DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-04-2021 08:01
SXEU31 DWAV 290800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW

Heute vor allem im Norden und Osten einzelne markante Gewitter.
Morgen nur im Nordwesten isolierte Gewitter möglich.
Am Samstag im Süden und Südosten örtlich beginnender Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Deutschland liegt am Südrand eines von Nordosteuropa bis zu den
Britischen Inseln reichenden Troges, wobei ein Randtrog nebst kleinem Höhentief
bis zum Abend nach Nordwestdeutschland zieht. Das zugehörige Bodentief verlagert
sich in den Raum Rügen. Sein Ausläufer hat den Südosten erreicht und schleift
dort eine Weile mit meist leichtem Regen. Im Umfeld des Bodentiefs kommt es
heute zu schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern, wobei sich vor
allem südlich des Kerns eine labile Zone mit Cape-Werten zwischen 50 und 150
J/Kg entwickelt. Zudem ist in einem Streifen vom südlichen NRW bis nach
Brandenburg ´dank´ des starkgradientigen Höhentroges auch die Scherung erhöht
mit 20 bis 30 m/s zwischen 0 und 6 km. So entwickeln sich vor allem in diesem
Streifen einzelne Gewitter, die auch mit Böen Bft 8, vereinzelt 9 verbunden
sind, da der Mittelwind in 850 hPa rund 35 kt beträgt. Unmittelbar im
Kernbereich oder knapp nördlich des Tiefzentrums ziehen die Gewitter oder
starken Schauer nur langsam, so dass hier 1 bis 6stg. Starkregen möglich ist.
Zwischen der Schleifzone im Südosten und der Schauerzone fallen nur wenige
leichte Schauer. Von Westen gelangt wieder etwas kühlere Luft nach Deutschland
mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -2 Grad im Westen und 3 bis 5 Grad im Südosten
und die stärkere Bewölkung tut ihr Übriges. So werden heute nur noch
Höchsttemperaturen zwischen 10 Grad bei auflandigem Wind an der See und 17 Grad
am Oberrhein erreicht. Am Südrand des Tiefs frischt der Wind kräftig auf mit
steifen Böen im Südlichen Norddeutschland, im nördlichen Mittelgebirgsraum bis
in den Südwesten Brandenburgs. Bei kräftigen Schauern und Gewittern kann es
stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen geben.

In der Nacht zum Freitag entfernt sich das Bodentief zum Baltikum und wir
geraten vor dem Haupttrog über den Britischen Inseln unter eine eher
antizyklonale südwestliche Höhenströmung. Ausgehend vom Tiefzentrum erstreckt
sich aber nach wie vor eine Bodenkonvergenz nach Norddeutschland, was dort vor
allem in der ersten Nachthälfte weitere Regenfälle und anfänglichen isolierten
Gewitter zur Folge hat. Auch in Südostbayern regnet es zunächst noch an der
schleifenden Kaltfront etwas, bevor sich der Niederschlag bis zum Morgen
weitgehend in die Alpen bzw. ins benachbarte Österreich zurückzieht.
Im westlichen Mittelgebirgsraum kann die Lufttemperatur örtlich auf nahe 0°C
absinken, Frost in Bodennähe inklusive. Ansonsten bleibt die Temperatur aber im
positiven Bereich.
Der Wind lässt wieder nach, die Böen im Flachland sind bald Geschichte. Anfangs
sind aber auch an der Ostsee steife bis stürmische Böen aus Nordost bis Nord
möglich, ebenfalls mit nachlassender Tendenz und auch die Böen im Bergland nach
Osten werden weniger.

Freitag... liegen wir am Rand des von Nordeuropa bis zu den Britische Inseln
reichenden Troges unter einer leicht wellenden südwestlichen Höhenströmung. Über
Norddeutschland ist die Schichtung in Trognähe weiter leicht instabil und die
Schauertätigkeit lebt dort im Tagesverlauf wieder auf. Einzelne kurze Gewitter
sind bei CapeML-Werten um 30 J/Kg nicht ausgeschlossen. Wassergehalt, Oberwind
oder Scherung geben nicht viel her, was markante Entwicklung unwahrscheinlich
macht.

Der Südosten verbleibt in der Schleifzone der Kaltfront über den Alpen, es
bildet sich sogar ein Wellentief, das am Abend über Österreich erwartet wird.
Dort kommt eine schwache Gegenstromlage in Gang mit Südwestwinden in der Höhe
und schwachem Nordwind am Boden, so dass vor allem in der 2. Tageshälfte Regen
fällt, wobei Warnschwellen verfehlt werden.

Sonst ist es weitgehend trocken bei unterschiedlichen Bewölkungsverhältnissen
und geringem Druckgradienten (schwacher Nordost- bis Nordwind). In der frischen
Meeresluft liegen die Höchstwerte bei 11 bis 16 Grad, bei auflandigem Wind an
der See bei 10 Grad.

In der Nacht zum Samstag schleift die Kaltfront weiter über den Alpen, so dass
es von dort bis nach Ostbayern es zu weiteren leichten Regenfällen kommt.
Über Nordwestdeutschland sorgt ein Kurzwellentrog für lokale Schauer und in der
Mitte und im Westen ist es teils locker bewölkt. Hier kann es vor allem in
Bodennähe nochmals leichten Frost geben und sonst liegen die Tiefstwerte bei 2
bis 6 Grad. Der Wind spielt, wie schon tagsüber, keine große Rolle.

Samstag... , dem Maifeiertag, verlagert der Trog sein Drehzentrum nur zögernd
weiter Richtung Deutsche Bucht bzw. knapp nördlich davon. Die Trogachse greift
auf Frankreich über und das Vorhersagegebiet gelangt in den trogvorderseitigen
Bereich, vor allem über Südwestdeutschland kann, auch getriggert durch die
Orographie, dynamische Hebung (PVA) wirksam werden.
Im Bodenfeld wird dadurch die über dem Alpenraum schleifende Front wieder
aktiviert und es bildet sich erneut ein Wellentief, das sich aber wohl erst in
der Nacht zum Sonntag deutlich intensivieren kann und bis zum Tagesende in etwa
ins Salzburger Land zieht. Damit kommt im Süden besonders in der 2. Tageshälfte
verstärktes Aufgleiten auf, wobei sich eine Gegenstromlage entwickelt mit Nord-
bis Nordostwind in der unteren Troposphäre und Südwest- bis Südwind in oberen
Schichten. Korrespondierend dazu setzt im Südwesten im Tagesverlauf erneut Regen
ein, der sich bis zum Abend in etwa nach Franken, eventuell auch schon bis in
den zentralen Mittelgebirgsraum ausweiten kann. Die Mengen bleiben bis zum Abend
aber noch überschaubar, eventuell reicht es im südlichen Baden-Württemberg und
in Südwestbayern für 10 bis 15 mm, lokal bis 20 mm in 12 Stunden (Zeitraum von
12 bis 24 UTC). Sonst werden 2 bis 9 mm erwartet.
In der Peripherie des Höhentiefs, über dem Norden und Nordwesten des Landes,
labilisiert die Luftmasse mit der Advektion höhenkalter Luftmassen (-27 bis -30
Grad in 500 hPa) und somit entwickeln sich dort erneut Schauer, eventuell auch
kurze Gewitter. In dem breiten Streifen zwischen beiden Systemen bleibt es
dagegen vielerorts trocken und generell zeigt sich zwischendurch auch mal die
Sonne. Es findet kein Luftmassenwechsel statt, so dass die Temperaturen erneut
zwischen 11 Grad an der See und 16 Grad im Rheinland sowie in der Lausitz
liegen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder sehr ähnlich.

Im Zeitraum von Samstag 12 UTC bis Sonntag 12 UTC sind nach der Probabilistik
die Wahrscheinlichkeiten für Dauerregenmengen über 30 mm vor allem im südlichen
Baden-Württemberg und im Südwesten Bayerns meist leicht erhöht (zwischen 5 und
20 Prozent. Nach CosmoLEPS gibt es im Oberallgäu sogar Wahrscheinlichkeiten über
50 Prozent und auch Sachsen wäre mit geringen Wahrscheinlichkeiten betroffen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden