DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-04-2021 07:30
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HN z

Heute an den Alpen und ganz im Südwesten, am Donnerstag vor allem im Norden und
Teilen der Mitte einzelne markante Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Mittwoch... haben sich die Strömungsverhältnisse über Europa gründlich
umgestellt. Das blockierende Hoch über Nordwesteuropa ist einem Trog gewichen,
oder besser gesagt einem Randtrog des großen nordeuropäischen Langwellentroges.
Das davon noch nicht viel zu merken ist, liegt an der nach wie vor trockenen
Luftmasse über uns, aber auch das ändert sich in den nächsten Stunden. Zunächst
mal verlagert sich der KW-Trog langsam weiter Richtung Nordwestfrankreich, womit
die Höhenströmung auf West-Südwest dreht. Durch die vorderseitige
Warmluftadvektion bildet sich ein flacher Rücken, der über Mitteleuropa nach
Nordosten wandert.
Der Kurzwellentrog nimmt Tuchfühlung auf mit der über Frankreich liegenden
deutlich feuchteren Luftmasse und es bildet sich dort zunächst mal ein recht
amorphes Gebiets tiefen Luftdruckes, welches sich langsam nähert. Die
Luftmassengrenze über Frankreich, die trockene Luft im Norden mit negativen
Taupunkten von feucht milder Luft mit Taupunkten um +10°C trennt, wurde durch
eine Frontlinie im A Format markiert und kommt im Tagesverlauf ebenfalls nach
Nordosten voran.

Die ganz feuchte Luft erreicht uns zwar heute noch nicht, aber auch davor wird
die Luftmasse angefeuchtet und das niederschlagbare Wasser steigt im Südwesten
über 15 mm PPW. Da im Tagesverlauf auch wieder Labilität aufgebaut wird, kann es
am Nachmittag und Abend aus den Alpen heraus und von der Schweiz her sowie über
dem Schwarzwald einzelne
Schauer und Gewitter geben. Da die Zellen eher langsam ziehen, nach Westen hin
etwas Scherung vorhanden ist und auch der Oberwind mit 30 bis 35 kt in 850 hPa
dabei ist, sind neben Starkregen, kleinkörniger Hagel und stürmische Böen nicht
ausgeschlossen.

Die Erwärmung macht unterdessen weitere Fortschritte. Die 0°C-Isotherme in 850
hPa liegt abends im Küstenbereich, südlich der Donau werden in diesem Level ca.
9°C gemessen. So wird im Süden und Südwesten die 20°C-Marke häufig erreicht oder
überschritten, aber auch im Norden und Osten wird es wärmer mit bis zu 18°C.
Unmittelbar an den Küsten und vor allem bei auflandigem Wind sind die
Temperaturen noch deutlich verhaltener. Trotz steigender Feuchte bleibt die Luft
zunächst mal noch ziemlich trocken, sodass meist die Sonne scheint bei nur
wenigen dünnen Wolken.
Abseits der Konvektion lebt der Ostwind zwar auf spielt aber warntechnisch keine
Rolle.

In der Nacht zum Donnerstag nähert sich die Kurzwelle über Frankreich und
Benelux, während sich der Tiefschwerpunkt im Bodendruckfeld nach Norddeutschland
verlagert. Hier gibt es noch Abweichungen in der genauen Geometrie, es zeichnet
sich aber eine Dipolstruktur mit Kernen über Westniedersachsen und im Bereich
der Elbe zwischen Sachsen-Anhalt und Südbrandenburg ab. Die Hebung in der
inzwischen feuchten Luftmasse führt dazu, dass sich die schauerartigen
Regenfälle weiter nach Nordosten ausbreiten. Aufgespart bleibt wohl nur der
äußerste Norden und Nordosten sowie die Regionen ganz im Südosten. Gebietsweise
sind 5 bis 10 mm in 12 Stunden möglich, örtlich sogar noch mehr. Die Gewitter im
Süden werden tagesgangbedingt seltener. Dafür nimmt mit Annäherung des Troges
die Labilität im Westen etwas zu, so dass neben konvektiven Einagerungen dort
auch vereinzelte abgehobene Gewitter nicht ausgeschlossen sind.

Luft- und Bodenfrost sind kein Thema mehr. Die Minima liegen zwischen 11 und 5
Grad.

Der Wind frischt an der Nordflanke des Tiefs auf und erreicht an einigen
exponierten Küstenabschnitte eventuell Bft 7 aus Ost bis Nordost. Auch an der
Südflanke des Tiefs frischt der Wind vor allem niedertroposphärisch auf, die
Windgeschwindigkeiten liegen in 850 hPa bei 30 bis 35 kt aus Südwest bis West,
was sich auf einigen Berggipfeln in den entsprechenden Böen Bft 7 bis 8 äußern
kann.


