DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-04-2021 07:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE z, Übergang zu NE a. Kaltes Frühlingswetter ohne markante Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland an der Nordflanke eines Höhentiefkomplexes. In
Verbindung mit einem kräftigen Hoch über Fennoskandien, das durch einen
Höhenrücken gestützt wird, ergibt sich eine relativ stabile
"High-over-Low"-Situation. In diesen Höhentiefkomplex, der eine dipolartige Form
aufweist, sind mehrere Kerne eingelagert. Einer dieser Kerne bewegt sich vom
Südwesten Deutschlands ein wenig südwärts, so dass sich an dessen Nordflanke
eine schwache östliche Strömung ergibt. Mit dieser verstärkt sich im Nordosten
die Warmluftadvektion ein wenig, so dass neben mehrschichtiger Bewölkung in der
Lausitz und im Erzgebirgsraum etwas Niederschlag (oberhalb 400 m Schnee)
aufkommt. Gleichzeitig weitet sich das wetterbestimmende Bodenhoch weiter
nordostwärts nach Nordwestsibirien aus, so dass die nordöstliche bodennahe
Windkomponente etwas zulegt. Warnrelevante Böen sind jedoch eher
unwahrscheinlich.
Bedingt durch die leichte Südverlagerung des über Deutschland liegenden
Höhentiefkerns konzentriert sich die Konvektion auf den Südwesten und Süden
Deutschlands, kurze Gewitter sollten kaum noch auftreten. Auch über den
zentralen Mittelgebirgen können einzelne Schneeschauer nicht ganz ausgeschlossen
werden. Im Nordwesten, Westen und auch im Südwesten sind Auflockerungen am
wahrscheinlichsten, südlich der westlichen Mittelgebirge und in Nordseenähe sind
auch längere sonnige Abschnitte möglich. Die Temperaturmaxima erreichen 3 bis 8,
im Nordwesten und in tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands 10 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der über dem äußersten Südwesten
Deutschlands liegende Höhentiefkern nach Mittelfrankreich, so dass sich auch im
Südwesten und Süden Deutschlands stabilere Luft durchsetzt. Derweil hat sich der
Schwerpunkt des wetterbestimmenden Bodenhochs über Skandinavien etabliert.
Zwischen diesem Hoch und einem sich über der Ukraine etwas intensivierenden
Bodentief dürfte sich die Zufuhr arktischer und zunehmend kontinentaler
Polarluft noch etwas verstärken. Für warnrelevante Böen sollte es kaum reichen.
Geringe Niederschläge, die aus einem Zusammenspiel aus Stau und schwacher
Warmluftadvektion resultieren, sind noch im östlichen Mittelgebirgsraum zu
erwarten. Von der Lausitz bis nach Oberfranken sind ein paar bis etwa 5 cm
Schnee vorstellbar. Ansonsten bleibt es trocken. Abgesehen vom Nordosten, wo die
Ausstrahlung durch mehrschichtige Bewölkung gedämpft wird, sollte sich nahezu
flächendeckend leichter, in Alpennähe sowie bei längerem Aufklaren am Erdboden
auch mäßiger Frost einstellen.

Freitag... vollzieht der dipolartige Höhentiefkomplex eine geringe Drehbewegung.
Leichte Hebung, die durch einen in der östlichen Strömung nach Westen
ablaufenden schwachen Kurzwellentrog zustande kommt, dürfte dann vom östlichen
Mittelgebirgsraum auf den Süden übergreifend für mehr Bewölkung sorgen, ohne
dass nennenswerte Niederschläge auftreten.
Kräftige Warmluftadvektion nordöstlich von Island bewirkt eine Ausweitung des
von Schottland nordostwärts gerichteten Höhenrückens in Richtung Spitzbergen,
was das über Fennoskandien liegende Bodenhoch stabilisiert. Die nordöstliche
bodennahe Windkomponente wird, bedingt durch die gleichzeitige Abschwächung des
Tiefs über der Ukraine, schwächer.
Längere sonnige Abschnitte sind im Nordwesten aufgrund der Nähe zum Hoch am
wahrscheinlichsten, aber auch im Westen sowie im äußersten Südosten zeichnen
sich größere Auflockerungen ab. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 5 und 10
(und bis 12 Grad am Niederrhein) Grad bleibt es für die Jahreszeit zu kalt.

In der Nacht zum Samstag setzt sich die Drehbewegung des o.g. Dipols fort.
Ansonsten ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung kaum. Bedingt durch
einen weiteren Kurzwellentrog, der an der Nordflanke des Höhentiefkomplexes nach
Westen abläuft und dabei auf Westpolen übergreift und der vor allem in unteren
Troposphärenschichten (700 hPa) zu finden ist, kann im Osten unter Beteiligung
von schwacher Warmluftadvektion etwas Niederschlag aufkommen. Oberhalb 400 m
dürfte dies anfangs Schnee sein, wobei die Schneefallgrenze alsbald bis in die
Kammlagen der Mittelgebirge ansteigen dürfte. Damit einhergehende Bewölkung, die
bis in die mittleren Landesteile ausgreift, lässt in diesen Regionen leichten
Frost zumindest in tieferen Lagen eher unwahrscheinlich werden. Ansonsten klart
es verbreitet auf, so dass erneut leichter Frost zu erwarten ist.

Samstag... setzt sich die Drehbewegung des Dipols durch Verlagerung des
westlichen Höhentiefkerns ins westliche Mittelmeer fort. Dies lässt die
schwacher, aber weiterhin leicht zyklonal geprägte Strömung von Ost auf Nordost
drehen. Mit dieser Strömung erfasst mehrschichtige Bewölkung auch die mittleren
und südlichen Landesteile; geringe Niederschläge (kaum über 1, in Staulagen um 3
mm innerhalb 12 Stunden) bleiben auf den Osten und die Mitte beschränkt. Die
Schneefallgrenze steigt mit der sich von Nordosten durchsetzenden, nicht mehr
ganz so kalten Luft auf Lagen über 800 m an. Größere Auflockerungen sind dann
auf den Nordwesten und Westen Deutschlands beschränkt. Ansonsten hält sich
mehrschichtige Bewölkung mit nur wenigen Wolkenlücken, was die
Höchsttemperaturen bei 5 bis 10 Grad hält. Bei Auflockerungen sind Maxima um 12
Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt ein von dem Höhentief über dem westlichen
Mittelmeer ausgehender Trog in den Osten Deutschlands. Das wetterbestimmende
Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt zum Weißen Meer und behält somit seinen
Einfluss auf unser Wettergeschehen. In Verbindung mit dem von Südosten
hereinschwenkenden Kurzwellentrog setzen sich die geringen Niederschläge im
Osten und Süden Deutschlands fort. Mehr als 5 mm innerhalb 12 Stunden sind
selbst in Staulagen unwahrscheinlich. Die Schneefallgrenze liegt in den
östlichen Mittelgebirgen bei 800 bis 1000 m, an den Alpen auch darunter.
Aufgrund der geringen Schneemengen dürfte dies durch eine entsprechende
Glättewarnung abzufangen sein. Einige Auflockerungen sind wahrscheinlich auf den
Nordwesten und Westen Deutschlands beschränkt. Sollte es dort längere Zeit
aufklaren, kann es noch einmal leichten Frost geben. Ansonsten ist leichter
Frost auf höhere Berglagen (oberhalb 800 m) und den Alpenrand beschränkt. Unter
Wolken bleibt es weitgehend frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ableiten. Auch hinsichtlich der
Niederschläge am Samstag erfolgte eine Angleichung der Modellrechnungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann