DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-04-2021 08:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.04.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z

Spätwinterliches Aprilwetter. Im Bergland teils kräftige Schneefälle. Gewitter
mit Graupel und stürmischen Böen. Nachts verbreitet Frost und Glätte. Zum
Donnerstag Beruhigung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... hat sich eine Troglage eingestellt, wobei der maßgebliche
Protagonist, ein großer Langwellentrog vom Nordmeer und Skandinavien über
Mitteleuropa bis ins zentrale Mittelmeer reicht. Dieser Trog ändert seine Lage
zunächst kaum und wird durch an seiner Westflanke nach Süden laufende Randtröge
regeneriert. Zwischen dem zugehörigen und über Nordskandinavien liegenden
Sturmtief und einem kräftigen Hoch mit Zentrum westlich von Irland wird sehr
labile Polarluft arktischen Ursprungs nach Deutschland gesteuert. Die Temperatur
liegt in 850 hPa um -8°C, in 500 hPa bei ca. -40°C, sehr wechselhaftes und
kaltes Aprilwetter ist die Folge.

Schon in den Frühstunden ziehen Schauer, als Schnee und Graupel, vom Nordwesten
bis in die östliche Mitte und bringen teilweise bis ganz runter Glätte durch
Schneematsch und im Bergland oberhalb von 400m auch teils mehrere cm Neuschnee.

Tagesüber entwickeln sich vermehrt kräftige Schnee- und Graupelschauer sowie
kurze Gewitter, wobei eine Regionalisierung schwer fällt. Das ganze Land ist
betroffen. In Staulagen kann es dadurch auch längere Zeit schneien. Im Bergland
sind oberhalb von 400 bis 600m einige cm Neuschnee möglich, im Flachland kann es
bei kräftigen Schauern vorübergehend glatt werden. Begleitet wird das Ganze von
einem stark böigen West- bis Nordwestwind mit Böen 6 bis 7 Bft über der Mitte
und im Süden, im Norden gibt es in Schauern häufiger Bft 8, an der Nordsee und
in Hochlagen 9 bis 10 Bft. Die Temperaturen liegen auch nachmittags nur zwischen
2 und 7°C, oberhalb etwa 500 bis 600 m herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch verbleiben wird unter dem westlichen Teil des
Langwellentroges. An der labilen Schichtung und dem Temperaturniveau in der
unteren/mittleren Troposphäre ändert sich nicht viel.

Die Schauerneigung lässt tagesgangbedingt nach, vor allem an der Ostsee und in
Staulagen der Mittelgebirge sind noch längere Zeit Schnee- und Graupelschauer
oder kurze Gewitter unterwegs. Ganz im Süden an den Alpen verstärkt sich die
Staukomponente wieder, so dass durchaus 5 bis 15 cm Neuschnee fallen können.

Im Verlauf der Nacht greift auf den Nordwesten ein vor allem am Boden und in der
unteren Troposphäre ausgeprägter Trog mit vorderseitiger Warmluftadvektion und
kräftiger Hebung über. Von der Nordsee bis zur Eifel kommen schauerartige
Niederschläge, meist nasser Schnee auf. Bis ganz runter ist Schneematsch oder
eine dünne Schneedecke möglich, im Bergland, schon ab 200 bis 400m sind
eventuell 5 bis 10 cm Neuschnee drin, je nach dem, inwieweit Mittelgebirge im
Nordwesten schon involviert sind. Diese fallen teilweise auch in 6 Stunden,
sodass auch markante Warnungen angebracht erscheinen.

Mit dem Übergreifen des Troges frischt der Wind im Westen wieder auf mit
einzelnen 7er Böen. Ansonsten bleiben kräftige Böen 7 bis 8 Bft vor allem fürs
Bergland und die Küsten angezeigt.

Die Temperatur geht außer an den Küsten verbreitet in den leichten, im Bergland
teils mäßigen Frostbereich zurück. Dabei muss mit Glätte durch Schnee,
(gefrierenden) Schneematsch oder gefrierende Nässe gerechnet werden.


Mittwoch... bleibt die Zirkulation stark meridional geprägt. Der Höhentrog
erstreckt sich vom Nordpolarmeer bis zum Mittelmeer, während über dem nahen
Atlantik ein Höhenrücken die Stellung hält. Insgesamt verschiebt sich der
Schwerpunkt des Troges etwas nach Osten. An seiner Westflanke dauert der Zustrom
der sehr kalten Meeresluft arktischen Ursprungs weiter an. Daran ändert auch die
Tatsache nichts, dass die Temperatur in 500 hPa von Westen her etwas ansteigt.

Der nächtliche Trog wird vom Nordwesten südostwärts gesteuert. Mit der
kräftigen, überwiegend aus Warmluftadvektion resultierenden Hebung (die
Schichtung stabilisiert dadurch vorübergehend etwas) breiten sich die
Schneeregen und Schneefälle bis in den Südosten aus, während dahinter ein
Höhentrog folgt, der die Schicht wieder labiler gestaltet und die Niederschläge
somit wieder konvektiven Charakter annehmen. Vor allem über dem Norden und der
Mitte können sich auch wieder einzelne Gewitter mit Graupel bilden. Die
Glättegefahr und die Möglichkeit von etwas nassem Schnee ziehen sich Lagen
oberhalb von 400 bis 600m zurück, vor allem am Vormittag kann es aber auch bis
ganz runter nassen Schnee oder Schneematsch mit Glätte geben. Bei kräftigen
Schnee- und Graupelschauern besteht aber nach wie vor auch in tiefen Lagen und
tagsüber Glättegefahr.

Im Tagesverlauf frischt an der Südwestflanke des Bodentroges der Wind wieder auf
mit steifen und einzelnen stürmischen Böen. Der Nordosten bleibt von den
Niederschlägen und der Windzunahme teilweise ausgespart und auch der äußerste
Südwesten (Saarland, Teile von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) bekommt
zumindest von den Niederschlägen eventuell nicht viel mit.
Die Modelle haben sich was den Trog und die Niederschläge angeht, angenähert,
wirklich kongruent sind sie aber nicht.

Die Temperaturen ändern sich kaum, bei 2 bis 8°C ist tagsüber Schluss und im
höheren Bergland oberhalb von 600m herrscht meist leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag wird der Trog mit der höhenkalten Luft langsam nach
Osten abgedrängt, gefolgt von einem Höhenrücken, der über die Nordsee zu uns
schwenkt. Damit stabilisiert die Schichtung und es baut sich eine
Bodenhochdruckzone über Frankreich und Süddeutschland auf. Vor allem am
östlichen Alpenrand sowie im Norden und Osten kommt es aber noch zu weiteren
Schauern oder schauerartigen Niederschlägen, die bis ganz runter häufig als
Schnee und Graupel fallen. Vor allem im Südwesten lockert die Wolkendecke auch
stärker auf. In Staulagen des Erzgebirges sind 1 bis 5 cm Neuschnee möglich, an
den Alpen eventuell auch 5 bis 10cm.

Die Temperatur sinkt auf Werte um 0 Grad ganz im Norden, sonst gibt es häufig
leichten Frost und gebietsweise Glätte durch geringen Schnee oder gefrierende
Nässe.
Der Gradient fächert auf und entsprechend lässt der Wind nach. Anfangs im Süden,
ansonsten an den Küsten und im Bergland sind steife Böen zu erwarten, an der See
und auf einigen Gipfeln auch stürmische Böen oder Sturmböen, wobei
auch dort die Tendenz zur Windabnahme zu sehen ist.


Donnerstag... schwenkt der flache Höhenkeil über uns hinweg nach Osten und
Südosten. Das vorgelagerte Bodenhoch zieht sich schon wieder zum Alpenraum und
dem Balkan zurück. Wir verbleiben aber an seinem Rand in einer
schwachgradientigen auf West bis Südwest drehenden niedertroposphärischen
Strömung. Damit wird im Tagesverlauf etwas mildere Luft zu uns gesteuert, in der
die Temperaturen in 500 hPa deutlicher ansteigen auf ca. -25°C, als in 850 hPa,
wo erst zum Tagesende -2 bis -7°C anstehen.

Durch die Warmluftadvektion an einer Warmfront über der Nordsee ziehen über dem
Norden teils mehrschichtige Wolken durch. Ansonsten ist die Schichtung zunächst
bis 800, 750 hPa instabil und es bilden sich Quellwolken, die eventuell über dem
Nordosten und Osten noch für schwache Niederschläge gut sind.
Nur ganz im Südwesten, nahe dem Höhenrücken macht sich stärkeres Absinken
bemerkbar mit längeren sonnigen Abschnitten.

Der Temperaturtrend zeigt allmählich wieder aufwärts. Bei längerem Sonnenschein
sind ganz im Südwesten lokal wieder mehr als 10 Grad möglich, sonst liegen die
Nachmittagswerte meist zwischen 6 und 10 Grad im östlichen Bergland aber
darunter.

Zwischen Ostsee und Erzgebirge lebt der Wind mit dem Tagesgang wieder auf und es
sind einzelne Bft 6 bis 7 aus westlicher Richtung möglich. Darüber hinaus kommt
es auf einigen Gipfeln nach Osten hin und an den Küsten zu steifen bis exponiert
stürmischen Böen.

In der Nacht zum Freitag ziehen sich Rücken und Bodenhoch weiter zurück und wir
gelangen auf die Vorderseite eines Troges über Nordwesteuropa. Die Strömung
kommt nach wie vor aus westlicher Richtung. Dem Norden nähert sich die Kaltfront
eines Skandinavientiefs an, greift aber noch nicht über. Vorderseitige Hebung
durch Warmluftadvektion lässt aber starke Bewölkung und etwas Regen im Norden
aufziehen. Über der Mitte und dem Süden überwiegt aufgelockerte, nach Süden zu
geringe Bewölkung, was wieder Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ermöglicht. Im
Norden bleibt es unter der abschirmenden Bewölkung frostfrei. Dafür verschärft
sich ganz im Norden der Gradient wieder leicht und an den Küsten sind steife,
exponiert stürmische Böen aus Südwest bis West zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundsätzliche Entwicklung ist unstrittig. Unschärfen im Detail können nur
im Nowcasting abgefangen werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zesuchenr