Donnerstag... liegen wir unter einer südwestlichen Höhenströmung, in der kurze
Wellen nach Nordosten ablaufen. Die Tiefdruckzone über Norddeutschland weitet
sich nach Osten aus, es verbleiben aber mehrere kleine Tiefs von Niedersachsen
bis in den Nordosten.
Südlich davon und im Bereich der Rinne führt der weiter nach Nordosten
schwenkende Trog trotz limitierter Einstrahlung zu einer Labilisierung und im
Tagesverlauf vermehrt zu Schauern und Gewittern, die mit Starkregen,
kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen verbunden sein können.
Weiter nördlich stabilisiert eine bodennah aus Norden bis Nordosten einströmende
kältere Luftmasse die Schichtung wieder, und lediglich im Grenzbereich zur
milderen Luft sind eventuell einzelne abgehobene Gewitter vorstellbar. Aufgrund
der doch ganz gut vorhandenen (Geschwindigkeits-)Scherung können die Gewitter
auch organisiert sein und dann sind auch Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Ansonsten regnet es nördlich der Rinne gebietsweise, teils schauerartig. Im
Süden sorgt die zunächst durchschwenkende, später über dem Südosten ins
Schleifen kommende Kaltfront gebietsweise für Regen (meist unter 5 l/qm, nur an
den Alpen und im Vorland mehr) und einzelne Gewitter.
Postfrontal sickert nicht nur wieder etwas kühlere Luft ein, es zeichnet sich
auch ein, vom Westen bis in die Mitte ausgreifender Trockeneinschub ab, der dort
für unterdrückte Konvektion und sonnige Abschnitte sorgt.

Während der Ostwind an den Küsten nur exponiert die Stärke 7 erreicht, zeichnet
sich südlich der Tiefdruckrinne eine etwas deutlichere Windzunahme ab. Bedingt
durch den etwas zunehmenden Gradienten, aber wegen der guten Durchmischung
werden häufiger steife Böen aus Südwest bis West erwartet, im Bergland einzelne
Bft 8 und exponiert auf einigen Gipfeln sind auch Sturmböen nicht
ausgeschlossen.
Präfrontal sind im äußersten Südosten nochmal 20 Grad möglich, sonst werden 15
bis 19 Grad erreicht. Im Norden und Nordwesten gibt es in der einströmenden
kälteren Meeresluft nur 8 bis 14 Grad.

In der Nacht zum Freitag entfernt sich das Bodentief zum Baltikum und wir
geraten unter eine eher antizyklonale südwestliche Höhenströmung. Ausgehend vom
Tiefzentrum erstreckt sich aber nach wie vor eine Bodenkonvergenz nach
Norddeutschland hinen, was dort vor allem in der ersten Nachthälfte weitere
Regenfälle und einzelne Gewitter zur Folge hat. Auch in Südostbayern regnet es
zunächst noch an der schleifenden Kaltfront etwas, bevor sich der Niederschlag
bis zum Morgen weitgehend in die Alpen bzw. ins benachbarte Österreich
zurückzieht.
Im westlichen Mittelgebirgsraum kann die Lufttemperatur örtlich auf nahe 0°C
absinken, Frost in Bodennähe inklusive. Ansonsten bleibt die Temperatur aber im
positiven Bereich.
Der Wind lässt wieder nach, die Böen im Flachland sind bald Geschichte. Anfangs
sind aber auch an der Ostsee steife bis stürmische Böen aus Nordost möglich,
ebenfalls mit nachlassender Tendenz und auch die Böen im Bergland nach Osten
werden weniger.


Freitag... liegen wir am Rand des großen Nordeuropäischen Troges und seines
Ablegers Richtung Britische Inseln unter einer leicht wellenden südwestlichen
Höhenströmung. Über Norddeutschland ist die Schichtung in Trognähe weiter leicht
instabil und die Schauertätigkeit lebt dort im Tagesverlauf wieder auf. Auch
einzelne, kurze Gewitter sind mit dabei, die aber eher der Marke Kaltluft
zuzuordnen sind. Wassergehalt, Oberwind oder Scherung geben nicht viel her, was
markante Entwicklung unwahrscheinlich macht.

Mit der etwas weiter nach Südwest rückdrehenden Strömung bildet sich an den
Alpen und knapp nördlich davon ein Leetief und in den äußersten Süden sickert
wieder eine mildere, feuchte und instabile Luft ein, in der sich im Tagesverlauf
auch wieder ein paar Schauer, vereinzelt an/in den Alpen auch Gewitter bilden
können. Westlich daran anschließend kommt eine schwache Gegenstromlage in Gang,
die sich im Südwesten durch leichte Regenfälle äußert.

Sonst ist es zunächst trocken, bei teils stärker aufgelockerter Bewölkung und
geringem Druckgradienten. In der frischen Meeresluft liegen die Höchstwerte bei
11 bis 16 Grad, im Südosten bis 19 Grad.

Abends und in der Nacht zum Samstag wird die Tiefdruckzone über den Alpen und im
Alpenvorland regeneriert, so dass es in deren Bereich und knapp nördlich davon
zu weiteren, meist leichten Regenfällen kommt.
Über dem Norden und der Mitte lassen kurzwellige Tröge einen gewissen
Hebungsantrieb erkennen, sodass die Nacht wohl nicht überall trocken über die
Bühne geht, für warnrelevantes, sprich Gewitter wird es wohl aber nicht mehr
reichen.

Abgesehen von vereinzeltem Luftfrost in den westlichen Mittelgebirgen und
örtlichem Bodenfrost im Westen und Norden bleibt es frostfrei. Der Wind spielt,
wie schon tagsüber keine große Rolle.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ähnlich. Der ersehnte Regen wird
nicht warnrelevant, die Schauer und Gewitter, die natürlich unterschiedlich
simuliert werden, sind ohnehin Nowcastgeschäft. Stärkere Entwicklungen in Sachen
Wind sind nicht zu erkennen, was die Konvektion angeht sind heute und am
Donnerstag zumindest markante Entwicklung örtlich mit dabei.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner