DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-04-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.04.2021 um 10.30 UTC



Zeitweise schauerartige Regenfälle und weiterhin kühl. Teils windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 03.05.2021


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, verläuft nach IFS eine sehr
diffuse Frontalzone von Marokko nordostwärts bis zum Schwarzen Meer. Wir liegen
im Bereich niedrigen Potentials im Bereich eines Troges, der sich von der
Barentssee ausgehend weit südwestwärts erstreckt und dessen Einfluss bis zu den
Kanarischen Inseln reicht. Ein Kurzwellentrog, in den sogar ein schwaches
Potentialminimum eingelagert ist, schwenkt am Donnerstag über die Nordsee und in
der Nacht in die Ostsee. Bodennah zieht dabei ein Tief über Deutschland hinweg.
Hier sind auch größere Temperaturgradienten zu finden, am Anfang sind es in 850
hPa im Südosten noch +6 Grad, bis Freitagfrüh erreicht die -2-Grad-Isotherme
wieder den Nordwesten. Damit endet dann auch wieder die vorübergehende
Milderung. Mit dem Tief und den Fronten sind schauerartige Niederschläge und
Gewitter verbunden, vielleicht - je nach Sonneneinstrahlung - im Südosten auch
stärkere Gewitter.

Am Freitag zieht der Trog nach Nordosten ab und von Süden her wölbt sich ein
flacher Rücken in der südwestlichen Höhenströmung auf. Das Bodentief zieht zum
Baltikum und von Westen erreicht uns eine flache Hochdruckzelle. Im Norden und
Süden schauert es noch. Da sich die Kaltluft nicht im Süden durchsetzt, bleibt
uns ein Temperaturgradient erhalten mit in 850 hPa -2 Grad im Norden und +6 Grad
im Süden. Dem Rücken folgt ein weiterer Trog, der weiter südlich ansetzt und vom
westlichen Mittelmeer in der Nacht zu den Alpen schwenkt. Damit erreicht bis
Samstagfrüh ein Tief den Alpenraum und schauerartige Regenfälle greifen auf den
Südwesten über.

Am Samstag schwenkt dieser Trog über uns hinweg nordostwärts. Das Bodentief
verstärkt sich noch etwas und zieht bis zum Abend nach Oberschlesien. Damit
frischt der Wind über Deutschland auf und dreht von Ost auf Nordwest. Zudem kann
es vor allem in der Mitte zu länger anhaltendem Regen kommen, im Norden bleibt
es eher trocken. In der Nacht zum Sonntag ziehen Trog und Regen ab. Die kühlere
Luftmasse setzt sich wieder weiter nach Süden durch. Es wird aber noch viel
Bewölkung simuliert, so dass die Frostgefahr nicht zu hoch sein sollte.

Am Sonntag liegen wir am östlichen Rand einer schwachen meridionalen
Hochdruckbrücke, die ein Hoch über der Biskaya mit dem altbekannten Grönlandhoch
verbindet. Damit weht der Wind weiter schwach aus Nordwest. In 850 hPa erreichen
wir im Norden -4 Grad, im Süden +1 Grad, so dass uns ein kühler Maisonntag
erwartet. Ein neuer Trog, der von Südwesten heranzieht, sorgt in der Südhälfte
für Hebung und weitere schauerartige Regenfälle.

Am Montag zieht dieser Trog durch und bringt dem Süden noch leichte Regenfälle.
In der Nacht zum Dienstag zieht dann der nächste Trog von Benelux heran und
bringt von Nordwesten her flächendeckend Regen. Es entsteht auch wieder ein
Bodentief, das zum Ijsselmeer zieht.

Ohne dass ich groß darüber Worte verloren habe, hat die Höhenströmung auf West
gedreht. Diese Westlage mit durchaus zyklonalem Touch soll auch im weiteren
Verlauf bestehen bleiben. Da die Frontalzone weit südlich verläuft (Tendenz zur
südlichen Westlage), bleibt das Temperaturniveau sehr verhalten. Immerhin
besteht aber Hoffnung auf wiederholte und flächendeckende Regenfälle. Ist der
Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Sonntag ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den beiden
Vorgängerläufen durchaus recht gut, wenngleich es durchaus in den Details
Unterschiede gibt. So wird die Entwicklung des Tiefs am Samstag vom heutigen
00-UTC-Lauf deutlich intensiver gezeigt als von den Vorgängerläufen. Ab Montag
divergieren die Prognosen stärker, wobei auffällt, dass vor allem der gestrige
12-UTC-Lauf höheres Potential zeigte und auch höhere Temperaturen. Das dürfte
sich auch in etwas zu hohen MOSMIX-Werten widerspiegeln.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zumindest bis zum Samstag zeigen die betrachteten Globalmodelle recht ähnliche
Entwicklungen, auch wenn im Detail durchaus Unterschiede auszumachen sind. Im
weiteren Verlauf werden die Unterschiede noch etwas größer, allerdings zeigen
GFS, IFS und GEM Entwicklungen in Richtung einer südlichen Westlage. Das
bedeutet kühles Temperaturniveau und wiederholte (wenn auch vielleicht nicht
allzu ergiebige) Regenfälle. ICON zeiget dagegen höheren Druck im Westen, so
dass eher eine Nordwestlage entsteht. Damit würde es noch kühler (verbreitet -2
und -4 Grad in 850 hPa), dafür aber etwas trockener und damit auch höhere
Nachtfrostgefahr.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum bis Montag, 00 UTC, werden alle IFS-Ensembleläufe einem Cluster
zugeordnet. In der erweiterten Mittelfrist werden dann vier Cluster angeboten.
Diese bieten eine eher südliche Westlage (C1, 18 Mitglieder, Hauptlauf), eine
stramme Westlage (C2, 12 Mitglieder, Kontrolllauf), eine Troglage (C3, 12
Mitglieder) und eine vorübergehende etwas antizyklonal geprägtere Lage (C4, 9
Mitglieder).

Damit zu den Rauchfahnen: Im Norden (Beispiel Hamburg) sinkt die 850
hPa-Temperatur von etwa +1 Grad am Donnerstag wieder auf etwa -4 Grad am
Sonntag, wobei die Unsicherheit zunächst nicht so groß ist. Anschließend gibt es
wieder leichte Erwärmungstendenz bei deutlich steigender Unsicherheit. Es soll
nicht verheimlicht werden, dass auch nächste Woche einige Läufe noch um -6 Grad
liegen. Am Donnerstag gibt es starke Niederschlagssignale und auch im Anschluss
gibt es noch deutliche Signale für weiteren Regen. Das Potential soll insgesamt
recht niedrig bleiben mit zunehmender Unsicherheit in der nächsten Woche. Im
Süden (Beispiel Augsburg) schwankt die 850-hPa-Temperatur zunächst in einem
Bereich über 0 Grad, mit schon deutlichen Unsicherheiten am Samstag. Zum Sonntag
pendeln sich viele Läufe dann wieder um 0 Grad ein. In der nächsten Woche geht
die Tendenz wieder nach oben, aber mit erheblicher Streuung (-5 bis +18 Grad!).
Schon ab Mittwoch tauchen Niederschlagssignale auf, die auch an den Folgetagen
erhalten bleiben und Spitzen am Donnerstag und Sonntag aufweisen. Die
GFS-Rauchfahnen sehen insgesamt sehr ähnlich aus, die Temperatur verläuft im
Norden aber flacher. So ist der Anstieg zum Donnerstag weniger markant und auch
die Abnahme zum Sonntag schwächer ausgeprägt. Stattdessen verharrt die
Temperatur um -2 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt ein Signal für Regen am Donnerstag an den Küsten.

Bei den Ensembles (insbesondere Cosmo-LEPS) tauchen auch sehr schwache Signale
für mehr als 25 l/qm in 12 Stunden auf, nicht nur an der Küste, teils auch in
Norddeutschland und ganz im Süden.

Cosmo-LEPS zeigt leichte Signale für stürmische Böen an den Küsten sowohl am
Donnerstag als auch am Freitag. Am Freitag gibt es auch Signale im gesamten
Mittelgebirgsraum. Ähnliches zeigt auch das IFS-Ensemble. Dieses zeigt auch am
Samstag Signale.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann