DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-04-2021 16:30
SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.04.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst vorwiegend antizyklonal geprägtes Wetter mit ansteigenden Temperaturen.
In Richtung Donnerstag zunehmende Tiefdruckeinfluss mit markanten Gewittern über
der nördlichen Mitte.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland noch in einer nordwestlichen
Höhenströmung. Dabei wird ein markanter Kurzwellentrog über dem östlichen
Deutschland südwärts geführt. Dieser ist angereichert mit Höhenkaltluft von
unter -32 Grad in 500 hPa. Die Luftmasse ist allerdings knochentrocken,
insbesondere im unteren Troposphärenniveau. Dies kann man beispielsweise dem 12
UTC Sounding von Lindenberg entnehmen, oder aber den nachmittäglichen
Taupunkten, die zum Teil bei -7 Grad liegen.

Die Schauer, die sich in Zusammenhang mit dem Trog gebildet haben waren nur sehr
schwach und die Niederschlagssummen lagen weitgehend unter 1 l/qm, oftmals ist
gar nichts unten angekommen. Diese Schauer fallen nun im Abendverlauf rasch
zusammen.
Damit ergibt sich vielerorts abgesehen von hohen Wolkenfeldern eine weitgehend
wolkenlose Nacht, in der es in einigen Regionen wieder empfindlich kalt wird.
Das gilt besonders für die östlichen Landesteile. Dort sind die Dekadenrekorde
für die letzte Aprildekade gar nicht so weit weg, wenn man sich mal die Rekorde
anschaut. Bei kürzeren Zeitreihen wurden sie zum Teil sogar gebrochen (z.B.
Deutschneudorf-Brüderwiese mit -7 Grad (Alt: -6.5 Grad vom 21.04.2017)).
Kurzum bewegen wir uns im Osten auf jeden Fall am Unterrand dessen, was Ende
April so möglich ist und auch die kommende Nacht wird bei nahezu windstillen
Verhältnissen und bei den vorhandenen Taupunkten sicherlich bis auf -7 Grad
örtlich sinken können. Eindrücklich sind auch die vorhergesagten Werte am Boden,
die wie in der vergangenen Nacht in Brandenburg vereinzelt auch unter die -10
Grad-Marke und damit in den strengen Frostbereich. Keine guten Nachrichten für
Erdbeerbauern die mit Zusatzmaßnahmen extra eine frühere Blüte (und zeitigere
Ernte) angestrebt haben.

Davon abgesehen gibt es nichts Wesentliches für die kommende Nacht zu berichten.


Dienstag ... sorgt das kleine Höhentief, das mittlerweile unter Abschwächung zu
den Britischen Inseln gezogen ist dafür, dass der gesamte Trog stärker nach
Westen ausgeweitet wird.

Also Folge dreht die Höhenströmung auf westliche Richtungen und die richtige
Kaltluft mit 850 hPa Temperaturen unter -5 Grad wird aus Deutschland abgedrängt.
Damit ist nun auch in den östlichen Landesteilen die Talsohle durchschritten und
die Maxima werden mit Ausnahme der direkten Küstenanrainer wieder überall im
zweistelligen Bereich erwartet.

Am Boden fällt der Luftdruck weiter. Mit dem komplexen, aber flachen
Tiefdruckgebiet über Frankreich und der Schweiz und höherem Luftdruck über dem
Nordmeer dreht die Bodennahe Strömung auf östliche Richtungen. Damit ergibt sich
eine schöne Gegenstromlage. Aber erstens sind die Winde nur sehr schwach (mal
abgesehen von der oberen Troposphäre) und zweitens bleibt die Luftmasse auch
weiterhin sehr trocken mit nur wenige g/kg an spezifischer Feuchte im
Grenzschichtniveau.

Einzig ganz im Süden kann etwas feuchter Luft über den Alpenhauptkamm
überqueren, sodass im Alpenvorland mal um 10 mm ppw vorhergesagt werden.
Abgesehen von einigen Quellwolken und den ein oder anderen verirrten Schauer in
den Alpen dürfte nichts weiter passieren.

Am Oberrhein steigen dabei die Maxima auf frühlingshafte 19 Grad.

Der östliche Wind frischt zwar im Tagesverlauf etwas auf. Abgesehen von
exponierten Höhenlagen bleiben die Böen aber unterhalb der Bft 7 Marke.

In der Nacht auf Mittwoch bleibt die Grundkonstellation bestehen. Leichte WLA
sorgt dafür, dass hier und da mal ein paar Wolkenfelder vorüberziehen. Insgesamt
bleibt es aber gering bewölkt. Der Wind ist zwar schwach, aber latent vorhanden.
Beides in Kombination und die nicht mehr ganz so kalte Luftmasse sorgen dafür,
dass Luftfrost nicht mehr so verbreitet erwartet wird. Im Bergland, über den
zentralen Landesteilen und im Osten sind gebietsweise aber nochmal 0 bis -3 Grad
zu erwarten. Am Boden gibt es hingegen nochmal verbreitet Frost bis -6 Grad.

Mittwoch ... nimmt die Zyklonalität in der Höhe, wie auch am Boden weiter zu. So
weitet sich der Trog über Westeuropa über den Ärmelkanal weiter südwärts nach
Frankreich aus und stützt ein Bodentief, das sich zonal orientiert von
Frankreich bis zu den Alpen erstreckt.

Sukzessive wird damit feuchte Luft über die Alpen nordwärts geführt, wie man den
ansteigenden ThetaE-Werten in 850 hPa entnehmen kann. Auch bodennah nimmt die
Feuchtigkeit zu und die spezifische Feuchte steigt im Alpenvorland bis auf 6
g/kg.
Viel ist das auch weiterhin nicht, aber die Quellbewölkung wird im Tagesverlauf
dichter und aus den Alpen heraus kann es am Nachmittag ein paar Schauer und
vielleicht auch ein kurzes Gewitter geben.

Im großen Rest des Landes gibt es wieder einen langanhaltend sonnigen Tag,
wenngleich in der zweiten Tageshälfte von Westen und Südwesten die Wolkenfelder
häufiger und dichter werden. Bis zum Abend dürfte es aber noch vielfach trocken
bleiben, wenngleich ICON schon ein wenig Regen im äußersten Südwesten simuliert.


Die Maxima übersteigen im Südwesten ausgreifend bis zum Rhein-Main Gebiet die 20
Grad Marke.

In der Nacht auf Donnerstag rückt die Trogvorderseite Deutschland immer stärker
auf die Pelle. In der Folge greift vorderseitig das korrespondierende Bodentief
bis nach Benelux aus. Damit werden hochreichend feuchte Luftmassen mit
verstärkter WLA nordostwärts geführt, sodass sich die Wolken überall verdichten.
In der zweiten Nachthälfte greift dann bereits die Kaltfront mit nachfolgender
KLA über.

Neben den dichten Wolkenfeldern greift auch etwas Niederschlag von Südwesten
nordostwärts aus und erreicht in der zweiten Nachthälfte die mittleren
Landesteile. Die Labilität nimmt zu, sodass etwas MUCAPE in den
Prognosesoundings zu finden ist. Neben den eingelagerten schauerartigen
Verstärkungen ist damit im Westen auch ein vereinzeltes abgehobenes Gewitter
nicht ausgeschlossen.

Positive Randerscheinung: Es muss wohl nirgends mehr mit Boden- oder gar
Luftfrost gerechnet werden.

Donnerstag ... überquert ein Randtrog Deutschland von West nach Ost, sodass auch
das Bodentief langsam Richtung Polen geführt wird. Rückseitig strömt wieder
etwas kälter Luft ein, sodass die 20 Grad Marke wohl nicht mehr überschritten
wird.

Mit dem Tiefdruckeinfluss sind auch dichtere Wolkenfelder und Niederschläge
verbunden. Da ist zum einen der Norden des Landes zu nennen, wo konvektiv
verstärkte Regenfälle auftreten und sich die Sonne kaum zeigt. Die Niederschläge
stehen in Verbindung mit der Bodentiefachse, die sich zonal von West nach Ost
erstreckt.
Bei Betrachtung der Grundzutaten können Labilität und Feuchte vor allem über der
nördlichen Mitte ziemlich gut überlappen. Bei resultierenden CAPE-Werten von
wenigen hundert J/kg dürfte auch das ein oder andere Gewitter auftreten. Dabei
sind die hochreichenden Scherwerte besonders nach Osten deutlich erhöht. Damit
können sich die Gewitter dort besser organisieren. Entsprechend sind neben Hagel
auch Sturmböen denkbar. Starkregen dürfte aufgrund der hohen Zuggeschwindigkeit
kein Thema sein. Weiter nach Westen, über Teilen von Südniedersachsen sind im
Rinnenbereich die Windgeschwindigkeiten bis in höhere Troposphärenniveaus
deutlich schwächer. Dort kann es entsprechend Starkregen bei ppws um 15 mm
geben.

Von Westen bis zur Mitte zeigt sich ein schöner Trockeneinschub. Niederschlag
ist dort kaum ein Thema und die Sonne kann sich öfter zeigen. Weiter nach Süden
schließt sich ein neues Feuchteband an. Ausgehend von der Schweiz fällt
ausgreifend bis zur Donau skaliger und teils länger andauernder Niederschlag,
bedingt durch Aufgleiten. Am direkten Alpenrand können damit auch mal über 10 mm
in 12h fallen. In der Nacht auf Freitag weiten sich die Niederschläge auch auf
den Südosten aus.

Bleibt noch der Wind zu erwähnen, der rückseitig des Bodentiefs im Tagesverlauf
über den westlichen Landesteilen stark böig auffrischt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im Kurzfristbereich abgesehen von Kleinigkeiten eine gute
Übereinstimmung


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer