DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-04-2021 17:30
SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.04.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Südosten abziehendes Unwettergewitter. Am Samstag im Nordwesten einzelne
kurze Gewitter. In der Nacht auf Sonntag im Südosten gebietsweise markanter
Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... beeinflusst ein breiter Trog große Teile von Europa. Ein steuernder
Anteil befindet sich dabei bei den Britischen Inseln. Für Deutschland auf seiner
Vorderseite ergibt sich eine leicht südwestliche Höhenströmung. Damit werden
noch feuchtwarme Luftmassen in den Südosten Deutschlands geführt. Im großen Rest
des Landes sind bereits kalte Luftmassen polaren Ursprungs wetteraktiv.

Im Grenzbereich hat sich ein skaliges Regengebiet gebildet, dass sich von der
Nordschweiz bis zum Vogtland erstreckt. Die skaligen Niederschläge verlagern
ihren Schwerpunkt im Laufe der Nacht bis nach Ostsachsen. Gestützt werden die
teils kräftigen Regenfälle durch eine Gegenstromlage mit östlichen bis
nordöstlichen Winden bis etwa 800 hPa und West- bis Südwestwinden darüber. Die
zu erwartenden Niederschläge sind zwar üppig, aber bewegen sich klar unterhalb
von Warnschwellen.

Das skalige Regenband bildet zudem eine Art Luftmassengrenze, wobei auf der
warmen Seite bei viel Sonnenschein die Nachmittagswerte über 18 Grad liegen,
während die Temperatur sonst im unteren zweistelligen oder gar einstelligen
Bereich liegt.

Auf der warmen Seite hat sich in der feuchtwarmen Luft etwas CAPE gebildet. In
dieser Luftmasse haben sich am späteren Nachmittag erste Gewitter gebildet. Bei
guten Scherbedingungen (DLs: 24 m/s) konnten sich diese rasch gut organisieren.
Dies resultierende kräftige Superzelle wandert aktuell entlang der Alpen bis zum
Salzburger Land. Dabei gibt es neben Sturmböen auch unwetteratigen Starkregen
und großen Hagel bis 4 cm (laut Spottermeldungen.

Nachfolgend zieht das Gewitter über das Berchtesgadener Land nach Österreich ab.


Erhöhte Labilität gibt es auch im Nordwesten, wo sich ein Schauerteppich
ausgebildet hat, in dem auch der ein oder andere Blitz zu finden ist.
Verantwortlich für die Labilität dort ist Höhenkaltluft bis -28 Grad in 500 hPa.
Mittlerweile lässt die Konvektion dort tagesgangbedingt bereits nach.

Für die Nacht ist noch der Frost zu erwähnen, der sowohl im erweiterten
Eifelumfeld, als auch in Teilen Vorpommerns auftreten kann. Gerade in der Eifel
wird von MosMix sogar bis -4 Grad prognostiziert, an Boden auch unter -5 Grad.

Samstag ... befindet sich Deutschland wieder auf der Trogvorderseite, wobei sich
der westeuropäische Trog weiter amplifiziert. Vorderseitig zieht ein
Kurzwellentrog in den westlichen Mittelmeerraum und löst mit PVA auf seiner
Vorderseite Zyklogenese mit Schwerpunkt über Norditalien und dem Golf von Genua
aus. Damit verstärken sich die Winde in der unteren Troposphäre und in der
Konsequenz auch die Gegenstromlage über dem Süden Deutschlands.

Nach einem noch weitgehend trockenen Vormittag greifen in den Nachmittagsstunden
erste Niederschläge von der Schweiz auf den Südwesten über und breiten sich in
weiteren Folge bis zum Abend nordostwärts bis zur Fränkischen Alb aus.

Der Nordwesten Deutschlands ist weiterhin geprägt von Höhenkaltluft. Damit und
gestützt von einem Kurzwellentrog bilden sich im Tagesverlauf wieder einige
Schauer, wobei es hier und da auch wieder blitzen kann. Abgesehen von etwas
Graupel und Windböen halten sich die Begleiterscheinungen aber in Grenzen.

Im Rest des Landes gibt es ebenfalls viele Wolken, es bleibt aber meist trocken.
Richtig sonnig wird es erneut in der Eifel.

Am wärmsten wird es abermals in Richtung Berchtesgadener Land, wo es tagsüber
noch weitgehend trocken bleibt (19 Grad).

In der Nacht auf Sonntag zieht das Bodentief gekoppelt an den Kurzwellentrog
nordostwärts von Norditalien über Österreich und die Slowakei bis ins
südöstliche Polen. Die Zugbahn verläuft dabei im Vergleich zu den gestrigen
Modellläufen deutlich weiter östlich.

Die stärksten Niederschläge greifen an seiner Nordwestflanke im Laufe der Nacht
von der Bodenseeregion bis zum Oberpfälzer Wald aus und verstärken sich noch. In
den Morgenstunden zieht der Niederschlagsschwerpunkt dann bereits nach
Tschechien ab. Abgesehen vom EURO4 Modell zeigen die drei Globalmodelle GFS,
ECMWF und ICON kein Übergreifen von stärkeren Regenfällen auf das Erzgebirge,
wie noch gestern vorhergesagt.

Natürlich gibt es immer noch eine gewisse Schwankungsbreite, der Schwerpunkt der
akkumulierten Mengen wird aber mittlerweile recht einheitlich vorhergesagt. Der
meiste Niederschlag in einem 12h Bereich bis Sonntag 06 UTC wird vom Bodensee
und dem Allgäu bis zum Oberpfälzer Wald prognostiziert mit Mengen zwischen 15
und 30 l/qm in 12 h. Damit kann sicherlich auch gebietswiese die markante
Warnschwelle übertroffen werden. Am häufigsten wird dies von der Fränkischen Alb
bis zum Oberpfälzer Wald gerechnet. Allerdings ist noch etwas Vorsicht
angebracht, da die Mengen sukzessive zurückgerechnet wurden und die EPS
Verfahren zeigen auch nur begrenzte Wahrscheinlichkeiten.

In Küstennähe gibt es noch ein paar Schauer, sonst bleibt es nordwestlich des
skaligen Regengebietes meist trocken. Im Westen und Nordwesten lockert die
Wolkendecke bei windschwachen Verhältnissen stärker auf, sodass die Tiefstwerte
dort wieder bis nahe 0 Grad erwartet werden, zudem gibt es gebietsweise leichten
Frost in Bodennähe.


Sonntag ... greift der Haupttrog auf Deutschland über. Der Tag wird also
bestimmt von polarer Kaltluft mit T850 hPa Werten unter 0 Grad. Die
Niederschläge im Süden und Südosten halten zwar noch an, lassen aber deutlich
nach. Zum Nachmittag gehen diese dann mit der Höhenkaltluft in Schauer über.
Auch im Rest des Landes sind mit dem Trog Schauer zu erwarten die aber insgesamt
durch die deutlich trocknere Luftmasse eher schwach ausfallen. Vereinzelt Blitz
und Donner sind im Norden zwar nicht komplett ausgeschlossen, aber eher gering
wahrscheinlich.

Die Sonne zeigt sich vor allem nach Westen etwas häufiger. Dabei wird es
unangenehm kühl mit Höchstwerten die im Süden, im höheren Bergland und an der
See nur im einstelligen Bereich vorhergesagt, was für Anfang Mai schon recht
frisch ist. Mit etwas Sonne sind im Westen in der Spitze bis 14 Grad zu
erwarten.

Zudem frischt der Wind im Tagesverlauf lebhaft auf. An der Nordsee und im
östlichen höheren Bergland sind auch zeitweise Windböen zu erwarten.

In der Nacht auf Montag zieht der Trog allmählich ostwärts ab. Vor allem im
Osten und Nordosten kann es aber noch einige Schauer geben, während in den
westlichen Landesteilen ausgreifend bis zur Mitte die Wolkendecke stärker
auflockert.

Am Alpenrand fällt weiterhin Regen, wobei die Schneefallgrenze bei etwa 1000 m
liegt und oberhalb von 1500 m eine dünne Neuschneeauflage von wenigen
Zentimetern zu erwarten ist.

Dort wo die Wolken stärker auflockern, wird es wieder kalt mit Tiefstwerte, die
vor allem im Bergland und in ungünstigen Lagen in den Frostbereich fallen, in
der Eifel wieder bis -4 Grad. Am Boden gibt es im Westen und der Mitte recht
verbreitet leichten Frost zwischen 0 und -5 Grad.

Montag ... sorgt ein flacher Rücken in einigen Regionen für einen recht
freundlichen Tag. Das gilt insbesondere für den Südwesten, wo es trocken bleibt
und auch die Sonne häufiger zum Vorschein kommt.

Die mit dem abziehenden Trog in Verbindung stehende Schauertätigkeit im Osten,
zieht bereits im Laufe des Vormittags nach Polen ab. Auch im Südosten fällt am
Vormittag noch schauerartig verstärkter Regen, der am Nachmittag abzieht.

Auf den Westen und Nordwesten greift im Laufe des Nachmittags WLA über, die zu
einem scharfen Randtrog gehört, der am Abend über Südengland prognostiziert
wird. Damit kommen im Laufe des Nachmittags auch erste Niederschläge auf.

Abgesehen von einzelnen Windböen auf den Nordfriesischen Inseln ist am Tag
zunächst noch nicht mit Warnrelevanz zu rechnen. Der Wind nimmt mit Annäherung
des zum KW-Trog gehörenden Bodentiefs im Laufe der Nacht auf Dienstag dann
deutlich zu. Dann sind Windböen und einzelne stürmische Böen im Westen zu
erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es gibt noch eine gewisse Schwankungsbreite bezüglich der prognostizierten
Niederschläge in der Nacht auf Sonntag. Die Modelle haben sich auf einer
deutlich weiter südöstlicheren Bahn des maximalen Niederschlags eingependelt.
Unwetter scheinen nun kein Thema mehr zu sein. Für die Ausgabe von markanten
Warnungen dürften die EPS-Modelle am Samstagvormittag hoffentlich für eine
gewisse Sicherheit sorgen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer