DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-04-2021 07:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNa. Ruhige und sehr trockene Hochdruckrandlage ohne markant zu bewarndende
Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland an der Rückseite eines Troges, der von der
Barents-See bis nach Südosteuropa reicht. Dieser Trog wird von einem Höhenkeil
flankiert, der sich von der Iberischen Halbinsel über die Britischen Inseln und
Island hinweg nach Norden erstreckt. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch mit
Schwerpunkt über dem Nordmeer gestützt, dass während des gesamten
Vorhersagezeitraumes wetterbestimmend bleibt. Von diesem Hoch ausgehend verläuft
ein Keil über Deutschland hinweg zur Ungarischen Tiefebene. Nördlich davon wird
mit einer nordwestlichen Strömung etwas feuchtere Luft nach Deutschland geführt,
was sich mit Sc-artiger Bewölkung bemerkbar macht, die aber im Tagesverlauf
meist zersetzt wird. In Richtung Küste kommt Skandinavienföhn zum Tragen,
wodurch größere Auflockerungen zustande kommen. Im Bereich der Keilachse und
südlich davon sorgt Absinken für längere sonnige Abschnitte.
Allerdings macht sich noch der Trog im Küstenbereich mit böigem Wind bemerkbar,
der an der Nordsee und an exponierten Abschnitten der Ostseeküste mit Böen bis
Bft 7 noch warnrelevant sein kann. Weiter landeinwärts frischt der Wind
tagesgangsbedingt etwas auf, wahrscheinlich ohne Warnschwellen zu erreichen.
Zudem gelangt an der Rückseite des Troges in den Nordosten und Osten
Deutschlands arktische Polarluft, so dass sich bzgl. der Temperaturen ein
ausgeprägtes Nordost-Südwest-Gefälle von ca. 10 K (im Nordosten -5 Grad, im
Südwesten +5 Grad im 850 hPa-Niveau ergibt. Dies hat ein ähnliches Gefälle bei
den Tageshöchsttemperaturen zur Folge. Meist sind 11 bis 15 Grad zu erwarten.
Südlich der westlichen Mittelgebirge und in einigen tieferen Lagen
Süddeutschlands werden bis 18 Grad erreicht, im Küstenbereich bewegen sich die
Temperaturen um 10 Grad.

In der Nacht zum Samstag wird in der steilen nordwestlichen, trogrückseitigen
Strömung ein Kurzwellentrog südwärts geführt und greift auf Skandinavien über.
Dies lässt über Deutschland die Strömung etwas auf Nordwest rückdrehen. In
Verbindung mit schwacher Warmluftadvektion greifen auf den Norden, Nordosten und
Teile der Mitte mehrschichtige Wolkenfelder über, ohne dass Niederschlag fällt.
Frost ist in diesen Gebieten unwahrscheinlich. Ansonsten, d.h. vor allem südlich
der Mittelgebirge, stellt sich verbreitet leichter Frost ein. Vor allem im
südöstlichen Bergland sowie ganz im Süden, bei längerem Aufklaren auch in
ungünstigen Lagen, ist mäßiger Frost nicht auszuschließen.

Samstag... läuft der Kurzwellentrog von Skandinavien kommend in den über
Osteuropa liegenden Langwellentrog hinein, so dass sich eine zyklonale
Nordwestströmung ergibt. Leichter Druckfall, der aus positiver
Vorticityadvektion resultiert, bewirkt eine Abschwächung des Bodenkeils über
Deutschland, so dass sich eine nördliche bodennahe Strömung auch über den
Mittelgebirgsraum hinweg durchsetzt. Dies dürfte zu etwas zunehmenden
Temperaturgegensätzen und bei einer gegenüber heute wenig geänderten
Bewölkungsverteilung im Norden und in der Mitte zu einen leichten
Temperaturrückgang auf Maxima zwischen 7 und 12 Grad führen. Ganz im Süden, etwa
vom Schwarzwald bis zum Inn und in Richtung Alpen, lässt Absinken, das sich bis
in die untere Troposphäre durchsetzt, die Temperaturen noch ein wenig ansteigen,
so dass 16 bis (an Ober- und Hochrhein in windgeschützten Lagen) bis 20 Grad zu
erwarten sind.

In der Nacht zum Sonntag tropft der über Osteuropa liegende Trog aus, wobei sich
das resultierende unsymmetrische Höhentief in Richtung Mitteleuropa ausweitet.
Im 500 hPa-Niveau geht die Temperatur im Nordosten Deutschlands unter -30 Grad
zurück. Da ebenfalls eine Abkühlung im 850 hPa-Niveau erfolgt, hält sich die
Labilisierung in Grenzen. Absinken, das aus Kaltluftadvektion resultiert,
bewirkt Druckanstieg, so dass erneut von dem Nordmeerhoch ausgehend ein Keil
nach Deutschland übergreift. In dessen Bereich klart es verbreitet auf, so dass
dann großflächig, d.h. auch im Norden und in der Mitte, leichter und in
ungünstigen Lagen in Erdbodennähe mäßiger Frost zu erwarten ist.

Sonntag... hat sich über dem nahen Ostatlantik bis dahin eine
High-over-Low-Situation mit einem Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel
etabliert, was die antizyklonale Nordlage stabilisiert. Im Randbereich des
osteuropäischen Höhentiefs bleibt über Mitteleuropa die zyklonale
Nordwestströmung bestehen. Tagesgangsbedingt wird die Schichtung im Nordosten
zwar labiler, für Schauer sollte es kaum reichen. Dafür ist die Luftmasse mit
einem Flüssigwassergehalt durchweg unter 10 mm einfach zu trocken. Zudem dauert
das Absinken im Bereich des von der Nordsee zu den Waldkarpaten reichenden
Bodenhochkeils an, so dass die Bewölkungsverteilung gegenüber heute kaum ändert.
Da an der Südflanke des Hochkeils auch in Süddeutschland mit einer nordöstlichen
bodennahen Strömung kältere Luft einsickert, dürften dort gegenüber Samstag bei
ansonsten wenig geänderten Höchstwerten die Temperaturen ein wenig zurückgehen.

In der Nacht zum Montag greift von Norden her auf den Nordosten Deutschlands
erneut ein Kurzwellentrog über. Dies lässt ganz im Nordosten die Temperaturen
sowohl im 850- als auch im 500 hPa-Niveau etwas zurückgehen. Dieser Trog
generiert zwar etwas Hebung, aber für Schauer sollte es kaum reichen. Ansonsten
ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur unwesentlich, so dass das
großräumige Absinken andauert. Noch vorhandene Bewölkung löst sich, abgesehen
von den Nordrändern der östlichen Mittelgebirge und der Alpen, größtenteils auf,
so dass sich erneut nahezu flächendeckend leichter Frost einstellt. Im Norden
und in Teilen der Mitte muss in Erdbodennähe mit mäßigem Frost gerechnet werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann