DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-03-2021 17:01
SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.03.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Mit einer Kaltfront deutlicher Temperaturrückgang in Richtung "normalerer"
Werte. Im Süden am Donnerstag vereinzelte Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... bestimmt ein markanter Höhenkeil, der vom Mittelmeer nach
Mitteleuropa reicht, mit Absinken unser Wetter. Daran schließt sich nach
Nordwesten hin ein abtropfender Trog an. Das neu entstehende Höhentief zieht ins
Seegebiet westlich Irlands, während der Resttrog nach Südosten schwenkt und mit
seiner Achse Donnerstagmorgen das deutsche Küstengebiet erreicht. Dabei wird der
Keil nach Süden und Westen abgedrängt und auch die zunächst im Bodendruckfeld
vorhandene Hochdruckdruckzone macht Platz für eine flache Rinne, welche mit
eingelagerter Kaltfront auf den Norden übergreift.
Die Kaltfront kommt auf antizyklonalem Weg zu uns und von Kaltluftadvektion
überlagert, sodass an ihr wenig bis keine Wetteraktivität zu finden ist.

Sie greift auf den Norden Deutschlands mit starker Bewölkung, aber ohne
nennenswerten Niederschlag über. Unter den Wolken bleibt es recht mild.
Da aber auch ansonsten die Erwärmung der Luftmasse zuvor vorangeschritten ist,
werden die Regionen mit Bodenfrost kleiner, Luftfrost ist kein Thema mehr.

Donnerstag ... regeneriert sich der Höhenrücken, dann negativ geneigt, und weist
vom westlichen Mittelmeer über GB in den isländischen Raum. An seiner Ostflanke
verlagert sich der Kurzwellentrog über den Nordosten nach Polen, derweil sich
die nordwestliche Höhenströmung dahinter wieder glättet.

Die Kaltfront, vom Trog überholt und KLA überlaufen, rückt mit teils
mehrschichtiger, aber teils auch aufgelockerter Bewölkung bis in den
Mittelgebirgsraum vor. Vor allem über dem Osten und Nordosten sind auch ein paar
schwache Schauer oder etwas Regen möglich.
Präfrontal labilisiert die Schichtung und mit etwas Feuchteanreicherung wird
auch etwas ML CAPE generiert. Über dem Mittelgebirgsraum, vor allem aber über
dem Süden sind einzelne Schauer nicht ausgeschlossen. Ob es zu Gewittern reicht,
bleibt fraglich. Ganz ausgeschlossen sind vereinzelt gewittrige Schauer aber
nicht.

Mit Frontpassage frischt der auf nördliche Richtungen drehende Wind böig auf.
Über dem östlichen Mittelgebirgsraum und nach Nordosten hin sind einzelne starke
bis steife Böen möglich, das wird aber nicht zwingend warnrelevant.
Rückseitig sorgt kräftige Kaltluftadvektion für einen raschen Druckanstieg,
wodurch sich der von einem Hoch südlich von Island ausgehende Keil über die
südliche Nordsee hinweg in Richtung Baltikum, aber auch nach Deutschland hin
ausweitet.

Im Südwesten und Süden findet noch kein Luftmassenwechsel statt. Unter Absinken;
im Zusammenspiel mit fast ungehinderter Einstrahlung sind erneut frühsommerliche
Höchsttemperaturen zwischen 20 und 26 Grad zu erwarten. Aber auch über der Mitte
beschränkt sich der Temperaturrückgang meist auf wenige Grad. Im Norden macht
sich die einfließende kältere Meeresluft aber deutlich bemerkbar. Hier liegt die
Temperatur am Nachmittag unter 20 Grad. An den Küsten und in deren Umfeld werden
auch die 10 Grad eher nicht mehr erreicht.

In der Nacht zum Freitag schwenkt die Achse der Bodenhochdruckzone über
Deutschland etwas nach Süden. Damit dauert das Absinken im Wesentlichen an.
Etwas Restbewölkung der Kaltfront hält sich noch über der Mitte, aber auch von
der Nordsee her können in den Nordwesten wieder dichtere, meist tiefe Wolken
eindringen.
Ganz im Süden, vor allem an den Alpen sind auch noch ein paar Schauer, anfangs
eventuell auch noch vereinzelte Gewitter möglich, auch wenn für Beides die
Wahrscheinlichkeit nicht besonders groß ist.
Dort wo es im Norden und Nordosten in der frischen Kaltluft längere Zeit
aufklart, ist leichter Frost zu erwarten, der sich ansonsten auf ungünstige
Lagen im Mittelgebirgsraum beschränkt. Bodenfrost tritt über dem Norden und der
Mitte wieder häufiger auf.
Unterdessen formiert sich im Lee der Skandinavischen Gebirge der nächste
Kurzwellentrog, der mit vorgelagerter Kaltfront südwärts steuert.

Freitag ... verbleibt Deutschland zwischen hohem Potenzial über dem nahen
Atlantik und einem LW-Trog ost-nordöstlich von uns unter der nordwestlichen bis
nördlichen Höhenströmung. Dabei zieht der nächste Randtrog von Skandinavien her
auf den Vorhersageraum zu, der mit einem Bodentrog sowie der erwähnten Kaltfront
korreliert.
Die zugehörige Bewölkung erfasst im Tagesverlauf die nördlichen Landesteile, es
gibt nur wenige Schauer oder ein paar Tropfen Regen. Zwischen dem langsam nach
Süden vorstoßenden Hochkeil und dem sich von Norden nähernden Bodentrog
verschärft sich der Gradient soweit, dass der auf Nordwest drehende Wind
vornehmlich im Norden und Nordosten stark böig auffrischt.
Insbesondere an der nordfriesischen Küste und an der Ostsee, gebietsweise aber
auch im Binnenland sind Böen 7 Bft, an exponierten Küstenabschnitten gar 8 Bft
zu erwarten.

Ansonsten schafft die Kaltfront im Süden den Durchbruch bis zu den Alpen. Vor
allem dort sowie an der Grenze zur Schweiz sind einzelne Schauer drin, auch wenn
ICON davon kaum etwas wissen will.

Ansonsten scheint aber im Süden und der Mitte trotz einiger Quellungen
(Inversion zwischen 900 und 850 hPa) die Sonne, und auch im Norden gibt es
Regionen, wohl am ehesten im Nordosten, wo längere Zeit die Sonne scheint.
Bei der Temperatur gilt es Einbußen; mehr als 15 bis 20°C sind im Süden und
Südwesten nicht mehr drin. In den übrigen Regionen stehen 10 bis 15°C auf dem
Zettel, in Seenähe mit auflandiger Windkomponente sind einstellige Höchstwerte
an der Tagesordnung.

In der Nacht zum Samstag dreht die Höhenströmung auf fast glatt Nord, während
der Randtrog unter weiterer Amplifizierung über Polen südostwärts schwenkt.
Vor allem im Osten sowie an den Alpen kann es mitunter regnen, im Erzgebirge
(T850 um -5°C) auch schneien. In den übrigen Landesteilen bleibt es unter dem
zum nördlichen Balkan gerichteten Hochkeil meist trocken, bei teils geringer
Bewölkung. Im Bergland, bei längerem Aufklaren sowie ausreichender
Windabschwächung auch im Norden, ist gebietsweise leichter Frost möglich.

Samstag ... liegen wir unter dem Einfluss einer vom Nordatlantik über
Mitteleuropa nach Südosten verlaufenden Hochdruckzone. Der Trog über Osteuropa
entfernt sich dabei, während über die Nordsee ein Keil nach Südosten schwenkt.
Über Skandinavien wird er von einer Warmfront überlaufen, was aber keinen
Einfluss auf unser Wetter hat.

Vor allem nach Osten hin halten sich in feuchterer Luft noch einige Restwolken,
die aber nur schwache Niederschläge hinterlassen.
Ansonsten scheint meist die Sonne, bei wenigen lockeren Quellwolken (Inversion
bei ca. 900 hPa). Reste etwas milderer Luft sind höchsten noch ganz im Westen
und Südwesten zu finden, wo in 850 hPa +3°C erwartet werden, sonst ist kalte
Luft am Start, in der die Temperatur in 850 hPa zwischen 0 und -6°C liegt.
Trotz kräftiger Einstrahlung müssen wir uns wohl mit Maxima von 8 bis 13°C, im
Westen und Südwesten örtlich 15°C begnügen.

Der im Norden nordwestliche, sonst nördliche bis nordöstliche Wind frischt
tagsüber leicht böig auf mit einzelnen 7er Spitzen exponiert im östlichen
Bergland.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich. Die Konvektion Donnerstag
und Freitag ganz im Süden ist noch mit größeren Unsicherheiten behaftet. Der
Wind am Donnerstag ist noch nicht warnwürdig, am Freitag dann aber schon.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner