DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-04-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.04.2021 um 10.30 UTC



Unbeständige Westlage. Wiederholte Regenfälle, teilweise windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 06.05.2021


Eingangs der Mittelfrist am kommenden Sonntag liegen wir zwischen einem breiten
Trog über Nordeuropa und hohem Geopotential über Süd- und Südosteuropa. Dabei
greift von Westen ein Kurzwellentrog über, vor dem die Strömung nach Südwesten
zurückdreht. Im Ostalpenraum und über Südostbayern hat sich ein Tief gebildet,
welches in der Nacht zum Sonntag und tagsüber nach Ostpolen zieht. In Verbindung
damit (Gegenstrom und kräftige WLA) kommt es über der Südosthälfte zu kräftiger
Hebung und den entsprechenden, teilweise länger anhaltenden und ergiebigen
Regenfällen. Gebietsweise können die Warnschwellen für markanten Dauerregen
überschritten werden, auch unwetterartige Mengen sind lokal nicht ganz
ausgeschlossen. In der einfließenden Meereskaltluft liegen die Temperaturen
meist zwischen 10 und 15°C.
Am Montag zieht der Trog ostwärts ab, gefolgt von einem flachen Höhenrücken, der
mit dem Pendant im Bodendruckfeld für Zwischenhocheinfluss sorgt. Anfangs fällt
über dem Osten noch Regen, im Norden wird die Schauerneigung durch kurzwellige
Tröge aufrecht erhalten, während vor allem im Westen und Südwesten längere
Aufheiterungen warten. Hier sind dann auch 17 bis 18 Grad möglich, sonst ändern
sich die Temperaturen nur wenig.
Am Dienstag liegen wir unter einer westlichen Höhenströmung, wobei der flache
Rücken rasch ostwärts gesteuert wird und der nächste, ebenso flache, aber echt
breite Trog von Westen her folgt. Damit verbunden zieht ein Tief über die
Nordsee nach Osten, dessen Ausläufer im Tagesverlauf die Nordwesthälfte mit
Regen erfassen. Zuvor wird mit kräftig auffrischendem Südwestwind mildere Luft
herangeführt, in der im Süden in 850 hPa +10°C erreicht werden. Entsprechend
sind hier auch wieder Maxima an die 20°C möglich, sonst recht verbreitet 14 bis
19 Grad. Auch im Flachland sind im Tagesverlauf steife bis stürmische Böen
möglich, im Bergland gibt es Sturmböen.
Am Mittwoch zieht das Tief über Südskandinavien nach Osten. Während der
nachfolgende Trog auf Deutschland übergreift. Die zum Tief gehörende Kaltfront
gerät über dem Süden ins Schleifen und kommt nur langsam zu den Alpen voran. Im
Norden und über der Mitte macht sich die höhenkalte Luft im Trogbereich mit
steigender Schauerneigung bemerkbar, auch kurze Gewitter sind möglich. Die
Temperaturen gehen wieder leicht zurück und es bleibt trotz auffächerndem
Gradienten windig, vor allem wohl in Verbindung mit der Konvektion.
Am Donnerstag folgt rasch die nächste Kurzwelle, die mit einem Tief verbunden
ist, das von Frankreich nach Nordwestdeutschland ziehen soll. Vor allem in die
Südhälfte würde damit wieder ein Schwall feucht-milder Luft advehiert, der
wechselhafte Wettercharakter bliebe natürlich erhalten, wobei die Entwicklung
dann zusehends unsicherer wird.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich über Westeuropa eine Austrogung an,
vor die Frontalzone nach Norden gedrängt wird, verbunden mit der Zufuhr milderer
Luftmassen nach Mitteleuropa.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen IFS Modells ist alles in allem gut. Es gibt zwar
Sprünge in den kurzen Wellen, die grundsätzliche Entwicklung hin zu zonalem,
zyklonalem Wetter wird aber in den letzten Läufen übereinstimmend gebracht. Der
Regen eingangs der Mittelfrist zieht sich in den letzten Läufen leicht nach
Südosten zurück, und auch was die Windentwicklung zum Dienstag hin angeht, ist
das letzte Wort noch nicht gesprochen. Hier simuliert der letzte Lauf die
Zugbahn weiter nördlich als der Vorlauf, bei allerdings auch etwas stärkerer
Entwicklung des Tiefs.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich haben auch GFS und ICON keine Alternativen auf der Karte. Auch
hier wird zyklonal simuliert mit westlicher Anströmung. Im Detail gibt es schon
Unterschiede, die ähnlich gelagert sind wie die bei der Konsistenzbetrachtung.
GFS und IFS lassen die Regenfälle über der Osthälfte am Sonntag weiter nach
Norden ausgreifen als ICON und haben auch Teile Berlin/Brandenburgs mit drin.
Die Mengen sehen allerdings recht ähnlich aus. Was die Windentwicklung am
Dienstag angeht, so nimmt das europäische Modell eine Mittelstellung ein. GFS
simuliert das Tief progressiver und weiter südlich, ICON zwar mit niedrigerem
Kerndruck, dafür langsamer und deutlich nach Norden verschoben, sodass wir von
dem Windfeld wohl nicht mehr viel mitbekämen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen der europäischen Ensembles zeigen ab der nächsten Woche und zwar
schon ab Dienstag deutlich zunehmende Unsicherheiten, was sich im größeren
Spread der T850 und Geo500 hPa Kurven widerspiegelt. Haupt- und Kontrolllauf
bleiben dabei aber nahe am Hauptteil der Members und somit nahe des
wahrscheinlichsten Verlaufs. Die Details, wie Zugbahn der Tiefs, Lage der
Frontalzone, werden aber unsicher und das lässt sich schön an den divergierenden
Kurven erkennen.
Wiederkehrende Niederschlagssignale und - beispielsweise - die Windrichtung (in
den 15 Tage Epsgrammen) zeigen die anhaltende zonale Lage an.
Die Clusterung zeigt im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h 4 Cluster, die für
Mitteleuropa alle eine Westlage im Gepäck haben. Diese allerdings mal mehr mal
weniger nach Norden verschoben und mit etwas unterschiedlicher Phase der Wellen,
dennoch grundsätzlich ähnlich.
In der erweiterten Mittelfrist werden 3 Cluster gebildet. Das Gros vereint
Cluster 1 auf sich, 30 Member mit dem Übergang zu Trog Westeuropa, hier wird
auch der Hauptlauf einsortiert. Aber auch eine Fortdauer der Westlage (11
Member) und ein sich aufbauendes Hoch (10 Member) haben die Ensembles in petto.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die schon mehrfach angedeuteten Entwicklungen in Sachen Regen und Wind werden
auch vom EFI gestützt. Es gibt für den Sonntag Signale für ein
Niederschlagsereignis im Südosten, ohne dass diese allzu drastisch ausfallen.
Hinweise auf ein Überschreiten der Dauerregenschwellen finden sich in allen
probabilistischen Verfahren, die Unwetterschwelle (mit schwachen Hinweisen) hat
Cosmo Leps mit dabei.

Darüber hinaus sind im EFI Hinweise auf die Windlage am Dienstag und Mittwoch
vorhanden, aber auch hier darf man zunächst mal davon ausgehen, dass es nicht
übermäßig heftig wird.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner