DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-04-2021 14:01
SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.04.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Sehr kühles Aprilwetter. Anhaltende Nachtfrostgefahr!

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... erfasst ein umfangreicher Langwellentrog Mitteleuropa, wobei die
höhenkälteste Luftmasse mit 500 hPa Temperaturwerten von unter -35 Grad Celsius
dem Nordwesten zahlreiche kräftige (Graupel-)Schauer und einzelne Gewitter
bringt. Punktuell wird dabei etwas Impuls aus der Höhe zum Boden geführt, sodass
der Wind in Schauernähe böig auffrischt (Richtung Niedersachsen auch vermehrt im
Bft 7 Bereich). Diese Niederschläge fallen oberhalb von rund 200 m als Schnee
und können besonders im Bergland von NRW lokal/vorübergehend etwas Neuschnee
bringen.
Im Osten und Südosten bringt eine andauernde Gegenstromlage bis in die
Abendstunden hinein anhaltende Regenfälle, oberhalb von 400 bis 500 m etwas
Schnee (im Erzgebirge und an den Alpen dürfte oberhalb 600 m auch etwas Schnee
liegen bleiben). Diese Niederschläge ziehen sich jedoch zunehmend in die
Staulagen zurück. Dazwischen erstreckt sich ein Streifen kompensatorischen
Absinkens vom Schwarzwald über den Thüringer Wald bis zur Ostsee, wo es längere
Zeit trocken bleibt und erst am späten Nachmittag/Abend aus Westen einzelne
schwache Schauer aufziehen.
Die abendlichen Werte liegen meist zwischen 1 und 4 Grad, im Norden zwischen 4
und 6 Grad und im Bergland um oder etwas unter 0 Grad (mit teils mäßigem Frost
im höheren Bergland der Alpen).
Der Wind weht abseits der Schauerböen im Nordwesten überall schwach bis mäßig
aus West bis Nordwest.

In der kommenden Nacht zum Dienstag spaltet sich der Langwellentrog an seiner
Spitze (über Norditalien) in einen eigenständigen Randtrog ab, während der
Haupttrog nur geringfügig ostwärts vorankommt und mit seiner Achse mitten über
Deutschland liegt.
Diese Entwicklung zieht fast überall eine Wetterberuhigung nach sich. Die
Schauer vom Tag fallen in der ersten Nachthälfte im Westen, Südwesten, der Mitte
und dem Norden rasch in sich zusammen und nachfolgend wechseln sich dichte
Wolkenfelder mit klaren Momenten ab. Dabei klart es besonders im Südwesten am
stärksten auf. Eine Ausnahme bildet das Umfeld der Deutschen Bucht, wo weiterhin
rege Schaueraktivität unter der höhenkältesten Luftmasse erwartet wird, die etwa
bis auf eine Linie Bremen - Hamburg ins Landesinnere vorankommt.
Im Süden und Osten verläuft die Nacht hingegen wolkenverhangen, die
Niederschläge ziehen sich aber in den Bereich Bayerischer Wald - Alpenrand
zurück, wo es noch längere Zeit regnet, oberhalb von 300 m auch schneit. Dabei
fällt im Alpenstau 5 bis 10 cm, in höheren Staulagen 10 bis 20 cm Neuschnee
(markante Schneefallwarnungen wurden bereits ausgegeben) und auch im
Alpenvorland kann es für wenige Zentimeter Neuschnee reichen.
Schleswig-Holstein und die Küstengebiete verbleiben nachts knapp über 0 Grad,
sonst wird es mit 0 bis -5 Grad eine frostige Nacht (im Bergland teils auch
darunter, was besonders für den Schwarzwald gilt). Bedeutet, dass vielerorts mit
Straßenglätte gerechnet werden muss. Der Wind frischt im Küstenumfeld zeitweise
böig auf (Deutsche Bucht aus Nordwest, Ostsee aus Südwest) und spielt sonst
keine Rolle.

Dienstag ... liegt der Höhentrog weiterhin über Deutschland, sodass bei 500 hPa
Temperaturwerten von -30 bis -35 Grad (von Süd nach Nord) im Tagesverlauf wieder
mit einer regen Schauertätigkeit gerechnet werde muss. Schwerpunkt dabei ist die
Mitte und der Norden sowie die Region südlich der Donau. Die Schneefallgrenze
liegt meist zwischen 200 und 400 m, kann in einem kräftigen Schauern jedoch
vorübergehend bis in tiefe Lagen gedrückt werden. Im Harz werden dabei wenige
Zentimeter Neuschnee erwartet, genau wie vielerorts südlich der Donau. Im
Alpenstau fällt mit 4 bis 8 cm, lokal um 10 cm der meiste Neuschnee. Örtlich
kann im Norden auch ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen werden. Besonders
in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg verläuft der Tag meist trocken.
Die Höchstwerte liegen südlich der Donau zwischen 1 und 5 Grad und sonst
zwischen 4 und 8 Grad, im Nordosten und Westen regional um 10 Grad. Der
Nordwestwind weht schwach bis mäßig, im Norden (besonders in Schauernähe) teils
auch stark böig (Bft 7) und auf Sylt stürmisch (Bft 8).

In der Nacht zum Mittwoch fallen die Schauer meist wieder in sich zusammen und
die dichte Wolkendecke lockert zeitweise auf - besonders im Südwesten auch
stärker. Im Umfeld der Nordsee treten weitere Schauer auf und auch im Stau der
zentralen Mittelgebirge kann es immer wieder etwas Sprühregen (teils gefrierend)
oder einzelne Schneeflocken geben. Verbreitet muss mit Straßenglätte durch
überfrierende Nässe gerechnet werden, denn die Nacht wird fast überall wieder
eine frostig-kalte. Meist geht es auf -1 bis -4 Grad, im Süden auf -4 bis -7
Grad zurück mit lokal noch tieferen Werten im Bergland. Bleibt noch der
Alpenrand zu erwähnen, wo die Staulage mit leichten Schneefällen anhält und
wenige Zentimeter Neuschnee bringt. Der Nordwestwind weht schwach bis mäßig mit
einzelnen Böen im Küstenumfeld.

Mittwoch ... ändert sich wenig auf der synoptischen Bühne. Der Trog beginnt sich
über Deutschland abzuschnüren, sodass die höhenkälteste Luftmasse vor Ort
verbleibt und einen weiteren Tag mit reger Schauertätigkeit einläutet.
Vielleicht fallen die Schauer im Südosten dank dichter Bewölkung schwächer aus,
ansonsten treten sie deutschlandweit auf und fallen oberhalb von 200 bis 400 m
als Schnee. Da der Höhenwind weiter in die Knie geht sind selbst Schauerböen im
warnwürdigen Bereich unwahrscheinlich, sodass meist mit einem schwachen Wind aus
nördlicher Richtung zu rechnen ist. Die Höchstwerte liegen zwischen 4 und 8
Grad, lokal bei mehr Sonnenschein um 10 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag fallen die Schauer wieder in sich zusammen, nur in
einzelnen Staulagen wie den Alpen sowie den östlichen Mittelgebirgen schneit es
zeitweise noch leicht mit unbedeutenden Mengen. Vielerorts lockert die dichte
Wolkendecke auf, sodass es deutschlandweit mit 0 bis -7 Grad erneut eine
frostige Nacht wird. Ausgenommen davon sind die Küstenregionen. Der Wind weht
schwach aus Nord bis Nordost. Glätte durch überfrierende Nässe wird wieder
verbreitet ein Thema sein.

Donnerstag ... liegt das umfangreiche Höhentief über Süddeutschland, dem
Alpenraum und Ungarn und beginnt sich zunehmend zonal auszurichten. Dabei werden
Hebungsfelder von Ost nach West über Deutschland geführt, allerdings ergeben
sich noch Unsicherheiten innerhalb der Numerik bezüglich Intensität und
Zugrichtung. Aus heutiger Sicht könnten wird gar zwischen den stärksten
Hebungsästen liegen, was für viele in Deutschland einen freundlichen Tag
bedeuten würde.
Allerdings deuten die meisten Modelle von Polen und der Tschechischen Republik
auf den Südosten und Osten ausgreifende leichte Niederschläge an, die aus
heutiger Sicht oberhalb von 200 bis 300 m als Schnee fallen. Besonders am
Erzgebirge und am Bayerischen Wald kann es etwas Neuschnee geben. Im Westen und
Norden bleibt es bei aufgelockerter Bewölkung abgesehen von einem geringen
Schauerrisiko meist trocken. Der Wind weht schwach aus Nord bis Nordost und das
bei Höchstwerten von 6 bis 10 Grad, im Niederschlag zwischen 2 und 5 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Entwicklung während der Kurzfrist wird innerhalb der Numerik meist recht
einheitlich gesehen. Die einzigen Unterschiede ergeben sich zum Donnerstag bei
der zonalen Ausrichtung des Höhentiefs, das je nach Modell unterschiedlich weit
nach Norden ausgreift. GFS ist dabei am nördlichsten, IFS am südlichsten. Das
entscheidet sicherlich, wann und wie weit westlich Niederschläge von Osten auf
Deutschland übergreifen können.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy