DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-04-2021 07:30
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NEa
Zunächst im Bergland noch Frost und Glätte durch geringen Schnee. Nachfolgend
Übergang zu konvektiv geprägtem Geschehen mit einzeln Gewittern, lokal mit
Starkregen. In den Nächten langsam abnehmende Frostgefahr und gebietsweise
Nebel.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... könnte man beim Blick auf die Höhenkarte denken, dass man von zwei
Augen angeblickt wird. Diese zwei Augen stellen allerdings zwei Höhentiefs dar,
die unter dem Dach eines bis ins Nordmeer aufgewölbten Rückens dipolartig
umeinander kreisen. Höhentief Nr. 1 befindet sich am heutigen Samstagmorgen mit
Drehzentrum über dem Rhone-Delta, Höhentief Nr. 2 mit Drehzentrum über dem
Norden der Ukraine. Über der Nordsee befindet sich noch ein weiteres kleines
Höhentief (Nr. 3), das aber beim ersten Blick nicht so auffällig ist, weil es
viel kleiner ist. Weiter nördlich und nordwestlich schließt sich eine
Geopotenzialbrücke an, die von Skandinavien über die Britischen Inseln bis zu
einem Rücken über dem Nordostatlantik reicht.
Am Boden spiegelt sich diese Situation durch Tief XANDER über der Ukraine und
einer von Skandinavien bis zu den Azoren reichenden Hochdruckbrücke mit dem Hoch
QUEEN mit Schwerpunkt über Skandinavien bzw. der Nordsee wider. Dazwischen
strömt aus Osten bzw. Nordosten zunehmend feuchte, jedoch auch mildere Luft mit
T850 von 0 bis 5 Grad heran, die in weitem Bogen um das Tief herum geführt wurde
und ehemals aus südlicheren Gefilden stammt. Zuvor ist in Deutschland aber noch
die eingeflossene alternde Polarluft mit T850 hPa von -1 bis -5 Grad wirksam,
die in der vergangenen Nacht nochmals in vielen Regionen im Westen und Süden
leichten Frost gebracht hat.
Neben der zunehmend feuchteren Luft nimmt auch die WLA zu, sodass von Osten
dichte Bewölkung mit zeitweiligen Niederschlägen aufgezogen ist. Dabei fällt
aufgrund der Erwärmung meist Regen, in höheren Lagen zum Teil Schnee. Größere
Schneeakkumulationen zeigen die Modelle nicht, sodass Glättewarnungen im
Bergland, die bereits ausgegeben wurden, ausreichend sein dürften.
Sowieso bleiben die Mengen in dem nun in die zentrale und östliche Mitte
ziehenden und am Nachmittag ins nördliche Bayern und nördliche Baden-Württemberg
gelangenden Niederschlagsgebiet bei nachlassender WLA mit 1 bis 4 l/qm bis zum
Abend gering. Bei durch den Tagesgang weiter steigender Schneefallgrenze bleibt
nachmittags selbst im höheren Bergland wahrscheinlich kaum noch was liegen.
Darüber hinaus erreicht eine Warmfront mit einem zweiten WLA-Gebiet am
Nachmittag den Osten von Deutschland in einem Bereich von der Ostsee bis zum
Erzgebirge. Da die Luft nun aber zunehmend feucht wird und die PPW's auf 10 bis
17 mm steigen, gehen die Niederschläge bei zunehmender Labilität (Lapse Rates
bis -0,7 K/100 m) mehr in Schauer über. Vielleicht reicht es an der Oder schon
für ein kurzes Gewitter, auch wenn die Modelle diese noch eher über Polen
simulieren. Die Niederschlagsmengen betragen 1 bis 5, in kräftigen Schauern um
10 l/qm in kurzer Zeit.
In den nicht von den zwei Niederschlagsgebieten betroffen Regionen ist es außer
im Nordwesten und anfangs im Süden häufig stärker bewölkt.
Der Nord- bis Nordostwind weht schwach bis mäßig, im Südwesten zeitweise böig.
Die Temperaturen steigen auf 3 bis 10 Grad unter den Wolken im Südosten und auf
9 bis 14 Grad sonst. Am wärmsten wird es bei längerem Sonnenschein im Emsland.

