hPa Windfeld von etwa 30 kn vorhergesagt. Vor allem in
Verbindung mit der zunehmenden konvektiven Durchmischung durch die Labilisierung
treten einzelne Windböen auf. Mit dem auflandigen Nordwestwind sind auf den
ostfriesischen Inseln auch einzelne stürmische Böen möglich. Der Wind flaut dann
in der Nacht tagesgangbedingt wieder deutlich ab. Dann muss nur noch an der
Nordsee mit Windböen gerechnet werden.

In der Nacht auf Montag zieht der Trog langsam ostwärts ab. Schauerartig
verstärkte Niederschläge gibt es dann vor allem noch im Bereich der
Bodenkonvergenz im Nordosten des Landes. Dabei nimmt die Starkregengefahr aber
deutlich ab. Ansonsten macht sich von Westen ein flacher Höhenrücken bemerkbar,
der auch am Boden den Luftdruck steigen lässt. Infolge des Absinkens gibt es
verstärkt Wolkenauflockerungen. Bei nur windschwachen Verhältnissen gehen die
Werte in der Südwesthälfte weit zurück und es muss gebietsweise mit Frost und
verbreitet Frost in Bodennähe gerechnet werden. In der Eifel werden sogar bis -5
Grad Luft- und bis -7 Grad Bodenfrost vorhergesagt.

Montag... ist zunächst der flache Rücken wetterbestimmend, dessen Achse im
Tageverlauf über Deutschland hinweg wandert. Am Vormittag sind im Nordosten noch
Schauer aktiv, die aber bald nach Polen abziehen. Vor allem im Südwesten gibt es
viel Sonne. Die sonnigen Abschnitte breiten sich im Verlauf des Tages über die
Mitte bis in den Osten des Landes aus.

Im Norden bleibt es hingegen häufig stark bewölkt bis bedeckt. Dies ist vor
allem der stromaufwärtigen Entwicklung geschuldet. Bei den Britischen Inseln
befinden sich ein markanter Kurzwellentrog und ein dazugehöriges Bodentief. Auf
der diffluenten Trogvorderseite macht sich bereits in der zweiten Tageshälfte im
Westen und Nordwesten Warmluftadvektion mit zunehmender mehrschichtige Bewölkung
bemerkbar. Vom Emsland ausgreifend bis nach Schleswig-Holstein und Hamburg kommt
am Nachmittag etwas Regen auf. Dieser kann auch schauerartig durchsetzt sein.
Schaut man in die Prognosesoundings so sieht man schon schön den WL-Buckel durch
die WLA bei etwa 550 hPa. Darunter liegt aber noch eine labil geschichtete
Luftmasse und es wird sogar etwas CAPE prognostiziert (bis -20 Grad). Nicht
ausgeschlossen also, dass auch mal ein Blitz auftritt.

Der Wind zieht mit dem allmählich zunehmenden Gradienten am Nachmittag von
Westen an, ist aber noch weitgehend ohne Warnrelevanz.

In der Nacht auf Donnerstag greift dann kräftige WLA auf der diffluenten
Trogvorderseite auf das ganze Land aus. Folglich ist es nahezu überall zunehmend
stark bewölkt. Am längsten halten sich Wolkenlücken noch nach Südosten. Dort
kann es dann bei windschwachen Verhältnissen auch nochmal leichten Frost und
vielfach Bodenfrost geben.

Sonst ist Nachtfrost kein Thema. Stattdessen kommen im Laufe der Nacht von
Westen und Nordwesten verstärkt länger anhaltende Aufgleitniederschläge in Gang.
Auch am Boden gelangt Deutschland auf die Vorderseite des Tiefs, sodass der Wind
deutlich zulegt. Im Westen steigern sich die 925hPa Winde auf 50 kn. Da die
Schichtung noch stabil ist, greifen die hohen Windgeschwindigkeiten zunächst nur
auf den Bergen durch mit Bft 10/11 auf dem Feldberg im Schwarzwald oder dem
Brocken. Aber auch in tiefen Lagen zieht der Wind ausgangs der Nacht deutlich
an. Dann sind erste stürmische Böen, in ungünstigen Lagen in Rheinland-Pfalz
auch schon Sturmböen möglich. Weiter nach Osten ist der Wind noch unkritisch.

Dienstag... zieht das Bodentief samt antreibenden Höhentrog über die Nordsee bis
nach Jütland, sodass Deutschland nun vollends in seinen Einflussbereich gerät.
Bereits in den Vormittagsstunden greift die Kaltfront von Nordwesen bis zur
Mitte aus (siehe KLA-Feld) und überquert den Osten bzw. erreicht den Süden am
Nachmittag. Dahinter strömt ein ordentlicher Schwall polarer Meereskaltluft ein.
In dieser hochreichend labilen Kaltluft kommt es dann zu wiederholten Schauern
und im Norden kann auch ein einzelnes Gewitter nicht ausgeschlossen werden.

Ganz klar im Fokus steht an diesem der Tag der Wind. Stürmische Böen und
Sturmböen greifen im Tagesverlauf bis in die östlichen Landesteile aus. Ein
Fokus liegt dabei natürlich auf der Passage der Kaltfront. Diese ist auch gut in
der bodennahen Feuchte zu sehen, mit einer deutlichen postfrontalen Abnahme.
Rückseitig labilisiert die Luftmasse, was sich wiederum gut in den
Tendenzfeldern der Lapse Rates zeigt. Gerade im Nordwesten ist der Höhenwind
dabei weiterhin sehr stark mit 50 kn in 925 hPa und bis 60 kn in 850 hPa. Mit
den zu erwartenden vertikalen Umlagerungen ist dann postfrontal mit Sturmböen
und schweren Sturmböen zu rechnen. Die Prognosesoundings zeigen dabei auch ein
markantes Absinken trockener Luftmassen aus höheren bis in mittlere
Stratosphärenniveaus und damit ein Absinken der Stratosphärenluft.
(Schwere)sturmböen sind damit nicht nur auf die Schauer/Gewitter beschränkt.
Dort wo diese auftreten sind dann auch einzelne orkanartige Böen denkbar.

Ohne auf Details einzugehen (da noch zwei Tage weg) kündigt sich zusammengefasst
eine markante Sturmlage an. Dabei sind rückseitig der Kaltfront auch einzelne
Unwetterböen im Westen/Nordwesten nicht ausgeschlossen.

In der Nacht auf Mittwoch zieht das Bodentief ostwärts ab, der Trog bleibt aber
weiter aktiv, wobei die Achse noch über
Frankreich liegt und Deutschland in einer west bis südwestlichen Höhenströmung.
Über dem Süden regnet es postfrontal der Kaltfront noch weiter. In der zweiten
Nachthälfte sorgt ein Randtrog dafür, dass die Luftmassengrenze nochmal etwas
nach Norden gedrückt wird. Damit intensivieren sich die Niederschläge in der
zweiten Nachthälfte von Südwesten erneut.

Schauer (mit dem Trog) gibt es vornehmlich nach Schleswig-Holstein und entlang
der Küsten sowie in den westlichen Mittelgebirgen. Sonst zeigen sich über der
Mitte auch zeitweise größere Auflockerungen und örtlich kann es i ungünstigen
Lagen Bodenfrost geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im Kurzfristbereich ein ziemlich einheitliches Bild, sodass
die Prognose als recht sicher einzustufen ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer