DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-04-2021 17:30
SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.04.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Wechselhaft und kalt mit Schnee- und Graupelschauern teils bis in tiefe Lagen.
Dabei in den Niederungen nachts und morgens, in Lagen ab 600 m auch tagsüber
Glätte möglich.
An der Nordsee stürmischen Böen, auf exponierten Bergen Sturmböen. Kurze
Graupelgewitter mit Glättegefahr auch tagsüber. In Staulagen der Alpen bis
Mittwochabend durchaus 20 bis gut 40 cm Neuschnee. In der Nacht zum Mittwoch bis
Mittwochvormittag in den westlichen Mittelgebirgen örtlich über 5 cm Neuschnee
möglich.
Am Donnerstag leichte Wetterberuhigung sowie Milderung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... Ein kräftiger Höhentrog über Deutschland, der von Nord- bzw.
Nordosteuropa ausgeht, schwenkt mit seiner Hauptachse nach Polen. Ein Randtrog
schwenkt aber bis morgen früh von der Nordsee zum westlichen und nördlichen
Deutschland. Die dem Haupttrog vorgelagerte Kaltfront überquert rasch die Alpen.
Mit der in allen Schichten auf Nordwest drehenden Strömung gelangt Meeresluft
arktischen Ursprungs nach Deutschland, wobei in 500 hPa die Temperatur
vorübergehend auf -40 Grad sinkt. In 850 hPa geht die Temperatur auf -8 bis -10
Grad zurück. Die Luft ist bis ca. 600 hPa recht labil geschichtet, jedoch nimmt
die Schaueraktivität tagesgangbedingt ab. Nichtsdestotrotz muss vor allem von
der Nordsee bis zu den Alpen, bedingt auch ganz im Nordosten durch den
Ostsee-Lake-effekt gelegentlich mit Schnee- oder Graupelschauern gerechnet
werden. Zuvor schneit es ganz im Süden noch einige Stunden teils bis in tiefe
Lagen. Die simulierten Niederschlagsmengen liegen in den Schauergebieten aber
12stg. nur zwischen 0,5 und 4 mm, bei ICON-D2 und Euro4 in den Staulagen der
westlichen Mittelgebirge teils bei 5 bis 9 mm. Im westlichen Niedersachsen
werden vereinzelt über 10 mm simuliert. Dort kann man sich auch von der Nordsee
her Graupelgewitter vorstellen. Dann könnte auch stärkere Glätte entstehen, aber
insgesamt kann es auch durch Überfrieren glatt werden. Nahezu trocken ist es
nach den Modellen in einem Streifen vom östlichen Schleswig-Holstein bis nach
Ostsachsen. Im Stau der Alpen können dagegen größere Niederschlagsmengen, etwa
10 bis 15 cm, in exponierten Staulagen auch 15 bis gut 20 cm Neuschnee
zusammenkommen.
Die Tiefstwerte liegen meist im Frostbereich zwischen 0 und -3 Grad und nur bei
auflandigem Wind an der See kann die Temperatur bei +1 Grad liegen. Im oberen
Bergland und ganz im Süden gibt es gar Werte um oder unter -5 Grad.

Dienstag ... dauert die Troglage an. Der Langwellentrog ändert seine Lage nur
wenig und wird durch in seiner Westflanke nach Süden laufende Randtröge
regeneriert, die nach Deutschland reinlaufen. Zwischen einem über
Nordskandinavien liegenden Sturmtief und dem kräftigen Hoch mit Zentrum westlich
von Irland wird nach wie vor labil geschichtete Polarluft arktischen Ursprungs
nach Deutschland gesteuert (T850 um -8°C, T500 um
-40°C), in der sehr wechselhaftes und kühles Aprilwetter garantiert ist.

Es entwickeln sich verbreitet und wiederholt teils kräftige Schnee- und
Graupelschauer (im Lee weniger als im Luv) sowie kurze Gewitter. Die simulierten
Niederschlagsmengen liegen meist zwischen 1 und 7 mm mit den hohen Werten in den
Staulagen der westlichen Mittelgebirge. In den Alpen liegen die Mengen meist bei
5 bis 10 mm.
Begleitet wird das Ganze von einem stark böigen Nordwest- bis Westwind mit Böen
6 bis 7 Bft über der Mitte und im Süden, an der Nordsee häufiger mit Böen Bft 8
und auf den Bergen mit 9er bis 10er Böen. In Nordwestdeutschland kann es bei
einem Graupelschauer auch eine stürmische Böe landeinwärts geben.
Die Temperaturen liegen auch nachmittags nur zwischen 2 und 7°C, oberhalb von
600 bis 700 m herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch verbleiben wird unter dem westlichen Teil des
Langwellentroges. An der labilen Schichtung und dem Temperaturniveau ändert sich
nicht viel.

Die Schauerneigung wird tagesgangbedingt schwächer, vor allem an der Ostsee und
in Staulagen der Mittelgebirge sind noch Schnee- und Graupelschauer oder ein
kurzes Gewitter unterwegs. Ganz im Süden an den Alpen verstärkt sich die
Staukomponente erneut, so dass durchaus 5 bis 10 cm Neuschnee fallen können, in
exponierten Staulagen auch bis 15 cm.

Im Verlauf der Nacht greift auf den Nordwesten ein Bodentrog über, der von SH
bis zur Eifel schauerartige Niederschläge, meist Schneeregen oder nassen Schnee,
aufkommen lässt. Ursache für die Hebung ist kräftige WLA im Bereich des Troges
und kurz davor (der Höhentrog erreicht lediglich die östliche Nordsee). Bis ganz
runter ist Schneematsch oder etwas nasser Schnee möglich, im Bergland eventuell
5 bis 10 cm Neuschnee (Raum Eifel und Rothaargebirge).

Mit dem Übergreifen des Troges würde auch der Wind wieder auffrischen, Bft 7
sind in tiefen Lagen des Nordwestens zu erwarten, Bft 8 im Bergland und
Sturmböen wäre die Option für die Nordsee. Allerdings simulieren die Modelle
noch unterschiedlich. IFS und GFS haben eine östlichere Lage des Troges und IFS
simuliert gar ein kleines Bodentief über dem östlichen Niedersachsen am
Mittwoch, 06 UTC.

Die Temperatur geht außer an den Küsten verbreitet in den leichten, im Bergland
teils mäßigen Frostbereich zurück. Dabei muss mit Glätte durch Schnee,
(gefrierenden) Schneematsch oder gefrierende Nässe gerechnet werden.

Mittwoch ... erstreckt sich der Höhentrog weiter vom Nordpolarmeer bis zum
Mittelmeer, während über dem nahen Atlantik ein Höhenrücken die Stellung hält.
Der o. e. Kurzwellentrog schwenkt von der südöstlichen Nordsee zum östlichen und
südlichen Deutschland und vorgelagert ist der Bodentrog, der ebenfalls nach
Südosten wandert. Von Nordwesten strömt weiterhin Polarluft arktischen Ursprungs
zu uns. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Temperatur in 500 hPa
von Westen her etwas ansteigt.

Der Bodentrog wird von GFS und IFS weiter etwas schneller nach Südosten
verlagert. Insgesamt ändert das aber nicht viel an dem wechselhaften
Wettercharakter. Im Bodentrogbereich gibt es eher flächige Schnee- oder
Schneeregenfälle und anschließend fallen erneut Schnee-, Schneeregen- oder
Graupelschauern, teils mit Blitz und Donner.

Zudem frischt der West- bis Nordwestwind in Böen stark bis örtlich stürmisch
auf, jedenfalls nach Lesart von IFS/GFS. Beim ICON stehen eher 7er Böen auf der
Karte und die Bft 8 gibt es hier meist nur in etwas höheren Lagen. Selbstredend
ist bei einem kurzen Graupelgewitter vereinzelt eine 8er Böe möglich (Mittelwind
in 850 hPa bei ICON meist 30 bis 35 kt).

Die Temperaturen ändern sich kaum und erreicht 2 bis 7°C, im höheren Bergland
oberhalb von 600 bis 700 m herrscht meist leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Donnerstag wird der Trog mit der höhenkalten Luft langsam nach
Osten abgedrängt, gefolgt von einem Höhenrücken, der mit seiner Achse nach
Nordwestdeutschland schwenkt. Damit stabilisiert die Schichtung und es baut sich
eine Bodenhochdruckzone über Frankreich und Süddeutschland auf. Vor allem am
östlichen Alpenrand und im Norden und Osten kommt es aber anfangs noch zu
Schauern oder schauerartigen Niederschlägen, die bis ganz runter meist als
Schnee und Graupel fallen. Vor allem im Südwesten und von SH bis nach
Nordbrandenburg (IFS) lockert die Wolkendecke auch stärker auf.

Die Temperatur sinkt auf Werte um 0 Grad ganz im Norden, sonst gibt es häufig
leichten Frost und gebietsweise Glätte durch geringen Schnee oder gefrierende
Nässe.
Mit Gradientauffächerung schwächt sich auch der Wind ab. Anfangs kann es an der
See und im Südosten noch steife bis stürmische Böen geben.

Donnerstag ... Der recht flache Höhenkeil schwenkt über uns hinweg nach Osten
und Südosten. Das vorgelagerte Bodenhoch wandert vom Alpenraum nach Italien bzw.
zum nordwestlichen Balkan. Damit dreht die Strömung in der niederen Troposphäre
auf Südwest und so kann mildere Luft aus dem Raum Ärmelkanal/Biskaya zu uns
strömen (dies korrespondiert mit einer Warmfront über Norddeutschland).
Entsprechend zeigt sich zwischen 500 und 1000 hPa WLA und es werden viele Wolken
simuliert und in der Nordhälfte sowie im südöstlichen Mittelgebirgsraum kann es
örtlich etwas regnen, anfangs vor allem im Bergland auch noch schneien. Nur ganz
im Südwesten könnte es größere Wolkenlücken geben. Bis zum Abend steigt die
Temperatur in 850 hPa auf -5 Grad an der Oder und 0 Grad am Hochrhein. Damit
gibt es auch höhere 2-Meter-Temperaturen: Die Höchstwerte liegen meist zwischen
6 und 10 Grad, in Südbaden können 11 oder gar 12 Grad erreicht werden. Der Wind
frischt zwar im nördlichen und östlichen Mittelgebirgsraum sowie an der Nordsee
auf, meist treten aber nur 5er und einzelne 6er Böen auf. Auf exponierten
Gipfeln sind allerdings Sturmböen möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Einige Unterschiede wurden oben besprochen. Ansonsten simulieren die Modelle
recht ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels leusden