In der Nacht zum Sonntag kreisen unsere drei Höhentiefs weiter unter dem Dach
des Rückens herum. Nr. 1 über der Nord-Ukraine verlagert sich bei einer
konzentrischen Bewegung kaum, Nr. 2 wandert vom Rhone-Delta nach Sardinien und
Nr. 3 unter Konturverlust von der Nordsee zu den Britischen Inseln.
Am Boden bleibt die Konstellation dadurch bestehen, womit die mildere Luft aus
dem Osten vor allem im Norden von Deutschlands die Oberhand gewinnt und die
Temperaturen in 850 hPa auf 1 bis 3 Grad steigen lässt, während die kalte Luft
mit T850 hPa von -1 bis -4 Grad weiterhin nicht ausgeräumt wird.
In der nordöstlichen bis östlichen Strömung zieht Niederschlagsgebiet 1 vom
nördlichen Bayern und Baden-Württemberg in den Süden. Dabei gibt es maximal 1
bis 2 l/qm, die zwar teils bis auf etwa 500 oder 600 m herunter als Schnee
fallen, aber nur in höheren Lagen eine geringe Neuschneedecke bilden können.
Diese Niederschläge können also vermutlich durch Glättewarnungen ausreichend
abgefangen werden.
Niederschlagsgebiet 2 zieht vom Osten in die Mitte und bringt Regenschauer mit
Mengen von 1 bis 5 l/qm. Auch im Nordwesten kann es schwache Schauer geben, die
jedoch nicht von allen Modellen simuliert werden. Meist trocken bleibt es ganz
im Westen, die Wolken lockern dort aber nur selten auf. In der zweiten
Nachthälfte bleibt es auch im Nordosten trocken, dort können die Wolken etwas
stärker auflockern.
Bei zunehmend feuchter Luft bilden sich bei nur schwachen Luftbewegungen
gebietsweise Nebelfelder, insbesondere dort, wo es bis in den Abend hinein oder
in der Nacht geregnet hat.
Die Temperaturen gehen auf 7 bis 1 Grad in der Nordhälfte und auf 4 bis -4 Grad
im höheren Bergland und im Süden zurück.

Sonntag... setzt sich das Höhentief-"Herumgeeiere" trotz schon lange vergangenem
Osterfest munter fort. Höhentief Nr. 3 bei den Britischen Inseln wird dabei
allerdings zunehmend aus dem Spiel genommen bzw. wird durch Höhentief Nr. 1, das
es von Sardinien ins Tyrrhenisches Meer zieht, eingefangen. Höhentief Nr. 2 mag
es an seiner angestammten Position über dem Norden der Ukraine.
Am Boden ändert sich dadurch an der Hochdruckrandlage und der östlichen bis
nordöstlichen Strömung nur wenig. Weiterhin gelangt so feuchte Luft ins
Vorhersagegebiet, die sich durch Schauer und bei weiter zunehmender Labilität
auch durch lokale Gewitter äußert. Die PPW's erreichen nun außer im Süden
flächendeckend 15 bis 17 mm, die Lapse Rates liegen verbreitet bei -0,65 bis
-0,75 K/100 m. Im Gegensatz zum Vortag wird nun ein wenig ML CAPE mit Werten bis
zu etwa 150 J/kg generiert, sodass Gewitter wahrscheinlicher sind als am Vortag.
Die Regenmengen liegen zwischen 1 und 5, in kräftigen Schauern bei bis zu 10
l/qm. Bei den PPW's sind lokal noch höhere Mengen nicht ganz ausgeschlossen, für
mehr als 15 l/qm gibt es seitens ICON-D2 schwache Hinweise. Für Böen liegen
Wahrscheinlichkeiten für Stärke 7 vor, sodass Gewitter vornehmlich mit Gelb und
lokal vielleicht in Ocker bewarnt werden können.
Im Süden gibt es durch die Reste des Niederschlagsgebietes aus der Nacht noch
leichte Regen-, im höheren Bergland auch Schneefälle mit Niederschlagsmengen von
1 bis 2 l/qm.
Ganz im Norden bleibt es größtenteils trocken, ebenso sind die
Niederschlagssignale im Nordwesten geringer. Dort scheint zeitweilig auch mal
die Sonne.
Die Temperaturen steigen bei schwachem bis mäßigem Nordostwind auf 4 bis 11 Grad
im Südosten und auf 9 bis 15 Grad sonst.

In der Nacht zum Montag bleiben die beiden übrig gebliebenen Höhentiefs etwa an
ihrer Position, was am Boden kaum Änderungen hervorruft, sieht man mal vom sich
abschwächenden Tief XANDER ab. Die nordöstliche Strömung bleibt also bestehen.
Bei wieder fehlender Sonneneinstrahlung klingen die Schauer in der Mitte
größtenteils ab, mit neuer WLA können im Nachtverlauf von Osten aber neue
Schauer hereinziehen. Auch im Süden wird schwache Schaueraktivität simuliert,
die sich vornehmlich aus etwas PVA an einem von Osten hereinschwenkenden und um
das Höhentief Nr. 1 über dem Tyrrhenischen Meer herumlaufenden Randtrog speisen.
Dort kann in höchsten Lagen bei sich immer noch haltender kühler Luft mit T850
hPa von -1 bis -3 Grad noch Schnee dabei sein, was oberhalb von etwa 500 bis 600
m zu leichtem Frost und bei geringem Schneefall zu Glätte führen kann.
Ansonsten steht bei nur schwachem Wind vor allem in der Mitte und im Süden
erneut Nebel auf der Warnkarte.
Die Temperaturen gehen auf 6 bis 1 Grad in der Nordhälfte und auf 4 bis -2 Grad
im höheren Bergland und in der Südhälfte zurück.

Montag... lässt sich weiterhin keine große Änderung der Großwetterlage
feststellen. Zwar verlagert sich der Schwerpunkt von Höhentief Nr. 1 vom
Tyrrhenischen Meer zum Balkan und Tief XANDER ist kaum noch auf den Wetterkarten
zu finden, die östliche bis nördliche Strömung an der Rande des Hochs nun mit
Schwerpunkt über Nordwestrussland wird aber aufrechterhalten.
So gelangen weitere Feuchtefelder nach Deutschland und auch im Süden wird in den
anderen Landesteilen mildere Luft mit T850 hPa von 1 bis 3 Grad eingesteuert.
Gebietsweise kommt es bei einem Wechsel von Sonnenschein und dichteren Wolken zu
Schauern und einzelnen Gewittern, nur ganz im Norden sind die Signale schwächer,
da dort der Hochdruckeinfluss für stärkeres Absinken sorgt.
Die PPW's, Lapse Rates und ML CAPE erreichen ähnliche Werte wie am Vortag,
sodass ähnlich starke Gewitter zu erwarten sind (meist Gelb, lokal vielleicht
Ocker durch Starkregen).
Am meisten Sonnenschein gibt es durch das Absinken ganz im Norden bei
Höchstwerten von 10 bis 17 Grad. Im Bergland und im äußersten Süden ist es mit 8
bis 14 Grad etwas kühler.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordost.

In der Nacht zum Dienstag bleibt die eingefahrene Wetterlage bestehen.
Tagesgangbedingt schwächen sich Schauer und Gewitter ab, auch wenn insbesondere
nach Osten und Südosten hin weitere Schauer simuliert werden.
Ansonsten ist es locker bewölkt und gebietsweise bildet sich bei schwachem Wind
wieder Nebel.
Die Temperaturen sinken auf 6 bis 1 Grad, im Bergland und im Süden auf 3 bis -2
Grad. Gebietsweise ist mit Frost in Bodennähe zu rechnen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich, auch wenn natürlich wie immer bei
konvektivem Geschehen die Niederschlagsgebiete räumlich differieren. Für das
Warnmanagement hat das aber kaum Auswirkungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler